bei
gewesen, in der Zuckerwirtschaft und bei dem
der
die
Glück und Elend der Oekonomen, und würzige Reime, die von
schönen Unverblümtheit eines Dunghaufens sind, erklären ihm
Galgen man die Krüppel band,
wär" es auch der Fabrikant",
Gegenbeispiel geschrieben. Ich bin auch
und ein Ehrenmal wird die Verdienste feiern, die sie sich im Welt
kriege erwarben. Wenn sie den Entwurf beurteilen könnten, hätten
fle vermutlich nur ein Lächeln übrig für die Torheit der Dkenjchen.
Da die Landwirtschaft in der Natur liegt, wird auch der Natur
schutz eifrig betrieben. Ruhig und menfchenrein will der Jäger seine
Wälder haben, wenn er die Hasen und Rehe schießt. Durch FotoS
und Panoramen wird die Häßlichkeit übertriebener Papierkörbe
entlarvt und das Unwesen aufdringlicher Hotelschilder und
Streckenplakate einwandfrei an den Tag gebracht. Die Einbrüche
der Zivilisation schänden die Ursprünglichkeit des grünen Reviers,
und nur schuldbewußt erinnere ich mich daran, daß mir bei meinen
Wanderungen einige barbarische Wegtafeln sehr willkommen ge
wesen sind. Sie sind gegen das Interesse der Landschaft, in der sich
der Großstädter von seinem Alltag erholen will, von den Straßen-
kämpfen und von der Politik, die er leider auch im Plakatlosesten
Gottessrieden immer wiedersindet. Die gesäuberte Natur in Ehren
— aber wenn sie nicht bleibt, wo sie ist, sondern die Wohnungen
überschwemmt, wird sie fürchterlich. Ich habe Geweihstühle an-
getrofsen, auf denen sich zweifellos auch Hermann Löns nur mit
Unbehagen niedergelassen hätte. Da haben es die emeritierten
Kapitäne doch besser — ihre mit Liebe angefertigten Segelschiff
modelle dienen wenigstens nicht zum Sitzen. Und die vielen Wald-
und Wiesengemälde werden sich auf den für sie bestimmten Wänden
ebenso unnatürlich ausnehmen wie die Butterbrotpapiere im Freien.
Von der im übrigen glänzend arrangierten Ausstellung strömt
die Grüne Woche nach Berlin herein Ueberaü begegnet man den
Stutzenhütchen, den schmucken Forsteruniformen, den Pelzen, den
knorrigen Stöcken. Sie füllen die Lokale, wallfahren über die
Asphaltäcker und ernten die Vergnügungen, die ihnen in Berlin
entgegengereist sind.
Natur der Natur.
„Am
Wert
steht unter einem
den Honigbroten
Alten Fritz, der in Büstenform den Seidenzuchtpavillon patronisiert,
sehe mich aber außerstande, die verschiedenen, nur dem Einge
weihten verständlichen Geheimnisse zu lüften, da ich noch viel
weniger als Fritz Tiddelfritz weiß und mich unter keinen Umstiurden
vor Onkel Bräsig blamieren möchte.
Das heißt, bei den landwirtschaftlichen Tieren muß ich doch
kurz verweilen. Sie sind ja nicht eigentlich fachwiffenschastlich,
sondern gewissermaßen Allgemeingut — diese prächtigen Kaninchen
mit den persönlich ausgebildeten Ohren, diese Bruthennen und ihre
Kücken, diese Wasservögel aus dem Zoo, die sicherlich glauben, daß
der für sie zubereitete Teich ein echtes Naturschauspiel sei. In
einem Saal treten die Tiere gleich regimenterweise auf. Er hallt
Wider vom Getose Zahlloser Kikerikis, das ich der Filmindustrie
zur Aufnahme in ihre Wochenschauberichte empfehle, damit das
Publikum nicht immer nur sich selber aus den Sporttribünen
brüllen hören muß. Die dazugehörigen Hähne tragen ihre Lappen
wie einen Kriegsschmuck und haben das selbstbewußte Auftreten
von Generälen, gegen das die Tauben in der Nachbarschaft nichts
auszurichten vermögen. Sie, die unsere Briefe durch die Lüste be
fördern, sind von abgeklärter Dicke, gurren still vor sich hin und
blicken mit franziskanischer Milde in die düstere Welt Erhaben
über die menschlichen Wirren, helfen sie doch nach Taubenkräften,
Grüne Woche.
LLr». Berlin, im Februar.
Ich bin durch die Grüne Woche gegangen, in den Aus
stellungshallen am Kaiserdamm, und habe mich wie aus dem
Land gefühlt. Wie auf dem Land? Wie in zehn Ländern zu gleicher
Zeit. Es ist, als habe sich die Landwirtschaft vervielfacht und sei
mit der Landwehr und dem ganzen Landsturm ausgerückt, um die
Reichshauptstadt zu erobern.
Da ist sie nun mitten in unserem Winter eingetroffen, und ich
gestehe, daß ich ein solches Massenaufgebot von Ländlichkeit noch
niemals erblickt habe. Scharen von Pflugscharen, Dreschmaschinen-
gewehre und Aufzuchtapparate — welcher Großstädter hätte auch
nur eine Ahnung von der Unsumme technischer Wunderwerke, die
ihm zur Tafelbutter und zu seinen Eiern verhelfen? Hier dringt
er ins Herz der Agrikultur, hier wird er belehrt. Gefällig un
geordnete Tabellen unterrichten ihn auf statistischem Wege über das
die eigentlich die Hersteller dazu veranlassen müßte, das LazM enä
ihres Films unverzüglich Zu ändern.
Für Ue Öffentlichkeit war der Film von vornherein nicht
gedacht. Dennoch erklärt die Filmoberprüfftelle genau, weshalb er
sich auch in der Öffentlichkeit nicht blicken lassen darf. Mag er im
Dunkeln vermodern — schade wäre es Zweifellos, wenn einige
ihrer Gründe nicht an die Öffentlichkeit kämen. So meint die
Filmoberprüfftelle ckwa, daß die Zulassung dieses einen Propa
gandafilms auch die anders gerichteter Propagandafilme zur Folge
hatte; was dw Ruhe und Sicherheit in Gefahr bringen könne.
Gewiß! Aber eine durch das Verbot jeder politischen Aeußerung
erkaufte Ruhe ist ungleich mehr mit bedrohlichen Spannungen ge
laden als eine, die vielleicht weniger »ruhig ist, aber' dafür Aus
sprachen ermöglicht. Und wahrt denn die Filmoberprüfftelle wirk
lich nach allen Seiten, hin ihre Parität? Sie hat den Nemarque-
Mm verboten und das „Flötenkonzert von Sanssouci" zügelnsten
— dieses nationale Eigengewächs, das in der Tat das deutsche
Ansehen Lm Ausland schwer schädigte, wenn es überhaupt ins
Ausland dränge. -- Ferner weist die Filmoberprüfftelle den Ein-
wand ab, daß es nicht ihre Sache sei, den radaulustigen Elementen
das Handwerk Zu legen, kapituliert also vor dem Herrn der
Blindschleichen und weißen Mäuse. Sie scheint sich mit de*r Po
liZei zu verwechseln, der es allein zrckäme das Publikum Zu
b escI h c ü h t zenw . ill die Öffentlichkeit mit den übrigen, kaum stich
haltigeren Begründungen des Verbotes verschonen. Niemand wird
einer Zensur, die selber auf einer rational faßbaren politischen
Willensüildung beruht, von vornherein das Recht absprechen, be
stimmte, den einsichtigen politischen Zielen des Staates abträgliche
Kundgebungen zu verbieten. Die Zensurmaßnahmen der Film-
oberprüfstelle aber verleugnen den politischen Willen, maßen sich
den Schein der Neutralität an und stützen sich aus windige Kon
struktionen. Sie sind kulturreaMonär und begünstigen rings um
uns einen Muff, den die durch sie eingeschüchterte Filmindustrie
nur noch vergrößern wird. Es tut gut, um dergleichen zu wissen.