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einer Vollanstalt für freie und angewandte Kunst aus zu«
Lauen.
2. Die räumliche Verlegung dieser Schule nach dem
Stadel erscheint nicht notwendig und nicht zweckmäßig
S. Der Schule ist eine direktoriale Spitze zu geben.
Die Stelle ist vorher öffentlich auZZuschreiben und eine Mit
wirkung der Lehrerschaft bei ihrer Besetzung vorzusehsn.
4. Es ist wünschenswert, wenn vom Städel eine freie
Gemeinschaft bildender Künstler geschaffen wird.
Die berufenen Meister sollen berechtigt oder verpflichtet werden,
auch auf den städtischen Schulen ausgebildete Meisterschüler an-
zunehmen.
5. Die Interessen der jetzigen Atelierinhaber sind Sei
der Neugestaltung weitgehenost zu wahren, wobei jedoch die
künstlerischen Interessen der Allgemeinheit voczugchen haben.
Hülsen, der, wie er hervorhob, im Einklang mit den übrigen
Lehrern der Städelschule sprach, die Ansicht, daß der Schule ihr
Unterbau unabhängig von der Kunstgewerbeschule erhalten werden
müsse. Man einigte sich schließlich auf folgende Resolution, die
dem Magistrat, der StadtverordnetemVersammlung und der
Administration der Städelschule übermittelt werden soll:
1. Die von der Stadt übernommene Kunstgewerbeschule ist M
IrankfmLer Angelegenheiten.
Die RepÄrMsusfrage. !
In einer vorn Demokratischen Verein einbemfenen offene
lichen gu besuchten Versammlung sprach Dienstag abend im
Börsensaal Pros. v. Schulze-Gaevernitz (Areiburg) Wetz
die ReparaLionsforderungen unserer Gegner. Der Redner gnö
Zunächst einen kurzen UeLerblick über die Rechtsfrage. Nach
dem FriedensverLrag ist die Festsetzung her gesamten Repara--
Lionssumme ein einseitiger ALL der ReparationsLoMmission, vor«
zunehmen bis zum 21. Mai 1921. Das Verlangen der Alliier-t
ten, unsere Unterschrift unter ihre Forderungen zu erhalten^
bedeutet also ein Hinausgehen über den Vertrag, das uns Zur
Vorsicht verpflichtet. Was ferner die Höhe der uns obliegenden
Entschädigungen betrifft, so ist sie praktisch durch die Zahtungs-
fähigbeit Deutschlands bedingt und lediglich insofern begrenzt,
als Deutschland laut Frredensvertrag seine Schuld innerhalb
dreißig Jahren zu tilgen hat. Keynes hält es für möglich, daß
Deutschland 60 Milliarden Goldmark zahlen kann, Baruch -
der Sachverständige Wilsons, geht bis zu 80 Milliarden, womit
die höchste Schätzung irgend eines Sachverständigen gegeben isti
Die bekannten Parrser Forderungen dagegen, die sich außer der
12proZentigen Steuer auf den deutschen Export auf 226 Milliar^
den Goldmark belaufen, würden nach dem Urteil von Keynes
das Doppelte der h ochsten Ziffer darstellen, die irgend
eine kompetente Persönlichkeit in England oder in den Vereinig
ten Staaten jemals zu rechtfertigen suchte. Da es für eine,
! streng wirtschaftliche Betrachtung überhaupt unmöglich ist, schort
jetzt die Summe festzustellen, die Deutschland zahlen kann, er
scheint das zweite Angebot unserer Delegation in London einex
festen Verpflichtung für dck ersten fünf Jahre bei Offenhaltun^
der Gesamtsumme am sachgemäßesten. »
Durch welche Mittel kann nun Deutschland zahlen? Gold
werte für Zwecke der Reparationszahlung können sicherlich nur"
durch Ueberschüsse unserer Handelsbilanz her
vorgebracht werden. Demgegenüber ift aber festzustellen, daß
die Nachfriedenspolitik der Alliierten Deutschlands Exportkraft
in dreifacher Weise schwächt. Einmal erzwingt man "von uns^
Rohstoffli-eferungen von Kohle, Holz usw., ohne zu bedeutn,'
daß unser Vermögen die Arbeitskraft ist, die den Rohstpff ver*
sdüt; daß wir also die hohen Reparationsforderungen nur»
verwirklichen können, wenn man unsere Rohstoffeinfuhr erleich
tert. Zum andern wird unsere Exportkraft und damit unsere Repara-
! Lionskraft deutscher Waren im alliierten Ausland unterbunden. Irr
derselben Richtung wirkt auch die Beschlagnahmung von deutschem
Privateigentum, deutschen Konzessionen und Kapitalbeteiligungen
in aller Welt. Im Interesse unserer Zahlungsfähigkeit wäre drin
gend zu fordern, daß mau diese Beschränkungen aufhöbe und den
Grundsatz der großen britischen Freihändler des gleichen Rechtes
Aller auf den internationalen Markt zur Anerkennung brächte.
Drittens und letztens ist die durch die jähen Valutaschwankungenl
so beeinträchtigte Wiederherstellung der deutschen Finanzen eM
unerläßliche Vorbedingung der Reparationszahlungen. Ihre Neu«,
ordnung kann aber nicht durch weitere erhebliche Steuererhöhungen,
sondern nur durch den Abbau der Inflation erreicht werden, die
eine Wirkung des Friedensvertrags und der Nachfriedenspolitik der
Alliierten ist: Erfüllung der hohen Reparationsforderungen setztz
eine Verminderung der Okkupationskosten und Rückgabe des deut
schen Auslandsvermögens an Ne früheren Besitzer voraus. Man
verpflichte ferner die deutsche Regierung zu einem Finanzplan, dep
das Budget ins Gleichgewicht setzt und die Valuta befestigt. Nur
ein Deutschland, das im Vollbesitz seiner Produktionskräfte bleibt,
kann die hohen Entschädigungen Zahlen. Man wird anzuerkenner^
haben, daß Frankreich, das unter dem Druck seiner Finanznox
steht, sofort realisierbare Forderungen braucht. Hierzu verhilst
ihm freilich nicht eine Politik der Angst und Rache, sondern ledig
lich eine Politik, die Deutschland wieder kreditfähig macht. Er
schwerend für uns ist es, daß England imperialistische Ziele in
Asien hat. die es unter Umständen dadurch zu fördern sucht, daß
es europäische Interessen an Frankreich preisgibt. Demgegenüber
stellen wir heute noch einmal unseren guten Willen fest, zu einem'
praktischen durchführbaren Abkommen zu gelangen, das vor allem
den finanziellen Bedürfnissen Frankreichs nach sofortiger Zahlung
gerecht wird. Als der Gläubiger der Alliierten hat Amerika
ein dringendes Interesse daran, daß der Schuldner seiner Schuld
ner saniert werde, und vielleicht könnte eines Tages Amerika seinen
Vorteil darin erblicken, daß es die Forderungen der Alliierten
gegen Deutschland übernimmt.
In Deutschlands Fleiß und Können liegen unbe
grenzte Möglichkeiten, die der Entschuldung Europas dienstbar ge,
macht werden können. Inzwischen arbeiten moralische Mächte für
Deutschland und zermürben die Grundlagen des Versailler Frie
dens, der auf dem Strafgedanken sich aufbaut. Früher oder
später — so schloß der Redner seinen mit großem Beifall auf
genommenen Vortrag — wird das Weltgewiffen über veraltete
Gewaltpolitik hinaus dem großen Gedanken der Zukunft entgegen
reifen: der Solidarität der Menschheit.
Die Anregung des Vorsitzenden Dr. H. Mai er, von einer:
Diskussion abzusehen und ein BegrüßungsLelegramm an den HeL -
matbund der Oberschlesier zu schicken, fand die ein-;
wütige' Zustimmung der Versammlung.
. Kraniitmler AngelegenLeiLen.
NeugestalluNg der Arankr^rter Kunstschulen.
Um eine Aussprache über die Frage der Neugestaltung der
Frankfurter Kunstschulen heröeizusjU)^en, fand Somuag vormittag
in der Aula der Gewerbeschule eine Versammlung statt. Zu der
siebzehn Korporationen der Frankfurter Künstlerschaft ein Ein
ladung hatten ergehen lassen Nach den einleitenden Worten des
Vorsitzenden, AmLZgerich'tsrat Dr. Levi, der kürz auf die Be
deutung der Emscheionngen hinwies, die infolge des Ü-eö^ßangs
der Kunstgewerbeschule an die Stadt in nächster Zeit zu treffen
sind, nahm Stadtverordneter Direktor Walter in einem längeren
Referat zu dem für die Entwicklung des Frankfurter Kunstlebens
so wichtigen Gegenstand Stellung Der Redner betonte Zunächst,
dgß die Stadt begreiflicherweise nur über wenig Mittel verfüge
und daß es ihre dringlichste Verpflichtung sei, vor allem für eine
gediegene fachliche Ausbildung der Massen Zu sorgen. Aus solchen
Erwägungen heraus hat der Magistrat seit Ostern 1920 die verti
kalen Fachschulen geschaffen, die Lehrlinge, Gehilfen und Meister
vereinen. Frankfurt hat vierzehn derartige Schulen, Maschinen-
fachschule, Hilfsarbeiterfachschule, Buchgewerbeschule,- H aus hab
tungsschule usw., deren Entwicklung sich in günstigem Sinne voll
zieht. Auf ihnen als den Grundschulen sollen sich die höheren
Schulen aufbauen. Für das Maschinenfach und das Baufach
sind diese staatlichen Schulen vorhanden; die Kunstgewerbeschule
dagegen muß jetzt von der Stadt übernommen werden/ öa sie lecker
nicht verstaatlicht worden ist. Es versteht sich aus Gründen der
Sparsamkeit von selber, daß die Stadt kein Doppelsystem dulden
kann, und so hat sie bereits einzelne Klassen der Kunstgewerbeschule.'
z. B. die für Gebrauchsgraphik, auf dem Verwaltungsweg ihrey
gewerblichen Fachschule angegliedert. Welche Ausgaben hat nun
die Kunstgewerbeschule zu erfüllen? Vor allem ist an
ihr eine Klaffe für Raumkunst und Innenarchitektur zu schaffen-
an die sich Klassen für Stilkhre, Kunstgeschichte, MZeichnen^
Ornamentik, Plakatkunst, freie Graphik usw. anzuschließen Haben
Sie muß zu einer Vollanstalt für freie und angewandte Kunst
ausgebaut werden, die in Mitteldeutschland die führende Stellung
einnimmt. Den Gedanken, die so erweiterte Schule ans Städek
zu verlegen, hat man nach reiflicher UeöerlegunH wieder fallen ges
lassen, man will sie vielmehr in ihrem bisherigen Gebäude als
Atelierschule beinhalten. Triftiae Gründe sprechen dafür, eine
^direktoriale Verwaltung der kollegialen an der neuen Schule vor-
zuziehen; der Posten des Direktors, dem hauptsächlich die Ver
waltungsgeschäfte obliegen, soll ausgeschrieben werden. Was die
Städelschule betrifft, so erscheint es wünschenswert, daß an
ihr eine freie Gemeinschaft bildender Künstler geschaffen wird, die
gleichsam den Gesamtaufbau des Frankfurter Kunstschulwesens zu
krönen hatte. Der Redner empfahl an sie außer einem Architekten,
zwei Bildhauern und drei Malern auch einen Schriftkünstler zu
berufen, da gerade Frankfurts Schriftgießereien Weltruf ge
nießen. Den zu berufenden Meistern wäre die Verpflichtung auf-
zuerlegen, ein bis zwei hervorragende Schüler in ihren Ateliers
zu unterweisen. Das Endziel, dem alle Anstrengungen gelten, ist
sie Erhebung Frankfurts zu einer künstlerischen Metropole; zu
feiner Erreichung wird es auch nicht wenig beitragen, wenn man
die Kunstgewerbebibliotheken zu einer Zentralbiblio-
thek für Kunstgewerbe und Technik ausgestaltet.
Die Diskussion, in der im allgemeinen die vom Referenten
entwickelten Pläne Zustimmung fanden, drehte sich im wesentlichen
um das Verhältnis der Städelschule Zur Kunstgewerbeschule.«
Während Stadtrat Dr. Rumpf es begrüßte, daß die Stadel?
schule rein eine Schule für freie Kunst werden solle, vertrat Pros.
hervorhob, im Einklang mit den übrigen
e sprach, die Ansicht, daß der Schule ihr