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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

die Lichterscheinung ihrer Mutter sich nahte? 
ein Leugner bleiben, wertn er erfuhr, 
strengster Kontrolle gehaltenen Medien v. 
gewisse stoffliche Phänomene aussenden, die 
Und wer konnte 
daß die unter 
Schrenck-Notzings 
nicht nur photo- 
Mag eine Tagung den Nachteil haben, daß sie stets nur 
oft Zufällige Bruchstücke des darzustellenden Ganzen aufzeigt, 
sie gestattet dem Besucher immerhin das lebendige Eindringen 
in dieses unübersehbare Ganze von dem einen oder anderen 
Punkte aus und befähigt ihn unter Umständen dazu, richtiger 
als sonst wohl die vorhandene Spannung zwischen Er 
reichtem und zu Erreichendem zu ermessen. Die Ka- 
Lholikentagung bezeugte, daß auch innerhalb der katholischen 
Welt eine solche des Ausgleichs harrende Spannung besteht. 
Und wie sollte es anders sein? Ist die Kirche mitten in der 
Welt gegründet, so hat sie Teil an den allgemeinen Gezeiten 
von Ebbe und Flut der religiösen Kräfte. Diese, die allentz 
halben neu stch Zu regen beginnen, strömen gerade erst in sie 
ein, nicht weiter erstaunlich also — was einsichtige katholische 
Beurteiler unumwunden anerkennen —, daß hier wie anders 
wo manche Irr- und Umwege eingeschlagen werden, daß ge 
übtes und gewslltes Sein stch keineswegs immer entsprechen. 
Ein Symptmn hierfür wäre etwa das häufige Entgleiten in 
die dem katholischen Denken garnicht gemäße Scheinontologie der 
modernen Phänomen Alogischen Philosophie — ein 
Entgleiten, das sich bei Gelegenheit eines Vortrags über die 
Ehe «Äs natürliche Einrichtung wieder einmal deutlich fest- 
siellen ließ. Auch sei die Frage cmfgsworfen, Zu der u. a. die 
kaum das Mittelmaß innehalLende Ausstellung für katholische 
Hauskunst Veranlassung gab, ob nicht hie und da doch die 
Sehnsucht nach dem onäo dcM verführt, künstlich wachen zu 
wollen, was, genau im Sinne katholischer Anschauung, nur von 
innen und aus sich selber heraus wachsen kann. 
Indessen, man verstünde diese Zweifel falsch, nähme man 
sie zu gewichtig. Sie besagen nur, daß der Besucher des Kon 
gresses in den Kreis eines Lebens hineingezsgen wurde, das 
wie jedes Leben voller ungelöster Spannungen ist. Wesentlich 
bleibt allein, daß dieses Leben eine gute Richtung hat, daß es 
die drei großen Begriffe der Wirklichkeit, der Mitte und 
der Ordn ung neu zu erfüllen begehrt. Mitlebend es er 
fahren M haben in einer Stadt, die sein Sinnbild ist, war der 
Gewinn der Tagung. 
Liturgie vorgebildet ist. — 
Ueber die katholische Jugend bedurfte es nicht viel des! 
Theoretiflerens, trat sie doch selber in Gestalt zahlreicher Quick-! 
brrner, Mädchen und Jünglinge, lesbarst auf den Plan. Sie 
ischloß stch eng an ihren verehrten Führer Romans Guardini an, 
und, gestützt aus manche Beobachtung ihres Wechselverkehrs, 
glaubte man zu spüren, daß sie tatsächlich der stets und überall 
gemeinten Mitte Zuwächse. Den anerkannten Bindungen sich 
fügend, sprach und bewegte sie stch ungezwungen, Freiheit des 
Toms mischte sich gut mit geschuldeter Achtung; so schien hier! 
ein Versprechen ^gebem, das die Zukunft vielleicht doch einmal 
einlsst. * 
macht), daß die Geister in umso hellerem LiM erstrahlen, je 
vollkommener ihre Moral als Erdenbürger war (was auf 
einen gewissen Zusammenhang von Ethik und Optik hin- 
deutet) und daß sie es im allgemeinen vorziehen, tunlichst bald 
nach Eintritt in ihre neue Existenzform mit den Überlebenden 
in Verbindung zu treten. Zum Schlüsse sprach der Redner 
die Vermutung aus, daß die Seele aus strahlender Materie 
bestehe, welche Annahme eine plausible Erklärung der Hypnose, 
Telepathie usw. gestatte. .. 
Daß es Dinge gibt, von denen sich unsere Schulweisheit 
nichts träumen läßt, hat schon Shakespeare gewußt, und jeder 
Einsichtige wird sich gerne davot hüten, in den Fehler traumlos 
dahinschlummemder Schulweisheit zu verfallen. Etwas anderes 
aber ist es, wie man sich zu jenen rätselhaften Dingen Mischen 
Himmel und Erde verhält. Und da meinen wir, daß die> 
jenigen schlecht beraten seien, die auf eine fragwürdige Kunde 
aus einer fragwürdigen Geisterwelt ihre Hoffnung, setzen und 
unerlaubte Folgerungen aus problematischen Erscheinungen 
ernster nehmen als sie es in Wahrheit verdienen. Statt das er 
sehnte trostreiche Wissen zu finden, werden sie, ein Opfer ihrer 
Neugierde und Betäubungssucht, in Sümpfe des Wahns ge 
lockt und immer weiter abgelenkt von der freilich nüchternen 
„Forderung des Tages", die doch zu allererst zu befriedigen 
wäre. Ihr zu genügen und im übrigen gläubig zu verehren, 
was nur geglaubt, niemals gewußt werden kann, empföhle sich 
aber sicherlich mehr, als der zeitraubende und zudem sterbens 
langweilige Hintertreppe mit zweifelhaften ' Spuk ¬ 
gesellen, die durch des Ausspeien von Stoffen, hysterisches 
Schellen und sinnlosen Radau lediglich ihre gar nicht geister 
hafte Gottlosigkeit beweisen. 
MLderkLhr^der Tsken? j 
— Trübsal des Diesseits und alles umdunkelnde Hoff-' 
nungslosigkeit erweckt heute wehr denn je in den Massen die Be 
gierde, unsere irdischen Bezirke zu verlassen und Umschau zu 
halten in dem Reich der vielleicht glücklicher gestellten Geister. 
Da man hienieden in einem Jammertal haust, sucht man Trost 
in dem Gedanken an ein Fortleben der Verstorbenen, möchte 
man wissen und bündig bewiesen haben, daß mit dem elenden 
Erdendasein noch nicht alles Zu Ende ist. So erklärt sich das 
gesteigerte Interesse breiter Schichten für spiritistische und 
okkulte Phänomene, so der Zulauf, den neuerdings Redner 
finden, die man im Besitze genauer Kenntnisse von der Existenz 
nach dem Tode wähnt. 
Der starke Andrang zu dem Vortrag Dr. Lomer s, der 
Aufklärungen auf diesem Gebiete zu geben versprach, dürste 
hiernach nicht weiter Wunder nehmen. Und das Publikum 
mochte auch wohl auf seine Kosten kommen. Der Redner, der an 
die Untersuchungen v. Schrenck-Notzings und Flammarions an- 
knüpste, berM ausführlich über eine Fülle merkwürdi 
ger Kundgebungen Verstorbener, die, wie 'er 
versicherte, sämtlich von zuverlässigen Augenzeugen mitgeteilt 
worden seien und darum die Gewähr für ihre Wahrheit in sich 
trügen. Wen überlief nicht ein Schauer, als er vernahm, daß 
eine just abgeschiedene Seele durch hartnäckiges Klingeln oder 
Poltern ihre nichtsahnenden Anverwandten von ihrem Ab- 
und Fortleben zugleich benachrichtigte, daß ein anderer Geist, 
getreu einer schon zu seinen Lebzeiten' getroffenen Verein 
barung, durch das Zerbrechen einer Fensterscheibe seine nun 
mehr ' körperlos gewordene Existenz bestätigte und daß gar 
einer vierjährigen Waisen in Gegenwart des Anstaltsdirektors 
Das Frankfurter »Hochhaus«. 
--- Man erinnert sich wohl noch daran, daß seinerzeit das 
Projekt eines Hochhauses an der Bismarckallee viel umstritten 
wurde. Die Nachbarn erhoben Einspruch qegen das Vorhaben der 
Firma Vogel u. Co. und es kam schließlich zwischen ihnen und 
der Bauherrin zu einem Vergleich, der die beabsichtigte Höher- 
fuhrung des nach dem Platz vor der Festhalle zu gelegenen Bau- 
terls unterband. 
Inzwischen ist der erste Bauabschnitt des gewaltigen Kom 
plexes, der den Flügel an der Bismarckallee. den halben Flügel 
an der Königstraße und den Quertrakt umfaßt, fertvaestellt 
worden. Da der erwähnte Vergleich auch vorsieht, daß im Inter 
esse der guten künstlerischen Gestaltung sowohl das Hochbauamt 
wie die Öffentlichkeit über den Gang der Arbeiten unterrichtet 
werden, fand gestern nachmittag eine Besichtigung des 
Vollendeten samt der zugehörigen Pläne und Modelle statt zu der 
außer den Nachbarn die Vertreter der städtischen und staatlichen 
Behörden eingeladen waren, Architekt Vozgenberger wies 
in seiner Begrüßungsansprache mit Recht darauf hin, welche 
Forderung die Durchführung des Unternehmens in diesen schwie 
rigen Zeitläuften für weite Kreise Frankfurt, nicht zuletzt für das 
Handwerk, bedeute und streifte auch die mannigfachen Hemmnisse, 
die sich infolge der politischen und wirtschaftlichen Lage immer 
wieder der Verwirklichung des Projekts entgegensetzten. Seine 
Darlegungen dienten vor allem dem Zweck, einen Einblick in 
die Tätigkeit des Baukünstlers zu gewähren. Die Notwendigkeit 
- eines durch Instanzen und fremde Einmischungen ungehinderten 
freien Schaffens betonend — bet welcher Gelegenheit er zugleich 
dem Hochbauamt für sein verständnisvolles Entgegenkommen 
dankte erklärte er doch überall dort, wo es sich um monumentale 
Bauaufgaben handelt, eine Fühlungnahme mit der Öffentlichkeit 
für ersprießlich. Er ging sodann näher auf die Natur des archi- 
tektomschen Schaffensprozefses ein, skizzierte den Weg, der von der 
ersten Konzeption eines Bauwerks bis zu seiner endoültigen Ge 
staltung zu durchmessen ist. Schließlich suchte er das Meten des 
noch normenlosen Baustils unserer Zeit zu bestimmen, der aus 
der gleichen seelischen Grundhaltung kervorgehe wie etwa die 
Regiekunst Tairoffs, die Plastik Ärchipenkos oder auch eine 
moderne Schnellzugslokomotive, und dem es obliege, den uns be 
wegenden geistigen Mächten einen gewissen baulichen Ausdruck zu 
verleih en. 
Die in dem großen Erdgeschoßsaal gezeigte Ausstellung, 
dre gewissermaßen den gesprochenen Text illustrierte, führte gut in 
dre Werkstatt des Architekten ein. Man sah die ersten Vorstudien, 
me rn Skizzenform drei verschiedene Lösungen darboten, wurde 
darauf zu den Werkpsänen und Detailstudien weiteraeleit^ "nh 
mochte angesichts der Modelle der Fassaden, Büroräume und ein- 
ausgezeichneter architektonischer Punkte die Schwierigkeit der 
Durchbildung eines baulichen Ganzen ahnen. Pläne und Photo 
graphien verschiedener Nadbkriegsbauten Voggenbergers veran 
schaulichten den modern gerichteten Bauwillen dieses Architekten 
und eme kleine Sonderschau von Hochhäusern und anderer zeit 
genössischer Bauleistungen ließ deutlich gewisse überall durchgehende 
Zuge der 'gegenwärtigen Baukunst erkennen 
Der Rundgang durch den Torso des Hochhauses bestätigte, 
daß der Bau bisher genau nach den ursprünglichen Plänen aus- 
gefuhrt worden ist. Unwesentliche Veränderungen hat nur die 
archiLektomM Gestaltung erlitten, was sich zum Teil daraus er 
> narr, daß wegen der ALschnürung des besetzten Gebietes das Vor- 
graphiert, sondern auch verfilmt worden sind, daß einer Nonne, 
die gerade Bier holte, ihre frühere Superiorm einen Hände- 
druck erteilte, der fünf heftig schmerzende Male hinterließ? Von 
! den weiteren Auskünften, die der Redner über die Gepflogenhei 
ten der umwandelnden Seelen gab, sei etwa noch erwähnt, daß 
- bei derartigen Erscheinungen häufig ein KMesturz beobachtet 
! wird (was sie besonders im Sommer zur Annehmlichkeit
	        
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