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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Wirkung sür die nächsten Abende zugesagt h 
3. U. 
Dr. 8. KrL«A.nsr. 
KuUrmd«Wende dsr Frankfurter Studentischsst. DcÄ 
Reigen der von der Frankfurter ^r.ru-LMenjcMjL veLanftalteLM 
Nußlmck-Mende eröffnete ein von gesanglichen Darbietungen um^. 
rahmter Vsrlrag des Herrn Pros. Dr. H. Lsmmel über de^ 
bisherigen Stand der slawischen Philologie In der Vorknegs-- 
zeit war, wir der Vortragende aussührle. das Fateresse »ür Ruß 
land an. den deutschen Universitäten so gering, daß von einer wissen^ 
chafMch betriebenen Slawistin bei uns eigentlich nicht die Ned^ 
- em^onnlL. Hieraus erklärt es sich, daß wir über dir russischer^ 
Probleme ganz mangelhaft unterrichtet waren und noch heute sind/ 
rührt doch z. V° die einzige und zrckem unzulängliche Darstellung 
russischer LiteraLurgeschichte, über die wir Zur Zeit verfügen, VE 
einem polnischen Gelehrten her. Auch von den hervorragendem 
deutschen Vibliotbeken ist die Pflege riLffi-cher Literatur leides 
völlig vernachlässigt w-srder^ Bezeichnend genug für daZ 'Vcr«^ 
sagen deutscher diesem Geb-tt ist cL^ daß es noch' 
immer, keine russische Grammatik i:r d:utsicher/ 
Sprache gibt- e-ä Zu Lin^.r Lattich gründliche ErsOM 
schung der Slawcnwclt und Vor allem dcZ für uns so wuchtigem 
Rußland kommen, so ist, nach der Ansicht deZ Vor tragend rn.^Zu-- 
nächst die Gründung einiger Lektorate für slawische 
Sprache au deutschen GroßstM-Umvrrsi.äten uuerläsilrch, die, 
in Verbindung mit dm wlffenschastlichcn Unternehmungen, für 
Auslandskunde sicherlich für die Erforschung des Ostens Nützliches 
leisten werden, — Die Lieder vorträgs bestritt Herr Her^ 
mann I. Fleischmann, der mit seinem schönen Bariton Lieder' 
von Tschaikowski und Grelschaninoff zu Gehör brächte. Am Flügel 
saß Herr Willy Salomsn, der gewandt wie immer begleitet^ 
-- Der Vsrtragsfolge, die zum Besten studentischer Woblsahrts^ 
einrichtungen veranstaltet wird, ist ein guter Besuch umso r^ehH 
zu wünschen, als eine Anzahl erstcr künstlerischer Kräfte ihre 
-- Wiederaufbau und Soziattfierrrng. In einer Versamm-' 
lung des Bundes technischer Angestellten und! 
Beamten sprach Architekt Heinrich Kaufmann (Berlin), 
! Mitglied der SoZialisierunMommission, über das Thema „Wie 
! deraufbau und Soziallsierung". Er legte Zunächst die verhäng 
nisvollen wirtschaftlichen und moralischen Folgen des verlorenere 
Kriegs dar. Nur e i n Mittel gebe es, um die von der Mehrung 
der ArbeiLsfreudigkeiL abhängige Produktionssteigerung zu er 
zielen: die SoZialisterung des Kohlenbergbaus und aller anderen 
dazu reifen Betriebe. Der Redner entwickelte in großen Zü 
gen das Programm der in der Sozraltfierungskommission aus 
gearbeiteten Vorschläge Lederer und Rathenau und trat für-den 
erstgenannten Vorschlag ein, der eine sofortige Vollsozialisierun-a 
aller Betriebe des Bergbaus vorsehe. ,Besonders eindringlich 
hob er hervor, daß die in Aussicht genommene SoZialisterung 
weder mit einer Wiedereinführung der Zwangswirtschaft, noch, 
mn einer Vermehrung der fiskalischen Betriebe des Staates 
gleichbedeutend sei; auch wandte er sich gegen den Emmand vie 
ler Großunternehmer, die geplante SoZialisterung lähme die' 
Initiative der Führer und bewirke so den Bankrott der deut 
schen Wirtschaft. Seine Ablehnung des Vorschlages Rathenau, 
dem Zufolge erst nach 30 Jahren die SoZialisterung vollendet 
sein soll, begründete er damit, daß inzwischen die Unternehmer 
Raubbauwirtschaft treiben würden. Am Schluß seines Vor« 
trags teilte der Redner mit, daß her Bund technischer Beamten. 
und Angestellten demnächst einen Vorschlag Zur Lösung der 
Wohnungsfrage herauszubringen gedenke. Geplant sei 
eine Zwangsanleihe, verbunden mit Enteignung von Bau« 
Materialien und bei Vergebung der Arbeiten die Bevorzugung 
der sozialisierten Betriebe. Der Abend schloß mit der ein 
stimmigen Annahme einer Entschließung, in der die Versamm 
lung sich für die sofortige Vollsozialisi^ nach dem Vor 
schlag Lederer ausspricht, das Zögern der Regierung ver 
urteilt und die Bundesleüung ersucht, die schärfsten Mittel zur 
Durchsetzung dieser Forderung anZuwenden. 
d?r ProsiiLutisn. In einem von der Gesellschaft 
Zur Bekämpfung der GeschlechtskvMkheilen veranstalteten Diskus- 
stonsabrnd über das Thema „Bekämpfung der Prostitution durch 
soziale Maßnahmen" hielt Richter Dr.- Bozi aus Bielefeld, der 
Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für soziales Recht, das ein 
leitende Referat. Der Vortragende arbeitete zunächst die moderne, 
ethische Auffassung der Prostitution heraus, die sich immer mehr 
gegen die ältere, dogmatische Anschauung des Prostitutions 
wesens durchzusetzen strebt. Während man früher jeden Geschlechts 
verkehr, der sich nicht innerhalb der staatlich sanktionierten Form 
der Ehe vollzieht, als Protistution bezeichnete, versteht man heute 
unter Prostitution die gegenseitige wahllose Hingabe der 
Geschlechter, und gelangt so zu einer milderen und gerechteren Be 
urteilung vieler außerehelichen Verhältnisse. An dem Beispiel einer 
reichsgerichtlichen Entscheidung zeigte der Vortragende, wie die 
unserem heutigen Empfinden gemäße Auffassung der Prostitution 
zusehends Einfluß auf die Rechtsprechung gewinnt. Aus den neuen 
Ideen, die auf eine Beurteilung der geschlechtlichen Beziehungen 
nicht so sehr ihrer Form als vielmehr ihrem Wesen nach dringen, 
erwächst vor allem die Forderung eines rechtsw irks am rn 
Schutzcs der Mädchen, die sich in ein Verhältnis eingelassen -haben 
Zum Schluß wies Dr. Vozi darauf hin, daß dank dem neuen Straf 
vollzugsverfahren sich immer dann, wenn Strafaussetzung in Frage 
kommt, die Gerichte schon vorher mit den Fürsorgeorganm in Ver 
bindung setzen müssen. Damit dieses sozial segensreiche Verfahren 
nicht der Bürokratisierung anheimfallt. hat der Referent in Biele 
feld eine Frau Zugezogen, dic den Verkehr zwischen Gericht und 
Fürsorgeorganen vermittelt. Er erwartet, daß auf seinen Vors.,.ag 
hm auch an anderen Stellen in ähnlicher Weise vorgegangen w'rd. 
An den VsrtmZ schloß sich eine lebhafte Diskussion an», Mit 
dcr Bekämpfung der Prostitution wird sich auch der schon erwähnt« 
Vortrag brschasUssM, den die NeichstagsäLgrordneLe Dr. Maris Eli 
sabeth Lüders Freitag den 28. Januar 3 Uhr in der Frankfurt 
Woge halten wird. 
-0 udor db) IÜL1HÜUL§ di>r ueu'relttmIiLu !>M080pki^ MLZ' 
Lud>6r-sr UeüiuuA S6LL als, der Vork388br; wdb88OM -es 
iu der ^Li,ur 0Ü168 jsdou ZobomA«^ dLÜ es die leboudi' 
LüSLwMsrüiLuM iMMor irAOnd^le verzerrt ^läerspi^elr. 
— LW OrueLk<Mor -— wL» vermelde die kedautoritz! — 
^drd kokk^utiieb in. den uäeNK^u ^us§ade dorlebli^t: die 
.^LrüllL der xrZlcttsobeu. Voruuntt" ist. 1788, uicbl 1777 er- 
bodione^. 
^uk die der „b^MmlÄkei" belFe^obeueu RmnerkuuMN 
oMior emLUKsben, die- Luro^bürdr, L. 1. >vokl iui ^DsedlnK 
Zu meine Lespreobui^ seines, «den envMnten Ruckes im 
kVrMotou der „^rLri^kurtHr /.oüuu§" (1920 I^r. 546) über 
seine ^orLspchioZdx-Id^ ve^dietet leider der Lur 
VsrkU^ung steirendo U^um. Insofern sied meine doit ge- 
LnZerte LiitL gegeu den ktumawu ldeniisnnrs KnreddLrdw 
rrebwte, mnü ieü sie aueb Keule noek Aukreekl erkLllen. vio 
kür «^eine kbüosopbio ^esenllieiien Lessrdke des voUlromme- 
neu IVdrks und der ^erk^ielssenieinsodLkl dedÄrkten ersl der 
enilerrnlen Lestiinrnun^, um d^s Lu leisten, ^s sie N3en 
der ^.dsient, des Verfassers leisden sollen. sie einer 
dlvkHn LeTnWrnn^ uml Lestirnndkeil ermangeln, bleiben sie 
-'me ibeerknrm, die alle mö^Ueben Oebalre in sieb bergen 
iLLM-, m'.d sind selMeMob. nveb ein ^usdruek zenes Kellen 
abse,bin diesen ideruisriiseb en 8trvbens, das öuekbardl LU 
-überwunden traebte^ 
^-S«^SÄr^, 24-^ 2-k. 0/» L-v 
Rußland - Abmd. Im Mittelpunkt des ersten der von der 
Frankfurter Studentenschaft verunstalteten Rußland-Abende stand 
ein Dortrag von Pros H. L o m m e l, der in großen Zügen die 
bisherigen Leistungen deutscher Wissenschaft für die Erforschung deL 
Ostens bel-andelte. Nachdem der Vortragende einleitend hervor 
gehoben hatte, wie wichtig eS gerade hems für unZ sei, die Seele 
des russischen Volkes kennen Zu lernen, stellte er fest, daß es eine 
wissenschaftliche slawische Philologie in Deutschland so gut wie 
garnicht gibt, eine bedauernswerte Tatsache., die sich wohl in erster 
Linie aus dem mangelnden Interesse der Vorkriegszeit an den 
Kulturproblemen der Slawenwetr erklärt. Dem geringen Verständ 
nis, das die Universitäten seither der Bedeutung slawistischer Stu 
dien enlgegengsbracht haben, entspricht es nur. daß auch die gro 
ßen deutschen Bibliotheken noch nicht im geringsten um eins syste 
matische Pflege russischer Literatur bemüht gewesen sind. Von dem 
Verjagen deutscher Wissenschaft auf diesem Gebiet rührt es her, 
daß wir, was unsere Kenntnis russischer Literatur betrifft, zum 
großen Teil auf die einseitigen und ungenügenden Darstellungen 
hauptsächlich polnischer Gelehrten angewiesen sind. Zum Schluß 
ermähnte Pros Lommel, daß englische und amerikanische Universi 
täten jetzt eine Reihe von Lehrstühlen für slawische Philologie er 
richtet haben, und schlug dir Gründung einiger Lektorate für 
slawische Sprache an deutschen Großstadt-Universitäten vor, 
von deren Zusammenarbeit mit den deutschen wissenschaftlichen 
Auslandsstudien er ersprießliche Ergebnisse erwartet. Emgerahmt 
wurde die Nedx von Gcsangsvorträgen von H I. Fleisch. 
' mann, der Lieder von Tschaikowsky und Gretschaninow sang 
ßür bU folgenden RußlandStudenten- - 
schüft haben erste künstlerische Kräfte ihre Mitwirkung zugesagt.! 
Die Veranstaltungen verdienen umso mehr Förderung, als sie Zum 
Besten studentischer Wohl fahriscinrich tun gen ins Werk gesetzt sind. 
I'IliIvsonIKLO 
m rabeUou vEiMtvr Osuker Ullä Necke lE Sm- 
«wL auk Lo v«MpkH<>8oMzvke Von 
8urokd»rÄt. kr»vLkm-t », Ll., Vbnwr u. Nw- 
ter. 15 Leiten. .« 3. 
kmoUvi-tsr krir»tä0Et« vr. s««« 
Oeseinellte <jes Liitikon niui Ldk>o<!lLn<jwv!tku 
«ur v«y«s 8eÄ«n umkWK«Msit keik« 
E Lu^zinEMidräotzon, dsrF 
^bräkL. ^Vis äer Vei-tssssr kvrvockvbt, ist 
, l b o 11 a r isobe br H b o rs 1c b t, LW seinen V<>r^ 
über SesekioLt« ätzr I>türo«opkiv wrä 
i Ss^'-tkck <jL« von ikm MkASstsIIte Leiienu,. Aew 
kickt äk k-Me äcs 8tvkl« 
cksm^Ikzt, oinew siedersü H»It, uM oötisst ilm üLDi, 
piu!o«»Ki«!k»L S««MtMtvivkIu»s e«S«ck«L ru 
bktbM. Vie vlieäcnmx <jer sroüsn ptiUo^opIiisckM Lpo- 
eben so^ic dw ^uswmbl und ^nord^^nn^ ibrer UanpIvertiDt^r 
^rundet sieb ank ^nsebLunnAen, die der Verfasser in seüre^ 
Luebe „Individuum und ^Vdw als ^'erb" nieder^elest tE 
und sMa^vor^rbi§ LuMpÜLt, seinen BabMen noobnmi^ 
Letonun^ der eignen Position ersebemt ^.^. 
chebtrertiZt, da s^ dvn Aeblüssel runi VeEndnw der 
„8t3MmtÄkeI- üekert^ dm za als Oesvbiebte der kbUoeovk^ 
Luxleiob aueb ^bdosoMe der OEblebte ist. Lm besoLde- 
res verdienst der Tabellen selber erblicke leb darin, dM 
8w die LiAenbedeutunK der Mitteln!terbcben kbilosovbw 
dw m den meisten pbüosopbie^esebmbtlioben vArste-llunAen 
O.dnw^tt Lllrusebr um ibr kleebt verkürz,t würd, 
drin^lrob bervortreten lassen. lieber manebe LrnLeUwü^
	        
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