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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

beinbaren, des allgemein Bnt- gestalt, nock läßt 6? srck je 
der Beschickte Bebergangensn äsn adstrakten Denken ein. 
MSNN er äis fss.1s visie ctlk -VlSvktz» äsn pe- 
den Bonkretionsn und dem Abstra^en, wwiscbsn 
spönne. 
Bmpkängsrs darren 
8. LrLeanor. 
der ikm verwandt ist. Mit Benjamin erkält die 
I^k'äosopkie inkaltlicke Bestimmtheit wurück, 
wird der Bkilosopk in äis „erkodens Mitte wwi- 
schen dem Borscher und dem Xünstler" gerückt. 
Mag er auck nickt im „Beicks äer Bebenden" 
weilen, aus äen LpeicKern äes geledten Bebens 
kolt er die dort deponierten Bedeutungen, die des 
Benjamin äark sieb in Lbnlicbem Linns einen 
Oebeimagenten nennen, in äsm Bisrkegaarä sieb 
als den „Oebeimagenien der Obristenbeit" bc 
weiebnete. 
Benjamin selbst nennt sein Verkabren mona- 
äologisob. Ls ist äie Oegenposition rum pbrlo- 
sopbisoben Kxstem, äas sieb in ^llgemeinbegrii- 
ken der Welt versiebern möobte; äis Oegenposi- 
iion Lur abstrakten Verallgemeinerung Qberbaupt. 
Wäbxenä die Abstraktion die Bdänomens mit 
einander verbindet, um sie in einen mebr oder 
minder sifstematisobsn Zusammenbang kormaier 
Bsgrikks wu bringen, bebauKet Benjamin, bierin 
au? die Blatonisebs läeenlebre und die Lobolastik 
sieb beriebend, die diskontinmerliebe Vieibeit — 
niobt so sebr der Bbänomsne als der läsen. 
8ie maniksstieren sieb im trüben Uedium der 
Oesobiebts. Das Trauerspiel etwa kt eins Idee. 
Bntsobeidsnä lür dieses Denken, äaö Lieb 
ibm die Ideen niebt aus der unmittelbaren Büb- 
lungnabme mit äen lebendigen. BrsebsinunE 
ergeben. Der Betraobter, der sieb unmittelbar 
ru den Brsebeinungsn verbält, mag ibre Oestalt 
erkabren oder sie als die Verwirkliekung irgend 
weleber Abstraktionen auktasssn. Oleiedvisl. wie 
er sie wabrnimmt: die ^rt und WUss, in der 
eine Brsebeinung sieb im unmittelbaren Verksbr 
äarbietet, besagt naeb Benjamin am allerwenig 
sten etwas über die Wessnbsiten, dis sie birgt. 
Ibre lebendige Oestalt ist vergänglieb, die von 
ibr abgewogenen BegrMs sinä niobiig. Lurw: 
die Welt weigt dem ibr unmittelbar Zu gewandten 
eins Bigur, die er Zertrümmern muk, um Lu äen 
Wesenbeiten wu gelangen. 
In äer Irauerspielarbeit nimmt Benjamin auk 
exsmplarisebs Weiss die rur Darstellung der 
Idee erkoräeiliebs Zerlegung des Komplexes: 
..Laroektrausrspiel" in bedeutende Blemente vor. 
Lines ist die Allegorie. Benjamin gebt an 
Dand der tzuellen bis wu dem intentionalen Ur 
sprung der Megorie wurüok; also bis wu dem 
Bunkt ibrer Oesebiebte, an dem sieb ibre eobte 
Bedeutung entbüllt Bin seltenes ^.bnungsver- 
mögen bekäbigt ibn dawu, in die ^.knenwelt der 
Wesenbeiten einwuäringen unä aukwukinäen, was 
ibnsn von ^nkang ber wukommt. Leins Interprs» 
tation äer Allegorie ist bewunderungswürdig. 8ie 
belegt wum erstenmal aus den Originalsobrikten, 
wie dis todverlallene I^atur --- Oesobiebts als 
Beiäensgesobiebte der Welt ist dem Barock 
Mtur — unterm Blick des KLslanebolikers wur 
Allegorie wird. Racbäem sämtlicbe Blemente 
mit dem Bxtrem ibrer Bedeutung geladen sinä, 
weist Benjamin die äislektisobe Bewegung 
auk, in die sie in dem Oebüde des Barocktrausr- 
Spiels verwickelt werden. Bolgeriebtig äurebaus, 
dak es sieb kür ibn niemals darum banäeln kann, 
die Wesenbeiten in einem abstrakten Oberbe 
grill wur Deckung gelangen wu lassen, sonäern 
stets nur um ibre äialektisebe 8Mtkese, die 
ibnen die volle Konkretbeit wabrt. Binen sieb 
Bedeutungen jm Zeieben einer Idee, so springen 
sie wie elektrisebs Bunken ineinander über, statt 
sieb in einem Bormalbegriik „aukwubeben". Dia- 
lektiscb setwen sie sieb aueb wieder in der Os- 
, sebiobte auseinander und kaben, jede kür sieb, 
ibre gesonderte blaebgesebiebte. 
Der Dntersebieä wwiseben dem üblieben ab 
sirakten Denken und dem Benjamins wäre also 
der: laugt jenes die konkrete Bulle der Degen 
stände aus, so wüblt sieb dieses in Ztokkäiekiebt 
ein, um äis Dialektik der Wesenbeiten wu ent- 
kalten. Bs Mt sieb auk keinerlei Mgemeinbei- 
ien ein; es verkokt den Dang bestimmter läsen 
äurcb die gescbicbte. Da ikm aber jede läse 
eine Monaäe Ist. sckeim mm in der Darsiol- 
!ung einer jeden die Web sied wu bieten, „Daz 
Lein, das da mit Vor- unä blackgesckickts m sie" 
— ärs Idee — „eingekt, gibt in der eigenen ver 
borgen äie verkürLts und verdunkelte Bigur äer 
übrigen läeenwslt . . 
Der Historiker, 6er Biteratur- und Lunstgs- 
sck'cktler — um von den Bbilosopken wu sckwei- 
gen '— werden in äer Lckrikt über äas Trauer- 
spisl das Ibre finden. Bin ungemeines Wissen 
um äie Bedeutungen unä läsen verbindet sieb 
mit äer profunden L^esenbeit äes Borsckers. äer 
äurob seine pkilosopkiscken Binsickten gerade ru 
äsn unbekannten. adLertigen Quellen getrieben 
werden muß. Line neue Tbeorie äer antiken 
Tragödie wird in äsm Bück gegeben; abgeseben 
von äer Interpretation äer Allegorie werden in 
ibm aus äen Lackgedalten äer Barockswene große 
Wesenbeiten wie äas LckickZal. die Bbr-s, äis 
Molanckolie srscblossen; äer 8inn äer Biguranten 
äes Trauerspiels unä aller ru ibm gekörigen 
Beztände ist geklärt; äas klassiscbe 8ckicksal3- 
ärama unä äis romantisoben Ausläufer sinä ein- 
berogen. gewiß ist nock niemals so scblagend 
erwiesen worden. daß äis Wesenbeiten mit äer 
Oesobiobie anbeben, obns au? ibr ru stammen. 
Man wird naed Benjamin^ Werk äas Barock, 
unä viebt nur äas Barock, mit anäerev Augen 
anseben als voräem. 
Hier, wo. es auk äas Methoäiscbe ankommt, 
ist wichtig vor allem: äas Trauerspielbuck snt- 
bÄt niebt allein äis Bsdsutungsgescbicbts einer 
im LtokkKcben inkarnierten Idee, sonäern auob 
eins Ansckauung von äer Mitlosen Ordnung 
äer läeenwelt. ^enes gleicke Aknungsvermügen, 
äas Benjamin rum DrspruNg kinkübrt, vermitteb 
ibm äas Wissen um äen richtigen Ort äer 
Wesenbeiten, ein Wissen, äas mit Bug unä 
Bsckt tbeologisck beißen dark. Ikm ist äis Welt 
verstellt; so verstellt, wie sie es tbeolo- 
gisober Betraobtung von jeder gewesen ist. Dms 
genau ist aueb äer 6runä, aus äem Benjamin 
äis Dnmittelbarkeit glaubt niobtaebten, äie Bas- 
saäs einreiksn, äis Oestalt Lerstüokeln ru 
müssen. Bs ist in ssinem 8inns sebr konse 
quent, äak er kaum js an äis Oebiläs unä Bbä- 
nomens rur 2sit ibrer Blüts bsrangebt, sie viel 
medr in äer Vergangenbeit auksuobt. Die lsben- 
äigen sinä ibm verworren wie ein 'Braum; im 
Ktaäium äeg TerkaUs Uobten sie sieb. In äen ab 
gestorbenen, äer aktuellen Behebung entrückten 
Werken unä Zuständen keimst er seine Brüten 
ein. Denn, äs äas voräringliode'Beben aus ibnsn 
ausgewogen ist, sinä sie transparent gegen äis 
Oränung äer Wessnbeiten geworden. 
Brakt der Binsiebt in diese Ordnung mücdte 
Benjamin die der tbeologiseben Kontemplation 
wukommende Tat der Bett un g vollbringen. 
8tets ist es seine besondere Angslegenbeit nack- 
wpweisen. daß das Oroße klein, das Bleine groß 
Breilieb, das Beben selbst, das umgetriebsn 
werden soll, wird kaum einkalkulrert. Bs ist ge 
wiß kein Zukall, daß die in der „Bmbabnstraßs" 
der Oegenwart abgswonnenM Interpretationen 
längst niebt die Leblagkrakt der Deutungen 
bauen, die Benjamin dem Material des Baroek- 
trauerspiels entlockt. Das erklärt sieb aus seiner 
Deberweugung von der Oebaltlosigkoit des un 
mittelbar 8eienäen, das ibm verworren dünkt. 
8o adgewanät ist er äer Dnmitteldarkeit, daß er 
sieb niebt einmal mit ibr auseinandersetwt. Br! 
verLeicknet weder äsn Binäruok irgendeiner 
gestalt, nock läßt 6? srck je mit dem kerrscken- 
Vor kurwem sind im Brnst Bowoblt-Verlag 
wwei Werke von Walter Benjamin er- 
sebiensn. Das eine: „D r s p r u n g d e s d su t - 
seben 'Br an er spielt (257 Leiten. Osk. 
FL 8) entbält äis Darbietung unä Deutung der 
Wesensbestände, dis in der Wirkbebkeü des Ka- 
rocktrauerspiels sieb verkörpert baden (es ent- 
bält noeb vieWs mebr). DL5Lnäsre:„Bin- 
babnstraLe" (83 Leiten. Deb ist eme 
Lammlung von ^pborismen, die auk einem wenig 
publiken 8tra5ennetw von den Brsebeinungen des 
gegenwärtigen Bebens ab^weigen oder in sie 
einmünäen. , , 
Ibrer tbewatlseben Versebiedennskt ungeaebtst 
gebären beide Werke als die Aeußerungen eines 
Denkens Zusammen, das kremä ru dem der Zeit 
stebt. 8tammverwandt sind ibm eber talmuäiscbe 
Lebrikten und mittelalterliobe 1'raktate. Denn 
glsieb ibnen ist seine varstellungskorm äis In 
terpretation. Leins ^bsiebten sind tbeolygisober 
^rt. 
ist. Die Wünsebelrute seiner Intuition «oblagt im 
Vereieb des Dnsebeinbaren, des allgemein Bnt- 
werteten, das von der Beschickte Bebergangensn äsn adstrakten Denken ein. Lein eig—entl-i-c-k--e--r 
an und entdeckt gerade bier dis boobstsn Bedeu- 8tokk ist das OeweFSNe; aus den krummern er- 
tungen. Glicht umsonst ergebt er sich in dem wäcbst ibm das Wissen. Bier wird also gar 
Oeälanä des Barocktrausrspiels und belastet die nicht die Bettung der lebendigen Welt in An- 
ATzgoris mit einem Oewiebt, das sie naeb der grikk genommen, vielmebr: der Meditierende 
üblieben Aukkassuvg im Vergleieb mit dem 8vm- reitet Bruclistücks der Wvgangenbeit. bliebt wu 
bei niebt besitwt. Sie rettet in Benjamins Dar- Dnreebt erkält von dev Welt m rbrer Bnmitte - 
Stellung, bsLeiebnend genug, die antiken Dotier, barkeit aus die in ibrem Büeken sreb voll- 
die äureb sis in der keindliebsn Dmwelt des mit- wiebenäe Dialektik der Wesenbeiten, äm an den 
telalterlieben Ohristentums kortleoen können. Da<?6rk^ Werken aukgewiessn werden muß, 
ande. s Motiv seiner Kontemplation ist dis Bm-j den Ansebein des A e s tk e i r s c b e n. Zur 
büllung jener verborgenen Äelisn und Bnoten- vollen Wirkliebkeit dränge BenMmin erst durok, 
Punkt'! äs? 6«Moktsve»-!»uks, «, äsnsn äis L r- MSNN er äis fss.1s visie ctlk -VlSvktz» äsn pe- 
losung gemeint ist oder !m Bild sieb wsigt narrten der DiNge und mren Biguren, LWiScben 
„5a / wenn der Böebste wird vom Bircb-klok den Bonkretionsn und dem Abstra^en, wwiscbsn 
erndtsn ein / 8o werd icb Todten-Bopkk ein Bng- äem 8inn der gestalt und der gestalt selbst ent- 
liscb Antlitw ssM" — dieser 8prucb eines reden 
den Totenkopkes aus: „B.yacintben" von Beben- 
Daß Benjamin die Welt aus ibrem Traum 
wecken will, beweisen einige radikale Aphoris 
men äer „B inb ab n str ak e". Das kleine, mit 
etwas wu verspieltem Witw aukgemaebte Bueb 
— wir baden seinerzeit mebrers Ltücke daraus 
in unserem Beuilleton abgeäruckt — vereinigt 
Bedanken aus den versebisäenZtsn personalen 
unä ökksntlioben Debensgebietsn. Auks Derats- 
wobl seien berausgegMen: kuriose Traumbe- 
riebte; Linäerswensn und etliebe den exsm- 
- plariseben Ltätten der Improvisation (labr- 
märktsn, Häken) gewidmete Nedaillons, deren 
warte Bontur an Blaebrebeks erinnert; Aussagen 
über Diebe, Lunst, Lücber, Bolitik, die mitunter 
i erstaunliobe Bunde äsr Meditation verreiobnen. 
Die BetraebLungtzn sind im übrigen ungleieb- 
wertig. Mben l^otiwen, die vielleiebi noeb der 
Ausarbeitung darren, linden sieb Aeußerungen 
äes bloßen Bsprit, und die vud da —so in dem 
AbsebniLL: „Baiser-panorama", der die deutsche 
Inklation wu cbarakterisieren suebt — sind niebt 
ebne Willkür private Impressionen monumen- 
tabsierk BZ ist, als bade Benjamin mit Absiebt 
die vielen ibm wugängliebsn Aspekts in dem 
Band erökknet, um die diskontinuierlicks Ltruk- 
tur der V/elt aueb von dieser Leite der wu sr- 
bärten. Was die Oesamtbaltung der ^Binbabn- 
straße" betrikkt, so reigt die 8umme der Apbo- 
riZMen bewußt das Bnäe äsr inäiviäuabstiseben, 
naiv-bürgerlioben Bpoebe an. Die im Barock» 
bueb verwanäte Netboäe äer DissoLiiSrung un 
mittelbar erksbrener Binbeiten muß, auk äas 
Beute angewandt, einen wenn niebt revolutio 
nären. so äoeb sprengenden 8iny erlangen. In 
äer Tat ist die Lammlung reieb an Detonationen.! 
Hinter dem Lebuttbauksn kommen Weniger reine 
Wesenbeiten als vielmebr kleine materielle Par 
tikel wum Vorschein, die auk Wesenbeiten wei 
sen (Brwäbnung der Bedeutung des nüchternen 
Zustandes am Norgen, des Wasebens usw.); wie 
sieb übsrbaupt das Bueb durch seinen besonde 
ren Materialismus von der krüderen Ar 
beit unterLcbeidst. Daß an den gewobnlioh un- 
gesebenen Orten abgetragen und aukgeklärt wird, 
entspricht dem ganLM Verfahren Benjamins. 
„Meinungen," so prägt er gleiob im erZtsn Apbo- 
rismus, „sind kür den Biesenapparat des geseb- 
sebaktlieden Bebens, was Oel kür die Masebiuen; 
man stellt sieb niebt vor eine Turbine und über- 
gießt sie mit Masebinenül. Man spritwt ein wenig 
davon in verborgene Mieten und Bugen, die man 
kennen muß." 
stsin ist als Motto über äen leisten Abseknitt äsi Denken, das er bnuLe einseitig und wie 
Trauerspielarbeit gesetwt. der von dem Dmsedlag öftrem imyiör verkörpert, rsi seit dem Andruck 
der Melanckolis in die Welt goties dandelt und äes Idealismus m Vergessenkeä ge^^^^ stellt 
das Bild der Apotkeoss als einen Hinweis auk die es im Bannkreis unserer Bkuosopkw 
Brlosung deutet. Vielleicht ist die eigentbok dem der dewußt äar; dank oer Vereinigung 
keriseke Aksickt Benjamins: jenen Broweß kiei äer glereken Bäkigkelt, die er Bar! Braus üaek- 
und dort wu verfolgen, der kick im Bücken ^äe: ^gt: das „Bsunon aus einer cktomscken I mie 
vt.iM -visodsv Siwmel uvä Sülls «bspielt unc AprsAs ru vsrnsdmsn mit isrisr »näsrsn 
mitunter sicktdar in unsere Traumwelt eindrickt äie rbn die V'esenkeiten sokmecken wüt. bückt 
iimsonst kat er Teile von Proust übersetzt,
	        
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