206 L. Th. Critik der aͤsthetischen Urtheilskraft.
richtet, zur Baukunst gehoͤrig, ja alles Hausgeraͤthe
(die Arbeit des Tischlers u. d. g. Dinge zum Gebrauche)
koͤnnen dazu gezaͤhlt werden; weil die Angemessenheit
des Products zu einem gewissen Gebrauche das Wesent⸗
liche eines Bauwerks ausmacht „ dagegen ein bloßes
Bildwerk, das lediglich zum Anschauen gemacht ist
und fuͤr sich selbst gefallen soll, als koͤrperliche Darstel
lung bloße Nachahmung der Natur ist, doch mit uͤck⸗
sicht auf aͤsthetische Ideen; wobey denn die Sinnen⸗
wahrheit nicht so weit gehen darf, daß es aufhoͤre als
Kunst und Product der Willkuͤhr zu erscheinen.
Die Mahlerkunst als die zweyte Art bildender
Kuͤnste, welche den Sinnenschein kuͤnstlich mit Ideen
verbunden darstellt, wuͤrde ich in die der schoͤnen Schil⸗
derung der Natur und in die der schoͤnen Zusammen⸗—
menstellung ihrer Producte eintheilen. Die erste waͤre
die eigentliche Mahlerey, die zweyte die Lustgaͤrt⸗
nerey. Denn die erste giebt nur den Schein der koͤr⸗
perlichen Ausdehnung: die zweyte zwar diese nach der
Warheit, aber nur den Schein einer Benutzung und
Gebrauchs zu anderen Zwecken, als blos fuͤr das Spiel
der Einbildung in Beschauung ihrer Formen. *) Die
) Daß die Lustgaͤrtnerey als eine Art von Mahlerkunst ba⸗
trachtet werden koͤnne, ob sie zwar ihre Formen koͤrperlich
darstellt, scheint befremdlich; da sie aber ihre Formen wirt⸗
lich aus der Natur nimmt, (die Baͤume, Gestraͤuche, Graͤ—
ser und Blumen aus Wald und Feld, wenigstens uranfaͤng—
lich) und so kern nicht, etwa wie die Plastik, Kunst ist, auch
18.
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