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H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043384
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1928
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

2.. 
das seine echte Gepalt allein in der dreidimensionalen Fülle hat. 
gung zur künstlichen Einheit montiert ist. Besser, viel besser Wie aber der Ruttmann-Film beweist, liegen die Möglichkeiten 
hätte Ruttmann daran getan, das Verschiedenartige übergangslos des Tonbildfilms viel eher in der Darstellung und Formung der 
nebeneinander bestehen zu lassen, statt es, wie schon tm Film 
„Berlin", einer Lildfremden literarischen Idee unterzuordnen, die 
iw optischen Medium doch nicht die nötige Bindekraft besitzt. Lei 
der ist auch akustisch zu viel und noch schlechter komponiert wor 
den: nämlich von Edmund Meisel, deten Musik den Film auf 
lange Strecken hin begleitet. Sie gemahnt in irgend einer Hin 
sicht an das laufende Band und scheint kilometerweise fabriziert 
zu werden. Ihre Dreingabe verdrießt vor allem, weil sie gerade 
bei einem Tonbildfilm schlechterdings überflüssig ist; denn wenn 
etwa ein Wasserfall auf der Leinwand erscheint, will gewiß nie 
mand eine andere Musik hören als die des rauschenden Falls. 
Unter Abzug dieser Verfehlungen bleiben kurze Stücke, die 
wie ein Märchen mit Staunen erfüllen. In ihnen sind auch 
Märchenträume verwirklicht. Ein Hafen mit Schiffen, und die 
Sirenen, beginnen zu brüllen; man fleht und hört es zugleich. 
Im Bahnhof: ein Zug braust an, eine alte Frau ruft »Auf Wie 
dersehen". Die Menschen sprechen, während sich ihre Lippen be 
wegen, die Maschinen knirschen, die Seelöwen prusten und fauchen. 
Das Leben wiederholt sich in Bild und Ton, was war, kommt! 
wieder und wieder herauf. 
Der zweite Film: „Ein Tag Film" ist ein Sketsch mit 
Paul Graetz in der Hauptrolle. Er enthält ein paar Szenen von 
gemäßigter Lustigkeit, die in einem Filmatelier spielen. Obwohl 
die Tonwiedergaben noch vielfach mangelhaft find, bestätigt der 
Einakter doch die Durchführbarkeit des neuen Prinzips. In 
ästhetischer Hinsicht freilich ist er fragwürdiger als das Mosaik des 
ersten Films, weil er zum Unterschied von diesem nicht vorwiegend 
unwillkürliche Geräusche Nachbilder, sondern Figuren, die auch 
stumm agieren könnten, zum Sprechen zwingt. 
Eine Zusatzleistung, deren Problematik darin besteht, daß sie 
die Filmhandlung zur notwendig mangelhaften Kopie eines 
Theaterstücks erweitert. Sie möchte die Illusion der Körperlich 
keit erwecken-und bringt es höchstens zum scheinlebendigen Wachs 
figurenkabinett. Sie sucht ein Geschehen zü vergegenwärtigen, 
durch keine früheren Mittel noch vernommenen Wirklichkeit, jener 
Wirklichkeit, die aus der Bühn? bisher nicht mitgesprochen hat. 
Das unbeabsichtigte Getöse der Straße zum Eingreifen in unsere 
Welt zu erlösen, ist dem neuen technischen Verfahren genau so 
Vorbehalten, wie es der seitherigen Filmtochnik vorbehalten ge 
wesen war, das Leben der Lichter und Schatten unserem Bewußt 
sein zugänglich zu machen. Es wäre eine müßige Spielerei, das 
ästhetisch bereits bewältigte Dasein einfach zu repetieren; zu seinem 
eigentlichen Sinn wird der Tonbildfilm erst gelangen, wenn er 
dcG vor ihm nicht gekannte Dasein erschließt, das Tönen und 
Lärmen um uns, das mit den Bildeindrücken noch, niemals kom 
munizierte und stets den Sinnen entging. z 
In Klsmmernr ! 
Der Lonvildfilm ist einstweilen Las letzte Glied in der Reihe 
jener gewaltigen Erfindungen, die mit blinder Sicherheit und wie 
von einem geheimen Willen geleitet auf die vollständige Abbildung 
der menschlichen Realität hindrängen. Durch ihn wäre es im 
Prinzip möglich, das Leben in seiner Totalität der Vergänglichkeit 
zu entreißen und der Ewigkeit des Bildes zu überliefern. Freilich 
nicht das Leben schlechthin, sondern nur die Seite des Lebens, 
die sich im Raum darstellt. Sie ist der meßbaren, der chronologi 
schen Zeit zugeordnet, die Bergson abtrennt von der nicht meß 
baren und nicht räumlich zu veranschaulichenden Zeit, in die, 
banal gesprochen, unsere Erlebnisse fallen. Ihre Gehalte, und nur 
sie, will Proust heraufbeschwören, wenn er sich auf die Suche nach 
der verlorenen Zeit Legibt. 
Die im Tonfilm aufbewahrte menschliche Realität entspricht der 
von Proust gemeinten so wenig, daß beide eher sich ausschließen 
als einander ergänzen. Nicht eines der zur ErlebnisZeit gehö 
renden Ereignisse läßt sich verfilmen, und kein Film vermöchte ein 
solches Ereignis in die Ordnung der Erlebniszeit einzureihen. Fast 
hat es den Anschein, als oL die Menschen ihres nicht zu verbild 
lichenden intensiven Lebens in dem Maße verlustig gingen, in dem 
sie das extensive räumliche Leben zu bannen vermögen. Wäre es 
so, dann hätte die Technik über den Menschen gesiegt, und der drei 
dimensionale Mensch sich dem Menschen auf der Leinwand vollends 
angeglichen» Herr über die Technik wird der Mensch nur sein, 
wenn er sich das Leben erhält, das nicht der Linse des Aufnahme 
apparats, sondern allein dem Gedächtnis erscheint. 
S. Kraesuer. 
Frankfurt, 12. Oktober. 
Die Aufführung zweier sprechender Filme, die gestern zum 
ersten Mal in Frankfurt stattfand, rief die Anfangszeiten der 
Kinematographie ins Gedächtnis zurück. Als man damals komische 
Bewegungsposen und unzusammenhängende Fragmente wiedergege- 
Len sah, ahnte man nicht, welcher Entwicklung die Filmkunst der 
einst fähig sei. So geht es auch heute. Niemand vermag nach den 
dargebotenen Proben auch nur annähernd zu ermessen, was uns 
der Tonbildfilm später noch einmal bedeuten wird, wenn die Er 
findung erst technisch vervollkommnet und ästhetisch durchdrungen ist. 
Ueber das Tri-Ergon-Verfahren sind schon manche 
Mitteilungen in die Oeffentlichkeit gelangt. Den Laien mutet es 
wie höhere Zauberei an. Er muß sich darauf beschränken, mit dem 
Kopf zu nicken, wenn ihm der neben dem Filmstreifen herlaufende 
Tonstreifen gezeigt wird, der wie ein Spektrum aus lauter einzel 
nen Strichen besteht. Der schmale Streifen ist nach dem Urteil der 
Fachleute eine Photographie der Schallwellen, in die er wieder 
Zurückverwandelt wird- Zur gesamten Metamorphose ist, wie es 
heißt, eine elfmalige Transformation erforderlich Die Einge 
weihten werden genau Bescheid wissen. Jedenfalls übertrumpft die 
Esoterik der Technik heute bereits die der eleusinischen Mysterien. 
Es wäre unrecht, den von WalterRuttmann geschaffe 
nen Tonbildfilm des Systems Tri-Ergon: „D eutscher Rund 
funk" als eine künstlerische Gestaltung zu bewerten. Er ist ein 
interessantes, vielversprechendes Experiment, und kann bei dem 
heutigen Stand des Verfahrens kaum mehr sein. Immerhin muß 
gegen ihn eingewandt werden, daß er seine Aufgabe, möglichst 
! viele Geräusche zu reproduzieren, auf ziemlich sinnlose Weise be 
wältigt. Ruttman gibt Einblicke in die großen deutschen Sende- 
stationen, veranschaulicht einige ihrer Leistungen, und sucht zu 
gleich die hervorstechenden Eigentümlichkeiten der zuthnen ge 
hörigen Landschastsgebiete einzubeziehen. Eine Kollektion, , die 
sich zum Teil aus tönenden Ansichtskarten zusammensetzt, in ihrer 
bildungstüchtigen Buntheit an die Rundfunkprogramme erinnert 
und trotz des Widerstrebens der Einzelstücke gegen ihre Vereini- 
Der Präsident. Ejn in den V L e o e r b a u - L ich t s p i e - 
l e n laufender Film, der amüsante Teilstücke enthält, wenn er sich 
auch zu Unrecht satirisch nennt. Satire ist er höchstens insofern, 
als er einen Mann aus dem Volk darstellt, der es dank der Gäbe, 
unverstandene Zeitungsphrasen vor der Menge flnnt)s durch- 
einanderzuschütteln, zum Parteiagitator bringt. Aber dann hört es 
auch mit der Satire auf. Denn daß der Münn dank einer rheto 
rischen Eingebung Staatspräsident wird, und zwar ein so guter 
wie Abraham Lincoln, daß er sich ferner zugleich mit der Würde 
eine stolze Frau erobert, das ist höchstens Romantik. Ivan 
Mosjukin spielt den unwahrscheinlichen Helden mit der ge 
botenen Verve. So verschmutzt und latschig er als Bauer an 
fangs daherkommt, so hell blitzen später feine Augen, wenn er 
die Parade abnimmt und die Herren Minister anfährt. Voilr 
un Komrns Seine Partnerin Suzv Vernon hat nicht mehr 
zu tun, als ihn mit einer Verachtung zu behandeln, aus der die 
Liebe spricht; was sie nach besten Kräften besorgt. Die hoch 
politische Aktion ist ins Spanische verlegt, wodurch eine südliche 
Gebirgslandschaft die Gelegenheit erhalt, mehrmals als Hinter 
grund zu erscheinen. Anzuerkennen ist die geschickte Regie. 
kLea. 
Tonöikdstlm. 
Kur Vorführung im Frankfurter Gloria-Palast.
	        

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