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die eine
Amt für Bestattungswestn, das hauptsächlich wirtschaftliche Funk
tionen Zu erfüllen bat. eine, besondere Stelle mit einem Fachmann
(GarLenbauer) an der Spitze abzuZweigen sei, der die Verantwor
tung für die Erhaltung und Ausstattung der gesamten Friedhofs
anlagen übertragen werden solle. Diese Trennung, die schon in
Mehreren Großstädten durch geführt ist, wäre im Interesse einer ein
heitlichen und auch die künstlerischen Ansprüche befriedigenden
Durchgliederung unserer Friedhöfe in der Tat eine sehr empfehlens
werte organisatorische Maßnahme,
— In den Olympia-Lichtspielen wird während der laufenden
Spielwoche ein nach dem Roman von P. Jos. Spillmann
gearbeitetes Filmwerk: „DieTaLdesAbbeMontmoulin"
vorgeführt. Die Fabel ist durchsichtig und doch voller Spannung.
Der Abbe gerät in den Verdacht, einen Raubmord begangen zu
haben, und es ist nicht zu leugnen daß der Schein sehr gegen ihn
spricht. Da der wahre Täter, der Küster, ihm das Verbrechen kurz
vor du Flucht nach Südamerika gebeichtet hat, weiß der Abbe um
das Geschehen, aber der Mund ist ihm versiegelt und schweigend
muß, er das Martyrium der Gerichtsverhandlung und der Depor
tation erdulden. Zum Glück erlebt er und wir mit ihm die Ge
nugtuung, daß der Mörder in seiner Todesstunde ein Bekenntnis
Mögt. Das Verfahren wird wieder aufgenockmen und das stille
Heldentum des Abbe erstrahlt zuletzt in voller Glorie. Der von
der Aquila-Film-Gesellschaft hergcstellte Film ent
faltet diese Begebenheit in einer Folge.wohlgelungene-r Bilder,
unter besten - sich besonders die schönen Kircheninterieurs aus
zeichnen. Auch die darstellerischen Leistungen halten sich auf re
spektabler Höhe. rak.
Der Bmud im MesbadSner Laud§§kheLker.
Ueber die Brand! ata strophe, die das Wiesbadener
LandestheaL-er betrssfen hat, wird uns drahtlich noch berichtet:
Der Schaden an Maschinen und Gebäude wird auf drei
Milliarden geschätzt- Der Magistrat beschloß in einer außerordent
lichen Sitzung, den TheaL erbe trieb im Kleinen Haus
w eiLerzuführen und rm Kurhaus die Möglichkeit für
Orchesterkonzerte und BallettaufW zu schassen.
Sachverffändigen-KommMon zu unterwerfen, die das Maß der
von Deutschland zu entrichtenden Leistungen festsehe, — Nur noch
ein Tort darüber, daß der Vertrag, nach dessen Beendigung sich
zahlreiche Hörer in die Listen der Frauenliga als Mitglieder ein-
trugen, die Dauer von überzWei Stunden beanspruchte. Es
ist schlechterdings nicht etnzusehen, warum ein Thema, das sich
recht gut in einer knappen Stund« zur Genüge abhanden und be
leuchten läßt, nun höchst übcvflüssigerwelse auf mehr als die
doppelte Länge auZgewqlzt werden muß. Solche Weitschweifig
keit verrät einen gewissen Mangel an Selbstzucht und verfehlt
. außerdem ganz die beabsichtigt« Wirkung, da sie das Aufn-Shme--
vermögen der Zuhörerschaft über Gebühr anfpannte. — Am
Donnerstag abend soll, wie bereits angekündigt, in der Ge-
lchlochterstube ein« Aussprache über den Vortrag HMer ftatt-
sindsn. Xx.
PazisisE Unter diesem Titel brachten wir 'm
„Stad.-Blatt vom 14. März ein Referat über einen von der
Fnternatwnalm Frauenliga vsranstalteten Vortrag Dr. Kurt H i l-
HA: Dr. H,ller legt nun Wert auf die Richtigstellung daß
in jenem Referat hieß, wider die Forderung
deS demok^ Parteiprogr-mimS auf „Schaffung «iner VolkS-
For^ des demokratischen Parteipro.
W l n fuhrung der allgemeinen
Ww entsprechen mit dieser „Be-
Wunsche .Herrn Dr. Hitlers, können aber
sucht fmden, drß dadurch m der Sache selber irgend etwas geändert
mE» Herrn Hiller offenbar gemeinte Satz des demokra-
schen ParterprogDlmrms lautet überdies wörtlich*
M i"l7^^k^kWwungen< SWnerheer ist baldigst durch ein
Anet st 2 Wehrpflicht zu ersetzen, das ge-
OE 'st ^Verteidi^ Unabhängigkeit. ¬
- Dr. Hiller «s schon für nötig hielt, das demokratM-
Beiprogramm anzuareifen, so hätte er sich zum ministen A
Keinen Muhe unterziehen sollen, den Gegenstand seines AnarMs
rns - uge zu fassen. Es wäre ihm dann sicherlich nickt
M^äbette/r» Forderung auf die Schaffung eines
Milizheeres zu Verteidigunas zwecken d b
(etwa n-ach Schweizer Vorbild) abzielt nicht aber
L »AS« »!-!-
/ 2 I 2
r. <4«,.
Der Mesbadmec TheaterbrM.
(Von unserem Sonderberichterstatter.)
Le Wiesbaden, 20. März.
Des B r a n d, der MN vorigen Sonntag abend, bald nach
Schluß der^Rienzi^-Vorstellung, dasBühnenhaus des Staat s-
Lheaters zerstörte — Menschenleben sind Zum Glück nicht
zu beklagen — ist für die Kur- und Fremdenstadt Wiesbaden
ein verhängnisvolles Ereignis. Man rüstete bereits für die
Frühjahrs saison und plante als Auftakt vier „Parsi-
VÄ"-Vorstellnngeu, mit denen man just am Ende der laufenden
Woche zu beginnen, gedachte. Diese Pläne und die Erwar
tungen, die man an sie knüpfte, sind jetzt vorerst Zunichte
geworden. Schlimmer aber ist noch der ideelle Schaden, den
darüber hinaus der Brand in kritischer Zeit dem deutschen
Geistesleben im besetzten Gebiet Zugefügt hat. Wegen der
Höhe seiner künstlerischen Leistungen genoß das Wiesbadener
Theater von jeher internationalen Ruf und war darum in
hervorragendem Maße dazu geeignet auf bedrohtem Außen-
posten eine wichtige kulturelle Gen düng Zu erfüllen.
Nun es vorläufig ausgeschaltet ist, hat eine Quelle Zu fließen
aufgehörtz aus der viele Lausende sich aufzufrijchen und
seelische Widerstandskraft Zu schöpfen vermochten.
4-
Die Brandstelle bietet ein Bild der Verwüstung. Don
der Parkseite aus betritt man das offene Bühnenhaus,
das wie ein Schornstein ausgeraucht ist. Auf dem Bühnen-
boden lagern in chaotischer Wirrnis die heruntergestürZten
EisenkonstrukLisnen der Dach-kuppel, eie kläglichen Uebereste
des großen eisernen Vorhangs, der die VordeMthne von der
Hinterbühne trennte, halbverbrannte Prospekte usw. — eine
einzige Schutt Masse, die niermmd mehr Zu entwirren
Mver Pazifismus.
— Auf Veranlassung der Internationalen Frausn-
liga für Frieden und Freiheit sprach Montag abend
im Bürgersaal des Rathauses Dr. Kurt Hiller (Berlin) über
aktiven Pazifismus. Der Redner ist tätiges Mitglied
der Deutschen Friedensgesellschast, deren linkem Flügel er an ge
hört und hat sich bereits in zahlreichen Schriften und Vorkrügen
als radikaler Kriegsgegner und Antimilitarist bekannt. Auf die
an sich reizvolle Auseinandersetzung mit seinen mehr theoretischen
Ausführungen, die gedanklicher Unterbau seiner praktischen Hal
tung sind, muß in dem engen Nahmen eines Voriragsberichts ver
zichtet werden. Erwähnt sei nur, daß er an die Spitze seiner Dar
legungen den Grundsatz von derUnantastbarkeit des
Lebens stellte, einen Grundsatz, den er als selber unantastbar
bezeichnete und zum FundomentalprinAip der Republik stempelte.
In dieser Form ausgesprochen, ist aber die von Hiller »erfochtene
These bestenfalls halbrichtig, denn nicht dem Leben überhaupt,
sondern allein dem sinnvollen, dem vom kategorischen Imperativ
beherrschten Leben wohnt ein höchster Wert inne, und ez hat Fälle
genug gegeben und mag sie immer wieder geben, in denen das
Sitienge'ctz, oder wie sonst man jene höhere Macht nennen will,
der die" Menschen unterstehen, gerade das Opfer des Lebens um des
„Lebens- willen fordert. Dieser tragischen Forderung, die sich
unter Umständen nicht nur an Ein-elmenschen, sondern wohl auch
an ganze Böller richtet, wurde von Hiller nicht gedacht, wie er
sich denn überhaupt mit seinen radikalen Leitsätzen die Sache dcI
öfteren doch gar zu leicht machte und die Wirklichkeit gleichsam
als ein Nichts ansah, das man einftch ss wegpusten könne. Wobei
ihm im übrigen, wie sich ja von selber versteht, keineswegs der
Radikalismus zum Vorwurf zu machen ist. vielmehr lediglich die
Untiefe und Oberflächlichkeit seines obersten Grundsatzes von
der Unantastbarkeit des Lebens um jeden Preis. Es war schon
gut so, daß er im Verlauf des Abends seine fragwürdige These
durch die Erklärung »6 adsuröum führte, er werde im Falle eines
neuen Kapp-PutscheS sich sofort als Freiwilliger M Verteidigung
der Republik melden War heißt das aber anderes, als daß mit
unter der Gewalt mit Gewalt begegnet werden muß, als daß
Man eben doch in unser«! Welt, wie sie nun einmal beschissen ist,
ab und zu in die Notwendigkeit versetzt wird, sein Leben in den
Dienst eines dem bloßen Leben überlegenen PflichtgebotS zu
stellen. Wir find geneigt, diese Inkonsequenz gegen das eigene
Dogma höher eiMufchätzen, als das starr« Bessngensein in dem
Dogma selber.
Leicht begreiflich, daß Hiller auf Grund solcher Prämissen zu
manchen Vorschlägen kam, die das Kind mit dem Bade aus-'
schütten. Nicht nur. daß er sich wider die Forderung des demo
kratischen Parteiprogramms auf Schaffung einer VolkS
wehr wandts, er setzte sich auch — ein indiskutabler Vorschlag
für die Beseitigung der Reichswe
große politische Gefahr bedeute. Durchaus zusammen konnte man
seinen zum Teil gut pointierten Aeußerungen gegen das Hitler
Unwesen in München, gegen hie illegalen militärischen Verbände
und gegen die Seuche des blindwütigen Revanche »Nationalismus.
Seine Haltung hinsichtlich der N uhrbesetzung deckt sich wohl
in der Hauptsache mit der bereits bekannten Haltung der Inter
nationalen Frauenliga, Er begrüßte den waffenlosen Widerstand
und drückte die Hoffnung aus. daß das französische Volk bald den
Amoklauf des französischen Militarismus hemmen möge. Mit
unserem Widerstand allein sei es freilich nicht getan, er müßte
ergänzt werden durch radikale Taten ehrlicher Reparationsboveir-
schast. Die deutsche Regierung sollte, so fordert er, unverzüglich
ein exaktes Reparationsprogramm vorlegen, daS die Besitzenden,
denen an dar Katastrophe ein gut Teil der Schuld hcizumessen
sei, endlich in dem erforderlichen Maße heranziehe. Gehe das nicht
an, so b^bs. sie die MWt LL dem Urteili einer jMrnationalen