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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Nicht an diesen Rednern liegt es, wenn oben geäußert 
werden durste, daß bei der Tagung die Krisis des deutschen 
Katholizismus selber, wenn auch verschleiert, sich kundgetan 
habe. Vielmehr an jenen wenigen anderen, die eine größere 
Aufgeschlossenheit der Welt gegenüber bezeugten und nicht von 
vornherein auf den Boden einer katholischen Gesamtkultur sich 
stellten, die keinen Boden heute hat. 
Ihnen mag der Tübinger Universitätsprofefsor Paul 
Simon beigerechnet werden. Rügte er auch schärfer noch 
und genauer als Switalski die ministeriellen „Richtlinien", so 
erklärte er doch mit hinreichender Deutlichkeit, daß er an diese 
Kritik die Forderung der Konfessionsschule nicht angeknüpft 
wissen wolle. Er schloß mit der Frage, ob der Katholizismus, 
der seit langem keinen schöpferischen Bildungsgedanken in die 
Welt gesetzt habe, aus eigenen Kräften heute eine höhere 
Schule errichten könne. Indem er seine Antwort verschwieg, 
eröffnet« er sie. 
WaS bei ihm zwischen den Zeilen stand, holte der Kölner 
Studenten-Seelsorger Dr. Robert Grosche iw' Andeu 
tungen hervor. Er stellte freimütig als seine Ueberzeugung 
Fadi kiLOlr Lür 80LL0L0KLS. Bine mterKstis 
Kais LsmmiANF. Band 2, LsrksrMs, i?. Brsrm. 
Z6S Leiten. 22 
Das dahrbuek. kür ZoLiologw, ein nach langer 
Vorbereitung von RroL. Ootttrisd 8 a 1 omon (krank- 
kurt) ksrausgegsbener Lammelband, ist, ein inter 
nationales Onternshmen; es vereinigt — rum ersten 
Ual auk diesem Oediete — Abhandlungen einer 
Reihe europäischer und amerikanischer belehrter 
von Rang. Berücksichtigt man die BcLvüerigkeiten» 
die kiek einem solchen Zusammenwirken gerade in 
nerkalb des sociologischen ^Vissensehaktsbereiehs 
und gerade naoh dem Lrieg entgegenstellen mullten, 
so dar! man das >Verk aus einem doppelten brande 
als ein Versprechen bezeichnen. Nickt nur, dnÜ es 
den Verständigungswillen demonstraidv bekundet, es 
ermöglicht auch den BinbUck in die korsekungL- 
weiss und die Diteratur der versckisdenen linder, 
ist also selber ein denkbarer Vorwurk der boÄologie. 
kr.Lt alle Richtungen der besellsehaitswissensehait 
sind in ihm dargeboten: von der erkenntnistkeors- 
tiscben an, die sieb um BsgriZsbestimmung. ^bgren- 
sung und Methode bemüht, bis su den materialen, 
die sieb, historisch oder aktueU-politisek. mit dem 
konkreten 8toK selber belassen; von der mehr 
pkänomsnologiseken Betrachtung bis Tu der induktiv 
verfahrenden, die sich tiek in die LinLelwiLsenschaf- 
ten erstreckt, ^.uck den veltanschauliohsn Aspekten 
ist einiger Raum gegönnt. Der grollte Enteil ent- 
källt auk die Deutschen; Oarl Lrinkmann, 
kranZ Oppsndsimer, Hermann LantoronieL, Lurt 
RrevLig. kerdinend Ion nies, Dudnig 8tein, Robert 
^Vübrandt haben Beiträge gelieiert, Zumeist solche, 
aus denen sich ihre typische Haltung erkennen lallte 
e st erreich vird durch Aax ^dlsr und Bans 
IretM, Ne -Schweiß durch Karl doel, Robert 
Nickels und 8. D. Duprat vertreten. ^.ullerdem ent 
hält das -lahrbuck Untersuchungen bekannter k r a n- 
2ösisob er, amsrikan iseh er, italie ¬ 
nischer Oelskrter; genannt seien nur die biamev 
von Okarles dides, Okristian Oornolisssn. ^Ikred 
Ricekoro. Okarlss Mlvood. — Die Oebrecksn, an 
denen die 8ammlung leidet, ergeben sich zm einem 
I'eil aus der 8ituation der Boaiologie. Mw andern 
sind sie an Umstände lokalerer btatur geknüpft. Da 
die LoÄologie infolge ihrer 8tellung mischen den 
empirischen ^Visssnsohaften und der Region der all 
gemeingültigen Rrksnntnisss eins kMe von Ge 
sichtspunkten Mällt^ deren gegenseitiger Ausgleich 
durch den Nengel an testen Nallstäben der Beur 
teilung erschwert vird, ist des unvermittelte Keben- 
einander der Rrobleme und ihrer Dösungen unauk- 
kebbar. 80viele Abhandlungen, sovisle Terminolo 
gien; ihre Verschiedenheiten in den vorletzten 
8ehiokten sträuben sich gegen die Iranskormierung. 
Bher abLukelken ist der Dückenkaktigkeit der ^us- 
v^akl. die im Dank der lakre rum vollständigen 
Beberblick ergänzt werden mag. Tuck gedenkt der 
Rerausgeber, in Tukunkt Beiträge über gevüsse 
Iksmen durch ^veehselseitigen Austausch aufein 
ander abrustünmen: vomit immerhin eine frucht 
bare Diskussion erö^net vürde. Der demnächst er 
scheinende 2^veite I'eil des ersten Bandes vürd ver 
mutlich schon einen kortsckritt nach dieser Rich 
tung bin aukveisen, R r- 
lisches Wesen auch Weltgeöffnetheit fordere, nicht aber dem 
Fraktionsger st huldigen heiße. 
Hinter dem offiziellen, nach außen gewandten Gesicht einer 
Tagung verbirgt sich mitunter ein zweites, dem die rechten 
Konturen noch fehlen. Es war zum Glück vorhanden, man 
konnte eS fassen. Opposition regte sich nicht nur in den Korri 
dor-Gesprächen, sie trat auch verhalten in einigen Diskussions 
reden als Warnung vor zu großem Optimismus hinsichtlich 
der Konfessionsschule hervor und äußerte sich lauter in dem 
Beifall, der den Zweiflern an der Tragfähigkeit des katholi 
schen Bildungsgedankens gespendet ward. Im Interesse des 
deutschen Katholizismus selber möchte man wünschen, daß die 
Kreise, aus denen die Opposition stammt — so der um Ernst 
Michel oder der bei der Tagung leider unvertretene München- 
Gladbacher, der wirklich Positives leistet — einen stärkeren 
Einfluß erlangten. Geschieht es nicht, so erscheint eine Zu 
nahme der Erstarrung, eine Vergrößerung der Kluft zwischen 
Kirche und Welt, unausweichlich. 
Als Nachtrag noch: dem Kongreß waren Arbeitsge 
meinschaften angegliedert, die erweisen sollten, wie vom 
katholischen Gesichtspunkt aus die verschiedenen Unterrichts 
fächer zu durchdringen seien. 
erziehen; die nur formvolle Prosa Guardinos und die 
verblaßte ästhetizistische des auch zitierten George ermutigen 
nicht zu solchem Versuch. 
Im Mittelpunkt der von zahlreichen Philologen besuchten 
Tagung standen die Vorträge und Aussprachen ü .er die Kon 
fessionsschule. Auf ausdrücklichen Beschluß hin — 
warum diese idealistische Enthaltsamkeit? — wurde von schul- 
poMschen Erörterungen abgesehen; dennoch hielt es nicht 
schwer, aus den grundsätzlichen Darlegungen die praktischen 
Schlüsse zu ziehen. 
Der Gedanke der konfessionellen höheren 
Schule beherrschte den Kongreß. Ihm verliehen von Amts 
wegen, die Bischöfe von Münster und Osnabrück Ausdruck. 
Ihm sprach als einer der Hauptredner der in der katholischen 
Schulorganisation führend tätige Jesuitenpater Dr. Schrö- 
te l e r das Wort. Gestützt auf die üblichen Argumente des 
traditionalistischen katholischen Universalismus verneinte er 
Len durchgreifenden Anspruch des modernen weltlichen Staates 
-auf Bildungsvermittlung, deren er seiner Natur nach nicht 
fähig sei, und wies ihm etwa die Rolle eines Mäzens an, von 
dem man die Bekenntnisschule im höheren Schulwesen und 
die ausgiebige Subventionierung entsprechender Privatschulen 
fordern müsse. Bekenntnisschulen, wie billig, auch für die 
übrigen Weltanschauungsgruppen, denen ein subjektives Recht 
auf sie zustehe, wenn auch nicht das objektive der Kirche. 
Immerhin gewährte der Redner dem Staat einen gewissen 
Spielraum: er dürfe ein Mindestmaß von Bildung verlangen 
und Schulen auch von sich aus gründen. Das Bedenken seiner 
möglichen Gefährdung durch die Privatschulen wurde mit dem 
Hinweis zu entkräften gesucht, daß gerade Unterrichtsfreiheit 
die nationale Einheit fördere; wobei nur zweifelhaft ist — 
oder vielmehr nicht zweifelhaft — welchen nationalen Par 
teien jene Freiheit hier faktisch zu gute käme: kaum zu er 
wähnen nötig, daß Schröteler gegen die Simultanschule 
protestierte. Er tat es im Namen der Bildung, die lediglich 
innerhalb des katholischen Bannbereichs Einheit, Tiefe, Frei 
heit und Stetigkeit erhalte. Auch in diesem Falle wieder eine 
These, die dem realen Zustand den ideologischen unterschiebt 
und allein unter der Voraussetzung des Fortbestands der 
mittelalterlichen Universalkultur sich erwägen ließe. Da in 
dessen die Voraussetzung unzutreffend ist, wird man schon die 
Simultanschule gelten lassen müssen und der Ansicht des Red 
ners, daß die Konfessionsschule das „Morgenrot der Freiheit" 
bedeute, die Zustimmung verweigern. 
Pros. Switalski (Braunsberg), der etwas zurückhal 
tender formulierte, mündete am Ende in das gleiche Ergebnis 
wie Schröteler ein. Er wandte sich vor allem wider den 
neudeutschen Idealismus, der den „Richtlinien" 
des preußischen Kultusministeriums zugrunde liege. Als 
Gegengift gegen die idealistische Verklärung menschlichen 
Schöpfertums befürwortete er die Aufrichtung eines theozen- 
trischen Idealismus, der den sich allseits von Gott abhängig 
fühlenden Menschen in die Mitte rücke. Was die Konfessions 
schulen betrifft, so unterstrich er, daß sie allen profanen An 
forderungen gewachsen sein müßten. 
.hin, daß es ein eindeutiges, programmatisch festzulegendes 
! katholisches Bildungeideal nicht gebe. Der einzelne Katholik 
müsse daher als Einzelner in die profan« Welt hinein 
steigen, um in ihr, ein in paulinischem Sinn erneuerter Mensch, 
zu wirken. Versteife er sich dagegen auf die Behauptung einer 
katholischen Eigenkultur, so schaffe er nur ein neues Gh etto 
um sich her. 
Daß die Sätze GroscheS von offizieller Seite nicht un 
widersprochen blieben, war zu erwarten. Seiner Auffassung 
mit ihrer Spitze gegen die Konfessionsschule — sie ist den 
jüngst in der „Rhein-Mainischen Volkszeitung" erschienenen 
Ausführungen Ernst Michels über den gleichen Gegenstand 
verwandt — schloß sich noch der bekannte Pfarrer Laros 
an. Er fühlte sich zu betonen genötigt, daß wahrhaft katho-
	        

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