37 —
wenn man mit dem Messer daranschlägt; das Glas gibt
einen Ton oder Klang, der gelangt zu unserm Ohre.
Die Töͤne koönnen angenehm oder unangenehm sein.
Ernst und feierlich klingen die Töne der Orgel, heiter und
froh erschallt das Lied der Vögel und der Gesang fröhlicher
Kinder. Je näher wir dem Orte sind, wo ein Ton entsteht,
desto stärker und deutlicher hören wir ihn. Die Töne können
stark oder schwach, hoch oder tief sein; sie können lange
oder kurze Zeit andauern. Manche Menschen haben ein
schwaches Gehoͤr, sie höͤren schwer, sie sind schwerhörig.
Manche können gar nicht hören, sie sind taub. Was man
hören kann, ist hörbar.
Wer auf das Befohlene hoͤrt und es thut, der gehorcht.
Ein gutes Kind gehorcht geschwind. Wer willig und gern
gehorcht, ist gehorsam. Wer aber auf guten Rath nicht hört,
für den gilt das Sprichwort:
„Wer nicht hören will, der muss fühlen.“
52. Die beiden Horcher.
Zwei Knaben aus der Stadt verirrten sich in einem
großen Walde und blieben dort in einem unansehnlichen,
einsamen Wirtshause über Nacht.
Um Mitternacht hörten sie in der nächsten Kammer
reden. Beide hielten sogleich die Ohren an die hölzerne Wand
und horchten. Da vernahmen sie deutlich die Worte: „Weib,
schüure morgen frühe den Kessel! Ich will unsere zwei
Bürschlein aus der Stadt schlachten.“
Die armen Knaben empfanden einen Todesschrecken. „O
Himmel, dieser Wirt ist ein Menschenfresser!“ sagten sie leise
zu einander und sprangen beide zum Kammerfenster hinaus,
um zu entlaufen. Allein zu ihrem neuen Schrecken fanden
sie das Hofthor verschlossen.