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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

gefaßt hatten und dort oben wichtige Dokumente aus sich entließen, 
werden sei längerem systematisch verfolgt; ungeachtet der Tatsache, 
daß sie auch im Falle des Nichtgebrauchs jederzeit gewissenhaft auf 
ihrem Posten standen. Die große Mehrzahl findet sich zu den 
niedrigsten Tätigkeiten verdammt. Eine her ab gesunkene Klasse, deren 
Angehörige keine individuellen Züge mehr tragen, sondern sich wie 
ungelernte Reservoire Zum Verwechseln ähnlich sehen. Kaum daß 
sie noch an jene -edel geformten Kelche erinnern, die früher nicht 
s-elt-en in Prunksülen ihre Unterschriften verliehen. Man hat sie aus 
GlasaLfällen gerundet um ihre Arbeit in jedem Augenblick kon 
trollieren zu können, und beschäftigt sie an den unwürdigsten Stät 
ten, wo ihnen die Möglichkeit Zur Persönlichkeitskultur fehlt. In 
der Hauptsache liegt ihnen die Bedienung der Füller ob, die so 
hochmütig sind, daß sie sich vor jeder unmittelbaren Berührung mit 
ihnen scheuen und ihre Aufträge nur durch die Spritze erteilen. 
Derart ist den Tintenfässern der Einfluß auf den Ausbau der 
Schriftzüge, vor allem aber auf die Wahl der Papiersorte nahezu 
völlig entzogen. 
Die Gipfelhöhe der Kränkung dünkt den Kelchen nicht einmal die 
Lohnsklaverei; vielmehr: ihre Verwendung als Zimmerschmuck. 
In der Tat enblödet man sich nicht, ihrer manche mit einer Würfel 
oder kugelförmigen Dergestalt zu begaben und, bis zur Neige ge 
leert, auf polierten Schreibplatten an den Pranger zu pellen. 
Ihrem eigentlichen Lebenszweck entfremdet, mögen sie hier in der 
Gesellschaft von Pfauenwedeln und Vasen die Lichter zurückwerfen, 
die aus sie ausprallen. Daß man ihnen nicht eine Tafel mit der 
Aufschrift: „Tintenfässer sind überflüssig" umhängt, ist alles. Ohn 
mächtig müssen sie den Hohn ihrer Feinde erdulden. Hält sich eine 
Schreibmaschine in der Nähe auf, so läßt sie sich nicht etwa auf 
der Platts, sondern auf einem eigenen Tischchen nieder und ent 
facht ein brausendes Geräusch, als ob sich niemand sonst in der 
Stube befände. Die Füller schreiben absichtlich in ihrer Gegenwart, 
auch wenn sie gar nichts zu sagen haben. Dann und wann senken 
sie sich wie aus Versehen in die tintenlosen Gefäße ein, um sie 
ihrer Trockenheit wegen zu beschämen. Den Verspotteten gereicht 
es nur zum geringen Trost, daß die Peiniger selber ihre Flüssig 
keit oft nicht bei sich behalten können. 
Auf einer vor kurzem verunstalteten Jahrestagung haben die 
Tintenfässer über die notwendigen Gegenmaßnahmen beraten. Sie 
sind dort zu einer einstimmigen Resolution geschritten, in der die 
mangelnde Daseinsberechtigung der Füllfedern wissenschaftlich nach 
gewiesen worden ist. Es bleibt abzuwarten, wie der Beschluß sich 
auswirken wird. In ihrer Verzweiflung haben sich die Kelche auch 
an die großen Tintenflaschen gewandt, deren dicke Bauche 
im Geruch einer besonderen Heiligkeit stehen. Sie waren, immer 
und werden immer sein. Die Flaschen, die ihrem frommen Beruf 
im Verborgenen nachgehen, haben in der von ihnen. gewährten 
Audienz erklärt, daß die Welt ohne Flaschentinte nicht bestehen 
könne. Die Tintenfässer, so äußerten sie zürnend, werden einen 
Teil der Schuld bei sich selber suchen müssen; ihnen zur Strafe 
sind die Schreibmaschinen und FMfedern geschickt- Diese freilich 
— hier glätteten sich die Etiketten der Flaschen wieder —- sind als 
weltliche Erfindungen der Vergänglichkeit geweiht. Die Schrei L- 
polhpen werden in die Meeresgründe gebannt und versiegen werden 
die Röhren, wenn die Kelche sich von neuem Zu dem Glauben an 
die Nnerschypflichkeit der Flaschentinte bekennen. Die großen Fla 
schen sind schon im frühen Mittelalter die Hüter der Tinte ge 
wesen und haben daher einen ausgedehnten Ueberblick über die 
Geschichte. Ihre Prophezeiung söhnt die Tintenfässer ein wenig mit 
dem Elend der Alltags aus. Sie harren und vertrauen, und wenn 
ein Füller zerspringt, preisen sie die Weisheit, die aus den 9 la 
schen spricht. 
ladrbuob kür 8 oLio 1 ogis 1S26. — 
8orio!egis als Oesellscdaktswis- 
sensodakt. — LoLiologiscde Bsss 
stücke. 
Von vr. 8. 
ver jotst ersedienene II. Land des internatio 
nalen Lammelwerks: „^adrbued kür 8o- 
Liologie" (Larlsrude, 8. Braun. VII, 483 Sei 
ten. 16) setLt das mit dein I. Land begonnene 
Blnternedmen planmäßig kort.*) wiederum ist 
der Rerausgeber, Brok. Oottkried 8alomon 
(Brankkurt), bemüdt Thesen, sing Beide küdren- 
der Autoren au8 verscdiedenen Nationen ru ver 
einen. Br bat gieb rnit dein ^adrbucd unstreitig 
das Verdienst der Lödakkung eines Borums er 
morden, auk dein sied d-e Autoren rwar niedt 
ru einer „Oemeinscdakt" im Sinne von ^onnies 
LusamMenkindsn, aber doed gssellsodaktliod rnit 
einander Büdlung nedrnen donnern Bs ist durcd- 
s-us in der Ordnung, daü aued die ^Vissenscdakt 
idre Boteldallen dat, m denen rnan sied trikkt; 
Zerade die Sociologie dedark einer soleden inter- 
natidnalen VerständiAunZ. 
Ver neue Land devorcugt Leitra^e, die über 
die Lntndedluns der.deutsöden Sociai^s^edöio^is^ 
umerriedten. Idnen cur Seite treten ^.ddändlungen 
reedts- und stLatspdiiosopdiseder, socialödönorni- 
seder und rnedr distoriseder ^.rt; aued rNetdodö- 
lo^ikede LraMN werden anAesodnitten. Line reied 
desetcte und xüt sernisedte Blatte insZesamt, die 
Mit den Orderten des ersten Landes cusamrnen 
einen ausdornmlieden vederdded üder die AtzZen- 
MartiZen Liedtun^en der socioioZisoden Lorsed- 
unx versedakkt. 
Bür idren Stand ist die rrnverdenndare Vor- 
derrsodakt des Lorn. s 1 ep deceiodnend. ^us 
Oründen, die seider socieiögrZed niodt sedwer Zu 
durodsedauen sind, sedent eine NedrLadl der 
^Vistzensedakter davor curüed, sied rnit der Saode 
einculassen, urn die es cujetct cu geden dätte. 
Nan bleibt vor idr sieden vvie vor einer ^and; 
sei es nun, daü un. ei^er kra^würdigen Od- 
fedtivität willen adgeiosten erdenntnistdeoreti- 
soden Interessen duldi^e sei BS, daü rnan irgend 
welöde allgemeine Brincipieri entwickle und von 
idnen cu rnaterialen vntersuedun^en kortcusedrei- 
ten verspreode. vie Lrkenntnistdeorie derudlAt 
sied der sied selber, und das Verspreeden wird 
niedt sSdalten. „VVei! die ^Vadrdeit ein 
Ltderisedes. von der materiellen Nasse getrenntes 
Subjekt ist, adressiert sie sied niedt an die ernpi- 
risoden Nenseden, sondern an das „Innerste der 
Seele", rückt sie. um ,wadrdakt erkadren" cu 
werden, dem Nenseden niedt auk seinen groben, 
etwa in der Dieke ein^s en^dseden Lellsrs oder 
in der Höde einer krsrcüsiseden Speiederwod- 
nun^ dausenden Leid, sondern „ciedt" sied „dured 
und dured" dured seine „idealistiseden varm- 
kanäle". Dieses ^Vort von Narx, das Lruno Lauer 
ironisiert, xilt unverändert kür die deuti^en 
Ledrikten, die idre absoluten Lrkenntnisse im Le- 
reicd des Borms-l-^dstrakten gewinnen rnoedtsn. 
8ie degeden sied ader in diesen Le^eied: einmal, 
weil sie in idm am wenigsten Oekadr lauksn, ein 
indadlied bestimmtes sociales Lekenntnis adleZsn 
cu müssen, und cum andern, weil sie meinen, von 
idm aus idr Bekenntnis als absolute Wadrdtzit er- 
sedlieäen cu können; also edsnkalls aus ^ngst 
vor dem Bekenntnis. Das Ledürknis, es cu ver- 
dränAtzn, treibt aued wodl in sedeinmateriale 
distoriscde und psI-odolo^isede Studien dinein; 
wie überdaupt das Bewußtsein erkinderised an 
^.usklüedtsn ist, wenn verdrängt werden soll. 
Die Odarakteristik einiger Beiträge mo^e das 
Oemeinte erläutern. Brok. ^Vildelm Leildau 
(Oslo) will die Diktion des isolierten ^iriscdak- 
ters in der bür^erlieden Nationalökonomie dured 
die Binküdrun^ einerNacdtps^cdoloZie beseitigen, 
odne daß er das "Woder und ^Vodin der Nacdt 
näder bestimmte; das Dormale ist damit niedt 
überwunden. Brok. Ldward L o Z (Nadison, 
^Visoonsin) gibt eine Typologie der dlerrscdakts- 
kormen und Herrscbaktsmitted IVelcde Oedalte 
berrsoden? ^Velcde werden bederrscdt? Lr0k. 
Branc ^V. Jerusalem (lena) bemerkt in einem 
Huksatc über die Oesetcmäkigkeit unseres socia 
len Bebens unter anderem, daß die Osscdicdte 
der abendländisoden Lultur ein Leduktionspro- 
ceß sei, der rur 2ersetcung einer ursprünglioden 
Kollektivität und cur Ausbildung völlig selbstän 
diger Bersonliedkeiten geküdrt dabe; eine Fest 
stellung, die weder die Brscdeinung nocd gar den 
Linn der Lbendlandiseden Oescdicdte entsedei- 
dend berüdrt. Brok. 6. N o s c a ("I'urin) fordert 
rur Vermeidung soLialei Krisen von der derr- 
scdenden Hasse die ^.nnadme und Lekolgung 
einer wissensodaktlieden Bolitik. Bs ist umso 
oder 2U vermuten, dak die Bascisten die idre kür 
wissensedaktlicd dalten, als das ^.usseden der 
Wissenscdakt niedt besedrieben wird, die Bolitikl 
werden soll. Bedrreicd ist ein ^uksat^: „8ee1- 
spiegelung oder Bormen des NitbewuLtseins", 
von Brivatdorent 8. v Ltoltenberg (Oieüen)^ 
den der Zwang ^ur Normalität ins Absurde detLt. 
B^ter seinen in DabeHen eivgesammelten Kuriosi 
täten ist die des „VreimalselbmitbewuZtseins" 
niedt einmal die merkwürdigste. 
Vie metdodologiseden Beiträge begnügen sied 
vorwiegend mit tsrminologiseden und dekinitori- 
scden KatLUngen. Kledr an die Kacden küdrt 
allein die geistreicde ^bdandlung von Dr. Larl 
VIanndeim (Heidelberg) über die idsologiscde 
und soriiologiscde Interpretation der geistigen 
Oebilde deran. Indem es jene Lur „Innenbe- 
traedtung" der Ideengedalte, diese 2U ibrer 
„^ubenbetracdtung" stempelt und am Bnde Lu 
einer l^pologis der verscdiedenen Innen- und 
^ukenbetraedtungen scdreitet, entLiedt er krei- 
liod dem marxistiscden Ideologiebegrikk aued 
die eingescdränkte BeLlität, die idm Lukommt. 
Von den ins Uatsriale überleitenden soLiologr- 
scden Ltudien sei der ausge^eiodneten Arbeit 
Vrok. ^Ikred kdeusels (^acden) gedacdt, in 
der die Borm des Lompromisses soriologisod der 
bürgerlied-kapitalistiseden Desellscdakt sugsord- 
net Wird. — ändere ^bdandlungen bekassen sied 
mit besonderen Oegenständem 8o entwickelt 
Brok. Andreas ^Valt der (Oöttingen) in einer 
besonnenen und gediegenen Darstellung die so- 
riologiscden Ideorien ^ax ^Vebers. — Das Nan- 
datarsvstem des Völkerbunds wird von Vrok. 
8 obson (Bondon) als die neueste Bdase 
des Imperialismus erkannt und einer scdarken 
Lritik unterzogen. Der tsedecdiscbe Brokessor 
^.rnost Blada (Lrünn) und der Busse Brok. Litrim 
Lorokin (Minnesota, krüder Betersburg) 
beriödteü über die Leitgenossisods LoÄologie 
idrer Bänder.
	        

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