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H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043384
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1928
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Harry Domela im Film. 
— Um eZ vorwegzmiehmm: der in dem Gloriapalast ge 
zeigte Domela - Film tut niemanden weh. Man hat Domelas 
im Malik-Vertag erschienene Erinnerungen für den Gebrauch des 
Kinopublikmns gründlich gereinigt. Der Potsdamer Adel, der sich 
gegen den vermeintlichen Stande-sgenossen so zuvorkommend be 
wa, ist unter den Tisch gefallen. Verschwunden die Heidelberger 
Sax, Borussen, deren Schilderung zu den besten Abschnitten des 
Buches g>.börl. Auch einem Prozeß L lo PiScator mit dem Herrn 
tu Door-^-Ä die Filmgesellschaft sich kaum au-setzen müssen, 
^ahm lachen die Streifen über die Leinwand, nur unbesorgt, es 
geht gnädig ab. Die Courage war nicht so groß wie die Angst 
Vor ihr 
Was ist übrig geblieben? In der ersten HS'fte eine Illustra 
tion der Elendsstat tonen, die Domela als staatenloser 
junger Mann, der nirgends Arbeit finden kann, in dem Deutsch 
land der Nachkricgs jähre zurücklegt. Die Darstellung, die sich 
nicht durchweg an das Buch anschließt, ist filmtcchniich nur Mittel 
mäßig gelungen. Das Uebliche an Hintergründen und Statisterie, 
keine optisch durchdachten Uebergänge. Ja, hie und da sogar eine 
kleine Abweichung von der Wirklichkeit, die gerade in diesem Film, 
der allgemein bekannte Milieus heranzicht, besonders genau Zu 
beachten gewesen wäre. 
In der Zweiten Hälfte werden einige Hochstapeleien ge 
boten. Man muß es der Regie Lassen, daß sie Domela fast durch 
weg als einen sympathischen Jungen Zeigt. Abet auch jene ge 
wissen Kreise, die betrogen werden, weil sie sich selber betrügen und 
darum den Schabernack, wenn rnchts Schlimmeres, verdienen, 
dürfen sich nicht die Sympathien verscherzen. Die Folge ist, daß die 
Satire sich in Komik und Buffonnerie verflüchtigt; -daß die Ge 
stalten, die Zum Teil Groß-Figuren hatten sein sollen, in lächer 
liche Kleinstadttypen sich auflösen, denen schon in den alten Possen 
niemand böse war; daß die Gesellschaftskritik, die aus dem Domela- 
Buch herauszuholen gewesen wäre, einer Verulkung Platz macht, 
die streichelt, statt daß sie schlüge. 
Domela spielt sich selbst. Er ist ein etwas doofer, aber hülttoser 
und eher gut gearteter junger Mensch, der, wie schon das Buch 
erwies, seine juristisch nicht einwandfreien Taten ohne eine Ahnung 
von der Bedeutung begangen hat, die sie über die Jurisprudenz 
hinaus haben. Im Gegenteil er erblickt etwas Besseres in jenen 
Kreisen, die sich die besseren nennen. Insofern paßt er zu den 
Zarten Absichten der Regie. Man hat ihm gesagt, wie er gehen, 
stehen und blicken soll. Wie man Hofintendanten wohlwollend auf 
die Schulter klopft, wird er allein gewußt haben Im übv'gen 
- wirkt er recht nett und wiederholt anständig, was er früher vor- 
i gemacht hat. — Unte- den übrigen Darstellern zeichnet sich^ Wil 
helm Vendows Hotebdirektor aus, der ein Musterpröbchen 
harmloser Komi? ist. 
—„ Der Bettelstudent." Wieder einmal eine verfilmte Operette 
wieder einmal mit Harry Liedtke, der geradezu ein Monopol 
auf charmante, edelmütige und besonnene Licbhaberrollen hat Er 
singt in einer jeden mit dem gleichen Lächeln und den gleichen 
Posen; die offenbar so unwiderstehlich sind, daß die Frauen ihrer 
rucht müde werden. Dieses Mal muß Agnes Esterhazy daran 
die eine schöne, dunkelfarbige Komtesse ist, mit Jda 
W ü st als Mama. Das Stück selbst ist voller Pointen aus der Zeit 
der Mazurkas und der Waber, schöner Pointen, die man schon 
lange Voraussicht, nachdem sie so oft auf der Bühne daro^ellt 
worden ünd Aber man kann auch schließlich noch einmal im Film 
Nachsicht nnt ihnen üben Er läuft in den Alemannia-Licht- 
spielen und ist mit Routine gedreht. Hermann Picha tragt in 
chm einen Vollbarb kaaa 
- Ew Offr-Oswalda-FÄrm In den Bieberbau-Licht- 
spielen wird: s j i auf Abwegen" gezeigt, ein harm ¬ 
loses Produki, nach einem verjährten Lustspiel a-t renoviert. Hwei 
Frauen unternehmen m der Abwesenheit ihrer Ehemänner emen! 
Vergnügungsausflug in ein Seebad; natürlich sind die Männer 
dort auch zur Stelle. Der Gegenspieler Ossis, die in früheren Mb! 
mm lustiger war ist Livio Pavanelli, der behäbch mit den! 
Augen Zwinkert und flirtet. Auch aus einem solchen Stoff wäre! 
rein filmmäßig mehr herauszuholen gewesen. Ganz nett ist das? 
Lausbubenhasie Zusammensein der beiden Frauen. — Voran geht 
ein amerikanischer Filmfletsch, der wenigstens Tempo hab KgQL. 
2) 
„Hrient-Erpreß." 
Dieser jetzt im Frankfurter Capits! ge 
zeigte Film ist einiger Regieeinfälle und der Darsteller 
wegen irrteressant. Sein Thema variiert das Motiv aus Kaisers 
„Von morgens bis mitternachts". Der StaLionsbe-amts eines klesi 
nen Ortes sehnt sich nach dem großen Leben, das in Gestalt des 
Orient-Expreß Tag für Tag an ihm borübersaust. Da er nicht 
ausürechren kann, bricht das Leben zu ihm herein. Einmal hält der 
Expreß unversehens an dem Statiönchen, weil eine Reisende sich 
mit Veronal vergiftet hat. Sie wird in die Stube des Beamten 
geschafft und verbringt dort einige Tage bis zu ihrer Genesung. 
Er liebt die Welt in ihr, die er nicht hat; aber sie läßt sich nicht 
halten. Eiire feine schöne Dame, plötzlich ausgetaucht und plötzlich 
verschwunden. 
Heinrich George spielt den Beamten dumpf, dumm und 
ganz in der Gewalt seiner unbehauenen Instinkte. In einigen 
Szenen sprengt er den Rahmen des Stücks, das aus Eisenbahn 
Romantik und Glanz und Elend der Kurtisanen zusammengesetzt 
ist. So unmittelbar nach dem überraschenden Anhalten des Zugs« 
Wie oft hat er sich das Ereignis ausgemalt, das ihn aus den! 
Alltag heben könme. Nun ist es eingetroffen, und er steht betäubt. 
Begreift nicht, warum die Kranke in sein Häuschen transportiert 
wird, trägt dem Arzt geistesabwesend die Koffer nach. Etwas 
Lraumwandlerisches hastet ihm an. Das ist es, was mit seiner 
Plumpheit und seiner törichten Machtgier versöhnt: daß er hilflos 
WIE wie die bloße Natur. 
Ihre Ohnmacht wird durch die Überlegenheit Lil Dagovers 
unterstrichen, die eine Dame von Welt ist. Sie ist eine deb wenigen 
Filmkünstlerinnen, die mit leisen Bewegungen laut Zu sprechen 
verstehen. Ihre Pupillen lächeln, die drei Linien der laug er 
zogenen Augenbrauen und des Mundes arbeiten wie sorgsältig 
aufeinander eingeübte Jongleure zusammen. Welch eine Zarte 
Komposition sind die Augen und jene Linien auf dein weißen 
Untergrund des HochZeitsgewandes. -Gibt Georges Kunst die 
.Natur in ihrer Befangenheit, so die Dagover das Unbefangene der 
'zur Kunst gewordenen Natur. 
Die Regie hat, von verschiedenen plumpen Effekten abgesehen, 
das Spiel geschickt unterstützt. George wird aus der Froschperspek 
tive photographiert, damit feine Anmaßung desto pomphafter auf- 
trete. Sehr hübsch sind die Großaufnahmen aus einer Mode 
zeitung, die der Stationsbeamte nach schicken Anzügen durch 
sucht. Die leblosen Elegants wiÄm komisch und schrecklich Zu 
gleich. Das verworrene und lebenshungrige Wesen der Kleinstadt 
figur wird optisch ausgezeichnet dadurch charakterisiert, daß ihr 
Kopf einmal hinter dem Wasserstrahl eines Springbrunnens und 
das andere Wal vor einer Erdkarte erscheint RaeA. 
UsrArLsrsrre. , 
t/eön-sersrnU nan <7/r«prro. Ssrörn, Zrrek 
Ker/?. 237 Werten. 6^eö. S. 
Unbedingt nottA ^Lrs rüs IIsErsrsstMNL äieVAs 
Uawans nmbt MMssn. Lr bat Es TsndsnZi, dis 
or Misti-imt; von OnstLltunS ist bäum Ls Rods. 
Lin nnvordsnbtW Linnliebss I^andmädabsn in dar 
OoMnd um woulon Mi-ät in dis döbers 
sebakt, nüid von einem unMUedten Nann Vc-b^an^er, 
bann 8i ob niobt Mir entKoblieüen, 
lisksrt das Lind ins bindeLbaus ein und einigt stob 
mit ibrsm Onbei äuk dia ^ordennnT, daü 
bünktix; jede b^rau nur naob ibrem sinnen 'iVMen 
Natter Morde. „Dins Natter, die s-exen ibnen ^Villen 
ein Lind debom-mt, mäüta das Ueebt baiben, es bei 
seite Mi brinMn, ebe e« ^oberen ist, so Mt Mis sie 
das Ueobt bat., es naobber MegMiMben." Ls ist 
nätLliob, dall über die ^btreiban^ ebne UmsobMeik 
MSproobea Mird. and NarMeriti-s macbt es sieb mit 
der sobMieii^en Lra^s niebt einmal ieiobb H-er in 
einem Uoman ist es damit niobt ^etan. Die Per 
sonen sind naob dem Wlioben Lobema enbMorken, die 
OnMn beiü. die Oes-präebe Mim 1eU Meonetisob, 
die Mir ^asMatbieian^ ein^estrsaten LobitderanMN 
alan. Lenner Narseilies Meiden sieb aas rein statt- 
liobon Orändon kär die Leonen aas dem ^Iton Uaken- 
viertel intoressieron. Das ^Verb rnax- als Naniksst 
in Lranbroiob ^uksebsn erregt bsben; in unserer 
Oettontli obbeit vird es niobt eben orsobütternd 
Mirben. 
Lr. ' ! 
Das Geheimnis des Abbe X. Dieser Film der Neuen 
LichLbühn e und der Ka m m e rl i ch L s p i e l e behandelt eine 
romantische Angelegenheit in der Nähe von Rom. Ein AbbL 
liebt seine Schwägerin, deren Mann unter geheimnisvollen Um 
ständen verschwunden ist. Auch sie liebt ihn, heiratet aber, um ihn 
nicht in Versuchung zu führen, einen anderen, der ein Schurke ist. 
Er kommt zum Glück ums Leben, nachdem vhn der AbbL als den 
Mörder seines Bruders identifiziert hat. Der Film, dessen 
Inhalt nicht besonders wesentlich ist, stellt eine sehr begabte Regie 
leistung Wilhelm Dieterles dar, der auch die Hauptrolle spielt. 
Rasches Tempo der Szenen, geschickte Uebergänge, wundervoller 
Wechsel der Hintergründe. Man langweilt sich nicht, obwohl die 
Handlung nicht gerade kouragierte Spannungen enthält. Freilich 
wirkt auch die.schöne Marxella Albani mit, die aus dem Ge 
mälde eines italienischen Meisters herausgetreten zu sein scheint. 
Laca.
	        

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