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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

'rs 
des Jchbewußtseins nicht hindurchschimmern kann. Treue Lricht 
aus ihm hervor, die stete Bereitschaft zu helfen umglänzt die 
ichlose Erscheinung. Das Mädchen, das -Chaplin liebt — ist -es 
Liebe zu nennend — wird angegriffen, und er, der immer An 
gegriffene,, der so schwach und feige ist, möchte als Kavalier vor 
den Anpobeleien sie schützen. Man lacht, man weint, man weiß, 
daß die Oberfläche aufgeriffen ist. 
Weil aber das Menschliche hier so dargestellt ist, darum ist es 
in der Ordnung, daß es ihm wie im Märchen ergeht. Vor diesem 
Würmchen Chaplin, das hilflos und ganz allein durch den Schnee 
sturm und die Goldgräberstadt kriecht, weichen, die elementaren 
Gewalten zurück. Gerade rechtzeitig noch kommt immer wieder ein 
Zufall herbeigeeilt und entreißt ihn den Gefahren, die er nicht 
ermißt. Der Bär selbst ist ihm freundlich gesinnt wie ein Bär aus 
dem Märchen. Seine Ohnmacht ist Dynamit, seine Komik bezwingt 
die Lacher und erweckt mehr als Rührung, denn sie rührt an den 
Bestand unserer Welt. 
Revue Rr. 1 der Mniersaison. 
München im SchumanntheaLer. 
— Die Revue kommt aus dem Münchener Deutschen 
Theater zu uns mit allen möglichen Girlkomplexen, Kostümen 
aus Werkstätten und einer winzigen Handlung, die das Ganze Zu 
sammenhalt, ohne die Teile miteinander zu verbinden. Es geht 
bewegt her in dieser „Nacht der Nächte", die so heißt, weil 
ein Prinz sich vornimmt, sie zu ihr zu machen. Um ihn herum 
werden geometrische Beinschwünge verübt, immer dieselben, in 
immer verschieden ausgeschnittenen Gewändern Die Ausschnitte 
überwiegen mitunter. Die Girls tragen bald aufeinander abge 
stimmte Schellen um den Hals, mit denen sie nett klingeln, bald 
nahen sie mit Saxophonen bewaffnet, aber zu anderen unerfind 
lichen Zwecken. Den Eindruck der Masse erwecken sie nicht, man 
kann sie noch zählen. In Amerika konnte man es nicht. Vor ihrer 
gleichförmigen Pracht, die sich wie ein rotes Fädchen durch die 
Bilder zieht, werden Solotänze ausgefuhrt: gymnastische und 
andere, häufig in schöner Bewegtheit, mit einem Höchstmaß von 
Mensendieck. Es ist erstaunlich, wie dieselben Motive sich unbe 
grenzt a-bZMvandeln vermögen. Ein Kaleidoskop. Damit das von 
Farben überströmte Publikum ab und zu aus dem Schauen her- 
auskommt, in dem es sich sonst verlöre, werden Gespräche zwischen 
den Hauptpersonen geführt. Sie sind jedenfalls zum Lachen, gleich 
viel. wie man über ihren Inhalt urteile. Eine Szene im Sende- 
raum einer Funkstation ist originell gestaltet, und Hans 
Albrecht als Oberbayer wirkt unwiderstehlich komisch. Auch 
sonst erinnert manches an die Münchener Herkunft der von Leo 
PeukerL geleiteten Revue. Man ist dort unten auf Sowjet-Ruß 
land nicht gut zu sprechen und zieht der Revolution die Evolution 
vor — Gedanken, die eine ihrer Größe entsprechende tänzerische 
Darstellung erhalten. Die kunstgewerblichen Hintergründe und 
Staffagen, die nicht minder aus München stammen, verhindern 
etwas das Hervorbrechen exzentrischer Möglichkeiten und geben 
der bunten Reihe einen Anstrich von Solidität, gegen die Hugo 
Fischer - Köppe in seiner Eigenschaft als Berliner Funge 
zum Glück immer wieder mal angeht. Seine Fixigkeit bestimme 
das Tempo vor und auf der Bühne. raea. 
Khaplin. 
Von Naca. 
Charlie Chaplin, der den „Goldrausch" gedichtet hat, geht 
durch seine Dichtung als eine Darstellung des-Menschlichen, die 
aus fast verschütteten Quellen geschöpft ist. So ist das Menschliche 
in den Märchen gemeint, in dem dummen Hans und anderen 
Märchenhelden, die keine Helden sind, so meint es vielleicht der 
Spruch Laotses, daß das Ohnmächtigste die Welt bewege. 
Der Mensch, den Chaplin verkörpert, nicht verkörpert, sondern 
gehen läßt, ist ein Loch. Die Goldjäger, unter denen er auftaucht, 
haben einen Willen, sie machen sich Gold und Weiber streitig, rüde 
Giganten, wie sie in den Abenteurerbüchern stehen. Er hat keinen 
Willen, an der Stelle des Selbsterhaltungstriebes, der Machtgier 
ist bei ihm eine einzige Leere, die so blank ist wie die Schneefelder 
Alaskas. Andere Menschen haben ein JchLewußtsein und leben in 
menschlichen Beziehungen; ihm ist das Ich abhanden gekommen, 
darum kann er, was so Leben heißt, nicht mitleöen. Er ist ein 
Loch, in das alles hereinfällt, das sonst Verbundene zersplittert in 
seine Bestandteile, wenn es unten in ihm aufprallt. 
Dieser Mensch muß mit Notwendigkeit feige, schwach und 
komisch erscheinen, sobald er unter die Menschen gestoßen wird. 
Den gewaltigen Goldsuchern gar ist er noch weniger gewachsen 
als den Leibern geringeren Formats. Da er kein Ich besitzt: wie 
könnte er es gegen die großen Jchbündel verteidigend Er Lebt .vor 
der Türe zurück, wenn sie hinter ihm aufschlägt, denn auch sie ist 
ein Ich, alles, was sich selbst behauptet, die Loten und die lebenden 
Dinge, alles hat eine Macht in sich über ihn, vor der man das 
Hütchen ziehen muß, und so zieht er immer das Hütchen. Die 
Menschen essen, essen muß man am Ende, aber nur, wer etwas auf 
sich hält,, ißt das richtige Essen, ihm tut es ein Stiefel, sein eigener 
Stiefel, daß er ihn dann entbehrt, ist ihm entgangen, denn er sorgt 
nicht für sich, den es nicht gibt. Einmal tanzt er mit dem Mädchen, 
es ist auch danach, seine Tanzkunst vollendet sich erst, wenn er im 
Traum vor dem Mädchen seine Gabeln Lanzen läßt. 
Ein Mensch ohne Oberfläche, ohne eine Möglichkeit der Be 
rührung mit der Welt. In der Pathologie hieße es Fchspaltung, 
Schizophrenie. Ein Loch. Aber aus dem -Loch strahlt, das reine 
Menschliche unverbunden heraus — stets ist es unverbunden, in 
Bruchstücken nur, in den Organismus eingesprengt —, das Mensch 
liche, das unter der Oberfläche sonst erstickt, das durch die Schalen 
Buster Keatsrr. In den Ast o ria - L ich tsp i e l e n 
läuft ein älterer Buster KeaLon-Film „Sherlock Holmes jr.",_ 
der einen hübschen Einfall enthält. Keaton, ein starrer Verliebter, 
wird eines Diebstahls beschuldigt, den fein Nebenbuhler begangen 
hat. Zugleich ist er Kino-Operateur, ein Amt, über dessen Pflich 
ten er einschläft. Dem Träumer verwandelt sich das auf der Lein 
wand vorgeführte Paar in das geliebte Mädchen und den Neben 
buhler. Wie er sie so innig Zusammenfindett springt er aus dem 
Vorführungsraum durch den Zuschauersaal in die Leinwand und 
agiert hier weiter. Die folgenden Szenen haben die Sprunghaftig- 
keit des Traumes. Auch in diesem Film erzielt Keaton die ko 
mischen Effekte durch die Darstellung seines Mißverhältnisses Zut 
Welt, die ihn Menschen und Sachen verwechseln läßt. — Ein 
zweiter Film: „Nick, der König der Chauffeu r e" gibt 
einem italienischen Filmstar die Gelegenheit, als Chauffeur und 
zugleich als russischer Fürst zu glänzen, und in der einen wie in 
der anderen Eigenschaft eine körperliche Gewandtheit zu entw'ckeln 
die ihn mit der Notwendigkeit zum Liebling der Damenwelt machen 
muß. Der verarmte Fürst verdient sich sein Geld als Kraftfahrer 
uid lebt von den Spargroschen einen Monat lang an der Riviera 
als Aristokrat von ehedem. Die kleinen Konflikte, die aus einer 
'olchen Doppelrolle folgen müssen ist der Held, Fürst oder 
Hochstapler? — werden ganz amüsantaus geschlachtet. 
Zur Frankfurter Aufführung des 
Chaplin - Films: „Goldrausch". 
Ro» Larissa 
KerLner. Berlin, Vener Ventseker VerlsF. 
SA Seiten. 6eö. Läl). 
vio 2u trüb verstorbene russisobs llommalistm, 
deren Lrosebürs: „Lamburk s-nk den Lo-erLs-äsn" 
ssinorroit trots des krotsstss dsr dsutssbon Intel- 
von dsr srlsnebtstsn Aensurdsbörds aus dunk 
len (Gründen verboten worden ^ar, bat sieb. 2U allen 
Stätten binTS20Mn Mküblt, an denen Revolutionen 
vor sieb. Mn^sn oder mö^lieb sebienen. 8is ist eine 
Reisende in RevolutionsLn^eleMnbeiten KS^esen, die 
in Lnbul und im Ural, in Noskau und Hamburg 2ur 
reebten Ltundy Luktauebte und, vas mebr ist, reebt 
2u seben verstand. "Wie Tut ibre ^UMN Tvarsn, be 
weist der jet2t ersebienene Land, in dem die Zebilde- 
runMn ibrer ^allkubrten naeb den ..nationalen Lei- 
liTtümern" veutseblnnds 2usLMmenTSsts11t sind. 
Nationale LefliTtümer: unter ibnen werden die 
Lrupp-^erke und andere repräsentative Betriebs 
verstanden. Von diesen Instituten, die das Ossiebt 
veutseblands bestimmen, entwirkt die unTewöbnliebe 
Brau Bilder, deren Redliebkeit niebt MrinTsr Ist als 
-ibre spraebliebe LeblaTkraktt Zie erblickt die Nodelle 
aus der russisoben Lerspsktive; aber über der Lnt- 
bMunT ibrer okt bsdenklieben inneren Leere verZiüt 
sie ibre Orölle niebt. Lnbestseblieb stsbt sie den 
(deMnständen und Nenseben TSMNüber. eine Revo 
lutionärin, die den OsTner aebtet und daber um so 
mebr über26UTt, wenn sie in den nationalen Heilig 
tümern einige Altäre niederreillt. ver Inbalt der 
Tlän2snd Tssebriebenen Feuilletons ist radikaler als 
ibre Lorm, die 2u impressionistiseb und obsrkläeben- 
bakt Mraten ist. voeb die Eindrücke sind Moau ver- 
2siebnet und binter der Oberkläebe sebläTt ein Ver2. 
Lr.
	        

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