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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

st-5^, 
das Ganze, sorglos übereinander geschichtet und von lauter 
bunten Wimpelchen umweht. Alan glaubt flch in ein beweg 
liches Plakat versetzt und zweifelt an seiner Mehr- 
NmenfloncMät. 
j Das leichtfertige Aeußere ist Hülle eines gewichtigen 
Innenlebens, dessen Letzte Bedeutung freilich allein der Fach 
mann auszuschöpfen vermag. Was es an Baubedarf und 
Baustoffen nut irgend gibt, trägt sich hier selber zu Markt, 
berichtet von seinen Fähigkeiten und harrt der Verwendung. 
Soll man Tabellen zusammenstücken, aufzählen und gründlich 
registrierend Aber trefflich ausgestattete Publikationen ver 
zeichnen das Wissenswerte, und Vorträge, die im Verlauf der 
Ausstellung gehalten werden, führen tiefer in die Materie 
hinein. So genüge der Hinweis auf das Wesentliche: daß 
die deutsche Bau-Industrie ihre Produktion >er heutigen WirL- 
Waftslage^ erfinderisch anzupassen sich müht. Neue Mate 
rialien zielen auf Einsparungen ab, neue Verfahrungsartur 
versprechen besonderen Nutzeffekt. Und auch das Alte läßt flch 
mitnichten verdrängen; die Ziegel wehren sich ihrer Existenz 
und die Holzkonstruktionen stellen flch mutig dem Nebenbuhler 
aus Eisen. Ein Kampf der Stoffe und Methoden, der um 
den Zentimeter geht, das Wgeschliffene nochmals abschleift 
und den geringsten Vorteil hartnäckig verwertet. Er beginnt 
noch vor dem Anfang: Baumaschinen zeigen den Interessenten 
ihre komplizierten Glieder, moderne Zeichentische erweisen sich 
als Muster der Präzision. Es folgen die Schwierigkeiten des 
Ausbaus und der Einrichtung, die einzeln und ausgiebig ab 
gehandelt haben. Du erfährst, von welchen Mauern du dich 
zweckdienlich umfangen lassen mußt, wie du dich billig isolierst 
und vor Kälte schützest, auf welchen Fußböden du schreiten 
und in welchen Wannen du baden sollst, wie das Dach am 
besten beschaffen ist, das dir Schutz verleiht nichts 'st rer- 
gessen, vom First bis zur Sohle, vom Rolladen bis zur Lür- 
AiM wird alles dir kund. 
Freilich, dies sind die Elemente nur. Wie ste zur Totalität 
sich fügen, geht aus den wenigen Beispielen der Sied - 
lungsbauten hervor. Die Zeiten haben sich gewandelt, 
die Kapitalien sind dahin. An die Stelle des geräumigen Ein 
samilieubaus, der auf früheren Ausstellungen von W ü/Ha iea- 
heit zeugte, ist darum jetzt das Kleinhaus getreten, das sich 
neuerdings sogar Zum „Kleinsthaus" entwickelt hat. Der 
Superlativ ist nicht schön und zudem etwas übertrieben, da 
es sich keineswegs um eine reine Liliputaner-Angelegenheit 
handelt. Die „Kleinstheit" vielmehr entsteht zum Teil einfach 
dadurch, daß, wie etwa das Häuschen der Stuttgarter Archi 
tekten Trüdinger und E g e zeigt, die Verkehrsfläche voll- 
komrmn^Wohnzwecken ausgenutzt wird; die Küche befindet 
sich hier im Vorraum, von dem aus der Zimmerofen, der eine 
Kochgelegenheit enthält, sich Heizen läßt. Gleich diesem Haus 
typus ist auch der anschließende Pros. Ernst Wagners 
(Stuttgart), den, wie es heißt, die Firma Bosch für ihre 
Arbeiter errichtet, auf Nachwuchs und Selbsthilfe berechnet. 
Geliefert wird nur die rohe Hülle und eine Stube vielleicht; 
den weiteren Ausbau mag dann der Arbeiter nach Bedarf und 
Belieben unternehmen. Daß er aus eigenen Kräften sich ein- 
richlen kann, muß ihn dem Organismus seines Heimes allmäh 
lich verbinden. Die Möglichkeit eines solchen Wachstums aus 
der Keimzelle heraus hängt allerdings unabweislich von der 
Voraussetzung des (bei der Firma Bosch schon vor dem Krieg 
eingeführten) Achtstundentags ab. 
Auch das Haus ist nur Element, es -hat sich dem Zug der 
Straßen undPlätze einzugliedern,derenGestaltung nach stLdt e- 
baulichen Grundsätzen durchgefüHrt werden muß. Die 
Württemberger, die vorwiegend in der Ausstellung vertreten 
sind, scheinen den Blick für diese Ganzheit des Städtebildes 
Zu besitzen. Außer der vorzüglichen Sonderschau des Bundes 
für. Heimatschutz und Denkmalspflege und manchen Architektur 
entwürfen spricht die Tatsache dafür, daß selbst kleine Gemein 
den, wie Zuffenhausen, Ravensburg, Lrossingen, Eßlingen, 
mit Siedlungs- und SLadLerweiLerungsplänen zur Stelle sind, 
und ihr jetziges und zukünftiges Bild im großangelegten Modell 
zu erkennen geben. Nicht alles zwar ist gleich erfreulich. Die 
Stadt Ulm etwa hat zur Bebauung des Münsterplatzes ein 
geradezu selbstmörderisches Projekt ersonnen, dessen Haus 
gruppen mit ihren Torbögen und Erkerchen Romantik im 
schlimmen Sinne sind. Wenn schon gebaut werden muß, dann i 
lieber Eisenbeton als dieser verblühte Seelenkitsch. 
Ueberhaupt macht sich eine starke Unsicherheit fühlbar, wo 
Höheres erstrebt wird als plakathafte Außenseite und zweck- 
volle Gestaltung. Nur die technischen Waren eigentlich sind 
von unfragwürdiger Form. Badeeinrichtung und Tresor wett 
eifern miteinander an Prägnanz, und die knappe Ausdrucks 
weise des Hotelherdes überzeugt gleich sehr wie die sachliche 
Korrektheit "des Büroschranks. Ihre Selbstverständlichkeit er 
mangelt jenen Leistungen, die den Rang von Kunstgebilden 
für sich in Anspruch nehmen. Nicht so, als ob es an guten 
Einzelstucken durchaus fehle, doch das meiste täuscht eine 
Existenz vor, die es garnicht besitzt. Im „Haus des Hand 
werk", das keine sonderlich glüMche Bauschöpfung ist, begeg 
net man solchen zweifelhaften Dingen verhältnismäßig selten; 
desto häufiger in den anderen Hallen, die der Innenein 
richtung gewidmet sind. Die Exzesse der Schnörkelsucht, die 
hier begangen werden, und die kunstgewerbliche Scheinhaftig- 
keit vieler Möbel und Werkstatterzeugniffe beweisen durch ihr 
Stuttgarter Kunst-Sommer. ! 
BMüMstMrM. 
Auf dem alten Stuttgarter Bahnhofs geL äude, das nur 
noch kyrze Zeit verfügbar ist, entfaltet sich die Banans-? 
stellnng, die einen Ueberblick Wer die Leistungen des! 
deutschen Baugewerbes geben und Möglichkeiten neuer Brm^ 
gestaltung vorsühren will. Heiter genug sind diese ..Irrn 
provisationen im Juni" anzuschauen. Die einzige noch übrige 
gebliebene Halle hat sich, frisch aufgetakelt, dachloses Gemäuer 
einer anderen- mit vorgelagerten Pfeiler- und Säulen- 
fragmenterr, gefüllt sich in der Schmach-trolle der Burgruine;! 
Zwischen Monumenten und Rudimenten -- wie es gerade W 
trifft, doch architektonisch irnmer besonnen — die von Baurat 
Keu erleb er (StuttgarH geschickt MnskiNkMen neuen 
! Hallenfluchten, die ihre provisorische Bestimmung ehrlich be-? 
! kennen und langgestreEL wie Windhunds sind. Reklame zieht 
sich, ein Band ohne 'Ende, auf den schrägen Gesimsflächen der 
Bauten und Kojen hin, windet sich die Treppe hinan, die den 
unteren Geländeteil mit dem oberen verbindet, läßt sich weit-? 
läufig in Dreiecksflächen nieder, tut sich als riesiger hölzerner 
Dachbinder auf, schraubt sich, Eiffelturm sn 
dünn und verwegen empor und hockt in Gestalt von Kiosken^ 
Dempelchen und aufregenden Ungebilden, die den Ruhm ihres! 
Materials verkünden, auf den Freiflächen umher. Ver^ 
Mügungsstatten sühnen mit dem Ernst des Bauens aus oder 
verführen zu ihm; eine Tanzdiele geberdet sich mondäner, alA 
ihr zukommt, und in dem Restaurant bann man nicht nur effsu^ 
sondern auch die Holzbauweise erforschen. Vollendete Synthese 
von Genuß und Sachlichkeit die Musterbäcksrei, mit ihrem 
Ofen so groß wie ein Mietshaus, dem lange Stangen FlerW« 
tp<cheG^c Eine VusysLernatischr OrdrmnK 
Die Weinklause. 
r >- Julihitze läßt es sich in der Weinklsuse durchaus 
^iAgelühlte Erdbeerbo-wle, sehr zu empfehlen, sorgt als 
wohltätige Isolierschicht dafür, daß die innere Hitze durch das 
hertze Draußen nicht an ihrer Entfaltung gehindert werde; marr 
trankt un^ trinkt, spießt die Erdbeeren mit einem Zahnstocher 
auf und kommt sich wie eine Thermosflasche vor. Rolf Ronay 
erweist sich arS Conferencier und Wiener von Geblüt. Er 
EÄH "it Nonchalance über die entlegensten Themen,' gibt 
Auftakt und Abgelang, wird unversehens selber zu einer jener 
i Hummern des Programms, die er mit Recht als .gigantische' 
A^K^ungen" zu be-eichnen pflegt, und stellt zwlschcnhincür 
i Mklvz opHl;che Betrachtungen an, die einen sehr unverheirateten 
Eindruck maa>en. Da wir gerade bei der BortragKkunst sind, 
El Nell Marco nicht unerwähnt bleiben, die dämonische 
Leidenschaft per,onifizirrt; sie trifft den Ton der Balladerr 
Klabunds urü> setzte dre „Rouge et noir"-Verse einer Anderen, 
,o grell und düster hin, daß mau darov zum Satanisten werden 
Grays Chansons sind weniger erhaben denir 
PE"ud, '«süß. schon, ,o von einer gewissen Art, daß . . . 
auch die Blicke rLrigens, die sie wirst . . . man muß Bowle 
AEen Erdbeeren stochern. Im gleichen Genre gefüllt sich 
Gretel S ch w a b, die einige neue Schlager ihres Begleiters Fredtz 
Bi a ym o nd friich, keck und verführerisch zur Kenntnis gibt. 
Mit den Darbietungen des Worts wetteifern die der Instm- 
men.e. ^asos Rigo ist ein König unter den Geigern denn er 
kann nicht nur mit dem Bogen, er kann auch mit den' Fingern 
den organisierten Aufruhr der Saiten entfesseln; virtuose 
mk -der Hornhäute, Sache des GcMls und der FinoersM^n. 
Aerne AMegin von der Harfe, Hilde Dittmann, ist weniger 
stürmisch, sanft schwellen di« TSne an und ab, oanz Solo allem 
und mit Zartsinn, wie es sich für eine Harfe gehört. Nun kam» 
Mkn die Benie an die Reihe. Vorap pnA MliieresPi-eie^d 
imgende und tanzende .Hawaiian-Trio mit Miß Milijsa, 
Er reizenden exotischen jungen Dame, deren Wuchs und GeSE 
n,cht nur ihre beiden eLen,o exotischen Partner zu stimulieren ver- 
nwg. ^ch werde von meiner Begleiterin angelegentlich gebeten, ihr 
em.m Zahnstocher für die Erdbeeren zu präparieren. AeKhetisch« 
Kergeruna »oOormaen Fo Sarte und Roh, die einen Wiener 
Walzer stilgerecht celebneren — eS war doch -in- gute alte steif — 
und auch spavilch pch zu bewegen wissen. Olga Smirnova, 
zart, biegsam, grün und silbern gewendet, sei 'Russin, versichert 
der Conferencier. Man braucht nicht -russisch zu können um 
! ste zu bersl-chen, oder vielmchr: das RwsMche verficht sich von 
stwit, wenn mau sie tanzen sieht. Ich muß wieder 'Eldöeererr 
> stochern. Aber dre Spräche der Beine ist ein natürliches Mve^ 
! wofür rch ichlieMch nichts kann. Zuletzt «Wentrischs 
! «teppduett-e von Makel White und T-d BurnK, esil Gekli'r 
und Geklapper im prastimm.o, dessen Rhythmus, ohne Musik-' 
keglenuna zumal, durch feine unerhörte Genauiqkeir bezwingt, 
j?^.,^?wle ,ft l-eer, die Erdbeeren sind aus Pflicht und Neigung! 
Hitze doch"^ "U" mischen sich draußen innere und äußere
	        

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