KrankfurLer AngekegeNZeikM.
Eröffnung der Akademie der Arbeit.
Heute Vormittag erfolgte im Senckenbergischen Festsaal die
Eröffnung der Arbeiterakademie. Kultusminister Dr. Becker
begrüßte im Namen der Staatsregierung das Zustandekommen
der Akademie und rief ihr ein herzliches Glückauf zu. Es folgten
Begrüßungsansprachen des Oberbürgermeisters Voigt im Na
men der Stadt, des UnivsrsitätsrcAors Geheimrat Schön
flies iin Namen der Universität, des Vertreters der Gewerk
schaften, Stadtverordneten Thomas, der auch im Namen
des Bundes sür Volksbildung sprach und eines Vertreters der
christlichen Gewerkschaften. Sämtliche Redner gaben der Hoff
nung Ausdruck, daß die Akademie der Arbeit, den Gedanken
der Solidarität aller Volksschichten fördern möge. Die Eröff
nungsansprache hielt der Leiter der Anstalt Dr. Eugen R o se n-
stock.
IrankfurLer Angelegenheiten.
--- Traumdeutung und Geisierverkehr bet den NrvMerru Irr
dem vom Bund für Volksbildung dankenswerter Weise veran--
MLeten Vortragszyklus über Gcheimwissenschaften sprach vorige
Woche Dr. VaLLer über die VorstellungswelL der primi
tiven Völker, auf deren Anschauungen und Gebräuche Spirr-
Lismus und Okkultismus unserer Tage ja zum guien
Teil ZurückZuführen sind. Der primitive Mensch, der von reli
giöser Ehrfurcht vor einer über ihm stehenden Macht ganz durch
tränkt ist, wird vornehmlich durch die äußere Form der ErMi-
nungen gebannt, die sich, so glaubt er, in irgend einem magischen
Zusammenhang mit den durch sie verkörperten Geisterwesen be
findet. , Aus seinen Träumen weiß er, daß es so etwas wie eine
Seele gibt, die unter Umständen ihre Leibeshülle verläßt und
auch nach dem Tode weiterdauert; sie wird von ihm bald als
Spiegelbild, bald als Schatten vorgestellt. Auch nimmt der
primitive Mensch das Vorhandensein eines Seelen st offes
an, der mit der Lebenskraft des Menschen als identisch gcdacht
wird und als dessen Hauptsttz gewöhnlich der Kopf gilt- Ferner
glaubt er an das Mana, d. h. an eine die Welt erfüllende geistige
Macht, die sich jeder Mensch und jedes Tier unter Umstanden
aneignen kann. Schließlich lebt er im regen Verkehr mit
Geistern, die als Seelen der Abgestorbenen oder gewisser
Tiere, aber auch als Stürme etwa ihr gespenstisches Wesen tret«
ben. Wie verhält sich nun der primitive Mensch diesen Ee-
i staltsn seiner Einbildung gegenüber? Er ist davon überzeugt,
? saß man Macht über sie gewinnen kann- Freilich, wer Zau^
berpriester, beZW. Zauberdsktor und damit Zum Beherrstler
der Gersterscharen werden will, dessen Körper muß zuvor lang»
wierige Entbehrungen' durchmachM, Askese allein eröffnet irm
den Zutritt zur MaDr Alles, was in der Welt geschieht^ ist für
den. primitiven Menschen. eine "Wirkung der Zauberei. Der
Zauberpriester beeinflußt z. N durch Wunschzauber das Wetter
oder das Jagdglück, irgendwelche symbolischen Hand ¬
lungen an dem Abbild der von Hm zu bannenden Geister vor«
nimmt. Sind seine Muste nicht erfolggekrönt, so war^eben
ein mächtigerer Zauberer w der Nähe, der die Beschwörung
durchkreuzte. Wer einem Menschen Schaden zufügen will, muß
sich in den Besitz eines Teiles seines Körpers setzen. Um das
Mana zu verstärken, machen Z. Ä. manche Bölkerstämme Kopf-,
jagden oder ergeben sich der Menschenfresserei. Krankheiten
werden natürlich ebenfalls von Geistern hervorgerufen. Zu
ihrer Heilung versetzt sich der ZmwerdokLor in Trance oder
saugt auch Wohl am Körper des Patienten; unverkennbar trägt
Suggestion häufig zur wirklichen Gesundung bei. Der Tod ist
dem primitiven Menschen unbegreiflich. Er fürchtet sich vor
der freigewo^denen Seele mnd sucht sie entweder zu versöhnen
oder durch Anstimmen von Höllenlärm zu verscheuchen. Alle
diese Vorstellungen, die der Weltangst der Urvolker entspringen,
leben als Rudimente noch heute in der Wahrsagerei, dem
Spiritismus und Okkultismus fort. Wer sich, wie es jetzt
vielfach geschieht, ihnen verschreibt, sinkt damit -auf die Stufe
der primitiven Menschheit. zurück und büßt die im Verlauf einer
langen Kulturentwicklung gewonnene geistige Freiheit wie»
der ein - —-LÜMW
— i Ausstellung des Offenbacher Ledermufenms.^ WsW !
man Led-M, daß das Offmbacher Ledermuseum erst seit fünf Iah-!
reu besteht, wird man von der Fülle und Kostbarkeit der in ihm
vereinigten ethnographischen und alten kunstgewerblichen Arbeiten !
die m diesem Monat zum ersten Male vollständig der Oeffentlich-
, keit gezeigt werden, aufs angenehmste überrascht sein. Der Begrün
der des Museums, Pros. Hugo ELerhardt hat es verstanden,
Mitten im Krieg und ohne Zuhilfenahme staatlicher und städtischer
- Mittel eine Sammlung zu schaffen, die schon heute einzigartig in
Dmtschland ist. Die in den Technischen Lehranstalten
(Offenbach) untergebrachte Ausstellung enthält Ledererzeugnisse
aller Zerten und Länder in den mannigfachsten Material
bearbeitungen, und diese Gegenstände sind mit so viel Geschick zu-
fammenHetragen und angeordnet worden, daß ihre Betrachtung
dem Kunstforscher und dem Ethnographen, dem Lederfachmann
und mcht zuletzt dem unbefangenen Laien einen gleich hohen
Genuß zu gewahren vermag. Bei der Reichhaltigkeit des Gebo
tenen können nur einige besonders ins Auae fallende Stücke
namhaft gemacht werden. In der großen Halle ist eine Schuh
sammlung zu sehen, die u. a. russisches Schuhwerk in kurio-
,er Lederintarsia-Technir und Reitstiefel der Haussa-Stenger mit
rercher Stickerei in farbigen Lederriemchen umfaßt. Von der Kunst
der primitiven VölkH erhält man hier überhaupt einen
hohen Begriff. Schilder, Pulverhörner, Zaumzeug der Mandingo-
neger, Beinfchmuck der HereroS usw. beweisen, daß wir es in der
Ornamentik nicht sonderlich weiter gebracht haben als diese un-
zwllcherten afrikanischen Stämme. Aus der großen Schau in der
Aula sind fOhe Offenbacher Arbeiten und Schöpfungen
der Bledermeierzeit hervorzuheben, ferner wertvolle Le-
derernbände darunter ein Kalbslederbändchen des 13.
Jahrhunderts und zwei ichöne Bände des berühmten -Jakob
Krause. Bei vielen von ihnen macht sich orientalischer Ein
fluß stark geltend Es rechen sich an eine nirgends sonstwo in
dieser Vollständigkeit vorhandene Sammlung von weit über hun-
der- ^Tiroler und oberbayrischen Ledergürteln,
. srns Sammlung von Ledertaschen und Taschenbügeln, Brief-
ta,SM mit Ossenbacher Lithographien (ein Zeichen
o « er eBe i o l euL M UNgo E desscdu h rc L h S G een w ee b feesld ), e W rs eO Ä ff M enb ? a - r ^ er L Täntia M ke - it
tchen Lederveachenung usw^ Dazwischen ein internationales Gs-
^p°uischerLederpreffungen, portu-
italienischer Koffer und Truhen. Die besten Stück«
2esesa<ll zur Schau gestellt. Neben schönen
Hitschen Arbeiten dÄ 14. und 15. Jahrhunderts (gotischen Buch-
mitchen, Religuienschreinm usw.) bewundert man in diesem
SchmuSasten von Nicolas
' Erwähnung nmg auch die umfängliche und
t2le^AA.U^^ vonFut-