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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Verantwortlich : Für den redaktionellen Inhalt: I. V. Dr. S. Kracauer 
reglement uns neues Heil widerfahre. 
c. 
dus vergilbte Postauto, des sich zwischen Schulkindern und Mist 
wagen nach Furtwangen durchschlägt und an scharf konturierten 
Hängen vorüberzischt, die Mündigen Augen ein Labsal sind. 
Der Triberger Wasserfall verdient einen gesonderten Ab 
schnitt. Ob Triberg um seinetwillen, ob er für Triberg.besteht/ 
mag füglich unentschieden bleiben. Gewiß ist, daß die beiden in 
einer Symbiose leben, wie sie sich inniger kaum denken läßt, daß 
sie auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden sind. Wäre 
er nicht: wer kühlte Triberg im Sommer, spendete Wasserkraft, 
erzeugte die üppige Vegetation und gäbe sich als malerische 
Staffage her? Und wäre Triberg nicht: wer umschmeichelte ihn 
mit Parkwegen, beleuchtet' seine Kasradenkünste bengalisch, 
meißelte Erinnerunastafeln in die Felsen ein und verewigte jede 
seiner Eskapaden auf Ansichtskarten ohne Zahl? Freilich, er steht 
in der Ehe unter dem Pantoffel und bezahlt den Ruhm mit Ge 
fangenschaft. Die freie Bahn, die man seiner Tüchtigkeit zubilligt, 
ist "begrenzt, seine Wildheit unterliegt der Kdntrolle, und abge 
messen sind die Ausschreitungen, die er begehen darf. Tröstlich 
immerhin, daß ihm die Gitter so erspart sind wie den Bestien bei 
Hagenbeck, die hinter unsichtbaren Gräben stolzieren. Zwischen 
Bänken, Gasthäusern, Brücken, um die er sich nicht zu kümmern 
brauchte, kann er scheinbar ungezügelt herab stürzen Und als tosen* 
des Spektakel-Stück älle Welt entzücken. In dem ehrwürdigen 
Naturschutzpark nehmen sich seine Bekundungen auch recht gewal 
tig aus, und wiesen nicht überall Schilder zurecht, man vergäße 
für Augenblicke die Zivilisation. 
Friderims Rex. Die ersten beiden Teile des vielgewürdig- 
Len Films laufen jetzt in der Neuen LichLbühne (Vilöeler- 
gaffe). Was man auch gegen seine Tendenz vorzubringen habe: 
er bewältigt das Technische durchaus. Das Nebeneinander der 
verschiedenen gleichzeitigen Aktionen verwandelt sich in eine film 
gerechte Folge, geschickt eingelegte Großaufnahmen fordern die 
Anteilnahme des Beschauers, und das Heranwachsen der Bilder 
aus dunklem Grund erhöht hie periphere Spannung, die auch 
durch fremdartige Perspektiven wachgehalten wird. Der Inhalt 
ist bekannt: Die Auseinandersetzung von Vater und Sohn, hö- 
frische Jntrigen in Menge, Flötenspiel und Liebssaffaire, 
Exerzieren, Tabagie, Flucht, Kattes Erschießung, Versöhnung 
Rheinsberg, Thronbesteigung des jungen Königs. Von den 
rohen Späßen an bis zum heimlichen Bällvergnngen ist alles 
historisch glaubhaft, und an der Montur der Riefengarde hätte 
gewiß kein Unteroffizier etwas auszusehen. Indessen, so bercit- 
willig man auch die Bemühungen der Darsteller und Militär 
Märsche mit ästhetischem Wohlgefallen hinnimmt, so wenig mag 
man sich dazu bekehren lassen, daß von dem preußischen Exerzier- 
Oberhalb dieses bezwungenen Naturphäno 
mens setzt die gewellte Hochebene an, ein 
Mikrokosmos für sich, den die Landstraße nach 
Schon Wald durchzieht. Sumpfwiesen und 
saatbereite Felder drängen der Morgensonne 
entgegen und verebben im Blau. Eingebettet 
in sie, streichen Waldungen hin, glänzt ein 
Staubecken, vom Winde gezupft. Dicht an der 
Chaussee kleine Bauerngüter, eine Uhren 
fabrik und in kurzen Abständen Wirtshäuser, 
die den Bedürftigen mit Benzin und 
anderen Getränken versehen. Zugänge zu 
den Höhenwegen Zweigen ab, Schwarz ¬ 
waldjugend — blondes Haar und braune Augen — bevölkert das 
Land. Irgendwo um die Ecke liegt frei und hoch Schönwald 
selber, der richtige Sommerfrischlerort, voller renovierter Pen 
sionen und altmodischer Lädchen, überragt von der Kirche und 
einem monströsen Riesenkasten, der jetzt als Erholungsheim für 
Beamte dient. Harmlose Spaziergänger, die sich nur auslüften 
wollen, und gewichtige Touristen, die es nach ernsthaften Zielen 
gelüstet, treiben als bewegliche Punkte rings in der Gegend um 
her. Eine nicht unwesentliche Unterbrechung des Stillebens bildet 
Jn Donau eschin gen schließt die tunnelreiche Episode 
der Schwarzwaldbahn ab. Dafür entspringt hier die Donau der 
kleinen Ursache eines figurengeschmückten Wasfertopfes, dem man 
es keineswegs zutraut, daß er so große Wirkungen aus sich ent 
läßt. Die Bedeutung der Stadt beschränkt sich indessen nicht dar 
auf, Ausgangs-, End- und Durchgangspunkt zu sein. Sie nennt 
sich vielmehr mit Recht ein Solbad und ist der Wohnsitz des Für 
sten zu Fürstenbera. dessen Brauerei einen guten Ruf genießt. >zu 
den Qualitäten des Biers gesellt sich die berühmte altdeutsche Ge 
mäldesammlung, treten die Handschristenschütze der fürstlichen 
Bibliothek, die in dem aus Meßkirch stammenden spätheiteren Ro 
kokogetäfel des Schau-Saals geborgen sind. Parzivaltext . und 
Schwabenspiegel liegen kühl hinter Glas und die frühen Minia 
turen betören durch ihr Gold und ihr Blau, in denen der Blick 
sich unendlich verliert. Lastet man aus den Dämmergewölbsn 
ins Freie, so findet man sich kaum noch in dem Jahrhundert zu- 
recht. Erst die Neustadt wieder trägt Gegenwart heran; sie ist 
nach dem Brand von 1908 errichtet worden und besteht aus einer 
Gemeinschaft ichbewuhter Hausindividuen, die sich betont male 
risch gruppieren. Der Rückweg aus diesem schaufensterreichen Be 
zirk führt an Barockgiebeln und einer klassizistischen Pfeilerfassade 
vorbei in die Zeitenthobenheit des fürstlichen Parks, den hinter 
mcrmorerfülltem Ziergarten die weiß gezuckerte Schloßfront als 
Point äs vue begrenzt. Er verkörpert die Idee des Parks in ihrer 
aanzen Reinheit, und grüben nicht fleißige Männer im Schweiße 
des Angesichts ihr Stückchen Pachtland um, man versänke durch 
aus im Glück der Faulenzerei. Hie und da weiten sich inselgleich 
Baumrondells, die nach vielsilbigen Frauennamen heißen. Schwäne 
aus Andersens Märchen schwimmen auf den Teichen würdig ein 
her, die Schürzen der Kindermädchen blinken durchs Grün, und 
im Laubgang wandelt ein Geistlicher, übers Brevier geneigt. 
Dr. 8. Lraeäuer. 
Produkte vorgosührt werden, herrscht rastloses Pendelgeknbvel wie' 
tn einem Ameisenhaufen!; unzählige Schwarzchalder Uhren, Ät- 
„nd neue, holzgeschnitzte und n-etallene, verrichten enchg chre 
Anzeigepslichten und schlage« die Zeit mit oder ohne MuMe- 
gleitilng toi 
Durch die Wälder, durch die Auen Zieht in einiger Höhe der 
ebene Panoramaweg/ eine Art von viale 6ei ooUi, der dre 
Mulde umkreist und hunderterlei Ausblicke auf das Städtchen ge 
währt. Mein ortskundiger Begleiter kommentiert die lose, anem- 
andergereihten Impressionen mit aller wünschenswerten E-enamg- 
keit. Der Bergsee etwa, an dem wir vorbei wandern, grot rhm 
Gelegenheit, Zu" begeisterten Fußnoten über den Eislauf im be 
sonderen und die Wintersaison im allgemeinen. Semen Andeu 
tungen ist Zu entnehmen, daß man sich hier, dank den vereinten 
Bemühungen der Wegeschaffenden Kurverwaltung und der schnee- 
ipendenden Natur, auf Skiern ebenso angenehm fonöewegen 
kann wie auf Rodelschlitten und daß der Jünger des Bobsports 
nicht wenige sind. Ueber solchen winterlichen Gesprächen gelangen 
wir zur Naturbühne des Vergwaldtheaters, die zwanglose Hin 
weise auf die Sommerereignisse gestattet. Da die Luft sicy seloer 
ohne viel schöne Reden preist, gedenkt mein Chro.nist vorwiegend 
der geplanten Konzert- und Lheaterveranstaltuugen, läßt em Wort 
über die Lesehalle und die Kinos einfließen und erklärt unum 
wunden, daß die ganz- oder halbtägigen Höhenautofahrten Zu den 
leaensreichsion Einrichtungen der Anfang Juni beginnenden Sai 
son gehörten. Während wir den Prisenbach kreuzen, entfallt er 
vor meinem äußeren und inneren Auge das ganze Strahlenbundel 
von Spazierwegen und Ausflügen, auf denen Erholungsbedürftige 
sich erboten, nervös Erschöpfte neue Substanz ansetzen mögen, uno 
an dem Dreikaiserfelsen wird er zum Kritiker der Inflationszeit, 
die den Rückschlag im Vorjahr auf dem Gewissen habe. Aber der 
aumeMsbene Kurhaus-Neubau sei kein aufgehobener, und zum 
Empfang der aus. mancherlei Weltgegenden eintreffenden Som 
mergäste und Radio-Konzerte stehe alles bereit. In diesem Zu 
sammenhang erörtert er auch das trockene Kapitel der Penpons- 
weise, aus dem nur soviel mitgeteilt werde, daß man je nach der 
Wahl des Hotels von etwa 6, 7 oder 9 Mark an ein gepflegtes i 
Dasein führen kann. 
Also Zwischen Prospekten und Aspekten hinwandelnd, landen' 
wir auf dem Hofeck, einem Sattel, von dem aus man erst das 
Doppelgesicht der Landschaft gewahrt. Das Bild nach Westen 
zu trägt die bekannten Züg-e Hier liegt mitten im Hoch chwarz- 
wald das allseitig umstellte Triberg, sich an die Matten lehnend, 
die hinauf nach Schonach Ziehen — ein Waldstrotzendes Ineinander 
der dunklen Kuppen, Falten und Schluchten, ohne Eingang und 
Ausgang. Nach Osten Zu in der Richtung auf St. Georgm, die 
ungehinderte Fernsicht auf die waldürmeren Höhenzüge, die all 
mählich in die „Baar", die Hochebene des Ostschwarzwalds, ein 
schwingen und ihrer Rasse nach schon an die Rauhe Alb gemahnen. 
Die Hellen Flächen, die in dem Licht des Spätnachmittags sich 
Wärmen, sind besät mit den grauen Schindeldächern der „Zinken", 
weiträumiger Gehöfte, deren jed<s in seinem eigenen Feld- und 
Waldbezirk sich selbst durchaus genügt. Auf der Scheide von 
Hell und Dunkel begegnet uns ein Waldhüter, in der Hand einen 
soeben erlegten Schwarzspecht, den er nicht ohne Befriedigung 
vorweist. Er geht nach Kurhaus Teutsche weiter, von wo, ist 
das Wetter nur klar, Kniebis und Hornisgrinde am Horizont 
Zu erspähen sind.
	        

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