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die beiden Thierchen sahen, wie sie aus den klaren
Auglein zutraulich umberschauten. — Und die Kinder
sagten: „Die Vögelchen sehen uns an, als ob sie etwas
sagen wollten.“ Da antwortete der Vater: „Wenn sie
reden könnten, s0 würden sie sagen: Freundliches
Zutrauen erweckt Zutrauen, und Läebe erzeuget Gegen-
liebe.“ Krummacher.
126. Der Grimm des Winters.
Der Winter hatte sièhn einmal vorgenommen, alle
Menschen und alle Thiere auf der PErde auszurotten.
Deéshalb kam er mit einer s0 grimmigen LKälte, dass alle
Plüsse und alle Seen mit dickem Eise belegt wurden.
Das ganze Feld war von tiefem Schnee bedeckt, und
die Fensterscheiben waren jeden Morgen mit so dicken
Hisblumen überzogen, dass sie den ganzen Tag nicht
aufthauen konnten. Allein der Winter hatte sich doch
ein wenig verrechnet. Zwar gieng es den armen
Vögeln gar übel, weil sie wegen des hohen Schnéees
drauben nichts zu fressen fanden; allein sie kamen in
die Städte und Dörfer, und es streute ihnen gar manches
mitleidige Kind æeinige Körnchen und Brotkrümchen
hin, so dass die meisten am Leben blieben. Auch waren
schon vorher grohe Scharen von Zugvögeln in wärmeére
Lànder gezogen, wo der Winter nicht viel ausrichten
kann. Auch die übrigen Thiere erfroren nicht. Der liebe
Gott hatte ihnen einen dickeren Pelz- wachsen lassen,
und die Hasen und Rehe scharrten sich einiges Kraut
und einige Knospen unter dem Sehnee heraus, so dass
e zwar ein wvenig Hunger litten, aber doch vicht
umkamen. Die Hausthiere aber standen in warmen
Ställen, deren Thüren und Fenster mit Stroh verwahrt
Lesebuch in 5 Theilen. II. J