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H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043384
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1928
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

brödelfilm Vergers usw.) und Gesinnung allein tut es noch nicht. 
Gerade die richtige Tendenz hätte sich vor UnbilliKeiten besonders 
zu hüten. 
Man mag erwidern, daß es sich hier um einen Propaganda 
film handle, die in ihm beliebte Methode der schematichen Verein-, 
fachung ist indessen leider heute eine allgemein angewandte Form 
der Darstellung geworden. George Grosz hat sich auf sie beschränkt, 
Piscator ste ausgebaut. Man benutzt Menschen dazu, um Gesin 
nungen zu demonstrieren, statt daß sich die Gesinnungen aus dem 
Verhalten der Menschen ergäben. Man plakatiert, statt zu gestal 
ten; man stellt Gerüste auf, ohne ste auszufüllen. Aber Gesinnung 
ersetzt nicht Substanz. 
Gerade die Russenfilme — nicht zuletzt der gestern ge 
zeigte: „Der Kellner vom Palasthotel" — klären darüber auf, 
woran es der zweidimensionalen Karikatur gebricht. Ohne Zweifel 
ist es den Russen vorwiegend um propagandistische Wirkungen zu 
tun. Niemals jedoch entleeren sie um ihretwillen die WirkUchkeir, 
verleugnen ste die Liefendimenston. Selbst die Anhänger des zari 
stischen Systems sind noch Menschen. Darum rütteln die Russen 
filme nicht nur vorübergehend auf, sondern halten wach. Die Ge 
sinnung hat in ihnen Träger. 
das beste Herz der Welt verbindet. Carmen Bon: verleiht dem 
Geschöpf die gerade in der Verwahrlosung besonders bestechenden 
Reize und das eckige, leicht freche Wesen. Sie macht nette X-Beme 
und die Haare fallen ihr lustig über die Stirn. Freil^ um als 
rechter Gamin zu überzeugen, müßte sie noch losgeloiter fern, Bon 
ihrem Werdegang nur soviel, daß sie sich einem ^ngeni.ur rns 
^erz Meistert, den Livio Pavanellt mit eurer dicken Sanger- 
Bonhommie verkörpert, die auf die Dauer genau so schwer er 
träglich ist wie Liedtkes Lächeln. Auch H^s ^unkermann 
feirt herein. Der Film enthält einige rcgrcmaßrg begabte Szenen 
und geizt zum Glück nicht mit den Straßen und Monumenten 
RomS, die er in Fülle zu Hintergründen verwendet. Carmen 
Boni schreitet vor ihnen wie eine Braut über dre rhr gestreuten 
Blumen. — - tiaca. 
Uokksveröand für Mmkrmst. 
Lr- Frankfurt, 80. April. 
Die Frankfurter Zweiggründung des Vo lks v erba n d s 
für Filmkunst, über dessen erste Berliner Veranstaltung wie 
seinerzeit berichtet haben, trat am Sonntag hier vor die Öffentlich 
keit. In einer kurzen Ansprache unterrichtete LeoLanLa (Berlin) 
über die Ziele des Verbands. Sie find der Unterstützung wert. 
Widerstand gegen die üblichen deutschen (und ausländischen) 
Durchschnittsfilme — auf die künstlerische und gesinnungsmäßige 
Erbärmlichkeit unserer Durchschnittsproduktion ist gerade in der 
„Frankfurter Zeitung" immer wieder hingewiesen worden — 
bekanntlich den Volksverband ins Leben gerufen. Er ist wie die 
Volksbühnengemeinschast als Konsumenten-Organisation gedacht; 
d. h. er will die anständigen Elemente des Publikums sammeln, 
jene, die den herrschenden Filmbetrieb satt haben und mit ihrer 
Hilfe den öffentlichen Geschmack wandeln. 
Seine Parole: Gesinnungsfilme statt der Ge- 
schastssilmeist plan und gewiß nicht eindeutig, mag aber zur 
vorläufigen Orientierung genügen. Beabsichtigt ist zunächst eine 
Reform der W o ch ens ch au. Die heute verabfolgten Wochenschau 
rationen sind durchweg ein unverdauliches Bildgemenge aus Sport 
ereignissen, Einweihungen, Erdbeben und anderen Explosionen, das 
der Konfusion entstammt und von hellsichtigen Filmkonzernen ge 
braut wird, um blind zu machen. Es käme darauf an, den Typus 
einer Wochenschau zu schaffen, die nicht wie die bisherigen von den 
wirklichen Zuständen wegblickt, sondern sie vergegenwärtigt. Der 
Volksverband hat sich an ihr bereits versucht, indem er aus dem 
vorhandenen Bildmaterial behördlich genehmigter Wochenüber 
sichten eine Auswahl in seinem Sinne traf. Ihrer aufreizenden 
Wirkung wegen hat der Zensor diese neue Zusammenstellung 
pronrpt verboten. Es ist gefährlich, die Kamera nach der richtigen 
Seite zu lenken. — Außer der Wochenschau, die etwas anschaut, 
sollen noch wertvolle Filme vermittelt werden. Später hofft man 
zu einer eigenen Produktion Zu gelangen. 
H - 
Der Illustration dieses Programms diente ein kleiner Vor 
spannfilm, der mit Beispielen und Gegenbeispielen arbeitet, 
die den Bildarchiven entnommen sind. In optischen SLichworten 
zieht vorüber, was endlich abziehen sollte: Ansichtskartenzauber aus 
Alt-Heidelberg und vom Rhein, MMärkitsch, leerer Prunk der 
Paraden. Sehr geschickt geschnitten, man lacht. Als musterhaft her 
aufbeschworen werden dann einige Fragmente aus den großen 
Filmen Chaplins und der Russen. 
Eine Miniaturrevue ä la Piscator, die ein wenig grob 
schlächtig verfährt. Sie vergleicht die Elite der „Gesinnungsftlme" 
mit dem Ausschuß der „Geschäftsfilme"; aber es gibt auch gute 
GesaMsfilme (z. B. ein paar Filme von Lubitsch, der Aschen« 
Die Durchgangerin. Dieser einem Stück von Ludwig 
FulLv gedrehte Film des G l o r ra - Pa l a st s ist inhaltlich ein 
antiquierter Schmarren. Nichts peinlicher in unserem Kinobetrieb 
als die Armut an Stoffen und Manuskripten, die dazu zwingt, 
Mere Dinge zu verfilmen, nach denen kein Hahn mehr kräht. Die 
Armut rührt übrigens einfach daher, daß man nicht die Kurage hat, 
die Gegenwart vors Objektiv zu stellen, die wahrhaftig reich genug 
an Problemen und Ereignissen wäre. Aber um sie zu kurbeln, 
mühte man unter Umständen die Wahrheit zeigen . . . In dem 
Zuldafilm handelt es sich darum, daß ein Oberregierungsrat eine 
Fvau hat, die ihn betrüg!; was der Gute nicht merkt. Dafür merkt 
er, daß sein Töchterchen mit einem jungen Mann anbändelt, und 
verleugnet in seiner moralischen Empörung das Mädchen. Die 
Meine heiratet den Jüngling und geht mit ihm nach Amerika, wo 
sich die Beiden im Hand- und Filmumdreken 500 000 Dollar ver 
dienen. Solche kruden Unwahrschein!^ werden ohne Scheu 
aufgetischt. Für lven? Für die kleinen Ladenmädchen, die sich in 
ihrer Phantasie daran berauschen sollen. Am Schluß verläßt dann 
die Ehebrecherin ihren Oberregierungsrat, der noch ein spätes Glück 
als Papa des jungen Amerika-Paares findet. Voilä. Hanns 
Sch warz, der sich zur Verfilmung dieser albernen Fabel berge 
geben hat, ist ein hochbegabter Regisseur. Leider hat er die Dumm 
heit des Textes zu wörtlich genommen, statt sie genügend mit 
Ironie zu unterlegen. Es ist auch eines guten Regisseurs un 
würdig, in einen solchen Film technische Details des Ozeandampfers 
einzuschmuggeln, um die banale Tatsache einer Ueberfahrt M ver 
anschaulichen. Aber sonst hat Schwarz ein paar rei ende Einfälle 
angebracht. Glänzende Ueöergänge; sehr geschickt die Veranschau- 
lichung'des häufigen Berufswechsels des Pärchens; gewandte Ent 
wicklung, der Interieurs. — Wenn der Besuch des Films trotz 
seiner vielen Torheiten dennoch zu. empfehlen ist, so um Käthe 
v o n N a g y s willen, die den Backfisch spielt. So ein entzückendes 
Mädchen ist lang nicht in deutschen Mmen erschienen. Ihr Trotz, 
ihr Lachen, die mimische Gestaltung des Temperaments — das ist 
ursprünglich und zugleich gekonnt. Wie sehr Wenrifft die Nagy 
an Natur die Bergner, die in dem „Geiger von Florenz" zu Be 
ginn eine ähnliche Rolle zu bewältigen hat. Ihr Partner ist der 
beliebte Hans Brausewetter, der leider zu dick und pomadig 
geworden ist. Jean Dax ist vorzüglich in der Maske des höheren 
Beamten der neunziger Jabre, Karl Ptaten der vornehme Die 
ner mit Herz. Genannt seien noch die pikante Vivian Gib son 
und Adele Sandrock, die immer noch ihre Frau stellt (oder 
soll man sagen: ihren Mann?). — Der Film des Beiprogramms: 
„B u b i s W o ch e n e n d" ist einer jener scheußlichen anretitanischen 
Kinderfilme, in denen Kinder dle dümmsten Späße machen müssen, 
um die Sentimentalität der Erwachsenen M befriedigen. Es wäre 
an der Zeit, daß man mit den amerikanischen Kurzstücken dieser Art 
endlich Schluß ^nachte; ste sind roh und gemein. kaca. 
— Das Mädchen von der Straße. Dieser Film der Bisber- 
bau-Lichtspiele ist nach einem bekannten italienischen 
Lustspiel gedreht (das sogar vor etlicher Zeit auch einmal in 
Frankfurt gezeigt worden ist). Zcampolo, d. y Lümpchen, wird 
seine Heldin genannt. Sie ist ein Gaffenmädchm, das in den 
Straßen Roms aedciht und mit den Manieren eines Lausbuben
	        

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