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nicht aufnimmst, so wollen wir auch nicht zu dir.“ Es
regnete aber immer ärger, und sie flogen zu der Lilie und
sprachen: „Gute Lilie, mach uns dein Blümchen ein wenig
auf, dass wir nicht nass werden.“ Die Lilie aber antwortete:
„Den Weißen will ich wohl aufnehmen, denn er sieht
gerade aus wie ich, aber die andern mag ich nicht.“ Da
sagte der Weiße: „Nein, wenn du meine Brüder nicht
aufnimmst, so mag ich auch nicht zu dir. Wir wollen lieber
zusammen nass werden, als dass einer die anderen im Stiche
lässt.“ Und sie flogen weiter.
Allein die Sonne hinter den Wolken hatte gehöoͤrt,
wie die drei Schmetterlinge so gute Geschwister waren und
so fest zusammenhielten. Und sie drang durch die Wolken,
verjagte den Regen und schien wieder hell in den Garten
und auf die Schmetterlinge. Es dauerte nicht lange, da
hatte sie ihnen die Flügel getrocknet und ihren Leib
erwärmt. Und nun tanzten die Schmetterlinge wieder wie
vorher und spielten, bis es Abend war. Dann flogen sie
zusammen nach Hause.
Curtman.
8S2. Der Kafer.
Ein kleiner Käfer schwirrte vergnügt ums Bäumchen her,
allein im Garten irrte ein wilder Bub' umber. *
Er fieng das arme Thierchen und packt's hei einem Bein
und bindet's an ein Schnürchen, Mdas arme Käferlein.
Er spottet seiner Wunden, er freut sich seiner Noth,
doch ach! in wenig Stunden war's arme Thierlein todt.
Du schlimmes Kind, was haben die Kafer dir gethan?
Ach! aus dem bösen Knaben ward bald ein böser Mamn.
Dinter.