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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Iitm-UottM. 
Anfang Juni. gestellt und montiert wird. Keine Klischees öden den Zuschauer 
Auf der Reeperbahn. 
Kunst ist zunächst und unter allen Umständen: Wahl der rich 
tigen Sache. Nun will ich gar nicht behaupten, daß Werner 
Hoch-baum, der junge, bisher unbekannte Autor und Regisseur 
des Films: „Razzia in St. Pauli", der jetzt seinen Weg 
in die Provinz machen wird, durchaus die richtige Sache ergriffen 
hätte; aber er sucht sich ihr doch anzunähern und widerstrebt ihr 
jedenfalls nicht. Das will heut schon viel heißen. 
Der Film spielt in der Hamburger Unterwelt, und laut Pro 
gramm sind sogar echte Ganoven und Mädchen aus St. Pauli 
mitverwandt worden. Durch die Beziehung, die eines der Mäd 
chen mit dem Klavierspieler einer sinistren Bar unterhält, soll die 
Hoffnungslosigkeit veranschaulicht werden, in der diese aus Lum 
penproletariern und kleinen Verbrechern zusammengesetzte Bevölke 
rung dahinlebt. Man ist zermürbt; kein Lichtschimmer dringt hier 
herein. Die Fabel selber ist einfach und dünn. Ein Kraftkerl von 
Einbrecher, der bei dem Mädchen Schutz findet, verschafft diesem 
die Illusion eines abenteuerlichen Daseins, das über den erbärm 
lichen Alltag hinausführen könne. Die beiden verbringen im Stäb 
chen und in der Bar eine Nacht zusammen und wollen dann 
fliehen. Aber am Schluß wird der Einbrecher erwischt, und der 
Stumpfsinn beginnt wieder von neuem. Um den sozialen Ort 
dieser trüben Welt zu bezeichnen, hängt Hochbaum ans äußerste 
Ende noch eine Szene an: Hafenarbeiter ziehen im Morgengrauen 
mit einem verheißungsvollen Song zur Arbeit. Die Szene ist gut 
gemeint, erzielt jedoch ihres Nachklappens und verschiedener Un 
stimmigkeiten wegen nicht den gewünschten Effekt. 
Man merkt dem Film an, daß sein Hersteller von der Sache 
durchdrungen ist. Und das ist wichtiger als. die starke filmische 
Begabung, über die er außerdem noch verfügt. Viele Filme 
sind zweifellos mit Talent gemacht. Da sie sich aber nicht um eine 
Sache, sondern um ein Nichts drehen, bleibt das in ihnen inve 
stierte Talent ohne Bedeutung. Es läuft leer und betätigt sich 
rein formal; während das Hochbaums durch einen wirklichen 
Gegenstand erregt und gebunden ist. 
Welch eine Wohltat, wieder einmal einen Film zu sehen, in 
dem ein Gegenstand, der diesen Namen verdient, zu bewältigen 
versucht wird. Da die Handlung nicht eigentlich einen Selbst 
zweck hat, sondern nur die vollkommene Entwicklung der Zu- 
ständlichkeiten bezweckt, liegt der Hauptakzent auf der Mi 
lieuschilderung. So ist es auch in der Ordnung, und 
gerade die besten Filme haben sich bisher immer in der epischen 
Vergegenwärtigung gewisser Verhältnisse und Situationen er 
schöpft; denn nichts entspricht dem Wesen der Filmkamera mehr 
als das freizügige Wandern durch die Welt der optischen Zeichen. 
Es zeugt für den Film, daß seine Milieudarstellung zu spannen 
vermag; obwohl Hochbaum nach Art der Anfänger noch unökono- 
misch verfährt und manchmal, vor allem am Schluß, zu viel des 
Guten tut. Er ist in sein Thema vergafft. Und der Gewinn da 
von ist der, daß das Hamburg des Hafens, der Reeperbahn und 
der verdächtigen Kneipen hier nicht in korwentionellen Abkür 
zungen vorüberzieht, wie sie die üblichen Ansichtskarten bieten, 
sondern mit Entdeckerlust und sachlicher Leidenschaft beobachtet. 
an — er ist vielmehr gefesselt durch originale Bilder, deren Ein 
stellung und Schönheit die Folge der ihre Produktion bedin 
genden sauberen Haltung ist. 
Wolfgang Zilzer verkörpert den etwas vertrottelten Musiker. 
Gina Falkenberg, von der Regie ausgezeichnet eingesetzt, 
gibt sich traurig und schnöd; dazwischen ein leichtes Blühen. 
Charly Wittong: ein volkstümlicher Sänger. 
Der Tenor inderLandschaft. 
Der neue Jan Kiepura-T o nfilm der Ufa: „Das 
Lied einer Nacht" verspricht ein großer Publikums erfolg zu 
werden. In der Tat ist er voller Glanz. Zunächst beweist er den 
technischen Fortschritt des Tonfilms: die Stimme Kiepuras er 
klingt in ihm, von einigen überlauten Stellen abgesehen, so rein 
und mächtig, wie man vielleicht noch nie einen Tenor im Film 
gehört hat. Und welche Steigerung erfährt der Genuß, den diese 
Stimme bereitet, erst noch dadurch, daß sie in einer herrlich photo 
graphierten Landschaftspracht schallt. Das hohe 6 und Älpen- 
gipfel hinter Blütenbäumen, italienische Arien und das Plätschern 
oberitalienischer Seen: eine paradiesischere Häutung von Süßig 
keiten ist nicht wohl denkbar. Auch sonst geschieht alles, um das 
Publikum zu beglücken. So weiß es zum Beispiel, daß nicht der 
von Fritz Schulz nett gespielte Hochstapler der berühmte Tenor 
ist, sondern Kiepura selber, der sich als dessen Sekretär ausgibt, 
weil er sich endlich einmal ungezwungen wie ein gewöhnlicher 
Sterblicher bewegen will. Da er aber andererseits in einemfort 
singt und überhaupt den berühmten Tenor in sich schlechterdings 
nicht zum Schweigen bringen kann, ist sein Inkognito bald gelüstet, 
und das Publikum darf Zeuge der Begeisterung fein, die sich an 
den Enthüllungsakt knüpft. Vervollständigt wird die Unsumme 
des Glücks durch einen allzu niedlichen Backfisch (Magda Schnei 
der), der sich in die Macht des Gesanges verliebt, ferner durch ein 
paar populär-komische Typen, unter denen Margo Lions rabiater 
Manager Erwähnung verdient, und nicht zuletzt durch die Musik 
Spolianfkys. Hinzuzufügen wäre nur noch, daß der wohlgefällige 
Zauber von der Regie (Anatol Litwak) versiert hergerichtet und 
mit allerlei Bildeinfällen ausgestattet worden ist. Wenn etwa gleich 
am Anfang die Stimme des Sängers im Radio ertönt, steht man 
eine Reihe von Szenen, in denen die Wirkung der Stimme auf 
die verschiedenen Hörer gewissermaßen humoristisch glossiert wird. 
Außer Glanz und Genuß gibt der Film freilich nichts. Er 
ist ganz hohl inwendig. Die Stimme schwingt sich um ihrer selbst 
willen in die Höhe, und die Landschaften sind eitel Dekoration. 
Im Hamburger Film ist eine Sache angesprochen, die uns wirk 
lich betrifft; in diesem Film wird allen Sachen ausgewichen, 
die uns etwas angehen könnten. Die Wendung ins Deko 
rative, die er gleich dem Film: „Der Kongreß tanzt" und 
anderen Großfilmen vollzieht, scheint in der Tat zu den erfolg 
reichsten Ausweichmöglichkeiten der letzten Zeit zu gehören. Man 
verstellt die Wirklichkeit durch leckere Kompositionen, und das 
Publikum läßt sich durch die Mache so betäuben wie weiland 
Odysseus durch die Nymphe Kalypso. Mittlerweile bleibt die 
Wirklichkeit im Halbdunkel und ein Spielball von Elementen, 
denen das Zwielicht gerade recht ist. Doch auch Odysseus ist 
eines Tages heimgekehrt. 8. Lraeausr.
	        

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