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H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043385
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1929
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

ruhe ist uns allerdings viel gelegen. 
D. Red. 
10 l 
Kot oben und unten nicht beseitigt werden, solange unser Babbitt 
sortfährt, mit Scheuklappen in der Welt und der Gesellschaft herum« 
zulaufen. Von dem Grad seiner Ahnungslosigkeit zeugt die Unter 
stellung, daß wir es darauf abgesehen hätten, „unter allen Um 
ständen Modernstes zu bringen", das ihn „ziehen, kitzeln, spannen" 
solle» Nicht doch, verehrter Anonymus, es ist keineswegs unsere 
Absicht, Sie zu kitzeln und zu spannen. Das, was wir wollen, ist 
vielmehr: Ihnen die Augen öffnen über gesellschaftliche Zustände 
und menschliche Verhältnisse, von denen Sie morgens am liebsten 
nichts wissen möchten. An diesen Attentaten gegen Ihre Gemüts- 
Frankfurt, 26. Oktober. 
In diesem Film wird gefilmt, und die gefilmten Szenen er 
scheinen selbst wieder als Film. Wie in einem Spiegelkabinett. 
Eine echte Filmidee: den Konkurrenzkampf zweier „Kamera 
Männer" aufzunehmen, die bei zwei Wochenschau-Unternehmungen 
angestellt sind. Jeder der beiden möchte im Interesse der Firma 
und aus purer Sportlust der Welt beweisen, daß er ihr bester 
Kameramann ist. Natürlich ist der eine Kameramann ein Mädel; 
natürlich besiegt zuletzt das Mädel den Mann; natürlich erobert 
zuletzt der Mann das Herz des Mädels. 
Bebe Daniels geht forsch ins Zeug. Sie ist vulgär aus 
gemacht, wirst Blicke wie Bomben und benimmt sich nicht eben 
damenhaft. Girltyp in Großaufnahme. Ihr Partner Neil Hamil - 
ton: der übliche nette Junge, fix und mit jenem Lächeln im Ge 
sicht, das so wenig ausgeht wie das ewige Lämpchen. Wenn er 
kurbelt, dreht er die Mütze um. Zwei grundamerikanische Typen, 
deren Wiege vermutlich schon ein Auto war. Sie fegen wie gute 
Kinder durch den Raum, der Himmel ist blau und Amerika groß. 
Niemals werden sie altern. Wenn sie heiraten, kriegen sie einen 
do^-, der ebenfalls kurbelt. 
Auf immer sensationellere Weise machen sich die beiden die 
Sensationen streitig. Ein Höhepunkt in doppeltem Sinne ist ihre 
Jagd nach dem Zeppelin. Rein topographisch: denn sie fangen 
ihn auf dem Kopf der Freiheitsstatue ab. Rein filmisch: denn sie 
fangen ihn gar nicht ab. Nachdem sie die ganze Zeit Krieg mit 
einander geführt haben, beginnen sie sich nämlich ausgerechnet an 
dieser luftigen Stätte die ersten Zärtlichkeiten zu erweisen, und über 
ihre innige Umarmung hinweg entschwebt der Zepp wie der weiße 
Hirsch. 
Bezaubernder noch ist der unfreiwillige Tanz. Die Sache iü 
die: ein indischer Maharadscha will sich um keinen Preis photo 
graphieren lassen. Aus Aberglauben. Trotz aller Vorkehrungen ge 
lingt es unserem Kamerapaar, sich bei dem ihm zu Ehren ver 
unstalteten Gartenfest als ^änzer und Tänzerin einzuschmuggeln. 
bleibt. 
Im Namen derer, die gewohnt waren, im Feuilleton 
Wertvolles zu finden. 
Eine SchlagerUustration. „Kennst du das kleine 
Haus am Michigansee - so lautet die Frage, die 
der Film des Gloria-Palastes stellt. Er beantwortet sie im 
Sinne des Schlagers. Ein junger Mann und ein junges Mädchen 
lernen sich auf unkonventionelle Weise mitten im besungenen See 
kennen; ein Wochenendhäuschen wird zur kleinsten Hütte für das 
glücklich liebende Paar; eine auf väterlichen Befehl geschlossene 
Verlobung geht zurück, und zum Schluß finden sich alle, die zu 
sammengehören. Dem Publikum, das den Schlagern zubestimmt ist, 
wird auch der Film angemessen sein. Paul Vincenti ist ein 
echter, sportlich und erotisch gleich versierter Schlagerjüngling und 
Margot Lands ein vollschlankes jugendfrohes, dummes Mäd 
chen. Da auch Geld in Menge vorhanden ist, steht das Liebesglück 
der Leiden unter günstigen Auspizien. Im Hintergrund: ein 
Alpensee, ein künstlicher Sturm und der dicke Teddy Bill. 
KL0L. 
Dem empörten Einsender ist es also unbegreiflich, Laß wir ihm 
morgens Zum Frühstück einen Roman anzuöieten wagen, der von 
Existenzen handelt, die er verachtet. Ihm steigt der Ekel aus vor 
dem Treiben der Zuhälter und vor den Enthüllungen aus 
Prostituiertenkreisen. Wir beneiden den Mann nicht um seine 
Selbstgerechtigkeit. Statt zu erkennen, daß die Schilderungen 
Döblins ihm den Sinn für ein Leben eröffnen sollen, das des Mit 
gefühls und des Verständnisses wert ist, verschließt er sich gegen 
über diesem Leben im Interesse seines privaten Tagesablaufs. Er 
müßte dankbar dafür sein, daß ihn der Dichter in die Souterrains 
unseres Gesellschaftsbaues führt, und entrüstet sich über den ,Kot", 
den er dort findet. Aber vielleicht ist der Kot in der von ihm ver 
pönten Unterwelt nicht größer als weiter oberhalb in der Beletage, 
wo er von dem Dreck nur zu lesen braucht; und gewiß kann der 
terbrot ge 
Franz Biberkopf Zu 
platten, gemeinen Jargon, der Döblin beängstigend flott aus dem 
Munde geht. Und nichts als die Gedankengänge dieser Zuhälter, 
nur ihre primitiven, hemmungslosen Triebe... All das ist sicher 
interessant für den Psychologen, aber ein Mißgriff (zart ausge 
drückt) Lei der Wahl einer UnterhaltungslektE Wir verstehen 
auch Ihre Lage: Die Zeitung will unter allen Umständen 
Modernstes bringen, möglichst auch ganz Neues, Niedagewesenes, 
es soll „ziehen", kitzeln, spannen. Aber dies ernüchterte nur, 
ekelte an und, je länger desto mehr, empörte es. Wir haben ja 
auch allerlei dabei gelernt, das sei gern zugestanden. Wir kennen 
nun jede noch- so faulige Falte im Seelenleben der Prostituierten, 
Lei denen auch rührende Züge nicht fehlen, wir haben viel neue 
Sprachkenntnisse eingeheimst, wissen genau Bescheid, wenn es 
heißt „Ich geh verschütt", Kassiber, Lampen machen, und wie das 
Verbrecher-Vokabularium sonst lautet, wir werden uns tadellos 
benehmen, wenn wir mal in diese Kreise kommen, wir wissen 
diesen Gewinn sehr zu schätzen. Aber wir hoffen doch, und möch 
ten diesem Wunsch stärksten Nachdruck geben, daß der Genuß solch 
platter, wertloser Durchschnittslektüre uns in Zukunft erspart 
dieser e.naMche G«sellschastsfilm der Ale ¬ 
' p' ° schildert eine Ehebeziehung auf des 
^ Künstlerin; er: ein reicher Fabrikant 
Da d.e Sehnsucht der Künstlerin nach einem Kind trotz mehrjähri- 
.^Ehb unbefriedigt bleibt, begeht sie nächtlicherweise mit einem 
U Ä nbe L kannten einen Fehltritt, der sie in "» de » n S ge " w u ü " nic L kte " n KuiMnN 
A Mannes. Höchst peinlich: das Kind kommt an und 
der Seitensprung heraus. Wird der Betrogene sich mit dem freund 
rade nooks es nicht, sondern erlebt nur ge 
Weib verzeiht. Maria Corda spielt diese 
aageoliche Dulderin, der es zuletzt doch ganz gut eraebt mit 
nrehr von heute sind' Besser in 
-^ameson Thomas, eine mit sympathi- 
9/?^" ^5?. E"SKgte Figur. Insoweit die Regie Victor 
§ mcht durch die Gefühlsseligkeit und Beschränktheit der 
Effekte ^b^udlcapt wird, ist sie überlegen und erzielt diskrete 
Antwort an einen Anonymus. 
Uns ist die folgende anonyme Zuschrift Wer 
DöLlinS Roman „Berlin Alexand erplatz" 
zugegangen. Sie ist so voller Mißverständnisse und verrät 
ein so mangelndes Verhältnis zu literarischen Werken, daß 
wir ausnahmsweise einmal von der Regel abweichen und 
sie der Oeffentlichkeit unterbreiten möchten. Hier ist sie: 
Frankfurt a. M., 12. Okt. 1929. 
„Dieser Vrief ist die Meinungsäußerung weiter Kreise der 
Leserschaft Ihres Blattes, die Sie als geistigen Leiter der „Frank 
furter Zeitung" gewiß interessiert. Der Roman in den Spalten 
Ihres Feuilletons ist Zu Ende, dem Himmel sei Dank! — Franz 
Biberkopf ist Hilfsportier geworden, und wir wünschen ihm alle 
einen friedlichen Lebensabend. Ein tiefes, befreites Aufatmen 
geht durch die Reihen Ihrer Leser, denn wir haben begründete 
Hoffnung, daß «ein noch tieferes Herabsteigen in den Schmutz des 
Lebens nicht möglich ist und uns daher in Zukunft erspart bleibt. 
Wir waren freilich etwas darauf vorbereitet, da Sie kurz vorher 
„ins Schleudern geraten" waren und der üble Nachgeschmack noch 
auf unseren Zungen lag. Das genügte eigentlich völlig, warum 
aber mußte dieser „Roman" in die Spalten Ihrer Zeitung kom 
men, die Sie doch überwachen? Mr machen Sie nicht dafür ver 
antwortlich, daß das Buch geschrieben ist. Wenn es Döblin Spaß 
macht, sich im Kot zu wälzen, so mag er es tun, und alle, die 
daran Interesse haben (wir übersetzen die psychologische Seite 
nicht) mögen sich das Buch kaufen, gut. Aber warum zwingen 
Sie Ihre Leser, jeden Morgen mit Tagesanfang durch diesen 
Dreck zu waten, in diese niedrigsten Niederungen der menschlichen 
Gesellschaft zu steigen, daß einem der Ekel aufstieg. Man weiß 
. zur Genüge, daß es diese Schichten gibt, in denen Habsucht und. 
' Trunksucht, Neid, Verlogenheit, Gemeinheit, Gewissenlosigkeit, 
Roheit bis zum kaltblütig begangenen Mord an der Tagesekd- 
Harry Ein Pi F e i l l - m Fil a m us es d : em „M „M ä i n lie n u e ". r o D h a n s e M B ilie e u ru d f e " s — neue e n r 
wird in den Drechsel- und den E li t e lich t sp i el e n ge- 
M z U e m ä ig d s t c ch h — l e ä n g h en ä is , n t dl i d e s a t r. s M E „M in a e i r l r i s e e u de i r l , le H d . . a h u . p V tp o d l i n ä e tze Z d , o u r a n t n ft g d e d e h e m e r n s g ie e D w a i e h m r r b e p s fe m „ r W äß a n ig r a e e c n h " 
s Sg a aü le udka a em u lt s e—r d ik ie a s A, e l r bd S easr p t h d ä Le r on e nd i l n re t ei e cs r h e th s g s alä a t n uu t b e nigs B e e njü o n b Mg a äs c dt h c t ü u hb n ee g nr en aTly v sp e e r P m na i r t u t a e ndd l i t e . sS H c a hvi r oc r kr y -- 
! P st i e e ll l t m si a ch cht e e in s s S ich ch l a e u ic s h p t i e e r le a rm ls ili d e e u r g a r u o s ße Z fr u a h nz ä ö lt s e is r c n he u R nd epo M rt ä e d r c . h E en r 
z K u o s l a p m or m ta e g n e , fi i l n m, d g e e m wiß e , r a a b ls er G er eh is e t im m p i o t liz G i e s s t ch L ic o k rb g e e e a re rb n eit p e f t lü u ck n t d . E en in t- 
h f V a äe lt rl e td t i . eenisn M tieg a ne rse ng il ee le tht , öert w ,U ie ndwa e aß s hres le rch ib es t iicnhl u ic n hv d koer i l t e eO b n t r. , igZi g nu r a e l i h f s t ienint ü ee b rn e g r r a üw l n l eds e ee i nn n t : liceh d ne i t e n- 
dK s i c ae h t m hGe a d l e e rs n aalem za tpI u em b r e s r p h Me a ki f tt t ti e ve n el nu G n a mk ss tit e d n eNr s o e Htr in ea e -nD s dalu H mn a e fe s n dt v ee i h e tl r a t d e e ls rG , Tarr d da ie ens J bu o on l rd l d ie ed t u t e r r , r 
A je n nes ihm gig k a . l n e ti t s te c r h t e H E a is rr e p nsk h e in le a tt u , f d u a n s d d h e e n ru g n A t l e te r n um Haf d e i n e V ü e b r e b r r q e u c e h r e t. r , 
z A u n fa ih n m gen kle u tt n e d rt z H ug a le rr ic y h h d in as au S f e u n n s d ati h o e n r s u b n e te d r ü , rfn u i m s z d u ie b V ef e r r i b e r d e ig c e h n e , r 
das überhaupt in dieser amüsanten Mache nicht zu kurz kommt. 
nung sind — warum aber müssen wir es jeden Morgen aufs But 
estrichen -bekommen. Ei warum, ei darum! um mit 
berkopf Zu reden, vielmehr mit dem scheußlich echten,
	        

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