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H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043378
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1921
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Von Dr. Siegfried Krasemeru 
Ernst WegaM- Verlag, Leipzigs 1913 
Philosophie" will nun 
Scheler u. a. das eigentümliche Wesen des naturlich-relM 
Aktes sowie das Wesen des ihm Zugeordneten Gegenstands 
gebietes objektiv herausarbeiten und gleichzeitig Gesetze des 
religiös Richtigen und Falschen entwickeln. Wenn die 
schulreform ist un ¬ 
bedingt wertvoll und notwendig, solange man sich mit ihr nicht gegen 
gegenwärtigen geistigen Situation mit einer gewissen Not 
wendigkeit entspringt. 
Zunächst einige Begriffsbestimmungen, die für die folgenden 
Ausführungen unerläßlich sind! Scheler unterscheidet zwischen 
positiver und „natürlicher" Religion und versteht unter dieser 
die naive Gotteserkenntnis, die jeder vernunftbegabte Mensch 
auf Grund des religiösen Aktes zu jeder Zeit erwerben kann 
die Jdes der Universität versündigt und nicht der verkehrten Ansicht 
huldigt, durch Umorgcmisation allein ließen sich Wandlungen er 
zielen, zu denen man erst im Stillen heranreifen muß. Gerade auf 
dem Gebiete des Geistes kann man nur verhältnismäßig wenig 
..machen" Vergegenwärtigt man sich recht, daß in dieser Zeit der 
Vorbereitung die Universität das Schicksal, ein Notbehelf zu sein, 
mit beinahe allen Gshildm des Daseins teilt, hält man sich ferner 
vor Augen, daß ihre Zukunft nicht ausschließlich von den Vorgängen 
innerhalb ihres BaNnbereiches selber, sondern in erster Linie von, 
der Entwicklung unseres gesamten geistigen Lebens ab- 
hängt, so wird man lernen, dsn Kampf für ihre Neugestaltung mit 
dem nötigen Weitblick und ein wenig Geduld zu führen und ange-- 
sichts des zunächst dem Willen Unerreichbaren sich zu bescheiden, 
ohus deshalb in dsr Bemühung UM das Erreichbare irgendwie 
nachzulassen. 
die heutige UmversiW, sondern die „Universität" als solche an und 
möchte letzten Endes an ihre Stelle die als UüiverWtssrsatz gänz 
lich ungeeignete Volkshochschule setzen. 
Folgt nun aus alledem, daß man die Hände m dsn Schoß legen 
soll? Mit Nichten! An konkreter, wahrlich nicht zu Unterschußender 
Kleinarbeit bleibt genug zu tun, und auch H 
VK „Schriften zm'Kulturpolitik". — .Ueber den Nutzen 
der Universitäten für die VoWgesam-Heit und die Möglichkeit ihrer 
Reformation/ Jena, Eugen Diedmchs, 1920, - 
Religion durch die „natürliche Offenbarung", die im 
Gegensatz zu spontaner Erkenntnis die im natürlich-religiosLn 
M erfahrbare SelbstmitLeilung von WesensLatsachen ist, also 
nicht gleich der positiven Offenbarung sich an Sein und Lehre 
bestimmter Personen knüpft. 
Bei der Erörterung des Begriffs der natürlichen Religion 
Zeigen sich nun schon jene verhängnisvollen Unklarheiten, die 
das ganze Buch durchziehen. Einmal nämlich eMpfäWt man 
den Eindruck, als ob Scheler eine allen Menschen gemeinsame 
natürliche Religion annehme, das andere Ma! wird erklärt, daß 
die „natürliche Religion in allen Religionen" von der 
jeweiligen natürlich-geschichtlichen Weltanschauungsform aü-^ 
hänge, d. h. doch wohl innerhalb der verschiedenen Kulturkreise 
verschieden geartet sei. Es leuchtet ein, daß im Zweiten Fall 
von einer allgemeingültigen natürlichen Religion nicht mehr 
die Rede sein bann. 
Setzt man sich über dieses befremdende Schwanken vorerst 
hinweg, so wird man weiter zu fragen haben, in welcher Be 
ziehung die natürliche Gotteserkenntnis Zu den auf meta 
physischem Wege erworbenen Einsichten steht. In systema 
tischen, an sich äußerst verdienstlichen Untersuchungen kritisiert 
Sheler die verschiedenen Bestimmungen, die in der Geschichte 
unseres Denkens hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Philo 
sophie und Religion getroffen worden sind und gelangt selber 
zu einer scharfen Abgrenzung der metaphysischen Vernunft 
erkenntnisse von den im natürlich-religiösen Akt zu gewinnenden 
religiösen Erkenntnissen, einer Abgrenzung, die allerdings auch, 
aus hier nicht zu erörternden Gründen, recht bedenklich erscheint. 
Philosophie und Religion stellen nach ihm zwei durchaus selbst- 
ständige, gleichberechtigte Mbereiche dar, die in keiner Weiss 
aus einander abgeleitet werden dürfen. Die Aufgabe, die 
diesen beiden getrennten Sphären entfließenden Erkenntnisse 
jeweils Zur höheren Einheit zusammenZuwsben, wird der 
„natürlichen Theologie" zugewiesen, die hiermit endlich in 
Aktion tritt. 
kriegszeit. Hatte früher ein naiver, verhältnismäßig lebensnaher 
Idealismus die Einheit der Universität erzeugt, so mußte jetzt ein 
Llutleemr, rein theoretischer Idealismus^ (der freilich dem echten, 
klassischen Idealismus denknotwendig entsprang, aber nicht dieselbe 
LeLensbedeutung besaß) die verloren gegangene Einheit vortäüschen. 
Was einstens tragende Weltanschauung gewesen war, verwandelte 
sich in einen fadenscheinigen ideologischen Ueberbau. 
Aus dem Zerfall ursprünglicher Einheit, der sich natürlich auf 
die ganze BildungswelL erstreckte, den Begriff der Bildung über 
haupt fragwürdig machte und durch eine den Spezialwissenschaften 
nachhirckende Philosophie höchst mangelhaft verschleiert wurde, er 
klärt sich indessen noch nicht hinreichend die gegenwärtig nur mehr 
provinzielle Bedeutung der Universität im Reiche des Geistes. Man 
versteht diese Wendung erst, wenn man in Rücksicht zieht, wie sehr 
sich der Schwerpunkt unseres geistigen Lebens seit der Welt 
katastrophe offenkundig verschoben hat. Im stillen schon längst vor 
bereitet, ist der Aufstand des wieder religiös bedürftigen Menschen 
gegen das seelenlose Maschinenzeitalter und die ihm entsprechende - 
positivistische Wissenschaft erfolgt. Der Idealismus selber, der doch 
die Grundvoraussetzung unserer modernen Universität bildet, wird 
von einer nicht mehr auf die Selbstherrlichkeit der Vernunft ver 
trauenden Menschheit in seiner Bedingtheit und Problematik emp 
funden, der Wert des Wissens an sich wird von einer Jugend, die 
sich vor allem nach Glaubsnserneuerung sehnt, aus einem leider viel 
fach allzu überschwenglichen AnLi-JntellekuLalismuS heraus ange 
zweifelt. Darf man aber erwarten, daß die Universität Bedürfnisse 
befriedigt, die sie gemäß ihrer innersten Natur gar nicht befriedigen 
kann? Daß sie sich ohne weiteres in einem Sinne wandelt, der ihrem 
bisherigen Aufbauprinzip stracks zuwiderläuft? Man begreife end 
lich, daß die heute bewußt oder unbewußt erhobene Forderung 
einer Neubegrenzung leerschwingenden Wissensdranges durch die 
Bannkrast religiösen Glaubens und neuen Menschentums im Kerns 
den idealistischen Wissenschaftsbegriff verneint und derart sich nicht 
nur geg-n einzene an dsr Universität herrschende Uebelstände 
richtet, sondern deren Fundamente selber ins Wanken bringt. Die 
politisch reaktionäre Haltung so vieler Dozenten entspringt sicherlich 
mm guten Teile dem unausgesprochenen Wunsche nach (künstlicher) 
Wiederbssestigung jener Weltanschauung, an die, als an eine un 
erläßliche Bedingung, ihr wissenschaftliches Wirken wie der^ Be 
stand der heutigen Universität geknüpft, ist 
Die Frage steigt allerorten auf. was zu geschehen hat, damit die' 
Universität aufs neue zum Mittelpunkt des geistigen/Lebens 
werde Man sollte vielleicht zunächst besser fragen« ob überhaupt 
in solcher Absicht allzu viel geschehen kann. Der an sich nicht ein- . 
wsndfreie Man einer Gründung von „WeLtanscha u ungs - 
Universitäten" zur Rettung entschwundener Einheit, von 
dem rMrmd des Krieges ein bekannter Professor der Philosophie 
dem Verfasser dieser Zeilen berichtete, ist durch die Zeitereignisse 
wohl überholt. Ashnliches gilt auch für den kürzlich aufgetauchtsn 
Vorschlag einer «H umänist LrÄeKFakultLt", der ja nahezu 
einstimmig Ablehnung gefunden hat. Diese Fakultät wäre bei der 
gegenwärtigen Zerklüftung unseres Geisteslebens schon von Anbe 
ginn an eine Totgeburt gewesen, unfähig dazu, auf Grund brüchiger 
Fundaments das Chaos durch einen neuen Sinn zu üöerhöhen; 
vermutlich hätte sie sich zu einem Tummelplatz für Dozenten mit 
Literarischen Ambitionen erweitert. Die Sehnsucht nach einer Vet- 
lebendigung lebensfremden Mssenschaftsbetriebes, nach einer Ein 
beziehung der Universität in die Gebundenheit volklichen Lebens hat 
auch nicht selten zur fälschlichen Gleichsetzung der Ziele einer 
Volkshochschule mit denen der Universität geführt. Wer 
solche Gleichsetzung annimmt, verkennt indessen völlig, daß er damit 
eins dem Wesen jeder Universität überhaupt widerstreitende 
Forderung ausstellt. Diese muß durch den Logos von oben her 
Einheit und Richtung erhalten, nicht aber vermag sie aus dem 
bloßen Volksleben heraus, also von unten her, Sinn und Be 
grenzung zu finden. Gegenüber einer derartigen, wie immer aus ¬ 
staffierten und maskierten „Lebsnsphilosophie" bleiben die Vertreter 
des reinen, theoretischen Wissenschafisgedankens stets im Recht. Nicht 
minder anfechtbar erscheint schließlch aus den genannten Gründen 
der Reformvorschlag von Richard B e n z?), der eine Auflösung der 
bisherigen Universität in Fachhochschulen u^d größtenteils aus 
privaten Mitteln sich erhaltende Akademien Vorsicht und die geistige 
Führung neuen Anstalten anvertrauen will, bis dsn „Erfordernissen 
wahrer Volkskultur" besser entsprechen. Auch er greift nicht nur 
Das jüngste Werk des Kölner Philosophen Max Scheler: 
^Vom Ewigen im Menschen" (U Band: „Reli ¬ 
giöse Erneuerung", Leipzig, Verlag: Der neue Geist, 
Dr. Peter Uemhsld) umfaßt in seinem kürzlich erschienenen 
ersten Band, der, wie schon sein Untertitel andeutet, der 
religiösen Erneuerung dienen will, eine Reihe von Aufsätzen, 
die bereits in der Kriegszeit veröffentlicht oder als Vorträge 
gehalten worden sind- neu hinzugekomwen ist nur die umfang 
reiche Abhandlung über „Probleme der Religion". Diese An 
lage des Buchs, die ein Nebeneinander verschieden gerichteter 
-Gedankenzüge Zuläßt, macht es einigermaßen schwierig, bis zu 
dem gemeinsamen geistigen Fundament der teils rein philo 
sophischen, teils mehr kulturpolitischen Betrachtungen vsrzu- 
Lringem Bei einem Autor von dem Range SHelers trägt 
aber lediglich eine prinzipielle Auseinandersetzung Frucht, und 
gilt es denn weniger, auf den Inhalt der nach allen Seiten 
hm sich verzweigenden Aufsätze selber einzugehen, als den Ge- 
Lankenkern herausMchälen, dem die wesentlichsten Ergebnisse 
'des Buches entwachsen. - 
In dsr Vorrede'kennzeichnet Scheler die Aufgabe, die er 
sich in dem rslimEsphilchsphisch Hauptteil seines Buches 
gestellt hat. Er will „die ersten Fundamente des systematischen 
Baues einer natürlichen Theologie" freilegen und 
durch ihm. Darbietung gleichsam eine Plattform schaffen, auf 
der die Anhänger verschiedener Bekenntnisse sich begegnen und 
über die positiven GlarMnsgegensätze hinweg Zu einer Einigung 
-gslanFen können. Die natürliche Gstteserkenntnis, so fährt 
er fort, wird diese Aufgabe nur erfüllen, „wenn sie den Kern 
^eZ TuMtmisnMS von^inen zeitgsschW Hüllen befreit 
und mit den Gedankenmitteln der phäuo m enslogischen 
Philosophie neu und tiefer begründet". Man sieht,'der Ver 
fasser hat sich zwei Ziele gesteckt: ein philosophisches und ein 
?vonn nun auch, um das hier gleich vorweg- 
Zunehmen, sein Versuch einer Herausschälung der „natürlichen" 
MauöenS'^Ls und -gebalte fshlgeschlagen ist^ so wird man bei 
Met - berechtigten- Kritik doch stets der Größe dieses Versuchs 
. eümcdenk bleiben muffen und die Kraft der Intuition anMer- 
kenrmn r der Schwer sich in die Welt der religiösen 
Phänomene versenkt. Die IrrtümeriSchelers ergeben sich aus 
seiner ganzen Fragestellung, die ihrerseits wiederum unserer
	        

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