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H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043380
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1923
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

die nickt minder überholt anmuret. So hinkt man stets nack und 
Her der Herren resigniert äußert, daß die Summen, die 
man empfangt kaum die Hohe eines Dollars erreichen, maa 
dies schon ferne Rrchtmkert haben. Das Verfahren der Auszahlung 
selber ertragt man wre so manches Unerträgliche; immerhin meinen 
E-che— und gewy mSt daß durch bessere Ein- 
kilung die scheußliche Prozedur des Anstehens für die einzelnen 
Geldempfänger etwas abgekürzt werden könnte. 
Um l/gll Uhr soll die „Entlohnua" beginnen. Die Zeit per- 
streicht und der Schalter bleibt noch geschlossen Kurz danach ver- 
kundet mn Herr, daß wegen des späten Eintreffens der Gelder die 
Fertigitellung der Listen sich verzögert habe; doch seien sie jeden 
Augenblick zu erwarten. Man telefoniert, tröstet einander und! 
harrt still werter aus. Genau wie bei einer militärischen Muste 
rung. Derweilen regnet es draußen unaufhörlich. Lr. 
Deutsche Kriegergräber. 
--- Die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräber 
fürsorge im Kreuzgang des Domes Veranstalters Aus 
stellung gewährt einen guten Ueberblick über die vielseitige 
Tätigkeit des Bundes. Abbildungen von allen Kriegsschauplätzen 
sind beigebracht, dis beweisen, daß die im Ausland gelegenen 
Ruhestätten durch die Bemühungen des Volksbundes fürsorglich 
- in Stand gehalten werden. Viele Friedhöfe, zumal im Westen, 
entstammen schon den Jahren des Kriegs. Da sind schlichte 
Holzkreuze aus Douai, eine idyllische Partie aus dem Sachsen 
wald, eine Anlage zuBuechecque — und so geht es in langer 
Kette von Ort zu Ort. Holzportale aller Art, manche inmitten 
der Wirren des Krieges flüchtig gezimmert, bezeichnen die Ein 
gänge zu den Friedhöfen, und dort, wo viele Gefallene ruhen, 
erhebt sich wohl auch einmal ein steinernes Monument, um das 
sich die große Schar der Kreuze sammelt. Die Anlage der Ruhe 
stätten wechselt mit dem Gelände. Bald schichten sich die Gräber 
terrassenförmig an, bald ordnen sie sich zu regelmäßigen Feldern 
oder vereinen sich auch Zu kleineren Gruppen, die von Gebüsch 
und Bäumen behütet werden. Im Hintergrunds sieht man mit 
unter die Ruinen eines Zerschossenen Dorfes, und einzig die Gräber 
noch scheinen in dieser verwüsteten Umgebung von menschlicher 
Nähe zu Zeugen. 
Auch die nach dem Krieg entstandenen Friedhöfe werden in 
hinreichender Zahl vorgeführt. Besonders schön sind die Sieben- 
bürgischen Anlagen. In Hermannstadt hat man den Kin 
dern die Pflege der Gräber anvertraut, und jedes müht sich nun 
um sein Fleckchen Erde. Der Gedanke ist gut und sollte Nach 
ahmung finden. Eins Postkartenserie veranschaulicht galizische 
Friedhöfe, andere Abbildungen zeigen Anlagen in Belgien, unter 
denen vor allem der Friedhof Zu Laclaireau durch seine 
Treppenambauten anziehend wirkt. Nicht vergessen sind schließ 
lich die palästinensischen Friedhöfe Zu Nazareth und zuDjenin, 
wo hauptsächlich Marinesoldaten ruhen. 
Auf dis gute geschmackliche Ausbildung der Friedhöfe und 
Gräber hat man nach Maßgabe der vorhandenen Mittel stets 
Wert gelegt. Einzelne Grabmaltypen befriedigen durch ihre Ein 
fachheit und Gediegenheit, und auch etliche plastische Entwürfe 
bekunden den richtigen Sinn für das sachlich und künstlerisch 
der Heimat, so zu 
Die Aerzke stehen an 
L- In einem geräumigen glasübsrdachten Hof der Schäfer 
straße erlebt man seit einigen Wochen an jedem Freitag morgen 
ein merkwürdiges Schauspiel. Die Frankfurter Kassen 
ärzte— vierhundert an der Zahl — stauen sich hier vor einem 
kleinen Schalterraum und warten lange Stunden — nicht etwa 
auf die Vorführung eines interessanten medizinischen Falles, 
sondern auf die Auszahlung ihrer Gelder. Erhebend ist 
das Zeitbild just nicht; es bestätigt sehr sinnfällig die kläg 
liche Lage der Bildungsschicht und zeugt beredter, als Worte 
es vermögen, von dem Elend unseres alltäglichen Lebens. 
Viele Kollegen, alte und junge, sind selber zur Stelle, 
andere haben ihre Frauen geschickt. Man raucht, plaudert und 
benutzt auch wohl eine der umberstehenden Kisten als Sitzgelegen 
heit. Alles geht still und ohne Erregung her, wie es bei ver 
nünftigen Leuren zu geschehen Pflegt. Die Wartenden kennen 
einander, sie ermessen durchaus die mit solchen Zahlungen ver 
knüpften organisatorischen Schwierigkeiten und fügen sich als g e- 
duldige Patienten, die sämtlich an dem einen gleichen Uebel 
leiden, gefaßt ins Unvermeidliche. Nur gedämpft werden Klagen 
und Abänderungsvorschläge laut — man weiß ja ohnehin, woran 
man ist und spart seine Worte. Als drückend empfunden wird zumal, 
daß die Festsetzung der Beträge nach einem läng st überholten 
Inde x erfolgt, auf Grund irgend einer ministeriellen Vorschrift^ 
- Zwischen Flammen und Bestien. Das große Sensationsstück 
. der Bavaria Film A.-G., das jetzt in den „Neuen Lichtspielen" 
gezeigt wird, bringt eine Handlung aus dem Zirkusleben, die sich 
in höchst aufregenden Szenen entfaltet. Die Hauptrolle darin 
spielen zweiK'inder: ein kleines entzückendes Zirkusmädcken 
und ein ebenso entzückender Lord, der sich zum Beschützer des 
Mädchens aufwirft. Oberhalb der kindlichen Sphäre entwickelt 
sich das übliche romantische Eifersuchtsdrama. Der Vater jenes 
winzigen Mädchens, Witwer uotabene, liebt seine rassige Kollegin 
vom Trapez, die ihn wieder liebt, was den ebenfalls in 
sie verliebten Löwenbändiger, einen recht ungeschlachten, 
aber gar nicht eigentlich unsympathischen Muskelmenschen, 
zu den schlimmsten Torheiten treibt. In den Gang der fatalen 
Angelegenheit greifen die Löwe n sehr aktiv ein. Sieht man 
das kleme Mädchen unter ihnen sitzen, so möchte man meinen, das 
messianische Reich sei schon angebrochen. Freilich zeigt sich, daß 
sie auch anders können, zumal wenn sie hungrig sind. — Die Auf 
nahmen verdienen jedes Lob, keine technische Möglichkeit, die der 
Hilm gewährt, bleibt ungenutzt» Feuersbrunst beim Volksfest, 
Panik, nächtlicher Wandel auf dem Drahtseil inmitten der Rake- 
tengarben. Flucht des Löwen mit dem Kind: alle diese mär 
chenhaften Ereignisse gleiten so schnell vorüber, daß die Unwirk- 
lichkeit, die der Zirkuswelt schon an sich anhaftet, eine letzte, jeden 
Rest von Wirklichkeit vollends aushebende Steigerung erfährt. — 
Das Zweiaktige amerikanische Lustspiel: „Die geteilte Woh 
nung" ist ein rechtes Beispiel drastischer Bewegungskomik. 
Thema: Zwei Ehepaare, die zusammen wohnen, geraten in Streit 
und halbieren nun mathematisch genau die Wohnung, einschließlich 
der lebenden Besitztümer wie Dienstmädchen und Hund. Die 
Komik, die in dieser unerbittlichen Folgerichtigkeit liegt,ist zwingend 
und ihre Sichtbarkeit macht den BegleitexL überflüssig. — Ein ge 
zeichneter „M ü nchener Bi! derboge n" geht, wie schon das 
letztemal, den Mücken voran. Seine Unwahrscheinlichkeit, die 
jedem Naturalismus zuwiderläuft, entspricht ganz dem Wesen des 
FilmS, der ja, wenn er sein Eigenstes leisten soll, die natürlichen 
Zusammenhäng^unseres Lebens völlig zerbrechen muß. i ae. ! 
MchKM M Mmmr MßMMWfMRZ.. - 
Die Vorträtz«, dis während der diesjährigen 27. Aarauer 
L L u d e nten k on f e r enz gehalten wurden, sind jetzt in einem 
SammelLand erschienen (Verlag Chr. Kaiser, München). 
nahezu durchweg eine Gesinnung den Fragen der 
Wissenschaft und des Lebens^ gegenüber, der man gerne mehr Ver- 
Mrnscht. Diese Gesinnung entwächst dem Glauben an die 
menschlichen GAtes und ist auf die Verwirk- 
trchueg des Möglichen gerichtet Die von ihr getragenen Menschen 
verwerfen den ^itamsmus einer Vernunft, die von sich aus die/ 
Welt begreifen möchte, sie lehnen überhaupt jeden maßlosen Ueöer- 
schwang ab, der die dem Menschen gezogenen Schraten zu über- 
Mngen Statt dessen lehren sie immer wieder das eine: 
daß alles Schwergewicht auf dem richtig gelebten Leben 
ruhe, das gläubig sich hinfpannt zu dem in der Schrift verkündeten 
überzeitlichen Wer sich in der Spannung eines strichen Le- 
Lens beendet, der verhält sich, wie sie mit Recht meinen, zu Men 
schen und Dmgen als existenter Gesamtmensch seinen Fragen und 
Antworten ist eine Grenze gesetzt, er steht in der-MMchkeit. Die 
sem Menschen der Wirklichkeit gilt ihr Streben, und 
ste verabsäumen Nicht, zu zeigen, wie sehr, sein stets konkretes 
Denken sich unterscheidet von dem abstrakten und/ schemhasteu Den 
ken aller derer, die sich aus der Beziehung zur Wirklichk-eit gelöst 
haben. , Die Kritik, die sie von ihrem Standpunkte aus an der . 
Ueberspännuna des wissenschaftlichen WelterkennenZ und an dem' 
idealistischen KulLurbegriff üben, ist lehrreich genug. Ihr beson 
derer pädagogischer Wert besteht darin, daß sie die Abhängigkeit 
des richtigen Denkens vom richtigen Leben nachdrücklich ins Be 
wußtsein erhebt und derart den Einzelnen zur Besinnung auf sich 
selber und sein Leben nötigt. . i 
Eberhard Grisebach untersucht in seinem Vortrag Las Ver 
hältnis von Bildung und Wissenschaft. Er weist nach, 
daß die Wissenschaft den wirklichen Menschen ganz außer Ächt 
läßt und darum unfähig ist, Bildung zu übermitteln. Diese setze 
eben den wirklichen Manschen voraus, det in der reellen Gemein 
schaft mit anderen Menschen in eine konkrete Buchung zur Welt 
trete. Ms Betrachtung Grisebachs stöbert das abstrakt gewordene 
Denken unserer Zeit in allen seinen Schlupfwinkeln auf und sucht 
.es in die Wirklichkeit zurüLAuzwingen. — Gleich ihr ist der 
Vortrag Pros. Gilgs über Christentum und Kul 
tur cmf den GruMton nüchterner Besonnenheit gestimmt. 
Wird auch nach ihm durch die Botschaft von der Erlösung und 
dem Reiche Gottes jede bloß-menschliche Bemühung unter ein 
radikales Nein gestellt, so setzt damit das Evangelium iwch 
keineswegs die Ethik und das kulturelle Schaffen außer Gel 
tung. Nur freilich: Wer jenes Nein vernommen hat, der 
weiß um die ganze Relativität der kulturellen Arbeit und wird 
^kraft dieses Wissens umso gelassener, aber auch umso ernster 
und verantwortungsvoller Anteil nehmen am Werk der chuk- 
Lur. — Als ein solcher Mensch der Spannung wird in einem 
trefflichen Aufsatz Wert Schaedelins Blaise Pascal 
vorgeführt. Ed ist Mensch des Wissens und Mensch des 
Glaubens zugleich, den der Widerspruch von Erkennen und 
Glauben in eine ungeheure dialektische Spannung versetzt. 
Sein Glaube, der im Jenseits wurzelt, begrenzt die mensch 
liche Vernunft, von der er fordert, daß sie im der „Mitte" 
bleibe und fest und/sicher nach dem Möglichen greife. — Dsr 
letzte, Vortrag, der etwas aus dem Rahmen hercmAfällt, ist dem 
Begründer der Landerztehungsheime Hermann L r e tz ge 
widmet. Karl Matter würdigt auf Grund persönlicher Eim 
drücke den Anstieg und das Schaffen von Lietz, den er als 
sormatyr der Erziehung feiert; er wünscht, daß auch die eid 
genössischen Mittelschulen im Sinne feiner - Gedanken - die Hr- 
perliche Ausbildung der Schüler stärker berücksichtigen und Wer 
EigenMgkeit mehr Raum gönnen.
	        

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