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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Von den LichWelbühnen. 
Friedrich der Große im Film. 
— Der Film „Die Mühle von Sanssouc i" ist nun 
auch nach Frankfurt gelangt; die Bieberbau-Lichtspiele 
führen ihn vor. Ein Erzeugnis der deutschen Fox-Produktion, nach 
Motiven eines Lustspiels von Siegfried Philippi gedreht. Die 
zehn Akte find mit guten Kräften und unleugbarem Geschick zu 
sammengestellt. Auf die bekannte Anekdote von dem Müller, der 
gegen den König mit Erfolg an das Kammergericht in Berlin 
appelliert, baut die Fabel sich auf. Die Liebesgeschichten der 
Müllers- und der HofjuwelierZLochtsr gruppieren sich um den Kern. 
Als Staffage das Potsdamer Milieu, die Interviews von 
Sanssoucsi Chargen und Kompanien, die Generalität. Alles, was 
man von Menzel her kennt, naturgetreu hergerichtet. Im Mittel 
punkt der Friedrich Otto Gebührs, porträtähnlich, mit dem 
Airs «LSM 
Kecien unck Susen SÄkns- 
mann. Z. r'er-m. Uüneken, 0. H. Zeck. 
S-M Leiten. 6eö. 16. 
Das m XuklWs orsebionsns Lueb dringt 
neue XulsätLs, äks, naed äom ^Vorts ckes 
Verla886rs, „mittsn dinsin in äas Lrsnnon äsr Ksxwn- 
^ärtixwn cksutsellsn Uinuts" tnürsn. I^oickor orLSMt 
8i6 bei Lüllnsmann Lranä^uncisn; denn noeb im 
Zsntömder 1925 Ltsbt er niekt an, äis „Zittliebs 
liüekständiKÜsit der ^sstliedsn Völüor" dsdaup- 
tsn, dis sieh v^ädrend des Lris^s ^sokksnbnrt dads. 
Dieser Xussorueb, dem sied ädnliede anreiden Hellen, 
stammt niedt aus dem ^Veltreied dentseden Oeistes, 
sondern aus irgend einem Lräd^indel. Der Huell 
anderer XusiassunZen M rEreldaite Idealismus, 
der in den .formalen Dereieden, in denen es niedt 
darauf andommt. von Versvreedun^en triekt, die er 
in den dondreten Din^eMIIen niedt dält. ^Vir sind 
ZoLialisten, so vürd erdlärt; aber: der „Lomalismus 
als Dartei'bedeutet den Dogmatismus einer erstarr 
ten volds^irtsedaktlieden. Deedt^läubi^dsit, die 
längst niedt medr lebendige Religion ist." ^Vir 
sind aued Demokraten im Zinne der Demokratie als 
„sittlieder Idee"; aber: die .Demokratie als Dar- 
tei... bedeutet die DenutMNL der XbstimmunTS- 
masedine kür die kanitalistiseden Av^eeke". 1/Vo also 
steden vür? 'vVas sollen vür tun? Nan kra^t ver 
gebens, es sei denn, dall man sied mit dem- Bekennt 
nis 2ur „sittUeden Idee" be^nü^t; es ist aber keine 
Xnttvort, sondern die Dluedt vor idr — eine 
Dluedt, die xevüll niedt in das .J^tzltreied ckeutseden 
ösistes^ küdrt. — Interessant sind die Xusküdrunxen 
über amerikanisede Verdältnisse, die Xüdnemann 
vMrend der 2ert seiner Xustnuselwrokessur ?u stu 
dieren Dele^endeit datte. Tr. 
lDie neue Mufikgesinnung.I Im Rahmen der von der 
Frankfurter Kammermusikgemeinoe getroffenen Veranstaltungen er 
örterte Karl Holl die Stellung der Musik innerhalb der heutigen 
Gesellschaft. Nicht nur die Musiker werden ihm dankbar dafür 
sein, daß er, über das Inner-ästhetische hinausweisend, die Auf 
merksamkeit auf die es mitbedingende soziale Problematik lenkte, 
der das Musikleben zur Zeit untersteht. Mit treffenden Stich 
worten kennzeichnete er zunächst die historische Entwicklung der 
! musikalischen Produktion, die eine immer stärkere Ablösung der 
Musik von den übersubjektiven Zusammenhängen, eine immer auf 
fälligere Verringerung und Spezialisierung des eigentlichen Musik 
publikums gezeitigt hat. Der Ueberblick führte zu dem Ergebnis, 
daß die Kunstmusik heute zur Mu s ik esoterischer Zirkel, 
hie Volksmusik aber zur gemeinen Schlagermusik geworden 
ist, die einzig von der Passivität des Publikums getragen wird. 
Ein unhaltbarer Zustand, -der nur dann zu tilgen sein wird, wenn 
eine neue M u s i k g e s i n n u n g heraufwächst, die wieder die 
Musik zu dem macht, was sie von Hause aus ist: zu einer Kunst 
äußerung, die aus der Gemeinschaft konrmt und in sie mündet, und 
als Möglichkeit der Empfängnis und des Ausdrucks in jedem 
physiologisch gesunden Menschen bereit liegt. Wie aber ist hier 
Re-medur zu schaffen? Die Antwort auf diese Frage ward nicht 
ohne Optimismus erteilt, wenngleich Holl keineswegs die Größe 
der Gefahr-- erkannte, denen bei der Umwandlung des gegen- 
wärU-^ ^Mndes zu begegnen ist. Gefordert ist vor allem He 
n- bereits angestrebte Neubegründung des musikali - 
U nterr r ch t D Durch seinen Einbau in den Gesamt 
verricht, durch rhythmische Gymnastik und andere Veranstaltungen 
wird danach Zu trachten sein, daß der Unterschied zwischen Müst- 
kalischen und Unmusikalischen mehr und mehr sich verflüchtige und 
die Fähigkeit des Musizierens wieder allgemeiner hervortrete. Be 
troffen von der notwendigen Umstellung, die nicht zuletzt aus 
^wirtschafLlf^ erfolgen muß, wird auch das 
öffentliche Musikleben. Holl prognostizierte den Ätzgas 
der durchschnittlichen Solisten vom Podium, der vielleicht dem 
Mustkbildungswesen zugute komme, und die unausweichliche An- 
padung der Konzertgesellschaften an den neuen Musikwillen. Er 
ist der Oper am wenigsten günstig, und die Frage entsteht, ob 
ihre Aufführungen nicht wieder Festspielcharakter an 
nehmen sollen, eine Aenderung, die zugleich den wirklich leistungs 
fähigen Bühnen einen größeren Aktionsradius verliehe. Nachdem 
der Redner noch kurz die Pflichten angedeutet hatte, die dem Staat 
und den Kommunen angesichts des Kommenden erwachsen, umriß 
er Zum Schlüsse den maßgebenden Anteil der Presse, an der 
Umgestaltung des musikalischen Lebens. Das schöne Bild, das er 
von der Wurde und den Führerqualitäten des idealen Musik 
kritikers, dieses öffentlichen „Sachwalters der Musik" entwarf, 
durfte man auch als eine Zielsetzung seines eigenen "beruflichen 
Wirkens verstehen. i<r 
— „Die rote Maus." Ein Novellenstoff, der Kaschemme und 
Salon verbindet. Man hat dergleichen öfters gesehen, aber die 
Regie ist gut und die Handlung spannt, wenn sie auch nicht ge 
nügend von dem Buch sich ablöst. Aud Egede Nissen entfaltet 
sich als Heldin; ihre Züge wandeln sich vom Schrecken zur Ko 
ketterie, sie beherrscht die Stufen des Ausdrucks. Aus der Gesell 
schaft eines Diebes, der ihr Geliebter ist, reißt sie sich los, reinere 
Sphären zu betreten. Zunächst die des Films. Sie spielt hier, 
was sie früher schien: die Dirne, die auf der Leinwand so häufig 
wie in der Wirklichkeit zu sehen ist. Filmleute kopieren sich selber 
getreu, Jupiterlampen leuchten, die Kulissenwelt wird reproduziert. 
Ihr entsteigt die Heldin, um die Frau des Gerichtspräsidenten zu 
werden. Sie ist glücklich so in der Höhe, herrlich anzuschauen in 
Gesellschaftskostüm, aber ein Alpdruck lastet auf ihr — die Ver 
gangenheit, die sie verschweigt. Der Dieb, ein Gentleman durch 
aus, hat ihren Namen nicht genannt. Er kommt aus dem Gefäng 
nis heraus, er bedrängt sie, gar nicht mehr AsntlemanMe: wird 
er nun reden? Man zittert von M zu Akt, fürchterlich schürzt 
sich der Knoten, schlimm wird es enden. Es endet vortrefflich, 
durch eine Wendung, die im letzten Augenblick erfolgt und psycho 
logisch nicht uninteressant ist. Dem Gerichtspräsidenten wünscht 
man noch eine lange glückliche Ehe, er ist von innerem Adel und 
reich. Die Rollen sind ausgezeichnet besetzt, einige Impressionen 
biotechnisch voll ausgeschöpft, und so wäre denn wieder einmal 
das große Motiv des schlechten Schweigens in dem Bereich der 
kriminellen Ereignisse drastisch entlarvt. — Im Beiprogramm zei 
gen die Alemannia - Lichtspiele noch einen netten ameri 
kanischen Film: „Hochzeit mit Hindernissen". Sind 
diese Bewegungsvorgänge auch bereits Klischee geworden, so steht 
man sie doch wieder gern, denn die Eile, mit der sie voruber- 
schlüpfen, tut gut. Die Deulig-Woche ist mit Aktualitäten 
gemästet. racL. 
Michelangelo als Architekt. 
— In der Berufsschule für Graphik und gestaltende Gewerbe 
sprach Pros. Julius Hülsen zu dem Kreis der Freunde und 
Gönner der Schule über Michelangelo als Architekt. Er 
charakterisierte ihn als eine Erscheinung des Uebergangs, an der 
Wende zweier Zeiten. Zwar redet Michelangelo noch die FormenD 
spräche der Antike, bricht aber als Architekt die Alleinherrschaft^ 
der Säulen und gibt den Massen einen neuen Inhalt. Man 
nennt ihn den „Vater des Barockstils"; und in der Tat, er 
hat seine Heraufkunft am nachhaltigsten beschworen. 
Bei der durch Lichtbilder unterstützten Betrachtung der 
Architekturwerke Michelangelos ging der Redner zunächst auf die 
M e d i c e e rk a p e l l e ein. Sie hätte damals sehr schlicht gelöst 
werden können. Michelangelo aber hat die Sitzfiguren der beiden 
Mediceer architektonisch verklärt, indem er ein Nischenwerk errichtet, 
§ das bereits die Antike verleugnet. .Das Ganze ist nicht im Ein 
klang mit den alten Ordnungen komponiert, sondern frei geschaffen; 
der Bildhauer, nicht der Architekt hat sich durchgerungen. Der 
Schmuck erlangt bei ihm eine selbständige Bedeutung, die Wand 
findet ihre eigene Sprache, durch plastische Mittel ist ihr etwas 
gegeben. Kandelabersäulen, Kränze, Bewegung der Bänder: alles 
ist neu und stimmt wunderbar zusammen; hier ist die Geburtsstätte 
des Barock. 
Der eigentliche Schöpfungsbau des Barock freilich ist die 
Laurentiana. In ihrem Treppenhaus hat Michelangelo die 
Säulen in die Mauer gestellt, der Licht- und Schatteneffekte 
wegen. Alles ist in der Wirkung gleichsam angeheizt. Auch die 
Nischen, die um ihrer selbst willen da sind, und die verkröpften 
Gesimse erteilen den 'Mauern ein neues Leben. 
In Rom erwartete Michelangelo die Aufgabe, den Kapitol- 
platz zu gestalten. Marc Aurel steht hier auf einem niedrigen 
Sockel, an dem man auch das Wesen des Barock studieren kann. 
Der Senatorenpalast zeigt in seiner Frontbehandlung nicht eigent 
lich viel vom barocken Wesen; die Treppenvorbauten freilich holen 
es wieder herein, auch durch die ganze Freiheit, mit der die Bau 
elemente behandelt sind, wird es bestätigt. 
An der Porta Pia hat sich Michelangelo als Bildhauer mit 
malerischem Blick bewährt. Sie ist besät mit merkwürdigen Formen: 
Rahmen sitzen in Rahmen, die Simaprofile sind umgewandelt — 
alles gewaltige Neuerungen, barocken Geistes voll, der die Gewalt 
! der in sich gebunden architektonischen Formen tilgt. 
> Es würde zuweit führen, den Redner durch die ganze Architek- < 
l turwelL Michelangelos zu begleiten. Genug Laß er, vom Beifall! 
der Hörer bedankt, auch für die anderen Schöpfungen an Haut 
der Lichtbilder ein Verständnis zu erwecken suchte. — Ein Musik 
vortrag leitete den Abend ein. Xr.
	        

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