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H:Kracauer, Siegfried/01.12/Klebemappe 1933 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.12/Klebemappe 1933 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043389
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.12/Klebemappe 1933 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.12/Klebemappe 1933
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1933
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

. ^.rLaLuer» 
Schilderungen des Hotelmilieus. 
Bälle werden jetzt nicht nur im ,,Hotel Savoh" auf der Bühne 
gefeiert. Auch in den wirklichen Hotels herrscht ein ziemlich aus 
gedehntes Balltreiben, das aus den Sälen in die Hallen und 
wieder Zurück in die Säle flutet. Ja, der Eindruck ist nicht abzu- 
weisen, daß sich*das gesellschaftliche Leben in oiesem Jahr stärker 
als im vergangenen entfaltet. Wenn man die glänzenden Bilder 
betrachtet, die es bietet, hat man durchaus das Gefühl, als gingen 
wir wieder einmal herrlichen Zeiten entgegen . . . Eine Kombina 
tion aus Hotelleben und gesellschaftlichem Ereignis ist die von der 
„Genossenschaft Deutscher Bühnenangeho eigen" verunstaltete Ur 
aufführung des Films: „Mensschen im Hotel" gewesen. 
Lauter Prominente im Parkett "und auf dem Balkon, und als 
Auftakt ein Bühnenteil unter Mitwirkung von Generalmusik 
direktor Lert, Willi Domgraf-Faßbänder und Frau 
Salvatini. Warum das chinesisch vermummte Laban-Ballett 
der Staatsoper so verkrampfte Bewegungen machen muß, ist nicht 
recht einzusehsn. Oder spiegelt es die Zuckungen unseres politi 
schen Lebens wider? Zu erwähnen wäre noch das Programm 
blatt, das ein kalligraphisches Wunder ist. Uebrigens ist es jetzt 
nachgerade Zur allgemeinen Sitte geworden, bedeutende Filme so 
festlich herauszubringen. Die Einladungskarte zum Cecil de 
Mille's Millionenfilm: „Im Zeichen des Kreuzes", dessen Premiere 
in diesen Tagen stattsindet, hat die Form einer römischen Urkunde 
und ist mit einem Siegel versehen, das durch seine Amtsmiene 
den Empfänger zunächst in Schrecken versetzt. In besonderen Fällen 
werden die Filme sogar von Mitgliedern der Reichsregierung aus 
der Taufe gehoben. Der Film: „Menschen im Hotel" ist, wie man 
weiß, nach dem gleichnamigen Roman von Vicki Baum gedreht 
worden und zeichnet sich durch eine Besetzung aus, deren Prominenz 
die bei seiner Berliner Uraufführung versammelte fast in den 
Schatten stellt. Scin Wert fällt aber auch in der Tat mit dem der 
darstellerischen Leistungen zusammen, die dank der Regie Goul« 
dings spielerisch gut niemand ergreifen. Denn die Handlung 
selber, die das grausame Nebeneinander im Hotel veranschaulichen 
möchte, verdicht sich nicht zu irgendeiner Gestaltung, sondern ist 
eine Mittlere Unterhaltungsware, der in der Hauptsache jene 
PuLMumsschichten Bchall spenden werden, die in den großen 
Hotels rvcht verkehren. Äennt man solche Hotels nicht von. innen, 
so hört man wenigstens gern etwas über sie, und wem liefe nicht 
ein angenehmes Gruseln über den Rücken, wenn er eine ange 
messene Zeit in der Gesellschaft einer russischen Tänzerin, eines 
aristokratischen Hoteldiebs, eines Generaldirektors usw. verbringen 
darf? Vor allem dann, wenn sich Zeigr, daß auch diese unnahbaren 
Hotelgäste nur arme, geplagte Menschen sind. Die Autorin hat die 
Bedürfnisse ihres Publikums richtig erfaßt. Allein das Star 
Ensemble erhebt den Film Zum Rang eines interessanten und 
wichtigen Dokuments. Greta Garbo als russische Tänzerin: 
seit sie vor Jahren, ebenfalls unter der Regie Gouldings, Anna 
Karenina verkörperte, hat sich die Natur und das Spiel -dieser 
einzigen Frau nicht mchr so voll und hinreißend dar gestellt.^ (Ich 
werde über sie noch gesondert berichten.) Ivan Erawfords ^teno- 
tvpistin ist die sehr exakt ausgeformte Figur eines durch den 
Existenzkampf abgebrühten Mädchens; John Barrymore, ein 
heruntergekommener Edelmann, dem trotz seiner Di.bstähle innere 
Sympathie gehört; Wallace Berry, ein Generaldirektor mit 
parvenuhasten und Läppischen Zügen. Das Zusammenspiel dieser 
ausgezeichneten Kräfte, aus dem eigentlich nur Lyonel Barry- 
mores viel zu aufdringlich gestalteter Buchhalter Kringelem 
herausfällt, zwingt zu starker innerer Beteiligung. Sie wird noch 
vertieft durch die Genauigkeit des Details und die hervorragenden 
"''seinen mal. 
B? liu. 
Ja der Technischen Hochschule CharloLtenburg sind seist . 
Ergebnisse des engeren Wettbewerbs zur Erlangung von Borste 
gen für das bei Bad Berka geplante Reichsehrenma l aus 
gestellt. Zur Beteiligung aufgefordert waren die Schöpfer der beim 
ersten Wettbewerb ausgezeichneten Entwürfe, über die wir hier 
seinerzeit berichtet haben (vgl. „Frankfurter Zeitung" vom 18. Juni 
1932). Im Preisrichterkollegium, dessen Zusammensetzung annähernd 
erhalten blieb, saß diesmal an Stelle eines ausgeschiedenen Herrn 
auch Pros. Schultze-Naumburg. 
Unter den drei preisgekrönten Entwürfen befindet sich der von 
Wackerle und Bieder (München) an der Spitze. Er unter 
scheidet sich von der Mehrzahl der Projekte dadurch, daß er die 
' große Waldlichtung, die in den meisten Fällen als eine Art natür- 
s licher Vorhof aufgefaßt wird, mit einer Architektur erfüllt. Treppen 
führen zu einer riesigen Plattform, auf der sich eine Gebäudekompo- 
- sition erhebt, die aus einem Glockenturm, einer Ehrenhalle und einem 
, Kriegerheim besteht. Diese architektonische Anlage, die sich von dem 
wichtigsten Blickpunkt aus als geschlossenes Ganzes darstellt, er 
möglicht zweifellos eine klare, wirkungsvolle Gruppierung der Be 
sucher. Unverkennbar ist auch, daß sie sich sowohl im Aeußern wie 
im Innern um Schlichtheit bemüht. Die Silhouette ist unpathetisch, 
die rechteckige Ehrenhalle ein einfacher, von einer Balkendecke über 
dachter Raum. Dennoch erregt der Entwurf gewisse Bedenken. Um 
davon abzusehen, daß er den Wald architektonisch kaum mitreden 
läßt, so wirkt er nicht eigentlich wie ein Ehrenmal, sondern eher 
wie ein Kloster. Rein durch die Anordnung der Bauten erinnert 
die Ehrenhalle an eine Kirche, und das Kriegerheim, dessen Zimmer 
um einen Mittelhof gelagert sind, an ein Wohngebäude für Mönche. 
Es fragt sich überhaupt, ob das Heim hier sinnvoll unterbracht 
ist; wenn auch manche Erwägungen für seine Einbeziehung sprechen 
mögen. Jedenfalls sollten Affoziationen ferngehaUen werden, die 
mit einem Ehrenmal unmittelbar nichts zu tun haben. 
Im Entwurf der Stuttgarter Professoren U. Janssen und 
H. Wetzel wird die Architektur auf ein Minimum beschränkt 
und der Bedeutung des Waldes bewußt untergeordnet. Auf der 
Lichtung ist am Schnittpunkt der drei in sie einmündenden Wege 
ein Glockenturm vorgesehen; ferner eine längliche, das abgestufte 
Naturgelände bekrönende Ehrenhalle; schließlich eine auf diese 
Halle ausgerichtete Zufchauertribüne. Von dem Hauptplatz aus 
geleiten kurze Waldwege zum „Merheiligsten", einem mit sym 
bolisch gemeinter Architektur susgestatteten Rondell, und zum 
Denkmal der „Mutter". Der Reiz dieses Projektes ist, daß es den 
Stimmungswert der Landschaft voll ausnutzt und jedes künstliche 
Pathos vermeidet. Die Ehrenhalle entfaltet sich unterhalb der 
Baumwipfel, und die Gegebenheiten des Terrains spielen.eine 
aktive Rolle. Allerdings bringt die architektonische Selbstbescheidung 
den Nachteil mit sich, daß das Ehrenmal gar zu sehr ins Idyll 
entgleitet. Nicht so, als ob eine pompöse Monumentalität zu 
fordern wäre; aber der Gedanke des Mals kann doch nur durch 
eine Gestaltung verkörpert werden, die sich vom natürlichen Hinter 
grund deutlich abgrenzt. Hier dagegen ist das Architektonische so 
aufgelockert, daß es fast schon als Nebenwerk erscheint. Es ist so 
zusagen in einen Naturpark zerstreut hineingesetzt, statt aus diesem 
gesammelt aufzusteigen. Daran ändert auch nichts die Tatsache, 
daß die Rundung, die sich das „Ällerheiligste" nennt, einen be 
sonderen architektonischen Akzent erhält. Im Gegenteil, durch die 
betonte Ausbildung dieses abseits gelegenen Punktes tritt der 
bloße Naturcharakter des zentralen Platzes nur desto stärker 
hervor. 
Am genauesten durchdacht ist entschieden das Projekt von Pros. 
Wilhelm Kreis (Dresden), das wirklich allen Notwendig 
keiten eines Reichsehrenma'ls gerecht Zu werden sucht. Unstreitig 
hat es einsn viel monumentaleren Zug als die Leiden andern 
Entwürfe, einen Hang zur ungebrochenen Großartigkeit, der zum 
mindesten fragwürdig ist. Die nun einmal gestellte Aufgabe drängt 
jedoch schon von sich aus Zu einer wuchtigen Lösung, und außer 
dem legst sich Kreis eine kluge Mäßigung auf. (Wir erkannten 
bereits Leim ersten Wettbewerb die von ihm geübte Zurückhaltung 
an.) Er gibt der Idee des Reichsehrenmals, was ihr gebührt, 
ohne darum in leere Phrasen zu verfallen. Das gelingt ihm zu 
nächst durch die straffe architektonische Organisation. Von einem 
Sammelplatz aus, der vor dem großen Freigelände liegt, zieht 
sich durch ein aus drei Kreuzen gebildetem Tor eine abgetreppte 
Waldschneise zum Ehrenhof hinan, der das Grabmal enthält, 
sechzehn schwere Pfeiler umgeben die Stätte, die der Mittelpunkt 
der Feiern ist. Erst der Rückweg von hier führt dann zum Frei 
gelände selber. Es ist als Ausklang der Wanderung gedacht und 
mit einer plastischen Gruppe geschmückt, die das Lied vom Kame 
raden versinnlichen soll. Dank dieser GesamtkompoW erreicht 
Kreis aber noch etwas anderes: die sonst nirgends so gut geglückte 
Verbindung von Monument und Natur. Der Kommende nähert 
sich auf einem architektonisch ausgeformten Weg dem Monument 
des Ehrenhofs; der Gehende wird allmählich wieder in die Natur 
entlassen. So untersteht er von Anfang bis zu Ende einer sinn 
reichen Leitung. Schließlich schweift Kreis dort, wo er monumen 
tal sein muß, nicht willkürlich aus, sondern hält sich nach Möglich 
keit an die vom Thema bedingten Symbole. Wie die Kameraden 
gruppe den Abschluß bildet, so bezeichnet ein Mauerrelief, das die 
so lassen sie sich doch ebenso wenig aus einzelnen Individuen zu 
sammensetzen. Man erhalt sie überhaupt nicht durch die Addition 
individueller Einheiten, sondern kann sie höchstens in kleinste Be 
standteile zerlegen, in Girl- und Boy-Atome, die aber für sich 
allein keinen Eigenwert haben. Wie ein ins Freundliche gewendetes 
Widerspiel der Massen treten diese LanZkompanien auf. Sie sind 
harmlose Kulissen und vollführen ein paar nette Pauschalbewe- 
Mngm, bei denen dem Publikum ganz leicht zumute wird. Wenn 
so die Welt wäre ... Das Glück erfahrt eine letzte Steigerung in 
der SchlußapoHeose, die eine einzige MasserwerLrüderung ist. Zur 
Feier Madeleines durchmißt das Ensemble den Zuschauerraum und 
verschmilzt so mit der nun vollends aktivierten wirklichen Masse 
des Publikums. Um sie anzusprechen, unterstreicht die Regie auch 
noch das Groteske. Aus den gleichen Gründen, aus denen sich 
das Variete dem Theater annähert, kommt das auf breite Konsu 
mentenschichten berechnete Theater dem Varietö entgegen Der 
Hauptakzent liegt nicht nur auf der bezaubernden Stimme und den 
schönen Toiletten Gitta A! pars, sondern auch auf dem Paar 
Rosy Barsony und Oscar Denes, deren Leistungen zum Teil 
artistische Solonummern sind. Ihre Grotesktänze, ihre komischen 
Zungenverrenkungen usw.: das alles sind Produktionen, die in der 
Scala nicht minder zu Hause wären wie im „Großen Schauspiel 
haus". Der Aktionsradius der Operette wird durch sie unstreitig 
erweitert. Die Groteske schlägt gewissermaßen die Brücke zwischen 
dem hergebrachten Operettenstil und jenem Stil, den die heutigen 
Zwischenschichten verlangen, deren Dasein sich tief in das der Massen 
hinein erstreckt. Sie haben ihre Sprache noch nickt gefunden und 
neigen eben darum zur ausdrucksvollen Stummheit der Groteske.
	        

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