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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Kunst in Woaött 
Gogh-Bilder glüht, bringt es vielleicht an den Tag; vorausgesetzt, 
daß sie falsch ist. 
Im Zeugenverhör, das nach der Vernehmung WackerZ einsetzt, 
handelt es sich um ziemlich subtile Dinge, die weit zurückliegen. 
Der erste Zeuge ist Vincent Wilhelm van Gogh aus Holland, 
der seinem großen Onkel etwas ähnlich sieht; nur sind die Züge 
ins Bürgerliche übersetzt und ohne die Dämonie des Originals. 
Er spricht und versteht ganz gut Deutsch und erteilt bedächtige 
Arbeiterjugend nackt baden, ertönen die Sonntagsglocken, und hin 
ter der Wasserfläche ist ein Kirchturm zu sehen. 
D i es e V e r b o t s g r ü n d e sind nicht stichhaltig. 
Heißt es die Notverordnung und durch sie gar den Reichspräsiden 
ten verächtlich machen, wenn ein Fall gezeigt wird, in dem die 
Notverordnung zur Katastrophe führt? Der Selbstmord ist noch 
dazu gar nicht die alleinige Folge der Notverordnung, sondern 
diese nur das letzte Glied einer Kette von Erfahrungen, die den 
unglücklichen Arbeitslosen allmählich umdüstern. Von einer Ver 
ächtlichmachung der Justiz kann ebenfalls keine Rede sein. Die 
Einmontierung des Richters bezweckt nichts anderes, als die Kritik 
an der Härte von Räumungsbefehlen zu unterstreichen. Wenn eine 
solche Kritik nicht Zulässig wäre, müßten zum Beispiel auch sämt 
liche Zeitungsberichte ausgemerzt werden, die sich an Hand von 
Tatsachen mit der Rechtspflege kritisch befassen. — Was schließlich 
die Verächtlichmachung der Kirche betrifft, so ist dieses Argument 
besonders weit hergeholt. Kaum einer beachtet überhaupt beim 
Anblick der Badenden, den blassen Kirchturm im Hintergrund 
und das verwehende Glockengeläute, und erst recht niemand ver 
fällt auf den Gedanken, zwischen diesen Merkmalen des kirchlichen 
Sonntags und der freikörperbewegten Sportgruppe irgendeine 
Beziehung zu konstruieren. 
Oder sollte sich hinter der Beanstandung der genannten Szenen 
(die sich übrigens leicht streichen ließen, ohne daß damit dem Film 
ein Wesentlicher Abbruch geschähe) ein Generaleimvand gegen das 
Werk im ganzen verbergen? Dann hätte man ihn formulieren 
müssen, und überdies wüßte ich nicht, was die Zensur dem Wert 
vorwerfen könnte. Es verschafft noch nicht einmal einen richtigen 
Begriff Von der herrschenden Not. Seine Haltung ist, wie ich nach 
gewiesen zu haben glaube, viel zu verworren, um deutlich erkennbar 
zu sein. Und seine Proteste gegen die Zustände sowie die Demon 
strationen seiner Arbeiterjugend sind ungleich zurückhaltender und 
unbestimmter als alle Aeußerungen, die man heute tagtäglich an 
den Litfaßsäulen, in Wahlversammlungen, Zeitungen und Theatern 
zn'M bekommt. Nichts berechtigt in Wahrheit 
Zum- Verbot dieses Films; es sei denn, man sähe es schon als 
inopportun an, daß die Jugend von der Leinwand herunter ihren 
Willen zur Aenderung der Verhältnisse verkündet. Träfe das zu, 
so wäre es mehr als bedenklich um uns bestellt. 
" Me Hoffnung MM, datz Me OSerfilmprüfst 
noch freigibt. Wir wünschen die Aufhebung des Verbots, weil die 
OeffentliM mündig genug ist, um sich mit einem Werk dieser 
Art selber auseinanderMfetzen. 
Berlin, im AM 
Der Schwurgerichtssaal ist in eine Gemäldegalerie verwandelt, 
und alle Welt blättert in den Katalogen. „Pappelallee" „Heu 
haufen im Mond" und wie die falschen oder echten Van Gogh 
Bilder alle heißen — sie lehnen ohne Rahmen an einer Brüstung 
und werden, wenn es notwendig ist, von Hand zu Hand gereicht. 
Vor dieser Kunstausstellung sitzen in langen Reihen die Sachver 
ständigen, deren Gutachten man noch hören wird. Da auch das 
Publikum zum großen Teil aus Connaisseurs besteht, macht das 
Ganze weniger den Eindruck einer Gerichtsverhandlung als einer 
Akademie-Sitzung, in der es hochwissenschaftlich zugeht. 
Kein Wunder" daß sich die Vernehmungen in einem urbanen Ton 
vollziehen. Man ist hier in einem Gremium von Gebildeten, und 
auch der Angeklagte Wacker, dessen Verhör sich dem Ende zuneigt, 
tritt durchaus als Gentleman auf. Ein schicker leicht umflorter Typ, 
der auf dem Tanzparkett bestimmt eine gute Figur gemacht hat und 
so leise spricht, als übe er in einem fort Diskretion. Tatsächlich 
versteht er sich vorzüglich auf sie, denn er läßt sich nicht mit Zan 
gen den Namen jenes Russen entreißen, von dem er die Van 
Goghs gekauft haben will. Seine Antwort auf alle indiskreten Fra 
gen, lautet stets,, daß er dem geheimnisvollen Russen Schweigepflicht 
gelobt Habs und das ihm gegebene Ehrenwort unter keinen Um 
ständen brechen werde, das heißt, wenn sich sämtliche Bilder als 
Fälschungen herausstellen, will er mit sich reden lassen. Einstweilen 
hält er sie aber, noch mit Ausnahme von dreien, die ihm neuer 
dings fragwürdig vorkommen, für echt. Manchmal trinkt er einen 
Schluck. Wasser, ohne daß sich hinterher seine Stimme belebte. 
Etwas heftiger wird sie nur angesichts der Möglichkeit, daß. man 
den § 51 auf ihn anwenden könne. So entschieden er indessen 
seinen glänzenden Gesundheitszustand betont, das Gedächtnis läßt 
ihn. mitunter bedenklich em Stich. Zum Beispiel erinnert er sich 
nicht mehr genau daran, ob er die 50 000 Mark, die er einmal an 
seinen Bruder schickte, wieder zurückerhalten hat; der Geldverkehr 
zwischen ihnen muß wirklich sehr rege gewesen sein. Alle Aus 
sagen werden in einer Art vorgebracht, die unmittelbare Schlüsse 
auf ihren Gehalt kaum zu ziehen erlaubt. Existiert der verborgene 
Russe oder existiert er nicht? Die Sonne, die auf einem der Van 
Auskünfte über das Kassenbuch seiner Mutter, über die Bilder, 
die ihm aus seiner Kindheit her im Gedächtnis geblieben sind usw. 
Da er offenbar weder an der Kunst im allgemeinen noch an den 
Familiengemälden im besonderen stark interessiert ist, können ihm 
Gericht und Verteidigung nicht viel entlocken, und das Frage- und 
Antwortspiel versackt zuletzt in Rekonstruktionsversuchen jener 
Zeiten, in denen Werke des Meisters auf einem Karren verkauft 
wurden oder bei Umzügen abhanden kamen. Solche Lücken, die dem 
großen russischen Unbekannten eine Chance geben, sind natürlich 
der Verteidigung angenehm. Bei dem nächsten Zeugen, Herrn 
Tannhauser, geht es schon um prinzipiellere Dinge. Wichtig ist 
zunächst, wie der Inhaber der bekannten Kunsthandlung über 
die Echtheit der Bilder denkt. Obwohl er seinerzeit eines von 
ihnen erworben hat, ist er doch schon damals trotz günstiger Ex 
pertisen in einer gewissen Unruhe gewesen. Das Hauptproblem ist 
aber unstreitig dies: ob Herr Tannhauser selber an Stelle Wackers 
den Namen des Vorbesitzers genannt hätte, wenn die Zweifel am 
Wert der Bilder nicht wehr abzuweisen gewesen wären. Herr 
Tannhauser ist überzeugt davon, daß er in diesem Fall den Namen 
Preisgabe. Und Zwar klingt seine Ueberzeugung so allgemeinver 
pflichtend, daß der Vorsitzende genötigt ist, sie etwas einzuschrän- 
ken und der Meinung Ausdruck zu verleihen, ein anderer könne 
in dem betreffenden Falle vielleicht auch anders handeln. Diese 
Objektivität der Zeugenaussage gegenüber wird von dem Ver 
teidiger sofort weiter ausgebaut, und das Ende vom Lied ist, 
daß sich die Nachteile und Vorteile für Wacker ungefähr ausgleichen.. 
Der interessanteste Abschnitt des Verfahrens werden die Gut 
achten sein. Denn das eigentliche Prozeßthema ist Zweifellos nicht 
so sehr die Affäre Wacker als die Diskussion über die Gültigkeit 
von Expertisen. Und dahinter mag dann die dunkle Frage äust 
steigen, inwieweit es in manchen Fällen überhaupt möglich ist, 
die Echtheit eines Werks einwandfrei festzustellen. Ohne den zu 
i e c r h wa z r u te m nd S e c n hlu E ß rör e te in r e un A g n e e n kdo d t i e ese e s rzä G h e le g n e , ns d t i a e nd m s ir V v o o rz n ug z r u e v if e e rl n ä , ss w ige il r l 
S G e e i m te äld m e it a g u e f t . eil d t as wo d r e d n en Na is m t. en I s rg zu e g nd Ma w x an L n ieb e e i r n m m a a n l ns tau tr c u h g te u e n i d n. 
n E u c r hth e e in it F d r e ü s hw B e il r d k e d s es ni M ch e t ist k e la rs r s w ei a n r. ko Z n e n ig te te . D m a an ma e n s s L ic i h eb ü e b r e m r a d n ie n. 
u a n be d r b n a ic t ht ih m n eh u r m an se d i a n s e B E i n ld tsc u h n e d idu w n u g ß . te Lie sc b h e l r ie m ß a lic n h n ke e i r n in e n n e b rt e e sse s r i e c n h 
A d e u r u k r s c lä w h r e t e e g in / e a n d l a s G ß ra d d e p e n h r o N l F o a r g a m e g n e e n s n s te a z l h u le e g r z n u e le c d h g i t e e n s . e P i D . rü e D f r u a n G ra g r u a f p h s h e i o n in lo e g s r a e g U t p e n r t ü d e f e t r e s r ch u v r n o if d n t . 
diesem , B , escheid verständigte Liebermann: „Also ist auch dM Bild 
echt." — Mitunter ist Echtheit eine reichlich vertrackte Sache, .
	        

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