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H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043386
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1930
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

^Warenhauses verlieren. 
S. Kracauer. 
Der Dornan 80llte, äer Art 8einsr Droklsmatik! 
v^exen, ^eraäe von äer l^aekkrie^^eneration ^e- 
1s86n v^eräen. Dr kann ikr Oekalte vermitteln, 
äie naek äem ^raäitiON8kruek niekt okt in 80 
auk^68eklo886ner Dorrn an 8ie keranxetrsten 8inä. 
Dr kann 8ie tieker in äie rum Lekaäen äe8 ^e- 
8ell8ekaktlieken Dort8ekritt8 vernaeklä88i^te Dia 
lektik rv^i8eken äen „2u8tänäen" unä äen ^len- 
8eken kineintreiken. Dr kann 8ie, inäem er 8ie ru 
einer 8o1eksn äialekti8eken Au8einanäer8etrun^ 
nötigt, auk äie Drenre äer 2u8tanä8literatur ank- 
merk8am maeken. Tun8t nutrt niekt äen vor^e- 
^ekenen 8tokk v^ie äie36, 8w reretört ikn unä > 
N ve i8 r 8 ^ 6 v N en i ä m et 8t ä o a k 8 k. Akkruekmaterial ru Drkennt- ! ' 
Am Uaradies voröei. 
Berlin, im November. 
Weihnachten wirst seine Lichter voraus. Da es ein Fest der 
Kinder ist, fällt der hellste Glanz auf die Kinderspielzeug - 
abteilungen der Warenhäuser, die stch so herrlich schmücken, j 
als sei es ihnen nicht um den Nutzen zu tun, sondern ums 
Jubilieren. Sie feiern gewissermaßen Weihnachten zu Ehren Gottes 
in der Höhe und Zur eigenen Freude. Ihre Verkäuferinnen gleichen 
gütigen Engeln, und ihre Bescherungen sind aus einem unermeß 
lichen Füllhorn niedergeströmt. Vermutlich reichte der Gabensegen 
für alle Kinder, wenn die Eltern aller Kinder Geld genug hätten, 
um ein Stück der Pracht zu erwerben. Aber sie haben es nun ein 
mal nicht, und die Kinderspielzeugabteilungen werden dadurch nur 
noch überirdischer. 
Die Weihnachtsschau eines bekannten Warenhauses ist geradezu 
ein leuchtendes Wunder. Schon von weitem flimmert sie zwischen 
den Pfeilern hervor, und wer sich erst bis zur Halle durchgekämpft 
hat, die ihr eingeräumt ist, vergißt unwillkürlich, daß er stch hier 
in einem Warenhaus befindet, daß die Tische Ladentische sind und 
ringsum lauter Gänge stch hinziehen, trübe Verkehrswege mit 
Registrierkassen und Personenaufzügen, die gewöhnlich im sechsten 
Stock schweben, wenn man im Erdgeschoß in sie einsteigen will^ 
Wie eine Glücksinsel liegt die Weihnachtshalle im Meer des alltäg 
lichen Bedarfs. Sie gedeiht unter einem Sonnenhimmel, der immer 
fort strahlt, und wird durchs Mikrophon mit Jazzmelodien und 
Schlagern beschickt, von denen sie erklingt wie von Sphärenmusik. 
In den einzelnen Kojen dieses Märchenreviers sind sämtliche 
Kinderwunschträume wirklich geworden, die nach den Begriffen der 
Erwachsenen begünstigt zu werden verdienen. Die Welt der Großen 
bietet stch hier den Kleinen mit einer Zuversicht dar, die mir über 
trieben zu sein scheint. Als eine fertige Welt gibt sie sich aus, 
deren Vollkommenheit jeden Zweifel verwehrt. Daher regt sie sich 
Zwar, aber verändert sich nicht. Ununterbrochen brüllen die Löwen 
in den Lag hinein, drehen die Giraffen ihre endlosen Hälse, 
klettern die Aeffchen an den Baumstämmen hinauf und herunter. 
Eine Wiederkehr des Gleichen, die auch auf die menschlichen Ver 
hältnisse ausgedehnt wird, von denen sie entschieden weniger gilt. 
So durchtanzen feine Kinderpaare einen Vallsaal, der von bürger 
licher Seligkeit strotzt. So marschieren stramme Puppensoldaten 
mit der Stetigkeit himmlischer Fixierungen um ein Mäuerchen 
herum und beweisen dabei eine sinnlose Ausdauer, die den An ¬ 
schein erweckt, als ob die Kriege ewiglich währten. Zum Glück sind 
nicht alle Panoramen für künftige Generäle bestimmt. Die GebirgsT" 
bahn etwa, die sich kühn über Abgründe schwingt, dient durchaus 
friedlichm Zwecken, und auch der wunderschöne Zirkus, in dem sich 
Seelöwen und Akrobaten produzieren, ist von der Heiterkeit guter 
Werke erfüllt. Und wie leicht fließt erst auf der riesigen Spielwiese, 
die inmitten dieser Weihnachtsphantasien errichtet ist, das Leben 
dahin! Winzige Herrschaften reiten a"f ihren Schaukelpferden 
spazieren, ein Puppenpenstonat lustwandelt im Freien, und im 
grünen Laub fremdartiger Bäume blühen wahrhaftig bunte Gummi 
bälle, die man nur zu pflücken braucht, um mit ihnen zu spielen. 
Greifen die Kinder nach den Bällen, en Figuren und Tieren? 
Sie wagen es nicht. Befangen starren sie in ihre Träume, und es 
ist, als wunderten sie stch darüber, daß die Bilderbücher mit einem-» 
mal so lebendig geworden find, lebendiger eigentlich als die Welt,! 
in der sie sich tagsüber bewegen. Der Kinderzug hört nicht auf. 
Immer neue Scharen strömen herbei, von den Erwachsenen be 
gleitet, die stch für Augenblicke selber in Kinder verwandeln. So 
gerne möchten die kleinen und großen Kinder verweilen, aber der 
Ruf: „Immer weitergehen! Nicht stehen bleiben!" erinnert die 
verzückten Säumigen stets wieder daran, daß ihnen im Paradies, 
keine Stätte gegönnt ist. Wie ein Wächter mit dem feurigen Schwert 
treibt sie der Aufseher vorwärts, reißt sie von den Feerien lgs 
und drängt sie an den Schnüren vorbei in vorschriftsmäßiger 
Richtung dem Ausgang Zu, hinter dem sie stch in den Gängen des 
Usbeken, äie keine 8inä, änrek äen iknen rnit- 
r»s^ekenen 8teekkriek ^veniL'stenZ ikren Ort in äer 
2eit unä irn Danrn. Deinriek Nann äa^exen 
^vei^ert 8iek, genaue ankere Daten einxnira^en, 
v^eil ikin ikre Uitteilun? äen Durekkrnek äer 
per80nalen 2ü^e 2u kinäern 8ekeint. Daäurek 
aber, äak er äie 1aik68tänä6 näe Os8trüpp ke- 
8eiti^t, äa8 äen ^Ve^ ükerwnekert, verlieren 8eine 
Akteure ikre Dorperkekkeit. Derri8ek -wie er 15t 
Lakka rnit äer Dealität verkakren, an äb88en Dor- 
stellun^art stv^a äie äe8 Dau8e8 von 8ekattiek 
erinnert, ^ur kat Dakka äie8e DeaKtät an einer 
Aültixeren 26r8ekeIIen Ia886v; v^äkrenä äie sni- 
ti^en ?er8onen Nann8 niekt äie Trakt kätten, äie 
von iknen gemeinte Dreikeit in un8erern 0e86lI- 
8ekakt88^8tern ru erringen oäer 68 Aar ank^n- 
keken. 
Da8 Alter kat kier Kereit8 rnit^ekorrnt. Ikrn, 
äsin äa8 körperkeke Da^i8eken unä viele 2n- 
8Linrnenkän^e äer ^Virkiiekkeit rerkröekeln, i8t 
unr^veikelkakt äa8 Verklagen äer Aukenwelt ru- 
^un8ten äer Dxpre88ionen ruru8ekreiken. Auk 
8eine DeoknnnA ^virä auek äa8 Dvan^eknrn äer 
Drenäe ru 8etren 8ein. ^Väre äa8 Oanre äe8 8vrn- 
kok8eken Xonrern8 ein Oekiläe, äa8 in 8einen 
teilen, äen Nenyeken, re8tlo8 auk^in^e, 8ie kätte 
ikr unkeäin^te8 Deekt. An^iekts äer Di^en^e- 
8etrliekkeit äer xe86ä8ekaktkeken Verkk!itni886 
keäeutet 8ie aker auek De8iMation; äie äs8 
Alter8, äa8 au8 äen 2u8tänäen rurüektritt. Au8 
8einer Dntrnektkeit quält 8ekkekliek äis kieke 
kervor, nn't äer Dirk In^e nkeräenkt, äie kieke 
rurn jungen 6e8eköpk, äa8 8iok keäenkenl08 kin- 
^ikt, v^eä unä 8olan^e 68 jun^ i8t.
	        

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