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H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043385
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1929
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Die kleinen Idylle sind 
füllte Saal bewies, daß 
emeinde hat. Das Pu- 
--- sEW Grab am Nordpols Dieser Foxfilm — er wird zur 
Zeit in den Frankfurter Ufa-Lichtspielen gezeigt — ist von 
den Brüdern Snow gedreht worden, die im Jahre 1924 in die 
Arktis vordrangen. Ihr Ziel war die Heroldsinsel, die nur alle 
zehn bis zwölf Jahre einmal angelaufen werden kann. Dort suchten 
und fanden sie die Ueberreste eines Teil der SLeffenson-Expedi- 
Lion, die zehn Jahre vorher unternommen worden war. 
Anders als die üblichen „Kulturfilme" begnügt sich dieser nicht 
damit, mehr oder weniger interessante Ausschnitte vorzuführen, 
sondern gibt eine geschlossene, dichte Handlung, Er vergegenwär 
tigt die allmähliche Einkehr in die Eiswelt, das langsame 
Anwachsen des Eises um die Menschen. So ausführlich berichtet 
der Film und so gut ist er geschnitten, daß man mit allen Sinnen 
spürt, wie die Einsamkeit sich mehrt, das Packeis zunimmt und 
Gaukelbilder der KUte vor den Augen schwirremMe ein Phantom 
steht zuletzt die Heroldsins-vl in der Lust. Und es ist von erschüt 
ternder Folgerichtigkeit, daß Gräber Heu Schluß bilden. 
Wunderbare Tier- und Jagdaufnahmen gehen den Erscheinun 
gen des Todes voran. Robbenbullen führen ihr glitschiges Dasein 
zwischen Wasser und Fels, gewaltige Renntierherden flüchten vor 
den paar Menschen in die Oede. Das ist überhaupt das Los aller 
lebendigen Wesen in dieser Zone: sie tauchen aus dem Nichts 
auf und verschwinden wieder im leeren Raum, der mächtiger ist 
als sie. Walfisch, Walroß und Eisbär geistern durch die anorganische 
Natur. Die Kamera hat sie peinlich genau festgehalten, und die 
Folge der Bilder vermittelt wirklich einen Eindruck von dem 
gespenstigen Walten der Geschöpfe in der lautlosen Kristallwelt. 
Vor allem wird das Geheimnis des Eisbars erschlossen, der über 
tretende Schollen ins Meer und wieder auf Schollen 
schlüpft, endlos weiter im trüben Licht. Wen verwundert es noch, 
daß er im Zoologischen Garten fortwährend auf und ab läuft und 
immer mit dem Kopf nickt? Das Nicken repetiert nur die Monotonie 
der Heimat. 
Fast erregender noch als die Fauna — zu ihr gehören auch die 
Eskimos, deren Gesichter mit der rätselhaften Runenschrift unzäh 
liger Falten bedeckt sind — ist das Phänomen des Eises. Es ragt 
in der Gestalt ungeheurer Gletscherberge aus dem Meer, ein nie 
zu betretendes Land, ein ewiges Gegenüber. Es schwimmt wie ein 
in seine kleinsten Elemente zersprengter Wer auf der Wasser 
fläche umher. Es weicht vor dem Schiffsbug zurück und schließt 
sich darr nur um so fester zusammen. Die Zähigkeit, mit der es nach 
und nach die Dinge umschnürt und sie in seinen Tod hinein« 
ziehen mochte, flößt Grauen ein. Nicht umsonst heißt das 
Grauen kalt. 
Man. sollte sich dieses Bilddokument ansehen, aus dem nur die 
Titel entfernt werden müßten, deren Asterpoesie abscheulich ist. 
(Auf der Heroldinsel wird u. a. eine Taschenuhr gefunden, die 
einem der verschollenen Expeditionsteilnehmer gehörte. Der Titel 
lautet: „Eine Taschenuhr! Tickte sie den Entschlafenen das Toten 
lied?" Weg damit.) Von dem Schönheitsfehler des Textes abge 
sehen, ist der Film ein bedeutendes Zeugnis von den Rändern 
der bewohnten Regionen. k 3, aL. 
Mob? Keile. Zur Erholung vom der DanaideMrbeiL verläßt er 
vyn Zeit Zu Zeit die WektbHne und bereist. Holstein, die VoG 
die Phrenäem UrrpoMsche Oasen, in denen er sich wie ein 
Privatmann mit der Natur unterhält Meditationen ausspinnt, 
und. ab und zu .sogar seNLimenM wird. 
dem. Kriegsmann. M — Der gefüllte 
Tucholsky auch in Frankfurt eine MM Gemeinde hat. Das Pu 
blikum jubelte radikal; beklatschte gerade die billigsten Apercus am 
! lautesten. Es wird sie verdient haben.. Kr. i 
xTUrMM irr Kr'arrkfE) T uch olskh' las gestern 
abend. rn F r änkfu r L' aus eigenen Werken. Fährt er in der 
.MelLUHne" mU dahin, so verdoppelt er durch den münd 
lichen Vortrag die Zahl der Personen, Er schnarrt 
und kommandiert, als sei er der Inbegriff des PreußenLums plap 
pert, wie ein, Kaffeekränzchen und trifft, den entschiedenen Kompro 
mißton der S. P. D. , So reden-, sie, die StaatZanwälte, die Mili 
tärs, die.Spießbürger, die. SpHen. der Behörden, so gebärden sie 
-sich. - Nachdem.er. die Widersacher aufgepäppelt hat, macht er ihnen 
rmind- und schlM den. Prozeß - mit Kübeln 
Berliner Witzes, durchbohrt sie mit Zahllosen Pointen. Mitunter stet- 
gert sich die Aggressivität Zu gutem Rebellentum, oder es geraden 
jene Bänkelsängers die eine- schöne und nützliche Unruhe 
verbreiten. Da wächst kein Gms mehr, sollte man nach dem Stück 
-Der letzte Ruf" und nach EoupletZ wie dem:. „Haben Sie schon 
mal - . ." denken. Doch das Gras wächst noch, und der Nationalis 
mus, die Reaktion auf allen Gebieten und . die jaule Bürgerlichkeit 
sind quicklebendig wie nie Zuvor, Verschlägt es angesichts ihrer 
Macht sonderlich viel- daß Tucholsky oft Ziemlich wahüos in seinen 
Mitteln ist? Er pfeffert hinein, was er gerade hat, läßt sich weder- 
auch übers Ziel hinaus. Aber groben Klötzen gehören schließlich 
5^- , 2->>^/N-z 
Die große Leidenschaft. Rugby ist die große Leidenschaft, 
sonst nichts als Rugby. Ferner die Liebe. Lil Dag 0 ver, die 
eine Pariser Schauspielerin ist, liebt einen schwarzen eleganten 
Rugbymeister in den Pyrenäen. Der nimmt auch das Geschenk 
ihrer Liebe an, aber sozusagen im Nebenberuf, denn in Wirklich 
keit liebt er nur Rugby. Und die blonde Mary zieht er allein 
darum der Schauspielerin vor, weil sie die Rugbvleidenschast m^t 
ihm teilt. Die Handlung ist nicht nur reichlich blöd, sondern Frau 
Dagover sieht auch alt aus. Was sollen diese Nichtigkeiten die 
noch dazu von einer lächerlichen Weltfremdheit sind? Erwähnens 
wert sind höchstens ein paar Äufna^rm^^m^Pariser Stadion, 
und von den sportlichen Kämpfen. — Zum Glück läuft im Bei 
programm der Bieberbau - Lichtspiele ein von Eecil de! 
Mrlle geschickt gemachter Film: „Gärende Jugend" der 
emen ganz interessanten Ausschnitt aus dem Leben amerikanischer - 
äugend zergt. kaoa. 
--- jEm Heüseher-FLLm.j In dem Film: -Die Hellseherin" 
soll die Bedeutung des Hellsehens für die Erforschung von Ver 
brechen veranschaulicht werden. Ein Mord ist begangen worden 
und auf Grund von Indizien wird ein Unschuldiger verdächtigt: 
die Hellseherin soll den Justizirrtum rechtzeitig verhindern. Soll 
es, tut es aber faktisch nicht. Daß sie es nicht tut, kann nur auf 
die Eingriffe der Oberfilmprüfstelle zurückzuführen sein, der dem 
Vernehmen nach der Film wiederholt vorlag. Tatsächlich macht 
der Film in seiner Zweiten Hälfte einen durchaus verstümmelten 
Eindruck. Zwar verfällt die Hellseherin am Tatort in Trance, 
aber man erfährt nicht, was sie sieht, und die Entdeckung der 
wirklich Schuldigen ist nicht, wie es der Anlage des Films nach zu 
sein hätte, auf sie zurückzuführen, sondern scheint das Verdienst 
des Kriminalkommissärs zu sein. Das Hellsehen wird also eher 
diskredidiert als propagiert. Nun sind wir ja auch höchst skeptisch 
gegen die Anwendung unkontrollierbarer übersinnlicher Me 
thoden und meinen gewiß nicht, daß dort, wo die Kunst der 
Kriminalpolizei zu Ende ist, die des Hellsehens zu beginnen habe. 
Das Walten der Filmzenfur indessen hat ebenfalls seine Haken. 
Sie hat sich gegen den Filmtriumph der Hellseherin gesträubt wie 
ern Gaul, der nicht vom Fleck will, wenn er Geister in seiner 
Nähe spürt. Wahrscheinlich aus der Furcht heraus, daß ein Erfolg 
des Hellsehens das Publikum Zum Glauben an die Kraft der 
Medien und zum Unglauben an die Polizei bestimme. Das mag 
unerwünscht sein, war jedoch kein Grund zu einem Verbot oder 
zur Verstümmelung. Die Filmzenfur hat nicht die Aufgabe, der 
Vormund des Volks zu sein, sie darf nicht Dinge ausmerzen 
wollen, die nur unbequem sind. Es ist das Zeichen der furchtbaren 
Kulturreaktion, in der wir stehen, daß die Zensur sich nicht mehr 
mrt ihrer ergentlichen Verpflichtung begnügt, das blank Anstößige 
zu untersagen, sondern dazu übergeht, die Gedanken und Gesin 
nungen zu reglementieren; daß sie uns die positiven Inhalte vor 
schreiben möchte, wo sie doch lediglich das schlechterdings Unmög 
liche Zu verwehren hätte. — Zum Film selbst: die bekannte Hell- 
seherrn Frau Günther-Geffers tritt in ihm auf und hat 
glaubhafte Trance-Zustände. Im übrigen wird ein mittelmäßiger 
Krrminalfall auf mittelmäßige Weise behandelt. Durch die Mit 
wirkung Fritz Kortners und Erna Morenas darf der Film einiges 
Interesse beanspruchen. 
Dur Aufführung des Films in den 
Frankfurter Alemannia-Lichtspielen.) 
Ä 6 8». 
l3eitschrrftett-SchMr.I Das neue Heft der Zeitschrift: 
,,DLe Kreatur" (Lambert Schneider, Berlin), deren Haltung 
5ä^chNamen der Herausgeber Martin Buber, Viktor von 
Weizsäcker und Joseph Wittig gekennzeichnet ist, enthält u. a. eine 
Auseinandersetzung zwischen Eberhard Grisebach und Hermann 
Herrigel. Auf die knappste Formel gebracht, gelten im übrigen auch 
die Aufsätze dieser Nummer dem Bemühen, die Wirklichkeit frerzu- 
legen und den Menschen in sie einzusetzen. 
! «« Unpolitischen Jtalienliebhabern bietet das Marzheft der von 
Werner von her Schulenburtz henmKMg ebenen Zeitschrift: 
„Italien" (Niels Kampmann, Heidelberg) einige Berichte und 
Kuriosa, die mit dem Fascismus nichts zu tun haben. So wür 
digt etwa Alberto Gentili die Mauro Foa-Sammlung alter Musik 
wecke in der Nationalbibliothek von Turin. Gleich abseitigen Cha 
rakters ist die Mehrzahl der anderen Beiträge, und nur in einem 
von ihnen werden die Leistungen der fascistischen Regierung für 
die Aufforstung gepriesen. 
Martin Stoß hat in dem Marzheft der Zeitschrift: „Die 
Tat" (Eugen Diederichs, Jena) emen beachtenswerten Aufsatz 
über Remarque geschrieben. 
Das neue Heft des „Archivs für Buchgewerbe und 
Gebrauchsgraphik" (Deutscher Buchgewerbeverein, Leipzig) 
bringt eine kritische Erörterung von Emil Köditz über die heute 
viel geübte Photomontage. 
In der letzten Nummer der von Arthur Müller-Lehning gut 
geleiteten holländischen Zeitschrift: „i 40" findet man einen Auf 
satz Rudolf von Labans über Tanz und Musik und einige Film 
glossen von radikaler Haltung. 
m 9" dem Marzheft der Zeitschrift: „Die Form" (Hermann 
Reckendorf, Berlin) finden sich Ausführungen S. KracauerS 
über den Film der Gegenwart; ferner mehrere bebilderte Aufsätze 
über moderne Archrtekturlösungen.
	        

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