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Rasch auf vom Stuhl
und in die Schul',
und lernet brav und gebt fein acht,
denn auf dem Thurme schlägt es acht.
Guͤll.
39. Der Teppich.
Franzäiska war ein liebes, freundliches Kind, und es
fehlte ihr nur eine Tugend, um ganz die Freude ihrer
Eltern zu sein — nämlich die Geduld.
Wenn sie etwas lernen sollte, und es gieng nicht
sogleich alles nach ihrem Köpfchen, so wurde sie verdrießlich,
warf die Arbeit von sich und rief: „Ach, das lerne ich in
meinem Leben nicht!“
Wenn sie in den Garten gieng, wo die Obstbäume
standen, so klagte sie: „Ach, es dauert doch gar zu lange,
bis die Apfel und Birnen reif werden, ich kann es gar nicht
erwarten!“ Und oft nahm sie wohl gar eine Stange, schlug
das unreife Obst ab, verzehrte davon und wurde krank.
Wenn sie Garn wickeln sollte und die Fäden ein
wenig verworren waren, so zerrte sie das Garn ungeduldig
so lange hin und her, bis es erst recht unter einander
gerieth und sie die Mutter zu Hilfe rufen musste, um
damit zurecht zu kommen.
So gieng es ihr in allen Stücken, und die Mutter
machte sich über diesen Fehler Franziskas viele Sorgen.
Eines Tages brachte sie ihr ein Stickmuster und
sagte: „Franziska, in vierzehn Tagen ist des Vaters
Geburtstag, sticke ihm einen kleinen Teppich nach diesem
Muster. Gewiss wird sich der Vater sehr darüber freuen.“
Franziska zeigte sich sehr bereitwillig und fieng die
Arbeit an. Weil sie aber nur langsam damit vorrückte,
verlor sie wie gewoͤhnlich gleich am ersten Tage die Geduld