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H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043387
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1931
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Gemeinde der Hläubiger 
Berlin, im September. 
ihren Ehrgeiz darin setzten, sich gegen jede Abrundung zu sträuben, wissen bald gar nicht mehr, woran sie sich halten sollen. 
um den Schein der Genauigkeit Zu behaupten laßt sich unschwer 
ersehen, daß der moralischen Katastrophe die materielle entspricht. 
Von den über 15 dem Devaheim-Konzern zugeführten Millionen 
verbleiben den Gläubigern etwa Z Prozent — ein erbärmlicher 
Rest, der nur noch Zu den Balkönen der Häuschen reichte. 
Wird den versammelten Sparern ^rie Unheilsbotschaft dadurch 
versüßt, daß sich mit dem Einverständnis amtlicher Organe der 
Evangelischen Landeskirche eine Notgemeinschast der Inneren Mis 
sion gebildet hat, die zur Hilfe bereit ist? Es zeigt sich zum Glück, 
daß diese um ihre Hoffnungen betrogenen Menschen doch nicht 
ganz zermürbt sind. Ein Glaube kann zwar schnell geprellt, aber 
nur langsam wieder aufgerichtet werden. Ein Redner, der 
sich nicht nur als guter Protestant, sondern zum Ueberfluß als 
ehemaliger Offizier und Korpsstudent zu erkennen gibt, macht 
sich zum Sprachrohr der Menge und beweist, angefeuert von ihrem 
Zuspruch, daß der Protestantismus noch zu proW versteht. 
Allerdings wendet sich sein Protest gegen die Kirche selber. Wie 
immer es sich mit der Richtigkeit jener Theorie verhalte, nach der 
sich der ideologische Ueberbau in Abhängigkeit vom materiellen 
Unterbau befindet: die Ausführungen des Redners lehren jeden 
falls, daß Schäden in den unteren Regionen die Augen über Un 
stimmigkeiten in den oberen zu öffnen vermögen. Erbittert wirft er 
manchen kirchlichen Kreisen Härte'Vej Herzens vor und macht sie, 
ohne geradezu mit dem Kirchenaustrilt zu drohen, auf die Folgen 
aufmerksam, die daraus entstünden, wenn sie den Notleidenden 
die christliche Kameradschaft verweigerten. Prosaisch ausgedrückt: 
er fordert eine hundertprozentige Aufwertung der eingezahlten Be 
träge. Man ist versucht, den moralischen Druck, den er zweifellos 
auf die beteiligten kirchlichen Instanzen ausüben will, als einen 
M ausgleichender Gerechtigkeit anzusprechen. 
Die Verhandlungen gehen weiter, und dank der vorzüglichen 
Mikrophone kann noch die hinterste Stuhlreihe das leiseste Wörtchen 
der Beschwerde vernehmen. Alle frösteln; aber gewiß nicht nur der 
Kälte wegen, sondern auch weil ihr Glauben und ihre Zuversicht 
enttäuscht worden sind. Wie in dem unermeßlichen Hallenraum, so 
scheinen sie sich jetzt in der Welt verloren, und viele kleinen Leute 
selbst üsvii virü er sieb nack niebt in äsn Lreisvn 
§lsi'N^,, ^"^5' ^'^ücksn Vsretsnäss. tstMe!^ 
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Ente, sr äwKex, sedvieriMn >inä ecbinieri- 
8sn Vs^ untsrnsbm. VisIIsieb-t ist äisess Urteil 
N '^'5?^! sdsr äurok seine ^sUeiäi,?. 
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m OrÄMM r^t, äsK Usrlln MLt SEM iun^sn Nsn- 
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lsrnsv, statt idnsn naiv vaebMlsdan; 
E IQarbsit Wo? ssinsn socialen Ort vsrsebak- 
^slsr UnEsbuvcksnbsit Mi 
M durabsebausa trasb- 
tsn, statt meb dslsid^t, aus ibr xu sntksrnsn. 
t ann erst ^nd ibm das es^ts Verein SEbainsn. disss 
^^^^t-adt, Ge deute an der Prant Europas 
vyrUämDksn ist. in denen es 
um die msnsabliebs ^ckunkt Mbt. 
Richt etwa in der stillen Gerichtsstube, sondern in einer der 
Ausstellungshallen am Kaiserdamm finden die Verhandlungen über 
den Konkurs derDeva heim G. m. b. H. statt. Die Halle, 
die größer als die gewaltigste Kirche ist, umfaßt statt der sonst hier 
heimischen Autos und Grünen Wochen die Gemeinde der Gläubiger, 
die Hintergangene Gläubige sind. Von den über 10 000 Sparern, 
die ein Anrecht darauf hätten, an dieser nicht eben evangelisch ge 
stimmten Versammlung teilzunehmen, lind freilich kaum 500 er 
schienen. Sie verschwinden fast in dem riesigen, ihnen Zugedachten 
Asyl, das noch dazu eine Kälte ausströmt, die der mancher Herzen 
entspricht, und scharen sich eng. Zusammen, wie um' aneinander 
Schutz zu suchen und sich gegenseitig Zu wärmtn. Hinter ihnen 
dehnt sich ein Meer von Stuhlreihen, und die Emporen stehen leer. 
Von einer Estrade herab erstattet der Konkursverwalter Bericht 
über die Verfehlungen, die sich die Leiter der Devaheim haben zu 
schulden kommen lassen. Unter denen, die seiner Trauerpredigt 
Lauschen, befinden sich viele kleine Leute, deren- mühsam gemachte 
Ersparnisse zerronnen sind. Leüte im Havelock, geplagte Existenzen, 
denen man anmerkt, daß sie mit jedem Pfennig zu rechnen gewohnt 
sind: im Glauben an die kirchlichen Fast'Kationen, die hinter der 
Bausparkasse standen, haben sie ihr Geld Angegeben und wahr 
scheinlich schon von dem Häuschen geträumt, das sie für ihren 
Glaubenseifer dereinst belohnen wAde. Da sitzen sie nun mit 
Kummermienen, ziehen den Mantel fester und begraben gemeinsam 
Vertrauen und Traum. 
Ein. Ton wohltuender Empörung durchbricht mitunter die 
Nüchternheit, deren sich der Konkursverwalter befleißigt. Er nennt 
das Gebaren der Devaheim verwerflich; er klagt die Leiter des 
Unternehmens einer vorsätzlichen Schädigung der Einleger -an; er 
bezeichnet gewisse Ausweise als arglistige Täuschung. Nur wenige 
Zwischenrufe verraten den Eindruck, den diese Sittenschilderungen 
erwecken, und auch die Verlesung der Bilanz wird mit Schweigen 
entgegengenommen. Aus den bis auf den Pfennig errechneten Zah 
len — es ist, als ob Beträge, die notwendigerweise ungenau sind,
	        

Hinweis zur Vollständigkeit

Die Blätter 89 und 90 fehlen im Original.

Hinweis zum Volltext

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