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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

ZUM Ende des Sklarek-Urozesses 
E v.8o- VFL 
heißen, daß einer der Verteidiger durch eine heimtückische 
Krankheit dahingerafft wurde. Aber der Zufall erhellt stets 
den Sinn des Geschehens, dem er zufällt. 
* 
Die Star eks: Es wäre allzu billig, ihre Verbrechen mit 
ihrer Herkunft in Beziehung zu bringen. Die Lahusen können 
sich neben ihnen sehen lassen, und im Vergleich mit Kreuger 
sind sie kleine Pinscher gewesen. Wie die andern Abenteurer, 
Glücksritter und Gauner ihresgleichen haben sie einfach die 
Nachkriegsverhältnisse genutzt, die ihnen entgegenkamen. In 
alle Lücken, die sich ihnen durch den desorientierten Verwal 
tungsapparat, durch wirtschaftliche Fahrlässigkeit und mit 
einem nur noch von ihrer Skrupellosigkeit übertroffenen Ge 
schick eingedrungen, um Vorteile für sich zu erlangen. Sie 
haben Beutezüge mit verteilten Rollen unternommen. Ist der 
herrschsüchtige Max, wie die Brüder behaupten, der eigent 
liche Bandenführer gewesen, so hat Leo kraft seiner gesell 
schaftlichen Talente gewirkt und Willi für die Herstellung 
von Belegen und falscher Bücher gesorgt. Alle drei müssen 
aus ihre Art hervorragende praktische Menschenkenner sein, 
denn sonst hätten sie trotz der Willfährigkeit, die ihnen die 
Gegenseite bezeigte, diese nicht so fest in ihre Hand bekom 
men können. Allerdings, war es für sie weniger schwer als für 
andere, ihre Menschenkenntnis zweckmäßig zu verwerten, weil 
sie, an Verschwendung im Privatleben gewöhnt, mit den Be 
stechungsgeldern nicht geizten, und die Kunst zu bestechen um 
so leichter auszuüben ist, je größer die dafür aufgewandten 
Summen find. Der Buchhalter Lehmann, der es wissen 
muß, schätzte die Ausgaben für Beamte auf l^i bis 2 Mil 
lionen. Diese Ausgaben lohnten sich, denn sie gestatteten den 
Sklareks, sich durch Kellerwechsel, vordadierte Schecks usw. ein 
Vielfaches der so freigebig verteilten Beträge zu beschaffen. 
Eine Hand wusch die andere, und die andere wußte nicht, 
was sie tat. 
Der Kredit, den die Stadtbank auf Grund gefälschter Unter 
lagen den Sklareks gab, erreichte die Höhe von zehn Millionen. 
Aber waren die Sklareks auch Betrüger von Format, so 
sammelt sich doch nicht das Interesse auf ihnen. Es ist viel 
mehr der Welt zugekehrt, die dem Trio Vorschub leistete und 
sich in seine Schwindeleien immer tiefer hineinreitzen ließ. 
Da sie eine unantastbare Welt der Beamten und Würdenträger 
war, saß sie vor allem in diesem Prozeß zu Gericht. 
Zwei Bürgermeister, zwei Stadtbankdirektoren und noch 
Berlin, 29. Juni. 
Der SNarek-Prozetz ist mit der Verkündigung des Urteils, 
gegen das keine Berufung wehr beantragt, sondern nur noch 
Revision eingelegt werden kann, nach einer Dauer von 
8Z4 Monaten zu Ende gegangen. Die Verhandlung folgte 
einer Voruntersuchung, die sich bereits auf zwei Jahre erstreckt 
hatte. Eine endlose Zeit. In ihrem Verlauf sind Zustände 
enthüllt worden, deren deutende Darstellung eines Balzac 
würdig wäre. Denn nur ein Dichter seines Formats könnte 
aus dem Prozeß die Gesellschaft rekonstruieren, die dieses 
jahrelange Treiben und Treibenlassen ermöglichte. Und wie 
er mit einem scharfen Blick für das Einzelne die Verirrungen 
der verschiedenen Akteure bloßlegen müßte, so müßte er auch 
die Divinationsgab Hes Soziologen besitzen und den Zu 
sammenhang zwischen diesen Verirrungen und der allgemeinen 
Struktur des öffentlichen Wesens gestalten. Von den Spielern 
und Gegenspielern sind einige durchaus typische Erscheinungen 
gewesen. 
Damit ist schon auf den Grund hingewiesen, aus dem 
dieser Prozeß zur Sensation wurde. Das Publikum fühlte, 
daß es in ihm nicht nur um die dreizehn Angeklagten ging, 
die gefaßt worden waren. Hinter ihnen ahnte man andere 
Figuren, die ebenfalls zur Verantwortung hätten gezogen 
werden sollen, aber in einen undurchdringlichen Dunstkreis 
gehüllt blieben.. Immer wieder wird in den Prozeßberichten 
und Zeitungskommentaren die Frage nach diesen Hinter- 
männern aufgeworfen und die begründete Vermutung ge 
äußert, daß unter der Aera Boeß noch mehr faul war als der 
jetzt herausgeschnittene Schaden. Man hätte die Operation 
durchgreifender gewünscht, man schloß aus der hohen Stellung 
der Korrumpierten auf den gewaltigen Umfang der Korrup 
tion, man übte Kritik am ganzen System, in dem eine solche 
Korruption sich so lange ungestraft austoben konnte. Die 
politische Agitation vor allem hat von dem Prozeß zu 
profitieren gewußt. 
Daß der Prozeß sich nicht auf ein zu isolierendes 
Ereignis bezog, verdeutlichen nicht zuletzt die düsteren Be 
gebenheiten, die sich fortlaufend an seinem Rande vollzogen. 
Zwei der Angeklagten, Direktor Kiebusch und Magistrats 
rat Dr. Schalldach, starben während der Voruntersuchung. 
Stadtrat Busch erlag im Juni 1930 einem schweren Lei 
den. Generaldirektor Schuening beging kurz nach seiner 
Zeugenvernehmung Selbstmord. Wie er, so mußten auch 
andere Zeugen unvereidigt bleiben. Ein Zufall mochte es 
Nacheinander chon AEekten- nnd^? E" noch ein 
nicht durchführbar der gegebenen Verhältniffe 
-r übers^Ze?Lin7^ Gegenangriff. Und gleichviel^ °S 
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