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H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043378
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1921
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Quantum und Weltkrisis. Am SamStag abend sprach rm 
BolköbilounK^ Karl Heath aus England, der Sekrerär! 
des RareS der Freunde für Internationalen Dienst, über die 
Serwang des QuäkertumS in der Gegenws^ Die von der Re- 
ligwlen Gcjellschafl der Freunde einberusene Versammlung würde 
von einer Engländerin gekettet und der auf Englisch gehaltene 
Lonrag sogleich ins Deutsche übersetzt. Der Redner Legte zunächst 
die bedanken dar, die durch das Quälerrum ihre Verkörperung 
erfahren. Die Quäler sind Feinde der Sklaverei, deS Krregc-, 
der allgemeinen Wehrpflicht, der Frauenhöngkeit; nach der poli 
tischen Seite hin rmdmen sie sich dem aufbauenden Werke sozialer 
Hilfeleistung, um die menschliche Brüderschaft 
zu fördern und die 
ersehnte Einigung der ganzen Menschheit zu erzielen. Schon 
William P e n n, der sich mit den Indianern auf freundschaft 
lichen Fuß ftMe, bewreZ durch seine Staatengründung in Penn- 
shlrmma, daß Liebe im Leben die gröhle Brach; ist und prak 
tische Freundschaft das Praktischste, was eS auf Erden gibt. Man 
versteht r^ach alledem welche Haltung die Quäker gegenüber Ver 
sailles, London, den Sanktionen, der Besetzung ujw. einnehmen 
müssen. Der Krieg und jetzt dieser Frieden bedeutet ihnen ein 
einziges menschliches Mißlingen, rohe Sregergewalt kann 
niemals praktische Ergebnisse zeitigen. Diese AnsäMmng und 
den Gedanken, daß statt des Weges der Macht der eines gemein- 
amen Wirkens für die Menschheit einzuschlagen ist, hat sie Ge. 
eüschaft der Freundschaft längst in einer Botschaft an die eng- 
ischen Quäker zum Ausdruck gebracht, die nicht nur für England, 
andern für dre ganze Welt gilt. Was ist nun in der gegenwär 
tigen europäischen Lage zu tun? Die Quäker möchten alle haß 
erfüllten Verträge und ungerechtfertigten Schadenersatzansprüche 
bei eile schieben, andrerseits treten sie für die freiwillige 
Wiedergutmachung des Unrechts dort ein, wo es 
wirklich geschehen ist, und eß befriedigt sie daher z G. die ErNa 
rung Dr. S mons' in London, daß Deutschland willens sei bei 
der Herstellung der zerstörten Gebiets in Nordsrankreich mitzu- 
wirken. Die Gemeinschaft der Quäker ist aber nur klein, und 
damit der ersehnte Wandel kommt, wird es des Zusammenschlusses 
aller gutgesinnten Individuen und Körperschaften in allen Natio 
nen bedürfen. Unsere Aufgabe ist es — mit diesen von Herzen 
kommenden Worten beschloß der Redner seinen mit warmem Äet- 
Eaujgmssmmenen Vertrag — Münder W^ebMMd Ljß Llr-^ 
meen des Hasses zu zerstören und dafür zu sorgen, daß die Kräfte, 
die zur Wiedergeburt führen, für immer in der We^t regieren. 
Vor Eintritt in die Diskussion, in der u. a. Pros. B l u n L s ch l i 
und Pros. NaLorp (Marburg) das Wort ergriffen, sprach 
Dr. Epstein Herrn Heath und der englischen Gruppe der Quä 
ker den herzlichen Dank der zahlreich erschienenen Zuhörerschaft 
MUs. 
--- ^Indische Krmst.j Im Rahmen der ostasiatischen Vor- 
träge sprach Mittwoch Abend Dr. William Cohn über die Kunst 
Indiens. Der Vorführung der Lichtbilder schickte der Redner 
einige Einleitungsworte voraus, in denen er sein ungeheures 
Thema knapp umriß und indisches Kunstschaffen europäischem 
Empfinden nahezubringen suchte. Während die Literatur Indiens 
schon lange bei uns Eingang gefunden hat — Schlegel, Goethe, 
Schopenhauer, um nur ein paar Namen zu nennen, sind ihr bereits 
mit Verständnis begegnet — ist die indische bildende Kunst bei 
uns bis vor kurzem beinahe einstimmig abgelehnt worden. Wie 
erklärt sich diese Haltung? Nun, dem Europa, das die Gotik fast 
vergessen hatte, galt die Antike als höchstes Vorbild, schön war nur, 
was aus ihrem Geist und dem der Renaissance erwuchs. Die in- 
drsche Kunst ist aber das gerade Gegenteil der Antike, und erst heute 
sind wir so gelost und gewandelt, daß wir uns in ihre Seele ver 
setzen können. Nicht der Mensch, sondern die Gottheit steht 
im Mittelpunkt dieser Kunst, sie beruht nicht auf Naturnachahmung, 
sondern ist Ausdruck und Symbol, unbeherrscht durch Maß und 
strenge Proportion verkörpert sich in ihr eine überschwangliche 
Phantasie, die ins Unendliche strebt. Manche Regungen unserer 
neuesten Kunst beweisen, daß wir uns von der vorwiegend ratio 
nalen Gesinnung der vergangenen Epoche abzuwenden beginnen, 
woher es denn rühren wag, daß wir jetzt für das Verständnis einer 
Kunst reif werden, die einzig dem Preis der Gottheit dient. Die 
eigentümliche Kunst Indiens entwächst den drei Hinduistischen Reli 
gionen des Brahmanismus, das Buddhismus und des Dschainis- 
'mus Dem Brahnranismus, der ältesten Religion Indiens, ent 
nimmt sie ihre immer wiederkehrenden Symbole. Der Vuddhis- ' 
mus macht sich die brahmamschen GötLergestalten: Schiwa, 
Wischnu, Krischna usw. Untertan und gibt der Kunst als neuen! 
Gegenstand die Darstellung des Lebens Buddhas auf. Aus der! 
verhältnismäßig kurzen Dauer deZ Buddhismus ftn Indien (vom 
3. Jahrh, v. Chr. bis zum 8. Jahrh, nach Christus) erklärt sich die 
kleine Zahl buddhistischer Kunstwerke. Erhalten sind uns von 
indischer Kunst hauptsächlich Schöpfungen in Stein und Bronze so 
wie spärliche Ueberreste von Malerei; wir besitzen sol 
cher Denkmäler in Fülle, trotzdem vieles der Zer 
störung anheimgefallen ist. Bei der Betrachtung dieser 
Kunst dürfen wir niemals nach vertrauten europäischen Be 
griffen eine Scheidung zwischen Architektur und Plastik vornehmen, 
sondern müssen uns daran gewöhnen, beide als eine untrennbare 
Einheit aufzufassen. Baukunst und Bildhauerkunst verschmelzen 
völlig miteinander zur Ganzheit eines Denkmals, das reinen Sym- 
bolwerl hat und Lei dem jeder Gedanke an irgend einen Zweck 
zurücktritt. Die älteste Form indischer Baukunst ist der Stupa, 
die kuppelförmig-e Bekrönung heiliger Stellen. Charakteristisch für 
die Kunst Indiens sind besonders die Höhlentempel und die aus 
dem lebenden Felsen herausgehauenen Bauten, die oft eine gewal 
tige Ausdehnung erreichen. Niemals erfüllen Säule und Pfeiler 
irgendwelche tragende Funktionen, sie werden vielmehr zumeist in 
Figursngruppen aufgelöst, die von dem Ueberschwang der indischen 
Seele zeugen. — Unterstützt durch treffliche und klug ausgewählte 
Lichtbilder unternahm der Redner im Anschluß an seinen einlei 
tenden Vertrag eine Wanderung durch die weiten Reiche der indi 
schen Kunst. AnheLend bei den ältesten vorhandenen Denkmälern, 
die aus der Zeit des Königs Asoka stammen, geleitete er an den 
Werken der FelsLaukunst vorüber zu den erhabenen nord- und süo- 
indischen Freibanken, deren unermeßlicher Reichtum an die Ueppig 
keit der Tropenwälder gemahnt. Sehr dankenswert war die Vor 
führung einiger noch wenig bekannter Proben indischer Bildnis 
kunst, deren Realismus gerade in diesem Land der Unwirklichkeit 
besonders verblüfft. Von Bauten im indischen Kolonialgebiet sah 
man u. a. den Stupa zu Borobudur, Lei dem die Kunst schon stellen 
weise in Lloße Virtuosität übergehk Der Vergleich einiger 
Schöpfungen echt indischer Kunst mit solchen der sogen, gräco- 
buddhistischen Kunst ließ erkennen, wie sehr der fremde antike Ein 
fluß das indische Schaffen in seiner Ursprünglichkeit oelähmt bat 
Durch seine verbindenden Worte verstand es der Redner, den Zahl 
reich erschienenen Hörern die Aufnahme des von ihm Gebotenen 
zu erleichtern und sie in der Welt Indiens heimisch zu machen
	        

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