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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

UAltunA8kritik, äis AsZsr iidt, bleibt in äsr (^6- 
staltunA und68tätiZt. 8is sinkt odninLektiZ Tu» 
rüek, ist ein wissen, äern es 8,n 8ein ZBdriekt. 
Oitendsr kat kte^er äiese UnTulANFliekkeit sei- 
der Aekütät, äenn er' läkt Lu^en kur^erirLnä snrn! 
Boxer resignieren. Bin Verkiekt, äer seine eigens 
Litnation SMrdolisert. 
* 
Bs Frbt Beute erkolAreioke kornLnanioren, äie 
L^veikellos sprLeBBeZLdter als BeZer sinä unä 
sied aueB Besser auk äie FestalteriseBe UaeBe ver 
stellen. Nan nennt sie so^ar Ferne vieBter, Meit 
idre BüeBer einen Fetussen OtanT verbreiten unä 
überäies einer Haltung entspringen, äie korn- 
rnoä FbnuF ist, urn äern breiten Besepublikurn 
auk äer 8tebe ein^uFoben. ^ls ob äer Biebter 
niebt irn entsebeiäenäen Kinne ein Brkennenäer 
^äre, als ob er sieb niebt Feraäe äureb äie Bn- 
besteebbebkeit seiner Haltung rnabikestierw! äeb 
inuk Festeben, äak ieb äas Bueb von keFer, äer 
verrnutbeb kein Diebter ist, vreit zenen BrxeuF- 
nissen versiebe, äie Fenreinbin als äiebteriseb 
Feiten. Leine ^ukriebtiFkeit bükt über äürre 2onen 
binv^eF unä seine BntsauberunFsrnetboäe ent- 
sebääiFt kür versaubernäen Olans. Bs ist, v^enn 
rnan null, ein polemiseber Traktat; einer, äer 
v^irklieb et^vas rneint. Das Oespräob, in äas er 
auskbnFt, ist so trauriF ^üe sebon. Der sterbenäe 
Bolokk, äer sieb 2uni ersten Uale seines luns be- 
Mukt Fe^voräen ist, saZt 2u seinem Lebn: „Bs 
war eine unFebeure Not.unä äaraus kam äie 
NaklosiFkeit, unä äaraus wieäer äie unFebeure 
Not." BuFen antwortet: „leb Fiaube aueb, äak es 
keine BösunF Fibt. Beine BösunF, äie niebt aueb 
wieäer in Lünäen verstrickt würäe. Ltatt äer 
BösunF bleibt nur äie BösunF, niebt kabrlässiF 
Lünäen Lu beFeben, äie bei Oebraueb äsn Ver 
nunft vermeiäbar waren..." 
Nir sebeint, äak in diesen weiten noeb mebr 
soleber waebsamer Häbneben kräben sollten. 
unser öffentliches Wesen von dem älterer Demokraiien unter- i 
schied, war der Ausfall jedes auch noch so bescheidenen Con- M 
sensus zwischen den Angehörigen verschiedener Parteien. Es W 
war, als hätten bei uns die Parteien die Menschen mit Haut 
und Haaren geschluckt. Daß sie sich sofort zu ganzen Welt 
anschauungen oder zu deren Ersatz verdichteten, ließ sich 
zweifellos nicht umgehen, und ebenso mochte die Tatsache, daß 
sich Zentrum und Sozialismus, kapitalistische und anti- 
kapitalistische Prinzipien gegenseitig auSschlofsen, ihre Rich 
tigkeit haben. Das Merkwürdige war nur, daß diese Welt 
anschauungen und Prinzipien alle menschlichen Substanzen 
vollkommen aufsogen. So daß «in Zustand eintrat, in dem 
nicht mehr die Menschen Parteipolitik trieben, sondern die 
Parteipolitik Menschen vertrieb. Zwischen den Mitgliedern 
der einen und der anderen Partei schien nicht die geringste 
Gemeinsamkeit des Denkens und Fühlens zu bestehen, uNd Dr 
noch die untergeordnetste Sache wurde nach den höchsten 
Partei- oder Verbandsgrundsätzen behandelt. Kein Wort über 
die gespenstische Irrealität dieses Zustands, in dem selbst die 
faktisch vorhandenen Bindungen und gemeinsamen Interessen 
zugunsten von parteipolitischen Konstruktionen unbeachtet 
blieben, die oft sehr unwirklich waren. Zwischen den hier und 
dort eingegliederten Menschen gähnte jedenfalls ein Abgrund, , 
und ihren vor- und außenpolitischen Beziehungen 
fehlte die Sanktionierung, die sie lebensfähig gemacht hätte. 
Angesichts dieser furchtbaren Entleerung des neutralen 
Gebiets mußte sich der Rundfunk tatsächlich damit begnügen, EI 
rein formale Ausgleiche zu finden. 
Von den Gegnern des „Systems" ist der bisherigen 
Demokratie gerade die formale Beschaffenheit zum Vorwurf 
gemacht worden. Sie verdammen die Parteiherrschaft, sie 
maßen sich an, jene substantielle Einheit herzusiellen, die wir 
noch nicht gehabt haben. Halbwegs im Sinne dieser System 
gegner erfolgte, als eine der ersten Handlungen des Präsidial- 
kabinetts, die Umwandung des Rundfunks. Man hob die 
politischen Uebe^wachungsausschüsse auf, um den direkten Ein 
fluß der Parteien zu brechen — ein Vorgang, den man auch 
„Entpolitisterung" nannte —, traf organisatorische Maß- M 
nahmen, die das autoritäre Prinzip über das parlamentarische M 
stellten, und verkündete durch den Mund des jetzigen Reichs- D 
kommissars Scholz: „Will der Rundfunk wirklich mehr als D 
der flüchtigen Unterhaltung und oberflächlichen Zerstreuung W 
dienen, so hat er sich die hohe Aufgabe zu setzen, Träger und 
Mittler deutscher Kultur und deutschen Geistes zu sein. Er soll 
und muß, um dieser Aufgabe zu genügen, die Seele des 
deutschen Volks zu erfassen suchen usw." 
Der „reorganisierte" Betrieb funktioniert bereits so lange, M 
daß man sich ein Urteil über ihn bilden kann. Wir fragen: Hat 
er dem Uebel der nichtssagenden Neutralität abgeholfen? Sind M 
jene Schäden beseitigt worden, die das parlamentarische Re 
gime angeblich hervorgerufen hatte? Wird heute im Rundfunk M 
deutsche Kultur und deutscher Geist getragen und vermittelt? M 
Die Antwort ist ein bündiges Nein. Und nimmt man er 
laubterweise an, daß die neuen Männer nicht einfach Partei- W 
Politik treiben, sondern wirklich das Vakuum ausfüllen wollen, 
das im „System" herrschte, so wird die Kritik am gegenwär- D 
tigen Rundfunk zur Kritik an den Bestrebungen der „nationa 
len" Systemgegner überhaupt. 
II. 
Ehe ich auf Grund des kulturellen Programms der B er» 
kinerFunk-Stunde in der letzten Oktober-Woche einige 
für die gegenwärtige Rundfunk-Gestaltung typische Züge ver 
deutliche, schicke ich noch folgende Sätze aus der programmati 
schen Ansprache voraus, die Richard Kolb in seiner Eigen 
schaft als Programm-Direktor und stellvertretender Intendant 
des Berliner Senders gehalten hat: „Man sollte sich . . . ab 
gewöhnen, über den Geschmack seiner Nebenmenschen die Nase 
zu rümpfen. Die Programmleitung hat allen Wünschen nach 
Möglichkeit Rechnung getragen. Und wenn viele von uns ihre 
Freude und Erhebung an einem Dichtwerk oder an einer klassi 
schen Komposition finden, so nehmen andere Erholung und 
neue Kraft aus den Klängen eines Wälzers oder Schlagers. 
Deshalb sollte man auch leichte Sachen nicht zu leicht nehmen * 
Gewiß nicht. Aber schwer sollte man es nehmen, daß 
schon am Anfang der neuen Aera sich solche Widersprüche 
offenbaren wie die zwischen den Aussagen der Herren Scholz 
und Kolb. Während jener mehr will als flüchtige Unterhaltung 
und oberflächliche Zerstreuung, ermähnt dieser dazu, nicht die 
Nase über den Geschmack an flüchtiger Unterhaltung und ober 
flächlicher Zerstreuung zu rümpfen. Und will der eine den 
Hörern deutsche Kultur und deutschen Geist auftischen, so be 
absichtigt der andere, allen Hörerwünschen nach Möglichkeit 
Rechnung zu tragen. In zwei wichtigen programmatischen Dar 
legungen finden sich also Aeußerungen, die einander entgegen 
gesetzt sind. Ihre Konfrontation verrät nicht nur den Unter 
schied zwischen „nationaler" Rundfunk-Ideologie und „natio 
naler" Rundfunk-Praxis, sie erhellt vor allem die Haltungs- 
losigkeit in den Kreisen derer, die das „System" des Mangels 
an Haltung bezichtigten. 
Welche Ergebnisse so verschwommene Grundeinstellungen 
zeitigen, kann man sich ungefähr denken. Aber es genügt nicht, 
sie sich nur auSzudenken; denn die Gedanken, die man sich etwa 
! Wer sie macht, werden durch die Wirklichkeit weit übertroffen. 
, Hätte zum Beispiel irgendein Mensch aus der vom Reichs- 
Hestem - Keule - Morgen. 
Zum Thema: Rundfunk. 
Von S. Kraeauer. 
7 . . l. 
Seit die neuen Herren des Rundfunks Gelegenheit gehabt 
haben, zu zeigen, was sie nicht können, ist die Kritik am 
Rundfunk nicht mehr verstummt. Sie kann m der Tat mcht 
scharf genug sein. Und wenn ich sie nicht gleich mitvollziehe, 
sondern zunächst den früheren Zustand betrachte, der 
durch den blamablen neuen beseitigt wurde, so geschieht es 
nur in der Absicht, diese Kritik möglichst produktiv zu ge- 
^Der frühere Zustand: es wird sich noch herausstellen, daß 
und warum er befriedigender als der jetzige war. Aber man 
sollte sich im Interesse der Herbeiführung eines wirklich 
besseren Zustands gerade heute seine grundlegende Schwache 
nicht verhehlen. Ich meine die Art der am alten Rundfunk 
geübten Neutralität. Sie war freilich nicht allein für 
den Rundfunk bezeichnend, bestimmte vielmehr unser gesamtes 
öffentliches Leben. 
Es gibt eine substantiell erfüllte Neutralität und eine, die 
sich formal verhält. Die bei uns herrschende war vorwiegend 
formaler Natur. Das heißt: ihr Wesen oder richtiger 
ihr Unwesen erschöpfte sich darin, die in Betracht kommenden 
Parteien, Verbände usw tunlichst nicht zu verletzen, Vor 
stöße nach der einen Seite sofort durch solche nach der an 
deren aufzuheben und immer die Balance zwischen den 
Machtfaktoren zu wahren. Man lenkte nicht einem eigenen 
Ziel zu, man wurde von allen möglichen Rücksichten gelenkt. 
Am erschreckendsten enthüllte sich der Charaktermangel dieser 
Neutralität in den häufig veranstalteten Weltanschauungs 
diskussionen, die den löblichen Zweck verfolgten, die neutrale 
Zone mit Inhalten zu beleben, aber faktisch nur ihre Inhalts 
losigkeit bewiesen. So erinnere ich mich einer Auseinandersetzung 
über die Arbeitsdienstpflicht, die von einem Jungdo-Mann und 
einem sozialdemokratischen Studenten geführt wurde. Sie 
vergegenwärtigte den Standpunkt des Jungdeutschen Ordens 
und den der Sozialdemokratischen Partei und verlief rm 
übrigen nach dem Schema: „Rechts sind Bäume, links sind 
Bäume und dazwischen Zwischenräume". Je höher in solchen 
Diskussionen die Geflnnungsbäume himmelan wuchsen, desto 
deutlicher machte sich das Vakuum zwischen ihnen fühlbar. 
Wahrhaftig, die Rundfunk-Neutralität war nichts weiter als 
die Resultierende der jeweils im leeren Raum angreifenden 
Kräfte und Gegenkräfte. 
Sie spiegelte damit nur die allgemeine Verfassung wider, 
in der wir uns während der Nachkriegszeit befanden. Was
	        

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