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Object: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

F' 
Aus vor amerikanischer Gesellschaft. Die Zahl der rrali- 
stischeN amerikanischen Filme, die nach Europa verschlagen werden, 
mehrt sich. Man erfährt zwar nicht aus ihren Handlungen, doch 
aus ihren Staffagen und Hintergründen einiges über das wirk 
liche amerikanische Leben. Vor allem die Straßen stellen sich' in 
ihnen dar, Straßen aus New York und anderen Städten, geschäft- 
ltche Abwicklungen, der Ladenverkehr, das Dasein der kleinen Eri- 
stenzen. Die Grotesken Zeigen dergleichen nicht, sie setzen den 
Alltag voraus. Er zeigt sich in vielen Bildern in dem Film: 
„Frau van Cordans Vergangenheit", den die 
Biberbau-Lichtspiele vorführen. Frau van Cordan war 
vor ihrer Ehe eine in Amerika gefeierte Schauspielerin und noch 
früher ein russisches Bauernmädchen; nicht, wie sie ihrem Manne 
und seiner Mutter angibt, eine russische Prinzessin.'Diese Lüge 
peinigt sie, an ihr geht sie zugrunde. Soll der Ahnenstolz der New 
Yorker Hautevolee gegeißelt werden? Die Tragik mutet euro 
päisch an und ist auch hier nicht von heute. Mae^Murrae spielt 
die Dame. Ihr Wuchs ist herrlich, im übrigen ist sie „dämonisch". 
Die schwarzen Haare sind gelöst, die Augen blicken bedeutungsvoll 
leer. Dunkles Russentum, wie man es sich so denkt. Nicht genug 
damit, verkörpert sie auch die aus Rußland zugewanderte kleine 
Schwester der Dame, die blond und unschuldsvoll lächelt, ein weib 
licher Aljoscha. Dostojewski, wie er leibt und lebt. Das Milieu ist 
ausgezeichnet. Frackhemden blitzen in den Hotels, man erhält Ein 
blick in die ärmlichen Partien der Weltstadt, Prunkfeste werden 
gefeiert. Dieser bildlichen Schilderungen wegen ist der- Film be 
sonders zu empfehlen, zumal auch die übrigen Rollen gut besetzt 
sind. raea. 
DLL VMIWM8LGONLM 
W«LL-O8OL»LLL. 
VON Dr. " 
Nit dem Merke: ..Oesediodte dar 
vdineslseden Rdilosoplile" VON R V. 
Zsnker (Reiedenberg, Oebr. Stiepel, XL, 346 
Leiten, geb. cF 8) wird 2um ersten Nale eins 
Gesamtdarstellung der edinssiseden Rdilosopdle 
naed den Quellen unternommen. Der erseblenene 
brsis Rand umkakt die vorgesediedtlielie Rpoede 
nnd die klassisede Zeit bis Lur Ran-D^nastie 
(266 v. Odr.); der 2weite soll bis rum LturZ der! 
Nandscdu-DvnaZtie reiedsn. 
Das Merk kommt im riedtigen Augenblick. Xaed- 
dem die Meltwirtsedakt bereits daran ist, Ost- 
asisn idrem wie immer gestörten Kreislauf ein- 
^üverleiben, batmt 63 die Rrsedlieäirng der 
geistigen Näebte an, die seit Tausenden von 
ladren die Vvnrkliodkeit Ostasiens mitbestimmen. 
Mir daben neuerdings begonnen, naed Odina 
deutsebe wie überdaupt europäisedsRdilosopbis 
Ln expOrtlersn, die sebon längst niedt mebr die 
Rdiiosopdie Europas ist. Rs ist niedt melir als 
gereedt, ja, es ist notwendig sedlsedMin, daü 
aued umgekedrt die pdilosopdiseds Kntwiekelung 
Odinas sied dem europäiseben Verständnis end- 
Iled im Zusammendang darstelle. Mobei es sied 
von selbst verstebt, dad die kluge und 2urüek- 
daltende Vermittlung der kaktisenen geistigen 
Realitäten sedwerer ins Oewiebt fällt als jene un- 
kontrollierbaren westostlieden Rrüekensedlägs. 
die deute naed Art Rabindranatd TagOres und 
Keyserlings von vielen Leiten oMu ffurtiA ins 
Merü Jeset^t werden. Mas die europaiselie ös- 
keffieffte lelirt, ^ilt erst reefft kür die lcünlti^en 
Vechelrunsssn Esoffen Luropa und Asien: dulz, 
das OerneinZurne von Völkern, die in verselne- 
denenr llrFrund wurzeln, sied nur anr Nnde eines 
Langen (FeselnelrtsprOLesses lrerLusstellen nra§. 
Ls entsprinFt als eins b'olAe kruelitbarer WZver-> 
ständnisse, 2u denen jedenfalls die rnodisolren. 
LonstrukLionen ösüiedsr Meltbilder nieüt Zs- 
Lrörsn^ 
2-enksr dringt rnsffrers Voruussei^unZsn rnit, 
die chn LU dein Dienst an der von ilnn §ewik 
nieüt allein ?u losenden Aurgade bekälrigen, und 
AseiKnet sind, seineni Merk das Vertrauen Lu er 
werben. Dr ist ein Kenner des Olnnesiselien und 
KaL seine Darstellung auf das Ltudiurn der 
OriFinaltexte gegründet; die ^rloeit von ^alir- 
Lelinten stellt dalrinter. dLanelre seiner wesent- 
Lielren RelsAe sind, wie er ausdrüekliclr bernerkt,! 
vor inrn. noed nivdt naelr Kuropa ssedrunZsn. 
Xielrt rninder entselreidend tür den Drlolx des 
Vernrittlun^sversuodes ist die Aedie^ene plrilo- 
sopliiselie Lildunx, über die der Verfasser ^er- 
kü§t. Dr verdelrlt nirgends seine Iderkunft von! 
Kant, die ihn liäufi§ xenuF Analogien 2unr Trans-! 
^sndentalideLlismus finden lädt. Ader diese Üe-, 
§6§nunF6N werden nur rnit Vorsielit lrerdei- > 
xeL'üdrt, und die fremde OedankenAestalt tritt i 
deutlielmr liervor, wenn man sie, die Luletxt un- 
kakdar ist, von einem bestimmten, reinlielr fest- 
^elialtenen Milosoplriseken Ltandpunkt aus 2u 
ergreifen traedtet, als wenn man sied idrer mit 
Rilke eines pdänomen-oLoxiseden Vertadrens de- 
mäediiZt, das um seinen Standpunkt nielrt weid. 
Aum mindesten Feniekt jene ckrste DetraediunAS- 
v/eise in dem Dalle des Verfassers den VorsuF, 
da er sied spürbar dem Ligenwillen der Oe- 
dalte unterordnet und duredweF demüdt ist, das 
für die eedts Interpretation gebotene Verdältnis 
Lwiseden der passiven Teilnadme an dem Ltolf 
und seiner aktiven DormunA 2u wadren. Dured 
viele Kanäle strömt dieser idm 2U. Das Merk be- 
sedränkt sied niedt auf die Ideenxesedrodte, es 
weist aued auf die sorialen Zustände din, in denen 
die Ideen verankert sind. Der Mek des Ver 
fassers für die Aesellsedaftliede Mirkliedkeit ist 
ein weiteres AeuZnis für die DeFitimität seiner 
Deistuna. Dem Xweek der Vermittlun» kommt 
sedlielZlied eine Drosa ^ustattsn, deren Laedlied- 
keit und Urbanität sied an das breite Dudlikum 
der (Ledildsten wenden. 
Den Kennern unter den LinoloFtzn muL eine 
Rlosslerun!; im einzelnen üderlassen dleiben: die 
DrZänLunF. etwaiger KinssitiFkeiten und Deried- 
ti^unxen, vme sie dei Merken, die einen Anfang 
darstsllen, unvermeidlied sind. Im Radmen dieser 
MürdissunA ZenüFen eini§s Kindlieke, die einen 
Legriff von der Anlage und dem Indalt des 
Ruedes versedaffen. Ds dedt mit der Ledilderung 
der magised-animistiseden DrüdLeit an, für deren 
Kenntnis das dis ins 12. voredristliede 5adr- 
dundert ^urüekreiedende Vid-King iLued der 
Mandlungen) die wiedtigste Quelle ist. Die pdilo- 
sopdiseden Ansedauungsn jener Kpoede bereits 
sind naed Denker von dem moraliseden Centrum 
der dsstimmt. Aus idm erwäedst, ins Kosmo- 
lOgiseds gewandt, der Lsgriff des tao, der immer 
medr in den Mittelpunkt der alten Ddilosopdie 
mit idrer stark ausgedildeten 8o2ialmoral rüekt 
und im Verlauf der gesediedtlieden Kntwieklung 
die mannigiaedsten Mandlungen erkädrt. „Ls 
gidt einen Rimmelsweg (t d i e n - t a o), einen 
Meg der Krde (tu-tao)^und einen Meg des 
Uenseden (jen-tao), alle diese Mege sind nur 
ein Meg, der Meg des Kosmos.,Line Melt- 
darmnnis, die niedt nur dured die Unordnung in 
der Xatur, sondern aued dured die in Mr Dessll- 
sedaft gestört werden kann. Lo ledrt die im 
8 du - king entdaltene „Oroäe Regel": „ . .Menn 
man doedkadrend ist, regnet es beständig; der 
leiedtkertigsm getragen derrsedt andauernde 
IrOekendsit; bei Trägdelt derrsedt beständige 
RitLe; wenn man übereifrig ist, ist? es beständig 
kalt; wenn man blind gegen sied selbst ist, wedt 
beständig der 8turm." 
Kingedsnd wwd die klassiFede 2elt dedandelt, 
deren groüe Repräsentanten Kao-tss und 
Kdung- tse sind. Den Anstok 2u der dured 
sie doLeiedneten Lpaltung der Dedrmeinungen 
verlegt idr Verfasser ins Rraktisede; wne er 
üderdaupt von Anfang an den Rrimat der vrak- 
twelien Vernunft inn^npald der edinesiseden 
Rdilosopdis dedallptet. 2ur Trennung gekommen 
ist es üder der Trage, wie am besten 2u leben! 
sei: ob naed einer „Rdilo.sopdie der Tat" oder 
naod einer auf Keldst^ollendung dedaedten Rdilo- 
sopdie, die das Aeukere gering sedairt. Die Ana- 
Ivs^ sind überZeugend gekülirt; sie sueden das 
gedankliede Oerüst deraus^ustellen, dienen das 
Riograpdisode din^u und verscdmaden niedt die 
edarakterisierendf; Mirkung üderlieferter Anek 
doten. Der Lwiekaede Krkenntnissinn des tao-Re- 
griffs Dao - tses wird in ReLiedung gsseiLt 2u 
Kants Ding an sied und seiner Rrsedeinungs- 
welt; aufgewiesen aued der von ferne an den 
Rudddismus gemadnende m^stlsede Meg des 
edinesiseden Denkers, der ilm in den „deiligen 
Anaredismus" einmünden lädt, Idm, der auf 
LslbsteMsung absielt, tritt der um ein geringes 
jüngere Kdung-tse entgegen, der die Nenseddeit 
von idrem Deid erlösen will —- erlösen dured die 
„mvilwatorisede Naebt der Dssittung (li) und das 
leuebtsnde Beispiel der „Rersonlledkeiten", jener 
2umal, in deren Randen die Regierung liegt. 
Denker wedrt den Vorwurk des moraliseden 
Rigorismus von idm ab, den der spätere offizielle 
Konfuösanismus idm eingetragen dat, und legt 
den metapdvsisebed Kern der Dsbre frei,, die 
dured den 8atL, es seien dieRe.grlffe Mamen- 
ming) r i e d t i g 2 u s t e! l e n, idre Krönung er- 
dält. 
Der an Dao-tse sied ansedlieZende Taois- 
mus möedte auf der einen Leite dured Nagle 
und Zauber dem Absoluten sied nädern und ver 
fällt auf der anderen, das Absolute leugnend, 
einem bemmungslosen Relativismus. Leine Rlüte- 
2eit ist das fünfte und vierte äadrdundert, seine 
Rauptvertreter sind Die - tse und T 8 ebuang- 
t s e. Xeben dem Taoismus und KonkuLeanismus 
genlekt in jener Dpoede der sinkenden Teudalität
	        
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