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HochschullehrerB.
Weltbund für Freundschastsarbelt der Kirchen. In einer
Versammlung der hiesigen Ortsgruppe des Weltbunds für Freund-
schastsarbeit der Kirchen sprach dieser Tage Dr. Siegmund
Schultze (Berlin) über das Thema: „Was haben die Kirchen
für den Frieden getan?" Im Vergleich mit der katholischen Kirche,
die ebenso wie die über alle Länder verbreiteten methodistischen und
baptistischen Kirchen doch letztlich stets im Sinne christlicher Tradi
tion für den Frieden gewirkt hat, sind die evangelischen Landeskir
chen in der Segnung der Kriege oft recht weit gegangen. Erst in
den letzten Jahrzehnten hat auch bei ihnen eine große Bewegung
für den Frieden eingesetzt, die, weil aus dem christlichen Bruder-
schastsgedanken geboren, mit der demokratisch-pazifistischen Be
wegung nur wenig gemein hat, wenn sie in ihr auch einen Bundes
genossen erblickt. Der Redner gedachte kurz der verschiedenen Be
strebungen, die der Gründung des Weltbunds zu Konstanz in den
ersten Lagen des Weltkriegs vorangingen, vor allem der Zusammen
kunft im Haag 1907, an die sich BesuchsauLLausche deutscher und
englischer Geistlicher anschlossen. Während des Kriegs haben die
Mitglieder des Weltbunds durch die Tat bewiesen, welch tiefes
Bruderschaftsbewußtsein ihnen innewohnt. In England und in
. Deutschland wurden, zunächst unabhängig voneinander, Stellen für
Ausländerfürsorge gegründet, die eine segensreiche Tätigkeit ent
falteten. Auch in der Gefangenenfürsorge ist, zumal von den Eng
ländern, viel geleistet worden, und dieses Liebeswerk, das die schwe
dischen, dänischen, schweizer Kirchen weiter ausbauten, trägt jetzt,
nach dem Kriege, noch seine Früchte. Die Versuche, die von ein
flußreichen englischen Anhängern des Weltbunds im Kriege zur
Anbahnung des Friedens eingeleitet wurden, scheiterten an der
Haltung der Regierungen. Als dann das deutsche Heer zusammen-
brach und der Waffenstillstand abgeschlossen werden mußte, konnte
vom Weltbund nur noch wenig geschehen. Immerhin hat man es
dem Eintreten der Erzbischöfe von Upsala und Canterbury zu
danken, daß in den Friedensvertrag der Paragraph hineingekommen
ist, der den Schutz der religiösen Minderheiten Vor
sicht. Nach dem Krieg ist der Weltbund als die erste internationale
Gruppe zusammmgetreten und hat seine Arbeiten wieder ausge
nommen. Zur Herbeiführung eines wahren Friedens hält es der
Redner für erforderlich, daß Deutschland sich zwar zu seinem Teil
der Schuld bekennt, aber doch nicht die alleinige Schuld auf sich
lädt, wogegen sich schon unser Wahrheitsgefühl empören würde.
Da die soziale und die internationale Frage aufs engste Zusammen
hängen, wird ferner die Christenheit in sozialem Sinne wirken
müssen und den Neuaufbau der Gesellschaft als gemeinsame Auf
gabe der Kirchen anzusehen haben.
«Armut und Würde. Auf Einladung der Frauengruppe de
Demokratischen Vereins sprach gestern abend Frau Elly Heuß -
(derlin) über das Thema „Armut und Würde im neum
^rMManv"« Die Rednerin suchte im großen und ganzen die Ge^
danken und Leitsätze zu entwickeln, deren Verbreitung und Be
wahrung sich der Bund d-er Erneuerung wirtschaftlicher Sitte und
Verantwortung zum Ziel gesteckt hat. Unsere Aufgabe ist es heute
vor allem, einer neuen Wirtschaftsethik in Deutschland den
Boden zu bereiten, denn eine Besserung unserer Wirtschaft hängt
aujs engste mit der Hebung der allgemeinen Moral zusammen. Um
dieses Ziel zu erreichen, kommt es zunächst darauf an, daß das
deutsche Volk sich seiner Armut voll bewußt wird und mit Tra
ditionen bricht, die, noch aus der Zeit des Wohlstands stammend,
jetzt ihre Daseinsberechtigung verloren haben. Der Bund der Er-
neuemng setzt sich demgemäß für eins unserer wirklichen Lage
mtsprechende Lebenshaltung ein und sucht dadurch den sinkenden
Volksschichten einen Halt zu gewähren. Ferner dürfen wir unsere
Armut nicht willkürlich vergrößern, wie es ja leider durch die
massenhafte Einfuhr von Luxuswaren und überflüssigen Genuß
mitteln noch immer geschieht. Einfuhrverbote der Regierung helfen
heute, wo die staatliche Autorität untergraben ist, nicht das ge
ringste, auch eine Lahmlegung des Schmuggels wird sich auf be
hördlichem Wege nicht herbsisühren lassen. Erst wenn die Allge
meinheit in richtiger Erkenntnis der Lage gewillt ist. den wirt
schaftlichen Schädigungen und der wirtschaftlichen Unmoral ein
Ende zu mach-em können dank ihrer Unterstützung die Erlasse der
Regierung wirklich Erfolg haben. Es gehört zu den Aufgaben des
Bundes, in diesem Sinne auf die öffentliche Meinung einzuwir-
ken. Nach der positiven Seiko hin liegt uns die Förderung der
Qualitätsarbeit ob, auch werden wir in einer Reihe von Indu
strien auf eine, möglichste Normalisierung und Typisierung der er
zeugten Gegenstände hinzuarbeittn haben. Anregungen hierzu sind
von dem Bunde bereits ausgegangen. Die Mahnung zur Sparsam
keit darf uns aber nicht dem Geize in die Arme führen; im Gegen
teil: es ist dringend notwendig, daß uns die Gewohnheit zum
Geben, besonders aus dem Gebiete der Wohlfahrtspflege, nicht ver
loren geht, weil wir unser Volk vor jener Armut bewahren müssen,
die gleichbedeutend mit Verelenduna ist. Gelingt es uns, diese
äußerste Verelendung hintanzuhalten und tragen wir unsere Armut
mit Würde, dann vermag sogar Segen ihr zu entfließen. Es ist
von ihr hauptsächlich eine Stärkung des Familien
lebens zu erhoffen, dessen Innigkeit uns die Kraft schenken
wird, der kommenden schweren Zeiten Herr zu werden. Schon
mehr als einmal hat ja das deutsche Volk den Beweis dafür ge
liefert, daß es Armut mit Würde verbinden kann. Es wird auch
dieses Mal dazu fähig sein, wenn die deutsche gebildete Mittel
schicht die Führung behält und ohne Verbitterung, den breiten
Massen ein Vorbild, in die neue Zeit hineingeht. An die beifällig
handen solcher Formen befestigt und gestützt. Zudem sind die
Menschen nun einmal so wunderlich, an derlei Abzeichen Freude
»zu empfinden, und eS ist nicht einzusehen, warum man ein jy
Harn-loses Mittel Mschmähen sollte, wenn es "dem guten Zwecke
dient. Vr. Lr. (Fn der Tat tst damit zu rechnen, daß in unserem
dem Volk der Vereine und General-Versammlungen und
Dtatmen, Abzeichen als äußeres Merkmal der Zugehörigkeit zu
SEM Bunds beliebt sind und zur Nachahmung reizen. Schon
AvsnarLu Z hat bei der Gründung des Bundes einem Abzeichen
Las Wort geredet. Freilich kann es dann passi-ren, daß sich Viele
durch das Abzeichen freikaufen und sich den Leute! um die Grund
sätze des Bundes scheren. Man sollte.es nicht ständig tragen,
sondern nur, wenn man in Gesellschaft geht oder zu Veranstaitun-
M. der denen das Abzeichen Bekenntnis und Demonstration be
deutet. Wichtiger als das Abzeichen ist die Arbeit für den Wan -
bel der^Gesinnung, die Arbeit für die Erkenntnis, daß es
unsere sittliche Pflicht ist, einfach zu leben, daß wir sie dem
Vaterlands schuldem Wir haben Männer und Frauen in führen
den Stellungen nötig, die sich öffentlich dazu bekennen und beispiel
gebend leben. Es gibt kein besseres Werbemittel als das Bei
spiel Wenn ein Dutzend Frankfurter und FraEurterinnen,
deren Nam und Art sie allen sichtbar macht, mit der Rosette des
' Bundes in Gesellschaft gehen und damit bekunden: Wir lassen zu
Haufr keinen Cognac servieren und nehmen auch in anderen Häu
sern keinen, wir rauchen keine Importen, wir parfümieren um? nicht
wir tragw keimen Frack mehr, usw, dann ist der Bund gynacht
und wrd Mitglieder in Massen finden. Die Männ-r der K-'jfü-
gen deutschen Republik leben allerdings längst brmdeLaMSß und
.brÄuchen sich nicht mehr zu überwinden Sie soll
Bund der Erneuerung öffentlich werben, die Ho
indem fie durch das Tragen des Abzeichens den Studenten fagm,
Es hsute auf den modernsten Hosenschnitt nicht ankommt und
zvW der sparsamste Deutsche der beste Deutsche ist. D. Red.)
'kMrneuerrmg.j In Deutschland werden heute Bünde u n
Bünde gegründet, und man weiß kaum noch, ob ihre Zahl nicht
bereits die unserer Gesamtbevöllcrung übersteigt. So skeptisch nun
auch die etwaigen Erfolge solcher Konventikcl und S.'üen im all
gemeinen zu beurteilen sind, von dem Bund der Srn.-euerung
wirtschaftlicher Sitte und Verantwortung, der
im Dienste unserer Wirtschaft möglichste Einfuhrbeschränkung und
einfache Lebenshaltung fordert, könnte immerhin einige Wirkung
ausgehen Wir haben an anderer Stelle unseres Blattes darüber
berichtet, daß auch in Frankfurt jetzt eine Ortsgruppe dieses Bundes
aufgetan worden ist. Die Tatsache ist erfreulich und cs erhedr sich
nur die Frage, durä> welche Mittel denn der Bund dazu befähigt
werde, sinne Ziele wirklich Zu erreichen Nur wenn es dem
Bund gelingt, die tonangebenden Kreise von Handel und
Industrie und die Gelehrtenwelt für sich zu gewinnen,
darf er auf eine Umwandlung unserer Lebensweise in
dem von ihm anges^ Sinne hoffen. Mit anderen
Worten: die Vereinfachung unserer gesellschaftlichen Gebräuche
wie überhaupt unseres ganzen Lebensstiles muß zur M o d e wer
den. es muß als begehrenswert gelten, in Kreise ausgenommen zu
werden, deren Gepflogenheiten den Vorschriften des Bundes ent
sprechen Nickt an die beliebigen Einzelnen, sondern an die ge-r
fellsck?ftlich Führenden richtet sich darum -in erster Linie der Mahn
ruf des Bundes Es verhält sich mit diesen geplanten Lebensrefot>
men genau so wie mir muen Trachten: sli bürg-ern sich auf die
Dauer nur ein, wenn sie von Schichten angenommen werden dte
aus irgendeinem Grunde nicht in gesellschaftlichem Ansehen stehen.
Und wäre es am Ende nicht ratsam, ein Abzeichen zu stiften,
das auch äußerlich die Zugehörigkeit zum Bunde verräth Inneres
Wollen verlangt nach sichtbaren Formen und wird durch das Vor
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