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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Nan wird in dem Duob .vergebliob naöb einem 
TVort über das Lampkrie! und naeb inbaMoben 
Oespraoben Sueben. Aber so muA es auob sein. 
Denn Anna ^gbeks besokreibt die DewsgunZ 
niobt von aubon ber, sondern spriobt aus der 
den Tag ein, sie umging ihn wie «inen heißen Brei. Ver Herr 
aus Hondon erzählte unter anderem, daß die Arbeiter dort 
ihren Platz im Leben kennten, daß man in den Straßen keine > 
Hupen höre und der Hyde-Park von einem Gitter umgeben 
sei, das nachts geschloffen werde. Stimme zum Tag? Eine 
„Generalanzeiger-Plauderei aus der Provinz. Uebrigens be 
sorgte derselbe Londoner Plauderonkel auch die Ketzereien am 
Wochenende. Und zwar ketzerte er zum Unterschied von Köhn 
nicht ungehemmt darauf los, sondern bemühte sich im Gegen 
teil, uns von der Neigung zur Ketzerei zu befreien. Wir 
möchten uns doch nicht immer gleich ärgern und um jeden 
Preis recht haben wollen! Wir möchten ein . wenig Humor 
haben? Wir möchten uns gegenseitig Achtung entgegenbringen! 
Es fehlte nicht viel, und man wäre von dieser Ketzerei, die 
eine einzige Bußpredigt war, ergriffen gewesen. Schade nur, 
daß sie von einem Ort aus gesprochen wurde, an dem man 
neuerdings dem Gegner keine Achtung mehr entgegenbringt 
und um jeden Preis recht behalten will. Der Wolf im Schafs 
pelz, der Frieden blökt , . . Hält man diese unangebrachte 
Mahnung zur Versöhnlichkeit mit der geistesabwesenden Be 
handlung der Aktualitäten zusammen, so ergibt sich, daß die 
dem Rundfunk jetzt vorgeschriebene Aufbauarbeit am Staat 
im Abbau der Kritik an ihm und darüber hinaus in der mög 
lichst weitgehenden Verdrängung unserer Zustände aus dem 
Blickfeld besteht. Je dunkler es um uns ist, desto besser ver 
richtet der autoritäre Staat die Aufbauarbeit allein. Und. die 
des Rundfunks beschränkte sich darauf, mit Hilfe der Laut 
sprecher lauter Stille im Land zu züchten. 
Dieser kleine Programm-Querschnitt genügt, wie ich glaube, 
um uns über die negativen Leistungen der „System"-Geg- 
ner aufzuklären. Sie, die sich in der Kritik der Demokratie 
gegenseitig überbieten, beweisen einstweilen im Rundfunk ihre 
Unfähigkeit, irgendetwas besser zu machen. Statt die frühere 
formale Neutralität aufzufüllen, treiben sie mit sturer Ein 
seitigkeit Parteipolitik und berauben uns zugleich der Vorteile 
jener Neutralität. Statt den Kampf der Meinungen zu leiten, 
unterdrücken sie ihn. Statt eine Haltung zu vermitteln, predigen 
sie die Gesinnungen, die ihnen passen. Statt den deutschen Geist 
auszubreiten, hüten sie sich vor ihm. Merkt man, woher der 
Wind weht? Aber es weht gar kein Wind. Im luftigen Büro 
haus an der Mäsuren-Allee herrscht vielmehr eine Stickluft 
wie niemals zuvor. 
III. 
Um wieviel überlegen war das „System* seinen vermeint 
lichen Ueberwindern! Vielleicht zeigt sich erst heute, daß die 
leere Neutralität, die es übte, auch einige Tugenden 
besaß. Sie erlaubte dem Rundfunk wenigstens, unbefangen zu 
experimentieren und bedeutende Köpfe und interessante Gegen 
stände aus den verschiedensten Sphären zu bieten. Und mochte 
sie ziellos sein und manchmal schlecht zu wählen verstehen, so 
ließ sie uns doch die Wahl und unterschlug nicht gerade das 
Beste. Jedenfalls steht nach diesen Monaten veränderter Rund 
funk-Praxis fest, daß der alte Zustand dem jetzigen vorzuziehen 
ist, daß — in einem so gemischten Land wie Deutschland vor 
allem — jene Neutralität, die der einen und der anderen Rich 
tung Raum gibt, mehr taugt als das unliberale und 
intolerante Verfahren derer, die den deutschen Geist 
gepachtet zu haben glauben. Fast scheint aus ein paar schwa 
chen Anzeichen der jüngsten Zeit gefolgert werden zu müssen, 
als ob sie, die neuen Machthaber, an der Richtigkeit ihres 
Kurses selber zu zweifeln begännen. Wenn sie aber nicht 
gründlich umschwenken, istderBankrottdesdeutschen 
Rundfunks als eines Kulturinstrumentes be 
siegelt. 
Rede ich einfach einer Wiederherstellung des Früheren das 
Wort? Aber ein durchschauter Zustand kehrt nicht zurück. Und 
ist auch erwiesen, daß die jetzige Rundfunk-Bürokratie das bis 
herige „System* nicht nur nicht erledigt, sondern gegen ihre 
Absicht eher gerechtfertigt hat, so bleibt doch die Frage fort 
bestehen, ob nicht die formale Rundfunk-Neutralität in eine 
substantielle verwandelt werden könne. Man ver 
stehe mich recht: ich setze die heute doppelt einleuchtende Not 
wendigkeit ihrer Aufrechterhaltung voraus und erhebe eine 
Frage, die sich aufs außer- und vorpolitische Verhalten in 
Deutschland bezieht. Sie gilt dem Vakuum, das sich zwischen 
den Parteien dehnte und die inhaltlose Neutralität von sich 
äuZ bedingte. 
Dieses Vakuum, dieses Nicht-bei-sich-sein der Menschen 
rührt von einem bei uns tief eingewurzelten Hang her, den 
auch der deutsche Idealismus bezeugte: vom Hang, die wirk 
liche Existenz um irgendeiner Idee willen zu versäumen, das 
Allgemeine zu denken, ohne es mit dem Besonderen zu ver 
knüpfen, in das eingesenkt es doch erst Dasein gewönne, und 
über der Weltanschauung die Realität zu vergessen, auf die sie 
hinzuweisen hätte. Nenne man es Romantik, Doktrinarismus 
oder wie immer — stets und überall wiederholt sich in Deutsch 
land der Vorgang, daß sich die Menschen von ihrem Sein ab 
heben und eine Doktrin aufsuchen, die sich zu jenem Sein 
meistens windschief verhält. Sie verlassen sich: sie leben 
hier und argumentieren dort. Alles Existenzmäßige muß 
so veröden; um ganz davon abzusehen, daß der Mangel an 
einer engen Fühlung zwischen vielen parteipolitischen Kon 
struktionen und der zu verändernden Realität die politische I 
Durchgestaltung dieser Konstruktionen selber verhindert. I 
In seinem ausgeZeichneöen Aufsatz: „Der Turmbau von 
Babel. Zur Krise des deutschen Rundfunks" (vergl. Reichs 
ausgabe vom 29 Oktober) bestimmt Alfons Paquet die Auf 
gabe des Rundfunks wie folgt: „Es gibt auf diesem Felde 
gar keine höhere Chance als die äußerste Intensität der künst 
lerischen, geistigen Leistung." Vielleicht ist dem Rundfunk noch 
eine andere Chanoe eröffnet, die der Ausnutzung der von 
Paquet gemeinten gewiß nicht im Wege stünde; eine Chance 
auf lange Sicht. Wie kaum ein anderes Instrument könnte er 
dazu dienen, den deutschen Menschen der von ihm 
immer wieder Preisgegebenen Wirklichkeit 
zuzuleiten. Ich bin mir dessen bewußt, daß nicht alle . , 
Parteien gleichmäßig an dieser Forderung b-eteMt^sind; troh 
der politischen Konsequenzen aber, die sie ZweWlos in sich 
birgt, ist sie zunächst vorpolitischer Art. Den unseligen 
deutschen Doktrinarismus zu brechen, dem keineswegs die 
extremen Parteien allein frönen; der falschen Romantik die 
Auswege zu versperren; eine richtige Verbindung Mischen 
den theoretischen Begriffen und dem Wirklichkeitsstoff herzu 
stellen, der mit ihnen korrespondieren müßte; das Gedachte 
jeweils dem Gelebten und das Gelebte umgekehrt dem Ge 
dachten zu verpassen; die vorhandenen ExistenzforMN so ins 
Licht zu rücken, daß sie schlechterdings niemand mehr zu üben 
springen vermag: das ist die Aufgabe, die dem Rundfunk eine 
inhaltliche Funktion verliehe. Sie schreibt ihm eine bestimmte 
Richtung vor und laßt sich auf unzählige Weisen anpacken. 
Man kann ihr zum Beispiel dadurch gerecht werden, daß man 
verschiedene Urteile über ein Ereignis, einen Film usw. zu- 
sammenstellt und sie mit dem beurteilten Gegenstand selber, 
so gut es geht, konfrontiert; daß man bei gewissen Diskussions- ' 
Veranstaltungen stets auf die Konkretion der geäußerten Ab 
sichten dringt; daß man drastische Fälle der Verblasenheit W 
oder eines exemplarischen WrMchMssinnes behandelt usw. 
Aber es ist hier weniger an den Beispielen Äs an der An 
erkennung der Methode gelegen. Machte der Rundfunk sie sich 1 
zu eigen, so erhielte seine Neutralität endlich Substanz, und W 
am Ende wäre dann auch eines Tages in Deutschland eins 
Politik möglich, die sich zwischen wirklichen Menschen und W 
nicht zwischen Phantomen abspielte, M 
NlILS VOLL KSDttS. 
Von 8. XrLLLuer. 
Das 8uod: „V i e 6 e k s d rt s n" von n n s. ,, 
88gksrs sOustav Lispsnkousr Vsrls.^, Lsriin. So 
319 8. gsd. S.8V) ist sixsutliok kein Roman, son- 
äsrn eins CdronL. Lins Ugrtxrsr-Ckronür. Dar- / 
gssisÜt wird in ibr äas Dsbsu (und 8tsrbsu) vis 
ier brausn unä Uanusr, äis wäbrsud äsr Nasb- 
kris^sit äis Irä^sr äsr revolutionären Lews- 
*AUNA Z6V/68SN sinä. UnALrn, Dolsn, Italiener, 8ul- 
ALren, Obinesen: äer 2u^ äsr Helden arstrsekt 
sied von Danä su band. Deberall aber sind, ibre 
8ebieksale ^leieb. 8is werden vsrkoW, gsinar- 
teri, in die (leäängnisse geworksn; sie kübren 
Ausb in äer NiniAration äas Dasein von Xömp- 
tern. ^er aktiv kür äis 8aebe äer Involution 
eintritt, nirnint in äer De^sl niebt sied selber 
^iebt^, sonäern äis 8aebs. Ls ist äaber Mt 2U 
versieben, äak äie Daten unä rnsbr noob äie 
beiden der Hevowtionärs verbäbnisinM^ ssäen 
wiäer^esnieZeb werden. Anna 86Abers bat 
keine Rübe ^esebeut, urn diesen DebendäuNn 
bis in äen Alltag binsin naeb^nsnüren. M einer 
DsnauiKsit, äsrsn nur äer Beteiligte keb » ist 
seb'dsrt sie äie unmensoblioben Drsn^ teten nn- 
garisebo.r unä bu^arisobsr ^VeitzMäisten: äb 
ssäistisoben Orgien, äis bei äer (FekanAsnnabrne 
roter 8oläaten unä bei Verboren bs-an^en wsr- 
äen; äie Dutbebruuxsn der Dlüobtbn^ und me 
Tapferkeit ibrer bnierstütLsr; äie lanxsn. 6e- 
fHuAnidebre äer . ; äie 8sbwIeriA' 
keiten äer bxistenL in äer Verbannung. Reben 
össtalten, äis rnan balb unä balb Lu srratsn 
glaubt, tauebsn anonzfine biguren auk, Rarnsn- 
lose, äie niernanä je kennen wirä. Ibnsn allen 
ist bier ein Denkmal gesetzt. Dnä bintsr äissen 
Personen sinä noob bunäerts Dngsnannts xu 
abnsn^ äie niebt anders wie sie ?u band ein und 
ru sterben wissen.
	        

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