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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

i)- 
Galion. 
Schmale Fassaden, bunt und aneinandergeLebt, die einzige 
Wand aufgelockert durch das Gewirr der Balköne, Gärten davor 
Und der Helle, so gar nicht bedächtige Eifak; dicht darüber die Purg 
und höher nach oas Benediktiner-Kloster Gäben, dessen Nonnen 
dieser Welt so verloren sind, daß sie von ihrem Gipfel aus die 
schöne Welt nimmer schauen dürfen— das ist Kla u s e n, heute 
Chiusa genannt, obgleich es eiliger Jtalianisierung nicht bedurft 
hätte, damit der Fremdling von jenseits des Brenners hier 
Süden bereits fühle- 
Wenige machen Rast in dem Städtchen. Die meisten rauschen 
vorbei/ durch G-eisewagenfenster seine Front allenfalls ! er 
spähend. Oder sie würdigen Klausen lediglich als Ausgangspunkt 
der im Krieg durch die Oesterreichs erbauten Schmalspurbahn 
einem kleinen, angestrengt tätigen Vehikel, von dem man sich mit 
entzückendem Umstand ins Grödner Tal hinaufwinden lassen mag. 
Freundlich vergessen also ist, wer sich zu bleiben entschließe 
Ob er will oder nicht, er gerät ins Schlendern, denn auch die Zeit 
vergißt sich hier, und ein jedes Ziel fällt im Spätnachmittag ab. 
Man trödelt am Ufer hin, gegenüber die lange Wand mit den 
Balkönen, auf denen mitunter, hoch und unnahbar fast, eine 
Mädchenerscheinung sich zeigt. Dann sticht die Mücke mitten ins 
Bild hinein, der flache Schein der Fassaden wird zur Wirklichkeit 
mehOMeM Hausgebilde, und? MZ dM schält 
die eine Gasse sich endlos heraus. In ihrer Schattenenge ver 
steckt sich eine Rokckotür, dringt spitz ein Erker vor, wie sie im 
Jnntal flch finden — geformte Mngwelt ehrwürdigen Alters, 
durch die mit der Selbstverständlichkeit der Lebendigen das.Volk 
sich bewegt. So das liebliche: man plaudert vor den Läden u-ld 
in Torgängen, gebärdet sich ernsthaft üyd politisch nach Burschen 
art und verständigt sich schließlich mit 'den Töchtern des Landes 
M heiterem Unsinn, weil es eben am schönsten so ist. Dazwischen 
ttülienische Uniformen, die Zum Ensemble gehören. 
: Unser deutsches LlderFo, alias Hotel, mag das treppenteiche 
Heißen. Stufengänge führen in halber Höhe der behäbigen eucina 
vorbei, hören im Dümmer irgenvÄs auf und beginnen an anderer 
Stelle von neuem; sind ihre steilen Wege auch nicht berechenbar, 
so münden fis doch .am Ende mit untrüglichem. Instinkt vor Am 
Zimmer ein, das dem Gast jeweils zubesümmt ist. In diesem 
kabyrtnthischen OroaniSmuS herrscht ein patriarchalisches Leben- an 
dessen Spitze die Wirtin und Mutter ihres DHrpelberufes sorg 
fältig waltet. Zwei Kostbarkeiten lernt der Blick bald unter 
scheiden: die große Terrasse über dem Eisak und einen Backfisch, 
däs Löchterlein, das auf den Anruf Hilde zögernd sich naht. 
Man sitzt bei rotem Südtiroler auf der Terrasse, während 
Fluß und Berge dem Abend sich langsam befreunden, man spürt 
di? unabweMiche Wandlung zum Kühlen, Disünkten und Faubt 
sich" selber Figur im erlöschenden Bild. Die Wirtin berichtet von 
d-Lv im Fahre 1921, der das damals in Mt- 
teidenschaft gezogene Haus seine heute Zusammengestückte Existenz 
-.verdanke - Noch- kommt sie.- ihren-' wenig' .srandÄöfen -GhronisLerr- 
Mchten nach — ihr Wort verweht/ man G Figur und allen 
Pflichten fern — da bricht ein Lachen ein, das der Stummhett 
entrückt, und man weiß alsbald: so kann mit ihren Zöpfen Hilde 
nur lachen Und wirklich, Hilde lacht so über den geistlichen Herrn, 
der ihr kleines Aeffchen an seine Finger steckt und damit richtige 
Komödie spielt. Was tut Hilde, wenn sie abends müde M Wie 
macht Hilde ihre Morgentoilette? Das Aeffchen kopiert in allen 
Stücken seine Herrin, die auch in solchem Spiegel naiv sich erkennt. 
Der geistliche Herr ist als Maler von der gleichen Delikatesse. 
Er hat in Hildes Stammbuch ein scmberes Engelköpfchen gezeich 
net, und dieses Stammbuch darf man Blatt für Blatt jetzr besehen. 
Hilde steht dabei, sie setzt flch ohne Zagen und gibt karge Er- 
Uärungen ab über die vielen Freundinnen aus dem Internat zu 
Vrixen, die in dem Buch hier alle verewigt sind. Die kleinen 
Mädchen beteuern italienisch und deutsch in vollendeter kaürgraphL- 
scher Ausführung zarte Empfindungen der Liebe, sie ranken farbige 
Blümchen um Maximen der Lebensweisheit und wahrhaftig, sie 
sind beschlagen genug, um sogar aus Schillers ästhetischen Schriften 
den einen oder anderen bedürfenden Hinweis heranzuzieyen. Man 
wird gebeten sich eir-zutragen, und findet zum Glück ein Plätzchen 
noch frei, auf dem ein wohlgeratener Spruch den Namen des 
Gastes für Kinder und Enkel erhalten mag. 
Das Bild der Landschaft ist nun getilgt, nur der geschwätzigr 
Monolog des EisÄ dringt zur Terrasse empor. Der geistliche Herr 
hat längst sich entfernt, und Hildes Stimme sinkt klein und traurig 
in sich Zurück. Sie klagt über verlassene Abende, die Musik rmd 
Lektüre nicht füllen, sie sehnt sich, ohne daß sie es sagte, nach 
Wechsel, nach Autos und Schals. Objektiv zärtlich streicht Her 
NachLwind um das Geschöpfchen, und wer weiß, was geschäht, riefe 
die Mutter nicht laut inS wohnliche Labyrinth. 
Morgen entführt das emsige Vehikel fauchend von der 
Station. kr. 
--- Hochstapler und Artisten^ Der Film „Kavalie r e" der 
im Hohen zollerntheater und der ^kala-L^ 
bühne läuft, zeigt eine Hochstaplerbande m voller Taügkert. Ist 
die Handlung auch etwas undurchsichtig, so erfahrt man doch 
immerhin, daß jene edlen Gesellen fremder Leute -.Achter verfuh 
ren, Erpressungen ausüben und, wenn es gar nicht anders geht, 
unter Mitnahme des Familienschmucks verschwinden ^rerlich, 
wie stets, gebt die Unmoral zuletzt an der Moral zuschanden, die, 
im Kino wenigstens, die längeren Beine hat. Da ist ein um das 
Lebensglück der Tochter betrogener Vater, da sst weiterhin ein 
lrraver junger Mann, dem die Elenden übel witgespielt haben. 
Beide verbünden flch wider das glänzende Laster, und nach Vieleck 
retardierenden Momenten, erlebt man mcht nur die Genugtuung, 
daß die Tugend siegt, sondern auch die Freude, daß der jungs 
Mann die ihm zubestimmte Gattin findet, für die er beinahe deu 
Tod erlitten hätte. Der glückhaste Ausgang versöhnt mit man 
cherlei Unwahrscheinlichkeiten der Fabel, und das moralische Ends 
mit der Plumpheit der Schwindeleien .— Der zweite Film:? 
„Eine gefährliche Freundschaft", ist eine rührsame Ge 
schichte von einem lieben Mädel, das aus Not zur Ballettra-le 
wird und sich in dieser gefährlichen Stellung aufs anständigste 
behauptet. Die Handlung, die schlimme Klippen der Liebe und 
der Eifersucht umschifft, mündet auch hier in das erwünschte 
Finale ein. Dis Aufnahmen und darstellerischen Leistungen find 
im einzelnen ausgezeichnet. rec. 
EröMung^r^kMstmefle. 
Die Kunstmesss im Römer, die der Landschaft und Kultur 
des Saar! and es gewidmet ist, wurde Sonntag vormittag 
durch Stadimt Dr. Land wann eröffnet. Der Redner hob 
in seinen Begrüßungsworten hervor, daß dieser Ausstellung, 
der ersten des Saarlands, eine besondere Bedeutung eigne, 
sie bezeuge die unlösliche Verwachsenheit der Saar mit dem 
Mutterland und erweise vor aller Welt, daß die Leiden der 
dortigen Bevölkerung deutsche Leiden seien. Auch möge sie 
bestätigen, daß Frankfurt seinem deutschen Beruf die 
Treue wahre; wie es sich der Elsaß-Lothringer angenommen 
habe, so stelle es jetzt die Verbindung mit der Saar her, ein 
gedenk der Mission, die im Westen ihm zukomme. Dr.- 
Lübbecke dankte allen denen, die zum Gelingen der Schau 
beigetragen haben, und gedachte der erfreulichen Tatsache/ 
daß ste dm Grundstock eines in Saarbrücken zu errichtenden 
Saar-Museums bilden solle. Um ste zustande zu 
bringen, Habs man sich an die französische Grubmverwaltung 
wenden müssen, von der ste dann auch beschickt worden sei. 
Wir werden über die Kunstmesse an anderer Stelle noch 
berichten. 
Die kunsimesse im Römer. 
Die Kunst messe, wie alle vorigen von Dw Fr. 
Lübbecke mit bewährtem Geschick verunstaltet, ist diesesmal 
der Landschaft und der Kultur des Saarland es gewidmet. 
Ihre politische Bedeutung liegt auf der Hand und ist von 
Sladtrat Dr. Landmann bei der Eröffnung Hinreichend ge 
würdigt worden: sie soll die innige Verbundenheit der Saar 
mit dem deutschen Mutterland vor aller Welt demonstrieren und 
Zugleich bekunden, daß Frankfurt der vaterländischen Mission 
eingedenk ist, die im Westen ihm zukommt. Was sie der Saar 
-selber bedeutet, mag dis Tatsache erweisen, daß sie den Grund 
stock eines in Saarbrücken zu errichtenden Saa r-M useum § 
bilden wird. 
, Die Ausstellung ist die erste ihrer Art, und sie zustandezu- 
bringen, war darum mit manchen Schwierigkeiten verknüpft. 
Wenn sie dennoch mit lehrreichem Material aufwarten kann, 
fo ist dies dem Entgegenkommen der Stadt Saarbrücken, der 
Saarbrücker Handelskammer und der verschiedenen Staats 
archive (etwa von Wiesbaden und Koblenz) sowie dem Ver 
ständnis Privater zu danken. Von Persönlichkeiten der Saar 
hat vornehmlich Maler Hermann KeuLh (Saarbnicken) sich in 
den Dienst des Unternehmens gestellt. 
Gezeigt wird Zunächst die Landschaft , die ihre unauf 
dringlichen Reize hat. Malerische Ansichten der Städte und Ort 
schaften und charakteristische NatursLimmungen erstehen in man 
nigfachen Photographien, die durchweg von Stadtselretär 
Wentz (Saarbrücken) Herruhren, einem Künstler der Kamera, 
der auch architektonische Details und Interieurs in Menge für 
die Ausstellung ausgenommen hat. Das Bild der Landschaft 
bestimmen zum Teil die Jndustriewerke, die nicht selten mit der 
Natur sehr annehmbar zusammenklingen. 
Das Land ist von jeher der Schauplatz einer ereignisreichen 
Geschichte gewesen. Zahlreiche Kriege haben auf seinem Bo 
den gewütet und die meisten Werke zerstört, die kulturgesätLigte 
Jahrhunderte hier schufen. Immerhin bringt die Ausstellung 
Zeugnisse des Gewesenen zur Genüge bei. Man sieht etwa 
aus romanischer Zeit Abbildungen der gut erhaltenen Kirche 
von Merzig, reich verzierte Kapitale und ein Modell des 
runden Turmes im Kloster Mettlach, eines seltsam klobigen Mo 
numents, das die Gotik mit Strebepfeilern rundum abgestüht 
hat. Von rein gotischen Bauten finden sich die Kirchen St. 
Wendel und Tholey und das Stift St. Arnual bei Saar 
brücken. Die Abgüsse einiger ansehnlicher Grabdenkmäler dieses 
Süfts sind für die Kunstmesse eigens hergestellt worden; da ist 
die Gruft des Grafen Johann III. von Nassau-Saarbrücken 
(1476) und die sanfte Steingestalt der Gräfin Elisabeth von 
Lothringen (1456), die einen französischen Ritterroman unter 
dem Titel „Huge Scheppel" (Hugo Capet) übersetzte, eirr 
miniaturengeschmücktes Prachtvolumen im Besitz der Hamburger 
Staatsbibliothek, das leider nur in der Kopie vorgezeigt wird. 
Im Gang der Kunstgeschichte sollten die Schlösser der R e- 
naissance jetzt folgen, deren das Saarland eine stattliche 
Anzahl besaß. Doch der dreißigjährige Krieg hat ganze Arbeit 
gemacht, so daß kein einziges mehr erhalten ist. Geblieben stnd
	        

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