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H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043380
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1923
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

(As 
-Verantwortliche Für den redaktionellen Inhalt: .ü V. Dr. S.Kraeaner. 
HinM gesellt sich der Sport, der in Bad Homburg von 
jeher seine Stätte gefunden hat. Nahe beim Kurhaus sonnen 
sich Tennis-, Golf- und Croguetplätze inmitten des Kurparks, 
und dicht vor den Toren der Stadt liegt der Tontauben 
Schießplatz. Die besten deutschen Spieler geben sich auf diesen 
Plätzen ihr Stelldichein, und wer nicht selber mitspielt, kann 
doch znm mindesten reichlich Zuschauerfreuden genießen. Auch 
die Automobilturniere, die mit dem internationalen Gordon- 
Bennett-Remnen im Jcchre 1904 von Homburg ihren Aus 
gang genommen haben, werden sorgsam weiter gepflegt. 
Manches andere ist noch in der Entwicklung begriffen. So 
entsteht eine Sportanlage für Reit- und Fahrsport auf der 
dem Tennisplatz benachbarten Siamwiese, und der nichts- 
ohnende stille Kurparkweiher soll ein« Vergrößerung erfahren, 
die es Freunden des Segelsports erlaubt, ihn an langen Nach 
mittagen kreuz und quer zu befahren. Der tätige Müßiggang 
des rege ausgeübten sportlichen Treibens verleiht dem Bilde 
der Badestadt sein besonderes Gepräge. Wann und wohin 
man auch schlendert, man steht schlanke Gestalten in farbigen 
Jumpers, die sich mit Grazie durch die grünen Wandelgänge 
des Parks von und zu ihren Spielplätzen bewegen. Wichtige 
Cäfuren in diesem täglichen Sportleben sind die großen 
Turniere, die eine Menge von Leuten nach Homburg wirbeln 
und nicht nur die Spieler und Schiedsrichter in Atem halten. 
Bis dann nach wenigen Tagen der Spuk verweht und alles 
wieder, als sei nichts geschehen, in gewohntem Gleichmaß vor 
sich geht. i 
Der Be s uch hat mit dem schönen Wetter seit Anfang Juli 
stark eingesetzt. Wie alle deutschen Badeplätze leidet natur 
gemäß auch Homburg darunter, daß sich die Zahl der verfüg 
baren Fremdenbetten nach Kriegsende verringert hat — eine 
Tatsache, die ihre einfache Erklärung darin findet, daß Aus 
ländsdeutsche, Bewohner der abgetrennten Gebiete, Flücht 
linge und Verdrängte, die in den Städten keine Dauer 
wohnung fanden, nach den Kurorten gezogen sind. Trotz 
dieser Raumnot, der in den kommenden Jahren mit allen 
Mitteln abgeholfen werden muß, ist indessen immer noch 
Platz genug für Kurgäste vorhanden. Auch die Nachbarschaft 
des besetzten Gebietes sollte niemanden verhindern, in Hom 
burg Erholung zu suchen; der Ausflugsziele in die nähere und 
weitere Umgebung find viele, und von einer spürbaren Ein 
schränkung der Bewegungsfreiheit kann nirgends die Rede sein. 
Die allgemeine ökonomische Umschichtung in Deutschland 
ist begreiflicherweise nicht ohne Einfluß auf Art und Herkunft 
der Besucher geblieben. Verzeichnet werden mag nur die Er 
fahrung, daß, während der gute alte Mittelstand sich immer 
spärlicher einstellt, die Zahl der aus der werktätigen Bevölke- 
rnng stammenden Kurgäste stetig anwächst. Was den Aus 
landerverkehr anbetrifft. so haben ihm die erst seit 
kurzem aufgehobenen PaßverorAnmgen der Reichsregierung 
Abbruch getan; zumal für den .Besuch aus Uebersee ist diese 
Aufhebung zu spät erfolgt. Hauptsächlich find Besucher aus 
dem Osten vertreten, auch Neutrale finden sich mehr und mehr 
ein. 
Ar einem Kurort gehört wesensnotwendig ein Pro 
gramm der Veranstaltungen, und dieses Programm 
wiederum setzt einen Mann mit wirtschaftlicher, gesellschaft 
licher und künstlerischer Phantasie voraus, der es entwirft und 
darum Kurdirektor genannt wird. Der Beruf eines solchen 
Mannes ist merkwürdig, genug; sein Ernst beginnt gencu 
Die Angst vor den Preisen, die gerade viele der früheren 
! Besucher davon abhält, wieder in Homburg Aufenthalt zu 
nehmen, ist nicht eigentlich begründet. Zwar find hier wie 
anderswg den Kosten nach oben hin reine Grenzen gezogen, 
aber sie setzen dafür auch in einer bescheidenen Höhe ein, die 
selbst von weniger begünstigten Zeitgenossen stch noch er 
schwingen Läßt. Die mit der jeweiligen Schlüsselzahl — gegen 
wärtig beträgt dieser Multiplikator 2Z 000 — zu vervielfältigen 
den Grundpreise für Pensionen heben, wie ran uns versichert, 
schon bei rund 4 bis 4.50 Mark an, und die Grundzahlen Dr 
den Gebrauch der Kurmittel bewegen stch von 0.80 Mark an 
aufwärts. Statt rein mechanisch und allzu pauschal Aus 
länder einfach mit dem üblichen Valutazuschlag zu bedenken, 
zieht man es vor, die Preise nach dem Einkommen zu staffeln, 
was ihre labilere und gerechtere Gestaltung ermöglicht. Kur 
direktor und Hoteliers mit ihrem Blick für Gepäck und Auf 
treten der Reisenden sind Menschenkenner genug, um in der 
! Mehrzahl der Fälle di? Leistungsfähigkeit ihrer Gäste richtig 
' einzuschätzen. Im übrigen wird auf individuelle Behandlung 
großes Gewicht^ geregr. Minderbemittelte genießen weit 
gehende Vergünstigungen. 
dort, wo andere Leute sich von dem Ernst ihrer Geschäftigkeit 
erholen, er ist der einzige, dem das Vergnügen kein Vergnü 
gen bedeutet, der überhaupt inmitten der ihm Anvertrauten 
eine Sonderexistenz führt, weil sein Alltag just auf ihren 
Sonntag fällt. Gleichviel indessen, wie es sich damit verhalte: 
der neue Hamburger Kurdirektor Anders, der früher den 
gleichen Posten in Kreuznach bekleidete, hat jedenfalls die 
Situation erfaßt. Er will Homburg, das vor dem Krieg 
noch weithin als Luxusbad galt, zu einem wirklichen Heil 
bad und Luftkurort machen, und derart eine Ent 
wicklung fördern, die nicht auf Entfaltung von Reichtümern, 
sondern auf Geschmack und Einfachheit der gesellschaftlichen 
Zusammenkünfte abzielt. Dem entspricht denn auch das Pro 
gramm, das bei aller Reichhaltigkeit — geplant ist z. B. in 
nächster Ait außer Vorträgen und musikalischen Vorführungen 
ein Fest in historischen Kostümen: „Tag aus dem Dreißig 
jährigen Krieg", sowie ein „Rheinland-Tag" als Opsertag 
für die Rhein- und Ruhrkinder — nirgends zu töricht-prunk- 
haftem Aufwand herausfordert. Auch sollen Automobiltouren 
nach schonen deutschen Städten (Heidelberg, Braunfels usw.) 
unternommen und „B ä der - P ickn icks" verunstaltet wer 
den, bei denen sich Homburger Kurgäste mit kleineren Gruppen 
aus den benachbarten Bädern an einem dritten Ort zum Zweck 
seiner Besichtigung und — wer weiß? — auch des Flirts ge 
sellig vereinigen. Mehr' in d^e Ferne weist ein Projekt, das 
auf die kalte Jahreszeit Beschlag legt und für den Winter 
anstelle des obligaten Sportprogramms eine Folge künstlerisch 
eigenartiger Veranstaltungen vorfieht. Warum auch in aller 
Wüt im Dezember lassen, was im Juli durchaus erreichbar 
ist? Homburg als Wintergesellschaftsplatz: so 
lautet die Parole der Zukunft. 
* 
Sehr im Irrtum befindet sich, wer nun etwa wähnt, daß 
man stch dem GesellschaMrubel in Homburg nicht entziehen 
könne. Im Gegenteil: gerade die Abseitigen, die Stillen 
im Lande haben hier gute Tage. Niemand wird sie daran 
hindern, sich irgendwo privat einzunisten und ein beschauliches 
Leben nach eigenem Gutdünken zu führen. Parkgehetze und! 
Landschaft^räum sind so weit, daß die Menschen bald darin 
verschwind n, und nur eine Ahnung, noch von bewegtem Hin 
tergrund zmückbleibt, die den Reiz der selbstgewollten Einsam 
keit. beträchtlich erhöht. Sei es nun, daß man sich im Kurpark 
und den angrenzenden Wäldern oder im abgeschiedenen Schloß 
garten ergeht, sei es, daß man über Dornholzhausen ziM 
Gothischen Haus pilgert: stets gibt es Pfade genug, dir zu 
friedlicher Einkehr locken. Besonders schön für die der Ruhe 
Bedürftrgen ist es, auf geglätteten Wegen in den Feierstunden 
des'Spätnachmittags dahinzutrödeln. wenn Männer, Frauen 
und Kinder, die ganz unwirklich geworden sind, auf den 
Bänken pflanzenhaft die Zeit verträumen und ein unvergleich 
lich mildes Licht Wiesenflächen und Vaumgruppen umglänzt. 
i. - Dr. 8. Xraoau 6 r. 
mag abends im Kasino verschwinden, um sich durch ein harm 
loses Jeu in temperierte Aufregung zu versetzen. Zwischen 
Ruhe, die nicht in Langeweile ausartet, und Abwechslung, die 
nicht eben überanstrengt, wird gerade der hygienisch bekömm 
liche Mittelzustand aufrechterhalten. 
— I« der Renen Lichtbühne auf der Vilbelerstraße läuft diese' 
Woche ein amerikanischer Lustspielfilm „F a tt h a l z Lebens 
retter , der m den gesegneten Gefilden Merikos spielt. Fattv > 
- em von einem winzigen Negerbübchen gefalzter unglaublich 
großer Fettwanst, der sich in allerlei prekären Situationen nicht 
nur mit einer sein Gemüt ehrenden Gutmütigkeit, sondern auch 
mrt staunenswerter Gefchicklnhreit zu benehmen weiß. Wenn z B 
rechts und. links Schurken nahen, biegt er einfach L la Karl May 
dre bmden Laufe seines Gewehrs auseinander und erledigt die 
i zwei Gesellen, daß es nur so eine Lust ist. Durch solche Künste i 
§ gelingt es ihm hie bildhübsche Schurlehrerin des Orts von ibren 
Verfolgern zu befreien, wofür ihm denn auch der gebührende Lohn 
zuteil wird. Las große Gesellschaftsschauspiel: „DieFrauaus 
er"* Orient , spielt anfänglich am Hofe eines Emirs, in den 
folgenden Akten auf europäischem Boden. Das Stück behandelt 
eine LiebeSgeschichw mit exotischem Einschlag; zum Glück passiert 
As "'S Vade an der Klippe des Ehebruchs vorbei, sodaß 
AusgnWNimmtE^" ^ahrnissen einen allseitig befriedigenden
	        

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