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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Künstler selber- als lebendiger Interpreten ihrer Werke und setzte 
sich -auch für die Teilnahme der Eltern an der Kunstbe-Lvachtung 
LM, damit in der Familie fruchtbar fortwirke, was in der Schule 
Mgebahnr werde. 
Die Führu n g durch die kleine Ausstellung, die Werke von 
RutzLaum, Lißmann, Enders, dem früher in Frank 
furt ansässigen Maler BaLLerger, Brasch und anderen ent 
hält- Veranstalters Direktor Prost Wichert- Mit einem pädago 
gischen Geschick, das die Erinnerung an LichLwarrs Uebungen 
im Betrachten von Gemälden heraufbeschwor erläuterte er an 
etlichen Beispielen, wie man die Jugend zu den Bildern hinzu 
leiten habe. Da sie, von dem Formalen zunächst abstrahierend, 
im Wesentlichen auf das Gegenständliche dringe, sei man 
schon Lei der »Auswahl darauf bedacht gewesen, problematische 
Werke, die das Dingliche stark Zurücktreten lassen, nach Möglichkeit 
suszuschalten. Die Unterweisung muffe vorwiegend danach 
streben, die Kinder gleichsam durch das Geschaute hindurch in un-1 
mittelbare Beziehung zur ErscheinungswelL zu setzen, und ihnen 
Freuds einflößen an selbständiger schöpferischer Betätigung. 
Prost Wichert wandle diese allgemeinen Grundsätze in seinen 
Demonstrationen sogleich praktisch an und ergänzte sie durch eine 
ReihZ für den Lehrer wichtiger Winke, die sich Lei der Be- 
Grechung der einzelnen Werke von selber ergaben. Besonders 
instruktiv war seine Erröterung verschiedener aus dem „Expressio 
nismus* hervorgegangener Bilder, die bewies, daß auch diese 
scheinbar schwer zu erschließenden Darstellungen eine Sprache er 
halten können, die sie Kindern schon verständlich macht. Lr» 
lZ2>) I I U-UU-. 
— KahareLLsbend Jssum Selim» Gin KaLarettstar ersten 
Ranges, der Sentimentalität mit Schnödigkeit entzückend Zu 
mischen versteht, das Wienerische in allen Gefühlslagen beherrscht 
und über Mannigfaltigkeit des Ausdrucks und der Gesten mit 
selbstsicherer Koketterie verfügt: das ist Josma Selim. Am 
Flügel begleitete sie Dr. Ralph Benatzky, Autor und Kompo 
nist der von ihr vorgetragenen Couplets, die zum Teil wahre Zug 
nummern sind — ein wenig harmlos freilich, aber das mochte an 
der Auswahl liegen, die dem Geschmack eines guten bürgerlichen 
Publikums zu entsprechen suchte und entsprach. Folgte man an 
fangs willig, so ließ man sich bald hinreißen, als die Selim 
zart-vulgär und frech-verschämt Alt-Wien hervorzauberte, wie 
es sich im Paradiesgart'l erging, wo Lanner und Strauß ihre 
Kompositionen vom Blatt weg aufführten, oder wie es, ein Ge 
misch der Nationen und Dialekte, an der Frühjahrsparade teil- 
nahm, und sich den Liebesgfühlen fo hingab, wie der Begeisterung 
über die Kavallerie und den alten Kaiser Franz. Damit zur 
Munterkeit sich auch Ergriffenheit gesellen, las die Künstlerin unter 
den leisen Klängen der für diesen Zweck eigens zurechtgestutzten 
„Mondscheinsonate" Beethovens Brief an die unsterbliche Geliebte, 
und war es nun der Vortrag, der Text oder die Musik oder dies 
alles zusammen— die Traurigkeit überrieselte einem ordentlich, 
und wer weiß, ob nicht Tränen in das Geriesel sich einmengten. 
Von dieser unziemlichen Vertuschung abgesehen, blieb indessen die 
Künstlerin durchaus in ihrer Sphäre und pointierte die Zeit 
gemäßeren Anzüglichkeiten, die sie im zweiten Teil des Abends 
zum Vortrag brächte, in einem gleich hübschen Gewände und mit 
dem gleichen Charme wie jene Wiener Miszellen. Der Beifall 
> steigerte sich zwischen den „Stammbuchversen" und der „billigen 
Annette" zu ansehnlichen Bekundungen, und der Walzer: „Ich 
muß wieder einmal in Grinzing sein", der den Abend beschließen 
sollte, war noch lange nicht das Ende, soviele Zugaben erklatschten 
sich die in Stimmung versetzten Hörer. raa. 
Z-- Tiere, Menschen- Zirku-Mter. Max Linder in feinem 
Mm: „Der Zir? usksntg" vegiett wahrend dieser Woche im 
Schumans-Lhsatrr und in der R e uen LL chtdühns. 
Es ist gut, daß wir ihn wieder haben, den Stammvater Gro- 
LeKk-Komiker, der über mehr Charme verfügt als Chaplin und ihm 
an DraM? der Vcwcgunß nicht nachsieht. Her Amerikaner ist viel 
leicht konsequenter in seinem erfolglosen Kampf wider die Lücke 
des Maschinenobjekts. doch seine geschickte Tolpatschigkeir schlägt 
leicht in Roheit um, wenn sie obenauf kommen will; Linder da. 
gegen, ihm an Hilflosigkeit inmitten der Menschen und Dinge ver- 
lvandß wird mit feineren Mitteln Meister der Lage. Die ganz« 
WcU hm sich gegen ihn verschworen, nicht zuletzt sein eigener Kör 
per — er ist wirklich ein törichter Hans. Aber der Hans hat Glück, 
er strebt zwar lisch Lächerlichen Dingen, doch es geht wie im Mär 
chen, Las Wunder wird Ereignis. Die Clownerie stiert Satur- 
rralien. Das Zwecklose. Ueberflüssige wird verklärt. Das alles er. 
gib! sich in der sichtbaren Welt, enthüllt sich im WerM der 
Situationen und ist darum mit der Technik des Film- nicht nur 
restlos zu bewältigen, sondern stellt ste überdies vor immer neu: 
Möglichkeiten, UeLct ihr Amräge ohne Zahl. Kamen die Anwesen 
den währwd der Produktionen Linder- aus dem Lachen nicht her 
aus, so blieben ste Lei dem Mm: »Tier- sind Menschen" 
still und ernst, obwohl auch er nach Heiterkeit beflissen trachtete. 
Doch diese angebliche Burleske, die zeigen soll, daß in Kleider ge. 
steckte Tiere sich wie Menschen benehmen, hat eine allzu fadenschei 
nige Handlung, verrat allzu demlich die auf die Herrichtung ver- 
roandte Mühe, als daß sie FröNichkert erwecken könnte. Tiere sind 
eben keine Menschen und erregen menschliche Teilnahme v el 
eher, wenn man sie in ihrem tierischen Sein belaßt, stark sie als 
Ladies und Gentlemen zu kostümieren. rne. 
-« Helden deS Sports und der Liebe. In den Drexel- 
Lichtspielen wickelt sich eine Filmkomsok: ,Das Para 
dies im Schnee" nmch einem Ronran von Ruoslf Strotz) ab, 
über der die Sonne von St. Moritz leuchtet. Sie bestrahlt vor 
allem Bruno Kastner, der als Skiläuser sich intensiver oetätigt 
denn als Liebhaber, was seim weniger Mächtige Braut nicht § 
unerheblich kränkt. Indessen, es handelt sich um eine Komödie, 
und !o nimmt trotz Lller,Jrrungen die Sachs einen guten Ver 
lauf. Die Aufnahmen der winterlichen Hochgebirgslandschaft 
wirken prächtig, die jungen Damen in ihren Sportkostümen nehmen 
sich erfreulich aus und die Gekllschafts'zenen sind das Werk einer > 
geschickten Regie. Alles in allem erweckt das Stück die Lust an 
einem Dezemberurlaub nach dem Eugadin. — In der anderen 
Komödie: „Die Flucht in die Ehe" exzelliert Gunnar 
Tolnaes als ein Graf, der zum Scheine heiratet und dann 
gleich der formal Angetrauten bestrebt ist, aus dem abgeschlossenen 
Zweckverband eine wirkliche Ehe Zu machen. Ernste Hindenüffe 
setzen sich der löblichen Absicht in den Weg, die auf drollige Weist 
überwunden werden. Unter den Episodenfiguren ragt der „Onkel" 
strin rückS hervor, ein eigensinniger Kauz, der indessen für 
rarlere Gefühle nicht unempfänglich ist. Der befriedigende Schluß 
hat zur Folge, daß manche unbefriedigt bleiben, denen man wohl 
auch eine nette Frau gewünscht hätte — aber so ist das Leben. 
5LL. 
l<Z5^ , 2,5 
§ -SO? 
j --- sLudwig Mages im Radios In der „Stunde der Frank 
- furter Ztg." sprach gestern abend der in der Schweiz lebende deutsche 
Philosoph Dr° Ludwig Klages, dessen graphologische Arbeiten 
die Handschriftendeutung Zum ersten Mals durch eine Wissenschaft 
von den Charakteren unterbauten, Zu einer unsichtbaren Radio 
Gemeinde über die Zusammenhänge von Handschrift und 
Charakter. Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick kenn» 
zeichnete er die Handschrift als eine fixierte Probe der Bewe 
gungsweise eines Menscken. in der, wie in der Mimik, das 
Gepräge seines individuellen Wesens Zu scharf umrissenem Ausdruck 
gelange. Diese gesetzmäßigen Abhängigkeiten der bandschnstlichen 
Bewegungsspuren von dem Charakter, dessen Darstellung sie sind, 
habe er selbe? anknüpfend an die Forschungen Piderits und 
Darwins, in seinem Werk: Musdrucksbewegung und Gestaltungs 
kraft" in weitem Umfang aufgehellt. Die mannigfachen Einwänd< 
dis gegen die Möglichkeit eine? solchen Interpretation der Schrift 
erhoben werden, lehnte Klages sämtlich als unbegründet ab. Man 
! behaupte etwa, daß jede Schreibweise an die Vorlage gebunden 
! sei, nach der man schreiben gelernt habe: gewiß, aber diese Tatsache 
müsse Graphologe eben genau so in Rücksicht ziehen, wie er 
darauf zu achten habe, daß durch das SchreibwerkMg und das 
schreibend^ Organ das seelische Ausdrucksbild leichte Abwandstingen 
erfahren könne. Veränderungen dsr Schrift durch den augenblick 
lichen Gemütszustand seien als solche ohne Schwierigkeit zu er» 
kennen und ließen sich überdies durch die Vorlage mehrerer Schrift 
proben paralysieren. Auf den ernstesten Einwand schließlich, der 
die willkürlichen Abänderungen her SchMzüüe öervorhsbt, 
erwiderte KlageS, daß der geschulte Graphologe über Methode« 
verfüge um die erworbenen Schriftcharaktere von den Ursprung, 
lich-n zu unterscheiden, ja. daß er durch die erworbenen Zuge 
gerade Einblick in wichtige EigenschastSgruppen erhalte. Der 
Redner beschloß seine fesselnden Darlegungen mit dem Hinweis 
darauf, daß dis Zeichenmnde der Seele nur Lnsoweü Erwlge 
verspreche, als sie Hand in Hand gehe mit dem Ausbau der 
Charakterologie. , 
135) i Zo 
WWWe der GemeiMO. 
Von Dr. S. Kraetmer« 
Das deuW Denken der Gegenwart hat seit Ferdinand 
Wnnies svergl. dessen grundlegendes Werk: „Gemeinschaft 
und Gesellschaft") den Begriff „Gemeinschaft" zu einer Kate 
gorie erhoben, die es strikte gegen den Begriff „Gesellschaft" 
setzt. Versteht man unter dieser etwa das anorganische Ge 
triebe der entseelten, nur noch zweckbeKimmten Menschen, 
die sich in der durch Kapitalismus und Technik mechamsterten 
Welt bewegen, so wird jene als das organische Miteinander 
der ganzen Menschen gedacht, die sich in die richtige Ordnung 
zu schicken wissen. Gleichviel, wie man mm Gemeinschaft im 
einzelnen vorwiegend bestimme: ob als eine des Glaubens, des 
Blutes, der Sache — sie erscheint jedenfalls stets als das 
genaue Widerspiel der Gesellschaft, deren schlimme Seiten man 
nur fleht. Hier das amorphe Gemenge der Zu Atomen reduzier 
ten Individuen, dort die Hierarchie sinnvoller Beziehungen 
Zwischen voll entfalteten Menschen; hier die Ausschaltung der 
Innerlichkeit, der Mitteilung nicht gewährt ist, dort ein Ge- 
füge, das auf Innerlichkeit beruht und ihre Kundgabe er 
möglicht; hier im Mittelpunkt wirtschaftliche und technische 
Interessen, die eine lediglich äußere Verbindung zwischen den 
Gesellschaft herstellen, dort eine lebendige Mitte, aus 
ver die gesamte Existenz der zu ihr sich verhaltenden Gemein- 
schasts-Gtieder Kraft und Bedeutung zieht. 
So ungefähr werden die Gegensätze heute empfunden und 
zugespitzt. Und die Jugend zumal, gleich radikal in Kritik 
und Sehnsuckr, trachtet nach einem Gemeinschaftsleben, das 
sie aus der Kälte des leeren Raumes hemussühre in eine Ver- 
bundenheiL, die ihr Dasein durchaus umfängt. Auf vielen 
Wegen wird die praktische Verwirklichung des Ideals ange 
strebt: durch GeflnnungsLünde, durch Siedlungen mehr oder 
minder kommunistischen Charakters und durch eine Reihe von 
Versuchen, die an dem einen oder anderen Punkte, in Fabrik 
oder Schule, die Mechanisierung überwunden möchten und häu 
fig durchtränkt sind von sozialistischen Gedanken- Trotz aller 
Avweichungen in der Einzetaufsassung des Gemeinten ist das 
Ziel Loch immer eines nur: die Begrenzung jener gesellschaft 
lichen Mächte, die man neuerdings^ zu Recht oder zu Unrecht,
	        

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