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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

kurzen Abständen artikulierte Schreie aus. Eine ^ 
rotglühende 
Bonbons aus dem Bazar. Eine kreuzt die Straße, es leuchtet rosa 
ge- 
gekehrt. 
Tierchen, 
Hinter ihr 
die Hüpfen 
Hirtenstab hütet sie. 
farbig eingewickelte 
Cognac-Marke zittert in Wonnen. 
Die Frau hat der Straße den Rücken 
tummeln sich die Taxis, lustige mechanische 
und pfeifen; ein Schutzmann mit seinem 
Hinter ihr kommen Huren vorbeigeweht, 
dem fünften Akt mit gallopierenden Pferdchen auf den Friedhos 
kutschiert. Besser noch, als zum Ueberfluß in die Wandelhallen 
des Lebens gestoßen zu sein. 
Die Frau harrt, ein schmales Riff in dem Glanz des Cafes. 
Vergeblich müht sich ein Fremder, ihr ein Geldstück zu reichen. Sie 
blickt empor, ohne die Arme aus der Beschränkung zu lösen. Noch 
sind ihre Züge nicht alt, aber eine konfuse Bilderschrift steht in den 
Augen. Die Münze rollt auf das Pflaster. 
ver- 
der 
die 
zwischen den Trams, den Cabs und Chinesen, das Wagnis 
lingt, sie landet am anderen Ufer. 
Die Frau dreht sich nicht um, sie hat sich an diesem Cafe 
sehen. Mitunter läßt sie sich, als sei sie ein Gast, auf einem 
Stühle nieder. Der Kellner jagt sie auf, einmal, zweimal, 
Stühle sind zum Trinken, nicht zum Sitzen bestimmt. Sie bleibt. 
Nicht als ob sie auf und ab ginge, wie andere tun, die jemanden 
erwarten oder einfach zu schlendern belieben. Nein, unnachsichtig 
behauptet sie ihren Posten, eine graue Mahnfigur, mit verschränk 
ten Armen Der Glanz hier bannt sie. in seine Zirkel. Wie eine 
Fliege ist sie ins Licht gefallen. 
Das Hafenviertel muß sie ausgebrütet haben. Ihresgleichen 
entwächst den Ritzen der Hauswände dort, blüht mit dem Gassen- 
kehricht, der, wie in Neapel nur, sich zu vegetativen Gebilden ent 
faltet. Die Gassen in ihrer Mehrzahl sind Treppen. Auf Podesten 
und Stufen vollziehen sich im Halbdunkel Improvisationen vor 
dem Nichts. Ein Knabe spritzt Wasser von oben, in der Pfütze 
unten — kaum steht man sie noch — lassen Kinder ihre Borken- 
schiffchen treiben. Aus den Schiffsleibern lebt flch's in die Bars 
herein und entleert sich wieder in die Schiffe. Vorhänge, die 
Zeichen geschmückter Dauer, böten den Durchziehenden ein Zuviel 
an Behagen; neben den aneinandergerechten Instituten der Liebe 
hat hygienische Fürsorge erst ein öffentliches Hospital für Ge 
schlechtskranke errichtet. Lichtet das Dickicht für Augenblicke sich, 
so scheint als Vorhut eines gesicherteren Erbteils die Kirche dlotrE 
Dame dc la Qarde herab. 
Den Hafengassen nur kann das WeiL entstiegen fein. Nicht 
immer spielen in ihnen sich die Kinodramen auf der Leinwand ab, 
nicht immer wird in den Schießbuden auf die bleichen Kügelchen 
geschossen, die über einer Miniaturstadt wie Wundersterne hin und 
wieder fliegen. Zu süß ist das Lächeln der bläulich getünchten 
Burschen, die Schwüle zu drückend, in der die Banden, schau- 
Mnde MoLLMen, das WexLel beAreMen. MMe w^rdm mK 
senkt werden. 8ie 
Osten nack XVesten erstreckt, und dem VVirt- 
sckaltsLügel in nordsüdlicker picktung. Die 
L X kubiscken blassen sind okne jede Desckönigung 
mit drastiscker Klarkeit aneinander gelugt. Kim 
die Lkene und den launus in das Klaus ein- 
Lube^leken, kat der ^rckitekt Klauern aus Okers gebildet: die 
kandsekalt dringt völlig nack innen, nenn die piesenlenster ver- 
dem Kückentisck auts bükett und Zurück kelördert. Die Kücke selbst ist 
ein meckanisckes Kunstkabinett. Das Innere ist ßlatt und kubisck ßetormt. 
Lin Zuviel an kinien suckt man vergeblick. die unentbekrlicken sind 
scknittig und von grobem ^ug. Die lektonik der ddöbel stimmt mit der 
des klauses überein. Veleucktungskörper und 8tükle reißen ein kantiges 
Venekmen. das entsckieden. dock nickt ungefällig ist. ^uck die Karden geben 
sick mit jener Zickerkeit, die das ganre Oekause bestimmt: inmitten des 
weiden Orundtons kükren Korallrot und Vlau eine kräftige 8pracke. Dies 
ist ein Ideim für gerade dlenscken, die dem Dunkel abkold sind, Vewegung 
lieben und bewudt Enteil nekmen an der Zeit, käst nimmt sick der klügel 
in der klaUe ein wenig anackronistisck aus. Dock es ist gut. dab er kier 
eine Ztätte gefunden kat- Dl'. 8. 
In Oinnkeim bei krankfurt kat sick 6er neue 
frankfurter Ztadtbaurat L/-nst ?7cr^ sein Daus L UZ / 
errichtet. ks blickt von einem klang aus die 
weite I^iddaebene mit ikrem lockeren 8aum- 
wucks und Lkren abgeteilten keldern: im Klinker- 
gründ deknt sick 6er Taunus. Das Klaus ist aus jener ent- 
scklossenen Daugesinnung geboren, 6Le bisker rumal in ldolland 
slck ausgewirkt kat. Klan kat für 6Le8e Oesinnung nickt ru Dn- 
reckt das Zcklagwort 6er „neuen 8ack/ick- 
koit" geprägt. In 6er pat, Lkre -^bsiekt ist. 
sacklick Lu sein: auf 8ckmuck ?u verdickten, 
6er 6en 8edürfni8sen einer vergangenen 
Oese!lsckaft entsprack: kläcken. päume. 
Klassen ru sckaüen. 6Le 6em tecknisck ge- 
sckulten Zinn 6e8 keutigen klenscken 6ie 
Antwort erteilen. Zolcke Zacklickkeit ist 
ästketisck gefordert. weil sie 6ie mo6erne 
kebenswirklickkeit so unromantisck kin- 
nimmt, wie sie sick gibt. Dad dieser Kon 
struktivismus nur ein Durckgangsweg ?u 
erfüllteren Oestaltungen sein kann, muk 
nickt ausdrücklick erst gesagt werden. Dock 
ist er 6arum nickt min6er notwendig. 8eine 
Kargkeit entlarvt 6ie Zckeinkaltigkeit 6es 
von frükeren Kpocken erborgten Prunks, sie 
ist der Ztrenge unseres Luderen kebens ge- 
mäd. Das llaus von Klaz' bestekt aus xwei 
Vaukörpern: dem llauptbau. der sick von 
scklieken den klittelraum ab. der durck die 
rwei Oesckosse gebt, vie drei >Voknräume 
des Krdgesckosses steken durck breite Zckieke- 
türen mit Lkm in Verbindung. Oeilnet man 
sie, so bilden die päume einen einzigen 
paumkristall. Von seinem Kern, der groben 
ldalle, iükrt eine 'kreppe rur Oalerie, die 
den Zutritt ru den 8cklai- und ^lädcken- 
rimmern und dem 8onnendack vermittelt, 
.^uk dem Lacken Qack des klauptbaus kann 
man sick tummeln, kickt und Kult gelangen 
okne Omsckweil in die entlegensten kicken. 
?dan geniebt sie vor allem in dem nack 
8üden 2U angeordneten Oarten, der, eine 
gern geleistete Konfession an das 8tadion, 
ein windgesckütftes ^Vasserbadebecken ent- 
kält. Die teckniscken Kinricktungen sind 
vollendet. 8tatt des Usektucks dient die 
mattgesckkilene Olasplatte des kibtisckes: 
durck den l'unnel einer Ourckreicke werden 
die Speisen von 75 
I>ie Arau vor dem Haft 
Marseille, Anfang September. 
Vor dem kreisrunden MarmorLischchen eines Cafes der Oanne- 
biore steht abends eine Frau. Ihre nackten Arme sind über dem 
Bauch verschränkt, der vorgeworfen ist, als habe er viele Kinder 
getragen. Um den Körper hängen Lappen, die den Anschein eines 
modisch ausgeschnittenen Kleides erwecken. Die Haarsträhnen ver 
wirren sich zum Zopf, ein zernagter Pelz möchte den Hals decken. 
Die Tischchen vor dem Cafe sind elektrisch beglanzt. Gegenüber, 
nach dem Alten Hafen Zu, auf dem Oours Lolsunce, überall sitzt 
man an solchen Tischchen, auf bunten Stühlen, um blaue 
Syphons. Die Frau hätte die Wahl unter den Gürnzpunkten, aber 
sie weicht nicht vom dem Cafe, das sie sich zum Schauplatz ihrer 
monotonen Betrachtungen auserkoren hat. Regungslos süert sie 
in die Helle. Die Gäste kümmern sich nicht um sie. 
Die Straße, auf der sie steht, ist keine gewöhnliche Straße, son 
dern ein Jahrmarkt, ein Panoptikum, ein WeltversammlungsorL. 
Marokkaner in Burnussen wallen, Bündel weißer Tücher, durch 
die ihre Stehkragen Aazierer^ 
über ungerodete armenische Bärte fuchteln Hände. Ein Mann hält 
Kanarienvögel in Blechringen feil. Er bringt den Ring zum Krei 
sen, der nun als Kugel erscheint, ein durchsichtiger Käfig, in dem 
das Vögelchen schmachtet. Die neueste Pariser Journale stoßen in
	        

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