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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Q) 
le^'E 
Gedenkfeier 
für MaLLHsr K^thenacU 
—SL» Berlin, 24. Fum. 
Der Deutschs Republikanische Reichsbund und 
das Reichsbanner feierten heute abend das Andenken Wak- 
ther Ratheuaus im Llumengeschmückten Plenarsitzungssaal des 
Reichstages. An der gleichen Stätte, an der vor Zehn Jahren der 
Sarg des von Mörderhand gefallenen Ministers aufgebahrt worden 
war. Jene Zeiten sind uns, die wir sie miterlebt haben, schon 
beinahe historisch geworden. Aber als die Fahne der Republik 
hochgezogen wurde, stiegen sie mit ihr langsam empor und 
kehrten wieder in die Gegenwart Zurück, die trüb ist wie sie. Es 
war, als beschwöre die Fahne selber, die das Symbol der Repu 
blik ist, die Erinnerung an den großen Toten herauf, der die 
Republik mitgeschaffen und für sie das Opfer seines Lebens 
gebracht hat. Ihn, den „Märtyrer der Republik", feierte Ober 
bürgermeister Dr. Luppe (Nürnberg) in kurzen einleitenden 
Worten, die der Vergangenheit galten und dem Heute zugewandt 
waren. Denn sie legen den Sinn dieser Stunde dahin aus, daß 
Rathenau ehren nichts anderes heiße, als sich für den. Kampf 
stählen, der um den Volksstaat entbrannt ist. 
Auch Graf Harry Keßler begriff in seiner wohldurch 
dachten und formsicheren Gedenkrede Rathenau nicht als historische 
Erscheinung, sondern als eine aktuelle Gestalt. Was aber bedeutet 
dieser „Wegsucher" unserer Zeit? Er hat zunächst, so etwa formu 
lierte der Redner, schon lang vor dem Krieg die politischen 
Gefahren erkannt, von denen unser Volk noch heute bedroht ist, 
und dann nach dem Krieg die Folgerungen aus seinen Erkennt 
nissen gezogen. Wie sie es ihm ermöglichten, die UnhaltLarkeit 
des Versailler Vertrages und den wirtschaftlichen Widersinn der 
Reparationen zu durchschauen, so bestimmten sie ihn dazu, sich 
rechtzeitig mit den Problemen des Wiederaufbaues zu befassen. 
Dank dieser konstruktiven Einsichten vermochte er der deutschen 
Außenpolitik in einer der schwierigsten Epochen unserer Geschichte 
eine Idee zu schenken und jene Linie einzuschlagen, die früher oder 
später zur Befreiung Deutschlands führen muß. Durch die äußere 
Befreiung hat er im Innern die des-deutschen Menschen er 
reichen wollen. Freiheit des Menschen: das war in der Tat 'die 
Mitte seiner von Graf Keßler geistreich skizzierten Philosophie. Um 
oieser Freiheit'willen bekämpfte er den alten Obrigkeitsstaat, wurde 
zum Verteidiger der jungen Republik. Als der große Praktiker, 
der er war, erkannte er aber auch, daß die menschliche Freiheit 
im Zeitalter der Masten nur unter gewissen sozialen und 
wirtschaftlichen Bedingungen zu realisieren ist. Alle seine 
Schriften Zeugen von einem leidenschaftlichen Ringen um das 
Problem, wie Seele und Mechanisierung miteinander zu vereinen 
seien. Vermochte er es auch nicht zu lösen, so wies er doch einen 
Weg. Und zwar war ihm bewußt, daß der Prozeß der Mechani 
sierung nicht mehr rückläufig gemacht werden könne, sondern im 
Dienste der menschlichen Seele noch intensiviert werden müsse. 
Der Weg, den er meinte, führte zum Sozialismus, zur Ver 
wirklichung der Planwirtschaft, deren Lebensfähigkeit schon im 
Krieg bündig dargetan worden war. Und nur in dem einen, 
allerdings wesentlichen Punkt unterschied er sich von Marx: daß 
er vom Sozialismus nicht die Befreiung des Menschen erhoffte, 
vielmehr umgekehrt die Herbeiführung des Sozialismus von der 
Schaffung eines neuen Menschentypus abhängig machte. Damit 
aber wurde er zum Künder und Führer der in Umbildung 
begriffenen deutschen Jugend von heute. Graf Keßler 
verweilte bei dieser Jugend und deutete die radikalen politischen 
Bewegungen, denen sie sich Zum großen Teil angeschlossen hat, als 
religiöse Bewegungen, die auf den neuen Menschen gerichtet sind. 
Unter schweren Wehen wird er geboren werden, und schon sieht 
man seine Konturen. Phhsiogonomische Veränderungen haben 
stattgefunden, die Architektur ist neu geworden, und auch der Sport 
weist auf die kommenden Dinge hin, die Welcher Rathenau er 
träumte. Der Redner erinnerte an fein Wirken für Deutschland 
vor, in und nach dem Krieg, an seinen Kampf gegen die Ver 
leumdung Deutschlands und an die mit feigem Mord vergoltene 
Liebe, die er, der Jude, für die germanische Raffe empfunden habe. 
Den Antisemitismus geißelnd, der unser Volk verunziere, drückte 
der Redner am Schluß die Hoffnung aus, daß der „Karneval der 
Verzweiflung", in dem wir uns heute befinden, bald zu weichen 
beginne. 
Mit dem Dank Dr. Luppes an Walth.er Rathenau und dem 
Gelöbnis, ihm nachleben zu wollen, ging die schöne, würdige FeieZ 
Zu Ende, " - - 
o 6 or § 8 ebäksrs R o m a n: „8 trL e n 
kübren auk unä ab" (6Ms Verlag, Köln. 
284 8eiten. Lart. .F, 3.40) ist ein einkaebsr, Lm 
lebton erMbltsr Re riebt, äer keinen ^.nsprueb 
auk Lunst maebt. Lein Relä, ein kleiner ^.ngs- 
stsllter kommt eines aus Rikersuobt begangenen 
Oe^altaktes -vegen ins bekängnis, gebt äann auk 
äis ^alös, lebt lang äas Reben äer Arbeitslosen 
mit unä organisiert sulstZt, äureb einige glüek- 
Rebe Ilmstänäe" begünstigt, eine Lr^srbsltzMN- 
8ieälun§, äie als eine ^rt von ^.usnmg aus äem 
RRnä ersebeint. 8olebe Verlebte sinä sebon bin- 
reillsnäer gestaltet, mit bärterem Orikk äer ^Virk- 
liebkeit abgerungen vmräen. Oennoeb bat äas 
Bueb einen gewissen äokumentarlsoben ^ert. Dr 
bestellt, Kur? gesagt, äarin, äab sieb bisr eine 
^useinanäersetLung L^iseben katboliseber 
Oesinnung unä unseren beutigen so 2 Laien 
Verbältnissen vollmebt. Unä L^ar n-irä äie katbo- 
lisebe Haltung piekt als llenäems an äen ^8tokk 
berangstragen, sonäern im Material selber ont^ 
vü ekelt. 8is prägt sieb in äer Rübrung äes Ls- 
riebts aus, äis xum Rntsrsebieä von gesellsebakts- 
kritiseben Reportagen soMologisebe Lstraebtun- 
gen meiäet: sie verkörpert sieb in einer . Rigur 
vie äer äes Raplans Rranä, äer seelsorgerisebs 
Tätigkeit mit xraktiseber Rilkelsistung verbindet 
unä als Mittler ge^issermaben äen Leblüssel äes 
Rsils in Vänäen bat; sie grenzt sieb in vsrsebie- 
äenen (lespräeben ausärüeklieb von anäersn Hal 
tungen ab. 80 kommt es einmal 2u einer ""Vis- 
kussion Zvüsebsn einem kommunistiseben Arbeits 
losen unä einem dlationalistsu, in äer sieb äer 
^utor äureb äen Munä äes Laxäans gegen beiäs 
Kiebtungen venäet. ^Vie er äie dlaebabmung äes 
russiseben Beispiels verwirkt, so verneint er aueb 
äis Aulässigkeit äer rsebtsraäikalen läeologie: 
„Das dlationals, vis 8is es nennen, ist et^as 
Ftzlbstverstanälmbes, äab man es niebt immer be 
tonen muü." Lbenso äeutlieb verurteilt er gs- 
^visss ^ussobreitungen äes AApitalismus; vor- 
allem jene unmäüig aukgeblabten Ilnternebmun- 
gen, äie trüber oäer später platten müssen. Lpraeb- 
robr äer Lritik ist ein besonnener, mittlerer In- 
äustrieller, äsr angesiebts äer vielen LrasbZ rings 
um ibn erklärt: „O-robmannssuebt in (lemein- 
sebatt mit ^xnisebsr 8krupsl1osigk6it kann aueb 
äas kestssts OsbLuäs 2um sanken bringen." l)er- 
sslbe Inäustrielle kinanMert am Zeblull aueb äas 
8ieälungs^erk, äas obns seine IInterstütLunZ gar 
niebt in ^ngritk genommen veräsn könnte. Vine 
latsaebs, aus äer sebon einäeutig bervorgebt, äall 
äas optimistisebe Vnäs äes Romans keinen ge 
nerellen Bösungsversueb bringt, sonäern sieb auk 
äis Veransebauliebung einer ^.usgleiebsmög- 
liebkeit besobränkt. Vak äas 8trebsn naeb 
soleben ^.usgleiebsn äen Vorzug vor raäikalsn ge- 
sellsebakiliebsn Ilmbrüeben erbält, sntspriobt nur 
äer Einstellung katboliseben Donkens 2u äsn im 
nomveltliubsn ^ngslegenbeüen. Der Roman ist inso 
fern sukMu^ als er uns äiesss Denken 
gleiebsam im ^lltagsgeumnä reiA. 
8. Lraeauer.
	        

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