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Metadata: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

kens voraus 
Klaus Llann ist an einem wied- 
äaru dienen können, idm selber das 
MedekLuerstatten, und mit der pom 
rieden, in äer sie gerade li^en. Dr erkennt äis 
«oLialen Verxkliodtungsn der äugend an, ^ird M 
einem Rarteigunger Ooudondovs-Kalsrgis und for 
dert 6O2ia1s Befreiung vermittels der Leodnik und 
mögliodst odns sociale Revolution. Kurr und gut, 
der junge Duroxäer ist fertig. Mieder drei äadre, 
und er dat sied weiter entväekelt. Der einstige Ver- 
nunktdasser billigt der Ratio jetrt den Rrimat in 
der Rolitik Zu und bekämpft die Nationalsosiadstsn. 
Zugunsten eines geeinten Luropa? ^ued über 
Duroxa sind idm Zweifel gekommen. Immer deut 
lieder spürt er undeutlied, äaL vir uns Mviseden der 
8oMa von Lonjetruülanä und der Odar^bäis eines 
Kuropa befinden, das Krönt gegen RuNand maodt. 
Und vüe er sied vor den dletdoäsn Roskaus füred- 
tet, so ängstigt idn die „blinde Verstooktdeit des 
kapitalistiLsden L^stems". 
tigen Runkt angelangt und, wie ied gern unter 
stelle, von ernstem Millen erfüllt. Dm so webe 
sollte er die Bedeutungen äer Morts kennen lernen, 
mit denen sr als 8edriftsteUsr ru Lautieren dat, und 
sied seine Ueinungen niedt auf Drund von Derüed-? 
ten bilden, sondern sie dured SMtematisodes 8tuäium 
erobern. Das wäre das Brsts. Denn wer einen 
Meg suedt, mull «um mindesten kür äis Manäerung 
ausgerüstet sein. 
pösen Brklarung: „Mir sind..4 konsequente ?L2l- 
fistsn mit soLialistiLoder BnätendenL". ^ls datte sied 
niedt von jeder äis Untätigkeit dinter soleden Nanl- 
fsstsu versedanLt! Danr am Bnäe, äaL ieKs niedt 
vergesse, drückt er noed den Munsod aus, „dured 
ständige Arbeit, ständige Vemüdung teilLndabsn an 
äer gedeimnisvollsn Vorwärtsbewegung äer Nensed- 
dsit.. z", 
led wüllte sedon, was sr runaedst anrukangsn 
datte, um sied mit vorwärts ru bewegen und niedt 
nur müLig auk der 8teUe «u treten. 8eins dring- 
liedsts Verpäledtung wäre; sied einmal wirklied in 
äen Osbieten unWussden, über äis sr jetrt von 
auLsn der sedreibt. Dann könnte es idm «um Bei- 
«pie! niedt msdr gesedsdsn, äaü er bsinads in einem 
^tem da« „eigens gottgewollte 8edieksal" anrieks 
und einer „soLialistiseden Lndtsnäenr" duldigtv; 
den Kommunismus als „äen einrigsn patdetisedsn 
Dlauben, äis einrigs rsligiöss Idee" vvrsdrts und 
in diesem 8til kortwädrend unrusammengedörigs Be 
griffs duredeiLLndermeLgte; sied «u so obsrüäed- 
lieden Aussagen wie der folgende^ verstiege: „via 
Meltansedauung des Naterialismus set^t eins ge 
waltsame Vergröberung unä Vereinkaedung des Den- 
Da «todt er nun. lind ^ar ungekädr auf dem 
Runkt, auf dem Döblin in seinem kürMod von 
mir im Keuilleton bssproedenen Vued: „Missen und 
Verändern!" den Ltudenten Roeke ab gestellt dat. 
Niedt so, als ob Klau« Uann mit Döblin äurodaus 
übereinstimmte! Meder möedts er sied so entsedieäen 
v^is dieser neben der Arbeiterscdakt aufdalten, noed 
denkt er daran, etva die Kunst xu sabotieren, noed 
ist er überdaupt völlig im Bilde. Binom RrinLen 
gleied „Idr seid vie sögsrnäe Bringen", Lat idm 
ein Kritiker vor äadren gesagt — steigt er viel- 
medr aus seinem Diteraturpalast in äis okfsntliode 
^rsna dernieäer. Dood aued er vürä sofort in äis 
leidige 2^isedenposition gedrängt, die Döblin ein- 
nimmt. In einer largen, um niedt Lu sagen verwirrten 
Lerminologie vergleiedt er äis euroxäisoden Verdält- 
nisss mit den russiseden und gelangt rum Lodluü, 
äak uns beide niedt passen» „Russisods Zustands 
kommen für uns niodt in Brags, und led nünsedte, 
äaü man sie uns niemals aukLULwingen versuedte. 
Mer ebensovenig -werden auf die Dauer Zu 
stände in Brage kommen- die, von äem... Beispiel 
Rußlands unberüdrt, entwieklungsfeinäliod in idrsn 
krassesten Bedlern bsdarren." Mas tun in dieser. 
Lage? Denn tun will man ja etwas als Duropaer und 
Intellektueller, äer man nun einmal ist» Klaus Uann 
begnügt sied mit einigen vagen Rekormvor2enlägon, 
die bestenfalls 
gute OewisMr 
Von Lr sEausi»« 
Haus Nanu dringt unter äsm Litel: u k 
8er 8uede naed einem Meg" einen Band 
Rrosa daraus, äer auüer einigen vier näder su er- 
örtsrnäen ^bdanälungen eins Reibe von Viedter- 
porträts, eins kleine Kollektion „Rariser Köpfe, ver- 
sedieäene Ltuäien unä Buedkritiken" sntdalt (Lrank- 
rnars Verlag, Berlin), Brüder daben LedriktsteUsr 
von Rang idre Referats unä anders dei Delegsn- 
Leit entstandene NiWellen aUenkallZ im ^iter ge- 
«ammelt oder äis ^ukbewabrung äieser 8xlitter unä 
Abfalls äen literariseden NaedlaLverwaltern anver 
traut. Die deutige äugend sedeint äarin von äsr 
modernen Industrie gelernt su daben, äak sie aued 
idre geringsten Nebenprodukts noed ökonomirob ver 
wertet. 
led bssedranks meins Vetraodtung auk äis paar 
edronologised angeordneten Bssa^s, in denen Klaus 
Kann sied niedt eigentlied literarised LuÜsrt, sondern 
Wer seinen Meg reflektiert. Nan muÜ medrers 
BMsn adstreiken, eds man idn wirklicd antrikkt: 
seins doedtrabends Neigung, immer gleied im Namen 
einer europäiseden äugend ru sprsoden, von der niedt 
eden viel 2u merken ist, unä äie versierte, sedmieg- 
LameBpraeds, in die er dineinsedlüpft wie in einen 
Rullover. Madrsedeinliod glaudt sr, äaL idm der 
Rullover, äer ersiedtlied äer väterlieden Merkstatt 
entstammt, ein besonders smartes ^.usseden ver 
leide. 
Bsraus kommt sedlieMed ein rweifMos talentier 
ter junger Nann, äer sied Oeäanken maodt, v^snn 
aued niedt unbedingt seine eigenen. Immsrdin, er 
dat sedon ein Wegstüekeden durodmesssn. ^m ^.n- 
kang ' das ist seeds äadre der und dem Land väs 
ein distorisedes Dokument einverleidt redet er 
viel vom Oedeimnis des Leides und dem Olauden 
aus Deden. „Unser Orunderlednis," meint er im 
Lüekdliek L^rei äadre sxäter, „var äas Drotiseds und 
das Religiöse, beide dingen gedeimnisvoll aued in 
der Liske xusammen. Das einzige, ^as v^ir dier daü- 
ten, var Rationalismus." Lrüder ^.ddub verjädrtsr 
LebensMilosoxdis verbindet sied in diesem litsrari- 
«eden Bekenntnis mit äem Daseinsgetüdl gefiederter 
äugend» ^.ber Klaus Nanu ist dood keinnervig gs- 
nug, um aued anders Elements «u» der Bukt Lu 
sie fortan noch viel kunstvollere Kurven beschreiben und gar nicht 
daran denken, sich von ihm abschütteln zu lasten. 
Um wenigstens darzutun, wie sehr er die überaus geschickten 
Bällchen verachtet, greift Rebla zu einem drastischen Mittel. Er 
nimmt ein paar Zigarrenkisten, mit denen niemand etwas an 
fangen kann, weil sie völlig leer sind, und setzt die gebrauchten 
Holzschachteln auf einem Tisch bald in der einen, bald in der anderen 
Reihenfolge neben- und übereinander. Das aber mit den bedachten 
und gespannten Gebärden eines Mannes, der wirklich im Freien 
jongliert. Sie sind ein einziger Hohn auf -besten Fertigkeiten und 
drücken unmißverständlich aus, daß die vermeintliche Hexerei eine 
Bagatelle ist, die zu nichts weiter führt. Indessen auch diese 
offenkundige Demonstration stellt ihn keineswegs ganz zufrieden. 
Escs hl eisct h , t earl d s i n osb ne i rc h d t iemHe h orhlhere t irt ü dees sJoon t og b li t erebretrieebesn i d n i edernsWc h el l t - 
schlechterdings nicht mehr ertrüge, so tobt er gegen die unschul 
digen Kisten. Zwar reißt er sie vom Tisch weg und behandelt sie 
ähnlich wie vorhin die lämmerweißen Bällchen, aber je langer er 
mit ihnen hantiert, desto rachsüchtiger klatscht er sie schallend zu 
sammen. Bis sie zerbersten, und tausend Splitter den Boden be 
decken. 
Jonglieren ist wertlos, lehrt Rebla und Praktiziert, ein echter 
Philosoph, seine Erkenntnis. Indem er seiner Kunst obliegt, gibt 
er sie zugleich öffentlich preis. Und die verdrossene Miene, mit 
der er ihr den Text liest, ist selber ein Text, den zu entziffern sich 
lohnt. Er richtet sich unter anderem auch gegen jene, die es durch 
ihre Fixigkeit im Jonglieren zu hohem Ansehen gebracht haben. 
In Stücke hauen möchte sie der über unsere Zustände verstimmte 
Rebla wie seine Kisten. S. Krakauer»
	        
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