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H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043378
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1921
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

tischer Freiheit von seelischer Gebundenheit in aller Klarheit zu 
erkennen und aus dieser Erkenntnis die nötigen Folgerungen Zu 
ziehen. Niemand Kann heute schon sagen, ob die Sehnsucht noch 
einheitlicher Leben-gestaltung aus religiöser Grundlage, die sich 
gegenwärtig so mächtig wie kaum je zuvor in uns regt, dereinst 
ihre Erfüllung findet. Solange aber das Chaos dauert, solange 
noch kein materialer, feste Formen schenkender Sinn die aus- 
eUrsttderstrebenden Geister bannt, wird eS mtt die dringlichste, 
wenn auch vorruchnrlich negative Ausgabe im neuen Deutschland 
sein, die unhaltbaren Voraussetzungen des individualistischen 
Denkens schonungslos aufzudecken, den wirklichkeitsblinden 
Idealismus, der sich mit einer rein formalen Regelung mensch 
licher Angelegenheiten begnügt, in die Bereiche des realen 
Lebens zurückzuLercken und, durch den HlntveiS auf das Urbild 
der golterMten Gemeinschaft, dem zu Unrecht entwerteten 
Auwritatsbegrisf zur allgemeinen Anerkennung der ihm not 
wendig gebührender! Stellung -u verhelfen. Gelingt es nicht, 
die weltanschauliche Position des Jndividualisnnis zu schwä 
chen, die jeder Eigenbrötelei Vorschub leistet und ihr zudem das 
eure Gewissen verleiht, dann schreitet auch der politische Auf 
lösungsprozeß weiter und weiter vor, und statt einer wahren 
Demokratie uns zu nähern, werden wir die Rückkehr des Obrig 
keitsstaates in dieser oder jener Form, sei eS vrm rechts, sei es 
von links. Zu erwarten haben. 
schast erstrebt. Die Ablehnung stattlicher AuLorLiat durch den 
individuckistisHen Geist in seiner spezifisch deutschen Aus 
prägung offenbart letzten EnrdeZ nur seinen gänzlichen Mangel 
an Fühlungn-ahnse mit der Lebenswirttichkeitt Um nicht das 
Selbstbestimmungsrecht, die- Auwrwlme der Persönlichkeit zu 
gefährden, darf dieser Geist Leine allgenrein verbindlichen 
nmtermlen Ziele setzen, sondern muß den ElnzeUrren scheu 
(bezw. den Grmemschajhen von Einzetmenschen) die Gestalt 
tung ihres Lelnns selber überlasten; indem er sich aber dabei 
beruhigt, lediglich sommle Fsrdemngen «uszustellen, w-ie z. B. 
die Pflege „idealer GemMjchafLKgeflmmng" oder den „Willen 
^uw Geist/ den „Dienst an der Menschheit" und wie alle die 
schön klingenden Worte noch heißen mö^n, entschwindet er irr 
ein Wolkenkuckucksheirn, ohne das konkrete Dasein in seiner 
ganzen Breite wirtlich zu durchdringen. Der alle Obrigkeits« 
staat und sein katastwphel^ Ende sind ja u. a. sicherlich mit 
auf diese verhängnisvolle Weitsremdheit des idealistisch ge 
richteten JndwldUiüisnms Zurückzuführrn. 
Es ist, wie gesagt, für die deutsche Demokratie rmerläß« 
lich, der notwendigen Grundlagen ihrer Existenz inne zu wer 
den- Will man eine Demokratie nicht nur der Form,, sondern 
auch dem Gehalt, der geistigen Verfassung nach, so wird nnm 
heute, in einer Zeit der Zersplitterung und der nwratischen Ver 
seuchung aiss, unweigerlich nach zwei Fronten zu kÄnpfen 
haben: einmal natürlich gegen den reaktionären Kult eines in 
nerlich hohlen Autorttätsgedankens, zum andern gegen den in 
dividualistischen Geist, der in dem Wahne, daß man von den 
Eirnelmenschen aus zur Gemeinschaft gelangen könne, mit der 
falschen auch die richtige Autorität verwirft und aus diese Weise 
gewiß niemals über den kapitalistischen Liberalismus Herr zu 
werden vermag. Dem deutschen Individualismus verdanken 
wir die herrlichsten Erzeugnisse in Kunst und Wissenschaft; das 
hindert aber nicht, daß er als geistige Grundeinstellung für uns, 
gegenwärtig Zumal, eine Gefahr bedeutet, die irgendwie über 
wunden' werden muß- Was Hai denn in England z. B. die De 
mokratie lebensfähig gemacht, wenn nicht die traditionelle Ge 
bundenheit des Lebensstiles und jene selbstverständliche Ueber 
einstimmung in den wesentlichen Fragen des Daseins, die uns 
infolge perspektivischer Täuschung leicht als Beschränktheit er 
scheint und die nur vielleicht schon Zu sehr Zivilisation und 
Oberfläche ist, um noch dem Ideal einer auf den göttlichen Sinn 
bezogenen Seeleneintracht zu entsprechen? Läßt sich nun auch 
ein solcher Sinn nicht künstlich schaffen, eine materiale Einheits 
kultur nicht erzwingen —- dergleichen ist zum guten Teil Schick 
sal, das sich über den Hauptäu der Menschen hmwea vollzieht. 
Irr AmdM des Zrauksurler MseugeNudes. 
GeradZ in -eiuer Zeit, in d-r so wenig bebaut wird wie in der 
rmsrigLN. darf jedes Bauvorhaben die gesteigerte Aufmerksamkeit 
nicht "nur der betemgteu LiU^e, sonoem auch 0er Allgemeinheit 
beanspruchen, zumal wenn es sich um ein MonnmentÄ^'^rk 
Sandelt, das dazu bestimmt ist, einem wichtigen Teil unseres Stadia 
Bildes seinen Stempel aufzudrückem Man w.itz, daß im Novem 
ber 1-91S die Frankfurter Handelskammer acht hieMe 
Architekten M einem Wettbewerb einlud, um Pläne für den Aus 
bau des B ö r s e n g e b ä u d e s Zu ettcmam. dos ihren lo ' br 
gesteigerten Raumbedürsnissen schon langst nicht mehr genügt. Die 
Entscheidung des Preisgerichts über dre Eruwmw o^r auM^r- 
ßrrLen Wettbewerbsteilnehmer, unter denen man leider ma- Gen 
Namen von autem künstlerischem Klang vermissen mußte, fiel da-. 
Mals zugunsten der Architekten G. und K° Schmidt, H. Senf 
und R. Woll wann aus. Die aus einem nochmaligen enteren 
jedoch, die b:s ins einzelne die abgelebten akademischen Formen 
des Mittelbaus wiederholt, kann ich mich nicht einverstanden er°-. 
klären. Sicherlich hat das. Preisgericht recht, wenn es mit den 
Schöpfern des Entwurfs darin übereinstimmt, daß zur Erzielung 
architektonischer Einheit die StilmoLive des Hauptbaus an den 
Fassaden der Seitenflügel irgendwie wiederklingen müssen. Aber 
ist es denn notwendig, daß das in so scbrmatischer Weise geschieht 
wie der Entwurf es vorschlägt? Insbesondere die B^Wendung 
des Motivs der doppelten Säulenstellung an den Fassaden der 
Börsen- und Schillerstraße entspricht unserem heutigen-Stilempfin-, 
den m keiner Weise und die zur Be^rönung der ALLika angeord 
neten Figurenscharen wirken letzten Endes "nur störend. Es ist 
drmgnrd zu hoffen, daß die Verfasser des Entwurfs, die ja auf 
eine freiere und persönliche Durchbildung der Fassaden Wert zu 
. ? legen versprechen, Lei seiner Au§ bmag nicht mehr gar so ängst 
lich an der Schablone kleben bleiben. Auch die Formgebung der 
Verkehrshalle erscheint übrigens noch nicht durchweg ausgereist. 
Das Senfsche Projekt leidet m seiner Grundrißgestaltung 
daran, daß die in der Halle unteraebrachte Haupttreppe sowie der 
Fahrradraum Zu weit von dem Eingang abliegen und die Halle 
selber sich nicht völlig organisch an den Börsensaal und seine 
Westgalerie anschließt. Dagegen ist die Architektur dieses Ent 
wurfs um ein gutes Te'l großzügiger und von modernerem Geiste 
durchweht als die des Schmidtschen Entwurfs, wenn sie sich auch 
vielleicht infolge ihrer Massigkeit, die noch durch die hschgeführ- 
tm Eck-Risalite des aus Sparsamkeitsgründen beibehaltenen 
Erdgeschosses verstärkt wird, mit dem viel reicher gegliederten, auf 
gelösten Mittelbau nicht ganz Zur Einheit verbindet. Man möchte 
aber doch wünschen, daß die aus ihr sprechende Baügesinnung auch 
in dem preisgekrönten Projekt noch etwas mehr Zum Ausdruck käm^ 
Der Entwurf des .Architekten Robert W oll mann ist künst 
lerisch sicher der schwächste der vorliegenden Projekt. Mckon 
er im Einzelnen manches /Güte -undZweckmäßige enthalt' WoL- 
marm-hat sich, wie Ech^ das-Preisgericht bemeE^ins''Grundriß- 
^Eng-dodprch,. dM SitzundssM nicht im 
alten Bau beläßt; auch ist die Anordnung der Haupttreppe in 
dem EinganBvchibül nicht gerade günstig zu nennen. D« Ge 
danke, den vorliegenden NutzcharMsr der in den verschiedenen Le- 
ichoffen untergeSvachten Räume nach außen hin durch eine möa- 
lichst schlichte und sachliche Architektur zur Geltuno zu bringen, ist 
an sich, und besonders in heutiger Zeit, wohl der Beachtung wert 
nur müßten dann die Fassaden doch viel mehr die Architektur und 
den ganzen Rhbthmus des Hauptbaus ausnehmen und weiterführ:», 
als üe es ru dem WollMLMsHm-Errtwurf tun. 
Wettbewerb hervorgegangenen neubearbeiteten Entwürfe dieser 
'Preisträger sind zur Zeit m der westlichen Galerie des Börsen- 
Debäudcs Zu besichtigen. 
- Die Aufgabe, vor die das Bauprogramm der Handelskammer 
-°.e Architekten.stellte, ist überaus schwierig- Der eingeschossige 
Westflügel des BsrsengebäudeZ soll um ein Hauptgeschoß ergötzt 
werden und eine Verkehrshalle in sich aufnehmen, an die sich in den 
verschiedenen Stockwerken die neu zu schaffenden Räumlichkeiten 
sinngemäß angliedern. Bei der Grundrißlösung galt es vor 
allem, die Reue Halle in eine organische Verbindung mit dem 
alten Börsensaal und seiner westlichen Galerie Zu bringen, was, 
Wfslge der Ogeschrägtm rückwärtigen Bauflucht, die ganze Ge- 
MMichkeiL des Architekten erforderte. Vörzusehen war ferner 
der Ausbau auch des ruH der Schillerstraße Zu sich erstreckenden 
Ostflügets, wobei man M daran erinnern mag, daß schon Burnitz 
Zrnd Sommer in ihrem Ursprünglichen Entwurf die Seitenflügel 
zweigeschossig geplant HMem Schließlich kam es darauf an, die 
HMaden der im Innern umgefchaffenen und um ein Geschoß er 
höhten FlügelLautrn der reichen Hochrenaissanee-ArchiLektur des 
Burmtzscheu BäüeK ss anzupaffen, daß ein Ganzes von geschaffe 
ner Wirkung entsteht, daS sich den umgebenden StmßenZügen in 
einer städtebaulich befriedigenden Weise einfügt. 
' Der Zur Ausführung bestimmte Entwurf der Architekten G 
und K. Schmidt bewältigt, zumal im Grundriß, sehr glücklich 
E nicht geringen Schwierigkeiten dieses Bauprogramms. ° Es ist 
lernen Verfassern gelungen, das System der geräumigen, gut pro 
portionierten Verkehrshalle mit dem Pfeiler- und BogenMem 
ms großen BörsensMeL harmonisch zu trEnden; ' auch 
wird sich unter Leu gegebenen Bedingungen kaum eine 
HMEre Anordnung, der zur Halle und zum Hauptemgana gleich 
gunstm gelegenen Haupttreppe, deren Führung freilich dm 
-rnMcseraum m seiner Größe etwas beeinträchtigt, ermöglichen 
M Was die FaßadM Letrifft/w vermag zwar ihre (noch durch ein 
IMßeS Modell Verdeutlichte) Gliederung und FensterverLeiluns Zu 
MrWWuM'.
	        

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