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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

! ll) 
Zugleich mit dem. Sternfriedhof wurde ein in der neuen 
Mainzer Synagoge untergebrachtes M u s e u w deZ Vereins Zur 
Pflege jüdischer Altertümer eröffnet. Zu dessen Entstehung und 
Einrichtung wesentlich Dr. Karl Ladenburg Lei-getragen hat. 
Es enthält eine Reihe sehenswerter Stücke, die durch ihre Ver 
einigung besser das Gewesene zu, erschließen erlauben. Die Lhora- 
schrünvorhänge an den Wanden, die aus Brautkleidern gefertigt 
sind, bestehen Zum Teil, aus kostbaren Stickereien persischen oder 
indischen Ursprungs. Frauenhände haben sie vor mehreren hundert 
Jahren mit den Symbolen der beiden Säulen, und der vier 
Kronen dekoriert. Stets ordnet der Schmuck bei diesen Kultgegen 
ständen sich unter; der Chanukkaleuchter aus der Zeit, des dreißig 
jährigen Krieges ist nicht minder Zurückhaltend geziert wie die 
Prunkkrone, die der Thora übergestülpt wird. —Me dargebstenm 
Proben des häuslichen und synagogalen liturgischen Lebens wer 
den durch Akten ergänzt, die einige historische Bedeutung haben. 
Das Ganze ist auf Erweiterung angelegt, die begonnene 
Inventarisierung drängt wie stets nach Vervollständigung. Neben 
dem Frankfurter jüdischen Museum wird auch das Mainzer ein 
Bild des jüdischen Lebens in Deutschland vermitteln. 
Jüdische Altertümer in Wainz. 
Dew Grabmalgarten. — Das Museum. 
. Li* Mainz, im Oktober. 
Das höchstgelegene Gelände von Mainz, ein hügeliges Grund 
stück, das an den seit 1880 geschlossenen alten jüdischen Friedhof 
an der Mombacher Straße grenzt, ist jüngst Zu einem jüdischen 
Grabmal garten umgestaltü worden, der seinesgleichen 
sucht. Grabsteine aus der Zeit von etwa dem Jahre 1000 bis gegen 
die Mitte des 15. Jahrhunderts — unter ihnen die ältesten bisher 
in Deutschland bekannten stehen hier einzeln und in Gruppen 
an verschlungenen Wegen. Viele haben sich nur als Fragment 
erhalten wie ein halb vermodertes Skelett. Einst waren sie das 
Zeichen des VesLattungsorL^ nun sind sie selber bestattet. Der 
Zersetzungsprozeß, der auch sie der Natur vollends Zurückgegeben 
hätte, ist unterbrochen worden, damit dte Namen der Toten auf 
bewahrt seien, die sie verzeichnen. 
Alles ist merkwürdig an diesem Friedhof der Steine.. Wie 
Rabbiner Dr. Säli Lewi. der verdienstvolle Schöpfer der An- 
laM, Mchgewiefendas Feld schon den Juden des 
Zu AM im Schumann. 
Zur Premisre des zweiten Oktoberprogramms. 
Im Kriegswagen kommt eine schöne Frau angesahren, 
C l -a u dia Alba, antik gewandet, eine Amazone. Sie verbindet 
Grazie mit Kraft, woran ihr Begleiter glauben muß, den sie um- 
dreht oder in die Höhe hebt, so eine Frau sollte man haben, man 
brauchte für den Sport nicht mehr zu sorgen. Außerdem stemmt sie 
Kugeln und wirst sie sich auf den Nacken. Pazifistisch ist sie nicht. 
An einem Trapez hängend, schießt sie eine Kanone ab, die sie mit 
den Zähnen im Schwebezustand hält. Tann verneigt sie sich lieblich, 
der Kontrast ist groß. Man mochte ihr Nachts nicht allein begegnen. 
Joy Bells chinesische Gladiatorentruppe übt 
mit Lanzen, Schwertern und Ketten. Ihre feine Gewandtheit 
triumphiert über Schneiden und- vorschnellende Spitzen. Sie treten 
gegeneinander an und jagen sich die Speere in die Leiber, die sich 
gerade, rechtzeitig, noch vorLeiwinden, um sich unversehrt wieder 
aufzurichten; zwischen den Stichen bleibt kein freier Raum mehr. 
Auch werden rasselnde Dreizacke umher gewirbelt, die nach und nach 
sich verselbständigen und nun ihrerseits mit ihren Trägern Be 
wegungsspiele treiben. Von den Dreizacken regiert, drehen diese 
sich durch die Lust. ' 
Die Gruppe der drei Boundings Vounders besteht aus 
einem Mädchen mit einer wundervoll stechen Fistelstimme, einem 
älteren vergnügten Hrrn und einem jungen Burschen, der zu 
seiner Zerstreuung, Räder schlägt. Der Herr benutzt seinen Auf 
enthalt auf der Bühne dazu, sich mit dem Mädchen zu unterhalten, 
bis es ihm genug wird, einen Violinkasten herbeizuholen, dem er 
ein Taschentuch entnimmt, mit dem er sich abtrocknet, dann stellt er 
den Kasten , wieder hin, und solcher bedeutender Handlungen mehr. 
Mitunter läßt er sich vom Trampolin in die Höhe schnellen. Zwi 
schen ^Himmel und Erde lebt sichs schon; kein Wunder, daß er 
vergnüt ist. Mit dem Mädchen und seiner Kravatte, die wie -ein 
Rolls Royce hupt, wenn er daran rührt. — raca. 
^ermanos Walders: Balanceakt an der Stange: gelbe 
Stiefel, lächelnde Nonchalance. Saubere Arbeit und ein guter 
Augenblick, wo beide, Kopf gegen Kopf an der Stange — lang 
sam ihre Handschuhe ausziehen — um Fahnen aller Länder vom 
Mast aus zu entfalten. 
Zwei Watson komisch seriöse Rollschuhläufer. Eine vor 
zügliche Nummer. Die Zusammenarbeit könnte etwas besser sein. 
„Er" erinnert an Dodo aus den amerikanischen Lustspielen. Alles 
geht ihm schief seine Hosen sind lockere Scharniere, die ihn an 
den Boden klappen. Zum Schluß aber kreiselt er sich aus einem 
runden Tisch empor und tanzt wunderbar elegant mit der schönen 
Frau, ganz rosa Bein und weißes Gesicht. 
Wenn Otto Schumann vor den gemalten Parkwegen 
„arbeitet", dann ist das, wie wenn <in Engel vom Himmel kommt. 
Svine Füße sind Musik — die Pstrde fühlen das. Ein Schimmel 
mit rosa Nüstern und einem rosa Bauch tanzt wie eine Bajadere. 
Dann kommt ein schwarzer Riesongaul, der fast zu groß ist für 
die kleine Bühne -- der arbeitet mit einer liebevollen Wucht , 
-ein Berg, wenn er sich auf die Hinterhand stellt, und dann tut der 
Reiter gar nichts mehr — die Tieve scheinen sich ganz übeAasscn. 
Das Pferd und die zwei Hunde — eine weiße Dogge, die im 
stolzen Hahnentritt des Pferdes geht — und eine Wolfshündin 
mit einem Eisbärfell, die geht noch ganz schachern dm Schwanz 
schamhaft verklemmt mit treuen blauen Augen nebenher und. be 
wegt die Pfoten mit zart andeutenden Gesten. ' -Ka. 
' frühen Mittel-alters als BeerdigungZplatz. Im vorigen Jahre erst 
wurden hier Skelette aus gegraben, uralte Knochengerüste, die dank 
der günstigen Bodenverhältnisse unversehrt wiedererstanden. Ihnen 
Zur Seite als einzige Beigabe die eisernen Nägel, die den Sarg 
früher hielten. 
Die Grabsteine selber, die aus dem Mainzer Altertums 
museum an ihren Ursprungsort zurückverpflanzt worden sind, 
haben die Jahrhunderte im Verborgenen überdauert» Nach den 
Judenaustreibungen im 15- Jahrhundert wurden sie verschleppt 
und zu Haus- und Festungsbauten benutzt, während das Grab- 
feld als Weingarten den Lebenden flammte. In den Fundamenten 
und Mauerbogen harrten die Steindokumente ihrer Erweckung 
durch die Historiker. Kürzlich erst wurde ein neuer Fund bei bei? 
Anlage eines Sportplatzes auf der Bastei gemacht — ein nicht 
unwesentliches Argument für die Rechtmäßigkeit des Sports. 
Niemand wird ohne Anteil die Grabsteine durchmustern. Die 
ältesten sind Zeitgenossen fenes Geschlechts, das den Mainzer Dom 
> in seinen ersten Anfängen sah; eindringlicher, als die Quellen 
schriften es vermöchten, beezugen sie die Verflochtenheit des jü 
dischen Schicksals mit dem deutschen. Manche der hebräischen In 
schriften haben ihre Jugendfrische hinübergerettet, ihr Bericht 
ist ein schönes. Ornament. Andere, die verwittert sind, droben ihr 
Geheimnis mitzunehmen. Auf einer winzigen Ruine, die sich 
hcrabneigt, steht als letzter Ueberrest noch der Namen. Die Denk 
mäler sind insgesamt keine Monumente, die den fragwürdigen 
Anspruch erheben, Kunstwerke zu sein, sondern der Untergrund 
für die Inschrift, hinter der er selber verschwinden will. Seiner 
Unscheinbarkeit entsprechen nicht fllten die cingemeißelten Worte» 
„Ein Felsstein wurde ausgehauen Zum Gedenken 'des Rabbr 
Gerschom", ist auf einer frühen Tafel zu lesen. 
Von dem GraL-malgarten blickt man weit in 'den Rherngau, 
und fast scheint es, als gewänne die Landschaft an Menschlichkeit 
und an Kraft der Rede, weil dem Gedächtnis eine Stätte in ihr 
eingeräumt worden ist. Wer nach Mainz kommt, möge diesen Platz 
nicht versäumen, auf dem das Vergangene wiederkehrt, um lange 
zu bleiben. 
Bei der Verteilung des glänzenden Varietehimmels die im 
Gast staitfand, fiel dem unterzeichnenden Referenten der Kunst 
pfeifer zu, das Ballett, und der Humorist. Qbzwar er darin ein 
besonderes Zutrauen zu seinen musischen Fähigkeiten erblicken 
durste, es sei nicht geleugnet, daß mancher sehnsüchtiger Blick den 
Kraftspielen einer schönen Frau nachtrauerte und daß der schärfste 
Pfiff (aus Butterfly mit den Händen geblasen) jenes entzückende 
Quitschen nicht übertönte, das mitsamt dem Trampolim dem 
Referenten raaa überlassen bnob. Also der Kunstpfeiflr Herr 
Willy Schwarz, vom Publikum als alter Bekannter begrüßt, 
war mir neu. Er pfiff, von rhythmischen Schwung seiner Beine 
unterstützt mit erstaunlichem Atem, einen Pfiff, außerordentlichen 
Volumens. 
Das Ballett setzte sich zusammen aus Galina Zacarina, 
einer kleinen Balletteuse und dem Tänzerpaar Jrina Schychowa 
Fred Tim, beide einem großrussischen Ballett ihre Vergangen 
heit dankend. Der Kleinen, wenn sie erst völlig rhythmisch sein 
wird, werde ich einmal den Vorzug geben. Die Einfälle waren 
nicht immer heiter, wie bedeutend auch der Vorhang auf und 
nieder ging. Von den Kostümen blieben mir die grauen Schleier 
eines „Phantoms", das einem Empireherrn aus der Ruhe scheucht, 
in Erinnerung. (Ernsthafte Nebenbemerkung: Webers „Aufforde 
rung zum Tanz" haben die Großrussen etwas mißverstanden.) 
Das Abwechslungsreiche des Programms i8 Lanznummern) sei 
dankend vermerkt. Bleibt der Humorist Willy Ziegler; ich 
will nicht mit ihm streiten, vielleicht ist er ein geborener Humorist 
und ich verstehe nichts von der Sache, auf jeden Fall: ich blieb 
toternst. Das Publiukm al r strahlte und jauchzte bis hinauf in 
den rauchigen Schlund der Galerie. Wie sagte der breitschultrige 
Herr aus den 3 Bounding Vounders, wenn seine Freunde etwas 
ihm Unbegreifliches taten? „Geh zn Hause", —6en.
	        

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