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H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043387
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1931
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

^-^72 -277 
Mue MMWare. 
Berti«, im April. 
Es ist zur Zeit nicht möglich, über neue Filme viel Mitteilens- 
wertes zu berichte«. Der Warencharakter ist ihnen sa fichtvar 
ausgeprägt, daß sie andere, sachlichere Funktionen kaum noch er- 
süllen. Es sei denn immer wieder die eine: dem Publrrmn -uft- 
schlöjser vorzngaukeln, die es für die schlechte Unterkunft im A.-tag 
entschädigen sollen. Aber das ist von, mir schon 
worden und nachgerade bekannt. Verstärkt hat sich allenfalls rn . 
der letzten Zeit der Drang nach Stabil is'^rung. Man erverimen-- 
ttert nicht gern, man scheut davor zurück, pch mit bedenklichen 
Themen auch n,ir einzulassen. Hemmmmsn, die nicht eben vom 
Nuternehmergeist der Produzenten zeugen und durch dre Meri- 
sehen Eingriffe der FilmoberprüMelle noch verstärkt werden mögen. 
So kommt es, daß die Filme mehr und mehr den Eindruck ge- 
normier Fabrikate Machen. Sie find nrit Routine hergestellt, haben 
nur den Ehrgeiz, marktgängig zu fein, und halten insgesamt eine 
ungute Mitte ein. Jene Mitte» die nicht einen Ausgleich der Kräfte 
erstrebt, sondern sie überhaupt nicht ins Spie! mit einbezieht. 
-Schwer lastet der Druck der kulturrcaktionären Mächte auf dieser 
ganzen Produktion. Im selben Primus-Palast, in dem Monats 
hindurch der Film: Drei Tage Mittslarrest" lief, kann man sich 
neuerdinas an dem Militärschwank: „Der Schrecken der Garnison 
erqöken/und die Wiener Walzer-Filme nehmen kein Ende. Wie 
ein Medikament wird die gute alte Zeit der neuen eingeflößt, der 
es dadurch sicher nicht besser geht. 
H - 
Der zu früh verstorbene Lupu Pick hat fürs Deutsche Lichtsprel- 
Syndikat einen Film: „Gassenhauer" hergestellt, in dem 
allerhand schmackhafte Ingredienzien zusammengemilcht werden: 
künl nette junge Straßensänger das Motiv ist von Rü-Ne Cwf.r 
übernommen ein Mädchen, -das die Burschen betreut; ein 
Kriminal-all, der d-m lnftcre Ensemble eine Zeit,lang düster grmm 
diert; ein ganz hübscher Schlager, dem es nicht Zu viel wird, 
immer wieder dremzuschlagem Wandervogelromantik, Boh^me- 
leben und mondäner Barzauber — man hat ersichtlich damit ge 
rechnet, den geplagten Zuhörern sozusagen ein geistiges Wochen 
ende zu bieten. Der Regie Picks find ein paar schöne-Einzelheiten 
gelungen, m die er so verliebt gewesen ist, daß er.fie-zu breit aus 
gemalt, hat. Maria DalSajcin spielt eine spanische Tänzerin auf 
charmante Weise vulgär. 
Auch der . Fasching ist noch stets eine Qrse gewesen. Seine 
Reize nutzt der Joe Mah-Film: „...und das ist die ^Haupt- 
suche!?" aus und ab. Beinahe der ganze Film ist mit Faschmgs- 
treiben anaemllt, mit Konfetti, komischen MaÄcn, Geknutsche rn 
TelephonZEen und dem Wirbel tanZender Paare. Eine technisch 
vorzügliche Leistung, die HinLerZrundsgerLusche, Musik und Ge 
sprächs geschickt übeMendet, aber lei.der in den Dienst geringer 
Zwecke gestellt wird. Denn die riesige Aufmachung ist nur die 
Foliebsmer Gelegenheit zu pikanten Szenen 
gibt. Man kann galante Bsulevardstücke lieben, ohne von dieses 
mMlanten Vergröberrmgen entzückt zu sein, denen man schon 
von weitem ihre Aufgabe aMnerkt, das Mit erotischen 
Gewaltmitteln Zu betäuben. Harry Liedtkes Stimme trübt das 
Rosenrot seines Lächelns. Die Augen von Ursula Gmbley such 
Zwei lustige Jongleure. Es fehlt natürlich nicht ein Kriminal- 
lmnmissae mck der landesübliche Schlager. 
ü H. . 
„Greta GarLs spricht deutsch^ — Liese Lockung ist keine 
mehr, wenn man sie in dem Film: „Anna Christie" gehört 
hat. Ihr dunkles, rauhes Orgaw paßt nicht zu ihrer Figur, mögen 
andere, von der Schönheit der Frau verzaubert, sich auch em-- 
bil-dLn, das Gegenteil träfe zu. Ueberdies ist ihr Spielvermogek 
bLscheiden zu nennen« Sie soll eine Dirne darstellen, die trinkt, 
raucht und abgegriffen ist: aber wer glaubt ihr schon die Ver 
kommenheit, auch wenn sie noch so wegwerfend: Quatsch" sagt 
und ausgelaugt vor sich hmsLarrt? Mau ist nicht ungestraft ein 
makelloses Weltideal, mch die Pflicht, den schönen Schein Zu ver 
körpern, vertragt sich schlecht mit der anderen, körperlich Zu er 
scheinen. Das Stück selber: .ein oller, ehrlicher Seemanns 
schmarren, der Jacques Feyder in Auftrag gegeben worden war. 
Er hat ein paar gute Mhelbilder geliefert. Das ist alles. 
. S. Kraeauer. 
Was M Kerr Kacke hm? 
Von S. Kraeauer^'/ - . 
Ein Student namens Gustav H 0 ck e hat an A lfredDöbli n 
mstM Brief gen dew. er ihn anfragt/wie en 
jMP gMidete Menschen sich heute zu verhalten hätietn Ich finde 
durchaus in Ordnung und jedenfaN viel- 
vWtecheM mLschiedMM Radikalismus Mncher-Awan- 
WjWiger, denLn schon vvrbestimmt ist, daß sie mach aber zehn 
Jahren iln ärgsten Spießbürgertum enden werderr. Dennoch glailüe 
Md Hockes^ Brief die Einstellung unserer 
MidWLWjM exemplarisch darbietet. Und Zwar desWü nicht, 
weil. Hocke rucht nur ununtLrrichtLt ist, sondern auch eine Leere 
verM, die sich schwer ausMen laßt. Dieser Student Hocke ist. 
wahrhaftig eine Lücke, in die alles hlneingestopst werden kann. 
Partoirichtuttgen, WelLärrschauuj^ politische WillensbUdungen 
Kd.Hm nicht mehr als äußere ErscheinüngLn, die er ohnehin auh 
Zählt, ohne eine von ihnen völlig zu verabscheuen oder sie an sich 
W pMen, od^ sie M Zu verstchen' Gü unheschrkben^ Blatt, 
dW M dage^ Wirklich beschrieben Zu werden. „Da 
WchelU freMdM her das schöne Frankreich", meint 
Hücke-M entdeckt gleich hinterher dort drüben 
Ms Harmonie, die Zu unserem Zustand -nicht passe. Ebenso bündig 
erledigt er Amerika mid Rilßland, und das gegenwärtige Italien 
erWink ihm emer ZnpLntarlfienlng rricht einmal wert. Nach dem 
ganM MMmperdU M Mmen stellt unsek Sr mplrZius 
dann seine Gretchenfrage; wobei er immerhin auch von jenem Teil 
der Fugend abrückt, der sich eindeutig zu den rEonären Mächten 
bekennt. Wenn er sich nur überhaupt Zu etwas bekennte! Aber ich 
halte beinahe -dafür, daß Hockes. Brief bereits ein Zeichen der 
fürchterlichen Neutralität ist, die sich, heute in Deutschland aus- 
breitet. Dieser Neutralität aus OhmMchk, die Lei uns fast alle 
öffentlichen MamfsM und cntrminnt, und -die 
eirunder nicht etwa ins GleichgewichL zu 
bringen sucht, sondern sich der dialektischen Auseinandersetzung 
Mit ihnen einfach entzieht. - 
Höblin hat, wie man sich erinnert, während her zweiten Halste 
des Vorjahres als-Antwort'auf den Hocke-Brief vier Aufsätze in 
de^Mchrist-:' „Lage-Huch" veröffentlicht. Sie bilden den Kern 
seines neuen Buches: ,Missen und Verändern! Offene 
Briefe an einen junge u M ensche n" (S. Fischer Verlag, 
Berlin 1931. 169 S. Geb. Mk, 4.90), in denr er das einzige tut, 
was m der Tat fruchtbar ist: 
rlchmen. Zum Anlaß, die Lag e de r d e ut sch-en 
F nLelligenzschicht Zu veSreiLen. ""„Akademiker und Nicht- 
akademiker gehören zu ihr. Junge und Alte, Studenten, PvoMre^ 
HUMN -ünd Polksschulleh^^ Juristen, Ttzeo^ 
VoflMirMafLer, B-esnlk^ Freie Schrüft^ ... Es ist eine unge- 
heM. und wichtige Schicht; sie steht sich immer angefaßt als 
hängsel -und Zubehör zu irgerrdwelchen Parteien, Gruppen und 
Organisationen, wo sie mitlaufen darf, wo sie irgendweM 
esserck von sich vertreten sieht, wo nwn sich lächelnd im. übrigen 
vor ihr verbeugt und sie auch lächelnd ihre abseitigen 
lW/ 
AudWtz^ M den: Studenten Hocke sagt, wo er stehen und 
waL^auk^ solle,. .ZnLLlligM..übLr„K^ 
Rolle mMären, die sie zu spielen hat. 
* 
üAie wird' grundsätzlich die Seite 8er Unterdrückten, der 
Niedergehaltenen, der Arbeiterschaft treten, müssen — .das ist daK 
erste', Wässer'ihr anbefiMt^ Mit einem Freimut, de^ ehrt, er 
klärt er sich gegen den Kapitalismus. Es ist neben dem national 
ökonomischen Betmchter vorwiegend her Arzt und der Physiogno- 
miker, der sich hier äußert. Er'geißelt die „gnadenlose Nuhlich- 
keit", die sich in derr Gesichtern promE Wirtschaftsführsr 
auspräge, und unterstreicht deir „Schädlingscharakte/ des Herr 
schenden WirtschasMhstems in. psychischer und LiologW Hinsicht. 
Ich Wie es für umso überflüssiger, das Gewicht dieser Argu-
	        

Hinweis zur Vollständigkeit

Die Blätter 89 und 90 fehlen im Original.

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