DLA Viewer Logo Full screen
  • First image
  • Previous image
  • Next image
  • Last image
  • Show double pages
Use the mouse to select the image area you want to share.
Please select which information should be copied to the clipboard by clicking on the link:
  • Link to the viewer page with highlighted frame
  • Link to IIIF image fragment

H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Access restriction


Copyright

The copyright and related rights status of this record has not been evaluated or is not clear. Please refer to the organization that has made the Item available for more information.

Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043387
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1931
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

welt" mahnt die Säumigen oder redet den Wartenden zu, nicht zu 
verzagen. „Daß Gösta Ekmann Ihre Autogramm-Bitte nicht er 
füllt, tut uns ja aufrichtig leid. Aber leider können auch wir 
Ihnen nicht helfen. Vielleicht versuchen Sie es noch einmal! Sie 
wissen doch: „Was lange währt, wird gut!" Unter Umständen 
wäre hier auch das Sprichwort: „Steter Tropfen höhlt den 
Stein" nicht schlecht am Platze gewesen. 
Einige besonders glühende Verehrer und Verehrerinnen geben 
sich nicht einmal mit dem Besitz der teuren Namen Zufrieden. 
Sie möchten selber bei den Seligen wohnen, sich im Licht der 
Jupiterlampen sonnen und jene Höhen erstürmen, in denen das 
Sternbild Fritsch-Harvey kreist. Aber die Redaktion der „Film 
welt" stellt sich wie der Engel mit dem feurigen Schwert vor 
die Pforten der Filmatelierparadiese. „Wenn Sie zum 
Tonfilm wollen", äußert sie wieder und wieder, „müssen Sie sich 
zunächst einmal in Sprechtechnik ausbilden lassen." Oder sie stößt 
aus Pflichtbewußtsein die verschiedenen Filmfreunde und -ratten 
einfach vor den Kopf: „Um vor Enttäuschungen zu bewahren, 
raten wir von einer Filmlaufbahn ab." Recht so. Ich bezweifle 
nur, daß der Rat immer nachhaltig wirkt, denn die Gewarnten 
können sich ja auch auf das oben angeführte Sprichwort berufen, 
daß Zuletzt doch gut wird, was lange genug währt... 
Aus diesem Frage- und Antwortspiel, das regelmäßig mehrere 
enggedruckte Seiten des Filmmagazins füllt, geht unzweideutig her 
vor, von welchen Träumen viele junge Menschen heimgesucht wer 
den. Der Filmkitsch hat sie in ihnen erregt. Er lügt eine 
wunderbare. Oberwelt zusammen, die von lauter Prinzen und 
Prinzessinnen bevölkert wird, und die Unwissenden verwechseln 
fortan Sein und Schein und starren wie betäubt auf die höheren 
Feerien. So werden sie unbrauchbar gemacht und von einem Kampf 
abgelenkt, der ihnen vielleicht wirklich zu besseren Daseins 
bedingungen verhelfen könnte. Die auch dem Film gestellte Aufgabe 
wäre aber gerade: sie nicht im Banne des Schlafs Zu halten, son 
dern Betörte zu wecken. Indessen, wir scheinen einstweilen noch 
weit von der Zeit entfernt zu sein, in der allen Filmrollen der 
fläche vor sich gehen. Nicht unwichtig, daß sich Oberbürgermeister 
Dr. Sahm von der Schau und den Funikongress^ 
Stärkung der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit auf dem Gebiet 
des Städtebaus und des Wohnungswesens erhoM 
ch 
Die von Mies van der Rohe eingerichtete Halle, die Woh 
nungen unserer Z e i t beherbergt, ist selber ein Beispiel 
anständiger Zeitgemäßer Vaugesinnung. Gleich weit entfernt von 
dem Fassadenpathos des Rundfunkhauses und jener sturen Sach 
lichkeit, hinter der kleinbürgerliche SentimentS wohnen, schließt 
sie sich zu einem Raum zusammen, in dem man atmen kann. Er 
ist unprätentiös und doch echt anmutig; leicht m den Gelenken 
und doch fest gegliedert. Wenn irgendwo, so ist Hier der Mlhel- 
minismus vertrieben. Die glatte Brüstung der Galerie, von der eine 
Gehrampe mach unten führt, umklammert die asymmetrisch ange 
ordneten Häuschen und Hausfmgmente, die zwanglos herumstehen 
wie bei einem Picknick. Ein angenehmes Bild: diese kiesbestreuLen 
Dächer, diese Spuren von Grün, diese ganze lockere Assoziatisn, 
deren freies Beieinander keineswegs anarchisch ist. Unter den Ob« 
jekten, die erst zum Teil fertig-gestellt sind, befinden sich eine Ein 
. raum-Wohnuno, eine Doppelgeschoß-Wohnung, Ausschnitte aus 
einem Boardinghaus, eine Studentenwshnung, Modelle von Woh 
nungen im Hochhaus usw. Im Zustand der Vollendung wird die 
Abteilung zweifellos dem Laienpublikum nützliche Anregungen 
bieten, die über das Problem des Wohnens noch hinausweisen. 
Deutsche BauausstMlng. 
Vorläufige Bemerkung 
Berlin, im Maü 
Diese riesige Schau, die größte Fachausstellung seit Jahren, 
kann nicht im ganzen überblickt, sondern muß nach und nach 
durchgearöeitet werden. Sie macht den heutigen Stand dez Bau 
wesens in einer großen Zahl von Abteilungen Zugänglich, deren 
jede ein Studium für sich ist. Um nur verschiedene Methoden des 
neuen Bauens zu ersassen, wäre ein Lehrgang von mehreren 
Semestern notwendig. Das Nebeneinander der in sich geschlossenen 
Abteilungen entspricht durchaus den anarchis^ 
die innerhalb der Wirtschaft herrschen. Gut so, daß die Aus- 
stellungsleiLung nicht versucht hat, die Gruppen formal oder gar 
inhaltlich Zu einer Scheineinheit zusammenZuschweißen. Denn es 
ist immer besser, den faktischen Zustand zu spiegeln als ihn zu 
beschönigen; und etwaige gemeinsame Entwicklungstendenzen M 
entdecken, die sich innerhalb des gewaltigen Gebietes hier oder 
dort verraten, wird um so leichter sein, je weniger der Aus 
stellung irgendeine Tendenz von vornherein aufgepreßt worden 
ist. Ich bin überzeugt davon, daß das in den acht Hallen aus 
gebreitete Studienmaterial von gewissen allgemeinen Be ¬ 
strebungen sozialer und politischer Art Kunde bringt, die in 
vielen Menschen und Kreisen lebendig sind, ohne doch schon 
bewußt geformt und eingreifend wirksam zu sein. Man muß sie 
nur auffinden. " 
s 
Vermutlich enthüllen sie sich vor allem in der i n L er - 
nationalen Ausstellung für Städtebau und 
W o h nungswesen, der eine Abteilung angeschlsssen ist, die 
bauliche Leistungen der Gegenwart zeigt. Dreiundzwanzig Staaten 
veranschaulichen, was in den Jahren 1900 und 1930 geplant 
wurde — eins Gegenüberstellung, durch die das Grundverhalten 
des modernen Städtebauers besonders deutlich demonstriert wer 
den kann. Bei der ersten flüchtigen Betrachtung fällt immerhin 
schon auf, daß die fortgeschrittenen städtebaulichen Maßnahmen 
von einem Geist durchdrungen sind, der sich mit manchen privat 
wirtschaftlichen und politischen Grundsätzen kaum noch verträgt. 
Es wäre der Mühe wert, die Gesinnung zu prüfen und. M be 
nennen, aus der heraus die moderne Landesplanung erfolgt. Sie 
führt zur Beschwerde über willkürliche politische Grenzen urch 
bemüht sich um eine systematische Organisation von Stadt- und 
Landgebieten, die, wenn man will, den Charakter der Planwirt 
schaft hat. Der Drang nach rationeller Projektierung verbindet 
sich in einigen Abteilungen unverkennbar mit sozialen Absichten. 
Möglicherweise ist diese Städtebau-Ausstellung ein Signal 
wesentlicher gesellschaftlicher Veränderungen, die unt^ der Ober 
HiMarLe und ein adressierter, frankierter Rückumschlag beizu- 
fügen", Mitunter bleiben die Huldbeweise aus; doch die „Film- Filmstar gestochen wird. 
Die Halle enthält auch eine freundlich hergerichtete Ssnder- 
schau der preußrschsn SLaaLZhschbauverws! Lung, 
in der Räume von Bauten gezeigt werden, die gerade in Aus 
führung begriffen sind. So delikat ist der preußische Staat seinen 
Bürgern noch selten gegenübergetreien. Wahrhaftig, er lächelt bei 
nahe und geht mit der Zeit. Nicht Lm Paradeschritt, sondern wie 
einer eben geht. In Brandenburg an der Havel errichtet er ein 
Gefängnis, dessen Gemeinschastszellen in mir nur den einen 
Wunsch erregt haben: schleunigst dorthin üLerzusiedeln, um endlich 
einmal ungestört arbeiten Zu können« Die Zelle ist hell und ge 
räumig und enthält ein abgetrennteS Spülklosett, fließendes kaltes 
Wasser und überhaupt alles, was ein Mensch braucht, der ver 
nünftig ist und nicht am Besitz hängt. Die Polizeikrserne in 
Köpenick wird mit Recht eine Pol'iZeiunLerkunst genannt, denn ihre 
Wachtmeisterzimmer strömen ein Behagen aus, das zu dem her 
kömmlichen Begriff von einer Kaserne nicht patzt. Und dann das 
Gewerbeschulheim Zu Rheydt: Zwar sitzen die Mädchen auf Stahl 
stühlen, aber den Stahl ist elegant gekrümmt, die Farvenwahl zart 
und das ganze Innere von klarem Geschmack. 
* 
Die Ba u wi rtschaft füllt in der Hauptsache die übrigen 
Hallen. Holz, Stein, Glas, Farben, Wasser, Wärme, Gas, Lust, 
Kraft, Zement, Stahl, Beton -- sämtliche Stoffe und Faktoren, 
„Wieviel die Künstlerin wiegt, Wen wir bis jetzt nicht feststellen 
können", lautet einer der negativen Bescheide, der immerhin hoffen 
laßt, daß das Gewicht der Künstlerin später doch noch be 
kannt werden wird. 
Die betreffende Künstlerin ist Lilian Harvey. Sie und ihr 
Partner Willy Fritsch sind geradezu mythische Figuren, 
mit denen sich die Volksphantasie wieder und wieder beschäftigt. 
Da sie in der Vorstellung der Filmliebhaber unzertrennlich Zu 
sammengehören, können diese schlechterdings nicht verstehen, daß 
das Doppelgestirn neuerdings auseinartdergerissen ist. „Später 
werden Miau Harvey und Willy Fritsch bestimmt wieder zu 
sammen filmen" — oft genug muß die „Filmwelt" Enttäuschte 
auf die Zukunft vertrösten. Oder sie sieht sich zu der Erklärung 
veranlaßt, daß die beiden Stars trotz ihres gemeinsamen Auf 
tretens nicht miteinander verheiratet seien, und Lilian Harvey 
gar nicht daran denke, sich zu vergiften. Wie weit die Heldenver 
ehrung getrieben wich, ist aus der folgenden Antwort zu ersehen, 
die sich bemüht, keine Illusion zu zerstören: „Ob Willy Fritsch 
in der Schule ,gescheit' war, wissen wir nicht, nehmen es aber 
als sicher an." 
Jene, die sich selber als „Filmratte Fridel H. Sch.", „Neu 
gieriger Filmnarr", „MM Maus aus Hamburg", „Film-Ruth 
9696 aus Düsseldorf" titulieren, werden natürlich vom Wissen 
um ihre Lieblinge allein nicht satt. Können sie die schimmernden 
Vorbilder nicht mit Haut und Haaren verzehren, so möchten sie 
doch zum mindesten ein Zeichen in Händen halten, das ihnen 
einen Anteil-an der Existenz, der Jdealtypen gewährt. Sie fahn 
den nach Auto gram wie die mittlerweile ausgerotteten 
Indianer nach Skalps. Zum Glück scheinen sich die Stars darüber 
klar zu sein, daß sie nicht nur leuchten, sondern auch Unter 
schriften niederträufeln lassen müssen. „Sämtliche Filmstars," 
schreibt unsere Auskunftei, „geben Autogramme. Sie können sich 
direkt an sie wenden. Selbstverständlich ist immer die betreffende
	        

Hinweis zur Vollständigkeit

Die Blätter 89 und 90 fehlen im Original.

Hinweis zum Volltext

Die OCR-Ergebnisse sind experimentell.

Cite and reuse

Cite and reuse

Here you will find download options and citation links to the record and current image.

Manuscript

METS MARC XML Dublin Core RIS Mirador ALTO TEI Full text DFG-Viewer OPAC
TOC

Image

PDF ALTO TEI Full text Mirador
Download

Image fragment

Link to the viewer page with highlighted frame Link to IIIF image fragment

Citation links

Citation links

Manuscript

To quote this record the following variants are available:
Here you can copy a Goobi viewer own URL:

Image

To quote this image the following variants are available:
Here you can copy a Goobi viewer own URL:

Citation recommendation

Please check the citation before using it.

Image manipulation tools

Tools not available

Share image region

Use the mouse to select the image area you want to share.
Please select which information should be copied to the clipboard by clicking on the link:
  • Link to the viewer page with highlighted frame
  • Link to IIIF image fragment

Contact

Have you found an error? Do you have any suggestions for making our service even better or any other questions about this page? Please write to us and we'll make sure we get back to you.

What is the fourth digit in the number series 987654321?:

I hereby confirm the use of my personal data within the context of the enquiry made.