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Er bezeichnete die Durchführung -er Steuer trotz aller Härten,
Die Stadtverordneten-Versamm wolle zustimmen, daß
mit Wirkung vom 1. November d. Js. an für die Monate
November und Dezember 19W zu der staatlichen Steuer vom
Grundvermögen gemeindliche Zuschläge und Zwar 100 Prozent
bei bebauten Grundstücken, die n'cht dauernd land- oder forst
wirtschaftlichen oder gärtnerischen Zwecken zu dienen bestimmt
sind, und 50 Prozent bei allen übrigen Grundstücken;
vom 1. Januar 1924 au für bebaute Grundstücke 200 Prozent
und bei unbebauten Grundstücken 100 Prozent Zuschläge zu -
den staatlichen Steuersätzen erhoben werden;
an Stelle einer besonderen Veranlagung -:-e Auslegung -er
Hsbelisten erfolgt;
vom 1. Januar 1924 an -ie bisherige Haus- un- Landsteuer
außer Hebung gesetzt wird.
Die neue SLeuervorlage.
Stadtv. H,eißwolf (Soz.) erklärte Zu -er Vorlage betreffs
Erstehung von Zuschlägen zur staatlichen Steuer vom Grundver
mögen, daß seine Fraktion der Magistratsvorlage nicht zustimmen
könne. Dagegen befürwortete er den Vermittlungsvorschlag Ksrff-
Nelles, wenn die in ihm angeführten Zuschläge gewisse Herab
setzungen erfahren. Stadtv. Korff begründeter den von allen
bürgerlichen Parteien eingebrachten Antrag, der wie folgt lautet:
Erben sterben werde (und es ist gut so). Meine Hinterlassenschaft
rst wie eine in barem Gelde, das an viele Erben verteilt wird
und jeder setzt sein Teil in irgend einen Erwerb um, der seiner
Natur entspricht: dem die Provenienz aus jener Hinterlassenschaft
nicht anzusehenflst/" / Dr. S. Kr acau e r.
-- Weorg Simmel: „Fragmente und Aufsätze"^ In
einem von Dr. Gertrud Kantorowicz heraus gegebenen
und ausgezeichnet emgeleiteten Sammelband legt der Mün
chener Drei-Masken-VerLag Fragmente und Aufsätze aus dem
Nachlaß von Georg Simmel vor, die ungedruckte Aufzeich
nungen und Veröffentlichungen der letzten Jahre umfassen.
Die einzelnen Abhandlungen, die zum überwiegenden Teil in der
Zeitschrift „Logos" erschienen sind, erstrecken sich auf die verschie
densten Gebiete und Gegenstände: eine fragmentarische Betrach
tung gilt dem Phänomen der Liebe, ein anderer Essay erörtert dre
Wesensunterschiede des platonischen und« des modernen Eros, dann
wieder wird das Thema der Geschichtsphilosophie angesmlagen,
und den Beschluß bilden drei kunstphilosophische Untersuchungen
über die Gesetzmäßigkeit im Kunstwerk, die Erscheinung des
Schauspielers und das Problem des Naturalismus. In welchen
Sonderbereich die Gedanken immer weisen, bezogen sind sie sämt
lich auf Simmels metaphysische Grundkonzeption von dem Wider
streit Zwischen dem Leben und den aus ihm hervorbrechenden For
men, die das Leben wohl für eine kurze Zeit zu bergen unb Zu
gestalten vermögen, dann aber wieder sich auflösen in dem sie
verschlingenden Strom. Da das Wechselspiel niemals zum Stehen
kommt sondern über jede gewonnene Grenze stets von neuem hrn-
wegdrängt, ist das gelebte Leben notwendig tragisch; ferne Ge
staltungen zerfallen, seine Einklänge dauern nicht, und einzig das
von ihm abgehobene Kunstwerk spiegelt die ihm selber unerrerch-
bare abMuUaftL Versöhnung Wider. Drese Einsichten aus den
Spatjahren des Denkers, die sehr tief die paradoxe Situchion des
Menschen erfassen, erschüttern doppelt.^ weil sie das wnflrch
meinte nur in der uneigentlichen Sprache der LebensM
ausdrücken und eine Antwort auf die Erlösungssehnsucht nur in
dem Kunstwerk suchen uM Undm Mmn,
l"„Dokmnente der Menschlichkeit"^ Dem regen Bedürfnis
nach Klarheit über die Ziele menschlicher Entwicklung und Zusmn-
menlebenZ sucht der philosophische Verlag Felix Meiner (Leipzig)
durch die Herausgabe einer Sammlung: „Dokumente der Mensch
lichkeit" Zu entsprechen, die unter den Werken großer Staatsdenker,
Sozialreformer und Utopisten der Vergangenheit eine gute Aus
wahl trifft. Sie bringt Schriften von Campanella, Rousseau,
Fourier, Kant usw., die auf die Entwicklung des europäischen
Geisteslebens einen wesentlichen Einfluß aus geübt haben, und macht
auch die abseitigen Gedanken bedeutender Menschenkenner me
Lichtenbergs und Chanfforts der Allgemeinheit Zugänglich.
Fichtes Entwurf: „Die Republik der Deutschen", eine Schrift
aus dem Nachlaß, in der er die Monarchie ablehnt und sich offen
zm Republik bekennt, eröffnet die Reihe der preiswerten Bündchen,
' Tr.
wendigkeit des Abbaus der Zwangswirtschaft tm Bau- und Woh
nungswesen Allcmetngut aller Kreise geworden ist, denen ouich
Beruf und Stellung im Wirtschaftsleben die Möglichkeit unab
hängiger und sachgemäßer Beurteilung gegeben ist. Der Bund
Deutscher Architekten als Berufsorganisation muß diesen Stand
punkt aus volkswirtschaftlichen Rücksichten unterstützen Er ^st
kraft der Berufsausbildung seiner Mitglieder und ihrer Erfahrung
als Treuhänder im Wohnungsbauwesen in erster Linie zur Beur
teilung der Sachlage berufen. Der Bundestag richtet an di«
Reichs- und Staatscegierungen, an die Parlamente und alle, die
das Wiedererstehen unserer Bauwirtschaft als Grundlage für die
Gesundung unseres ganzen Staatswesens erkennen, die Aufforde
rung. sich für den Abbau der Zwangswirtschaft einsetzen zu wollen.'
Der ReichZrat befaßt sich in diesen Tagen, so erklärte der Red
ner im Verlauf seiner weiteren Ausführungen, mit der Aufhebung
der Zwangswirtschaft im Wohnungswesen und der Beseitigung
d-r bisher ergangenen Noterlasse über Mictswesen und Woh-
nunasbauabgabcn. Man hört, daß die Mieten ab 1. Januar 1924
25 Prozent der Friedensmiete betragen sollen und bis zum 1- Ok:
1924 die FriedenSmieie wiederhergestellt werden soll. Die MietZ-
crträge sollen aber dem Hauseigentümer nicht ganz zugs'ührt,
sondern zum großen Teil den Städten für Herstellung von Neu
bauten überwiesen werden Die bisherigen Wohnuna'sbauabgabcn
waren sa völlig unzureichend und zw-ckloS, denn -z konnte nur
ein kleiner Bruchteil von den Erträgen seiner Bestimmung über-
geden werden, während der größte Teil für die Verwaltung ver-
Es wird Sache der Architektenschaft sein, dafür einzu-
treten, daß die bei der Neuregelung zu erstellenden Mittel tatsäch
lich zweckentsprechende Verwendung finden und die freien Archi-
tckten als die berufenen Verireter bei der Projektierung und Aus
führung der WohnunaSbauten hevanaezo.gen werden. Ferner ist
darauf hmzuwirken, daß durch den Abbau der Beamten auch dem
ständigen Anwachsen der Bauämter in den letzten Jahren
entgegengearbeitet wird. Im übrigen erscheint die Hoffnung nicht
unberechtigt, daß die Aufhebung der Zwangswirtschaft endlich wie
der -ur ersehnten Belebung der Bautätigkeit führt
An die Sitzung schloß sich eine Besichtigung, des neuen
Verwaltungsgebäudes der PeterS Union.
Mit jener unvergleichlichen Sicherheit, die alle seine Werke be
stätigen, bahnt Simmel sich auch in den letzten Schriften den Weg
von seinen obersten metaphysischen Ueberzeugungen in die Mitte
des Geschehens. Er schreitet den weiten Bezirk der seelischen
Wesenheiten ab, ohne sich je in bloße Psychologie zu verlieren,
versenkt sich in künstlerische und kulturelle Gebilde, ohne ihre Be
schreibung je zum Selbstzweck zu erniedrigen. Durchweg vielmehr
Zielt sein Bestreben auf eine metaphysische Ortsbestimmung der ge
sichteten Erscheinungen ab; er prüft die Art ihrer Teilnahme an
dem großen Prozeß, der sich zwischen Leben und Form entspinnt,
und zeigt so jedes besondere Sein in dem Lichte einer äußersten
Bedeutung. Eben diese leidenschaftlich geübte Fähigkeit des Durch,
dringens der stumpfen Oberfläche, des Verknüpfens der mannig
fachen von einander geschiedenen Gegebenheiten rmt dem sie einen
den Sinne zeichnet Simmel vor den meisten Denkern aus und ver
leiht seinen gedanklichen Schöpfungen das unverwechselbare Ge
präge. Er ist nicht nur Philosoph, sondern er ist wirklich ein Phi,
losophierender; er beschränkt sich nicht allein auf die Bestimmung
von Leitbegriffen, sondern er erfüllt sie auch mit tausendfältigem
Gehalt. In seinem dem Bande Leigefügten nachgelassenen T ag e-
b u ch, das zumal Erkenntnisse aus den konkreten Zwischenschichten
Zutage fördert und gesättigt ist mit dem Wissen um die tragische
Mdersprüchlichkeit des hingespannten Lebens, spricht er einmal
von den Philosophen, die das „Herz der Dinge klopfen" hören;
gewiß hat er auch sich selber ihnen zugezählt. Und wie klar er
zugleich gesehen hat daß nicht so sehr seine vergängliche Lehre,
als vielmehr die jederzeit von ihr abtrennbare Deutekunst der un
endlichen, verworrenen Vordergründe fortzuwirken vermag, bezeugt
ein anderes entsagungsvolles Wort diNes Tagebuchs, das ihm mit
Recht als Motto vorangesetzt ist: „Ich weist, daß ich ohne geistigen
AMVWrdMeN-VersMMlWß.
Sitzung vom 20. Dezember.
Zu Beginn der Sitzung wurde für den ausgeschisdenen Stadw.
Gerwien (Soz.) der Gewerkschaftsbsamte Stadtv. Anton Kalb
(Soz.) durch den Vorsitzenden Hopf in sein Amt eingeführt.
Zu der Magrstratsverord rung, daß Leistungen und Lieferun
gen für d'e Stadt innerhalb 24 Stunden zu bezahlen seien, er-
klä:ts Stadtv. Hipper (Zentr.), er b^weifle zwar ihre Durch
führbarkeit, halte sie aber für unerläßlich. Stadtv. Bouveret
(Dcm.) drückte seine Freude über die Annahme seines Antrags
aus und wünschte ihn tatkräftig verwirklicht.
Für d'e Weiterführung der Notstands arbeiten im
Stadion, sowie für die Vermehrung der Katalogfache in der
Stadtöibliothek wurden die erforderlichen Mittel ohne
Debatte bewilligt.
Ueber die ÄbänderunqsantrSge des Haupt- und Tiefbauaus
schusses Zur
WassevaLgabe-Ordnung
berichtete Stadtv. Landgrebe (Lib.). Sie enthalten UeSer-
gangsbestimmungen und einen „Härteparagraphen", der folgenden
Wortlaut hat:
Von der Zahlung des Wassergeldes können auf Antrag be
freit werden, die weniger als 50 Prozent des Einkommens eines
ungelernten städtischen Arbeiters beziehen. Bei Familien erhöht
sich dieser Prozentsatz für jedes Kind ohne Verdienst um weitere
5 Prozent.
Die Wasserwerksverwaltung ist außerdem berechtigst- in be
sonderen Noträllen das Wassergeld auf Antrag ganz oder teil
weise zu erlassen.
Stadtv. Lang (Komm.) beamragte eine weitergehende Fassung
-es Härteparagraphen und Stadtv Wagner (Mittelstand) be
fürwortete die Eintreibung des Wussergeldes durch das Rechnei-
Amt, nicht durch den Hausbesitzer. Stadtv. Heißwolf (SoZ.)
wandle sich gegen beide Anträge und brächte einen Abänderungs
antrag bezüglich der Staffelung des Waffergeldes ein. Im wei
teren Verlos der Diskussion betonte Stadtrat Schulze, daß der
Magistrat M mit der vom Ausschuß vorgeschlagenen Herabsetzung
-es Wasserpreises von 21 auf 12 Grldpfennig nicht einverstanden
erklären könne, sondern mindestens 19 Pfennige für erforhe lich
halte; außerdem bat er aus Sparsamkeitsgründen darum, es bei
-er vierteljährlichen Ablesung (statt der vsrgeschlagenen monat
lichen) zu belassen. Stadtv. Lion (Lib.) beantragte Annahme
-er Magiftratsanttäae mit der Abänderung, daß der Wasserp^eis
auf 19 Pfenn'ge festmsetzen und die vierteljährliche Ablesung Lei-
zubebalten sei. Stadtv Korff (Dem.) schloß sich diesem Ver-
mi^ümtMorschlag an In der Abstimmuna wurden- die Anträge
Lion-Korff in ihrer Gesamtheit angenommen.