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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

K? 
Ilrieki)An6. 
s>s. 
» 1. 
*) Mit Ausnahme zweier noch Erwähnung findender Bücher,^ 
Hie der Neue Geist-Verlag herausgebrachL hat, sind sämtliche hier 
.besprochenen Werke Sinelairs in der trefflichen Ueberjetzung Von^ 
K-Mchnia Lur Mühlen erschienen. 
Ki»«KI,Kr«Zt°8 ?»,ß-5« nn 8«rn«I» 
I^L'jOrRs'L^Ir vors k^G^ZU« 186'—18W. 
Lwlt^Art, veutsoko VoriaKs-^osMU. XII, 369 8. 
Vw küiLiiek oiookreNsii-oii LrioLs 6«Ä;od 8 u r e k k L r 6 ös 
Lir seinen ^reuv6 k'rieüriod v. kreen ke^eiekern .6W 866 
DurekkAräts L^ar niodt um neus ^ü^o, dürlen Ader äoed 
emH iverLvoNe UrMnLMiA seiner „Lrisko an einen Vreki^. 
teilen". Lr lernte, ^16 Lmu 8 t r 3, u K m seinem Vorderiedl; 
ervLdnt, den um etlieke ^sdre ^ün§eren daZ^eden Vervval- 
LnnAsdeAMten verrnnlliev beim ÄdenäNeken Ztammtised im 
„Kirnen" Ln I.örrned kennen nn6 moedw 6v6en, 6^3 sied 
ein „vernünktlKeL OIss ^Vein" n»it idm trinken tasso. Im 
KMderdst 1869 ^nräe 6er Urnedr Odersmtmann v. kreen 
n^ed Ninedsal versetzt, künk ^adre später schon ka.m er Als 
8taär6!rekwr n^ed XLlsrnde, vo viele k'Läsn in seiner Kami 
LusammenHeken. Rnrekd^rät ^Lr in 6ew k'reunäsekAkts- 
verdnitnis änrenLus niedt nur 6er Oedsn6o, er enwkinK viel- 
medr von Sem mitten in 6er ?rLxis siebenten, ^velterkLdreDen 
preunüe, mit äem idn Veredrnn^ kür LedopendAuer un6 vor- 
v^Anäts Ix»den85timmnnA- verdanä, 80 MAnede LeKUiti^nnU 
nnä ^.nreMNZ in poMiseken ViA^en vv6 in mevsedliedea 
Oivgen V/Rrme kürs kröstewäb ^der. ^us 6en 1864 de- 
xinnen6en Lrrsken tritt 61s ^ersönUedke'N 8«rekdAr6tK Lum 
öreiken Zentiied dervor. ^mü88,nt nn6 Nedevg^vüräignin- 
stLnäiled xl3n6ert 6er et-n-as kanLi^s ^nnAKSseNe von seinen 
Weisen NLed ^Vien, konäon, Italien, seinen VVemkLdrten ms 
Oderi3n6 nn6 verkenn im übrigen nie, sied n^ed 6em >Voh1- 
er§eden 6er „kilii" kreens trendesor^t Ln erknnäiZen. 8eme 
kortiLni'ncke OIoZÄernn§ 6er poütiseden Vor^wge verrLt 6^ 
xenLnen Kenner 6er enropLiFeden Oesekiekw, 6er Ae^oimt 
ist, Atz AreiAnisse im OroLen Tu seden, nn6 änred AnLsren 
OlüNL kiek niedt dienten KIM. Mextlsed, M mit nnver- 
kokIeneM inneren dranen direkt 6er Verkasser 6er „Meid» 
kistoriseken LetrAedtnn§en" 6em Lommen6en entgbssen. 
Volksvermekrung, vemokrAtisierun^ Knärkniisi^runA 6er 
Nassen suk 6er einen 8eite, 8ed^in6en 6er ReliMositLt nvL 
6es Meis an« 6er Melt auk 6er anäeren Leite muä idm 
Vorboten 6es vadenäen OkLOs unä ^Ldrdakt propdetisek 
LnVer-t er 1890: „8mnm1 ^eräen 6er entsetrirsire LsMLks- 
mirs von oben nn6 äas deZekrliede Kreiden von unten ^is 
Lvei KokneNrüKe Lnk 6ense1den Oeieisen ^e^eneinLnäer 
prslien". Mt einem KenM^ an 6en nNen 1>enn6 
vom VsLemder 1833 sediisM 6er ^öisMn ansMtLttettz 
ApLon Sinclair. 
! Der Name des ameritzanischen Dichters Upton Sinclair 
wurde in Deutschland zuerst bekannt durch seinen Roman: 
.^Der Sumpf", der die Mißstände in den Chioagoer Schlacht 
Häusern enthüllte und als Nachspiel eine die Richtigkeit seiner 
Angaben bestätigende Regierungsuntersuchung, an der sich 
der Dichter selber beteiligte, zur Folge hatte. Unermüdlich und 
unerschrocken hat seitdem der jetzt Vi-erundvierzigjährige in 
weiteren Romanen, in Dramen und Tendenzschristen aller 
Art Unrecht ans Licht geZerrt und im Kampf gegen die kapi 
talistischen Ausbeuter das Evangelium des Sozialismus ver 
kündet, von dessen Verwirklichung er sich das Nahen des 
Reichs erwartet. Während der letzten Fahre ist eine Anzahl 
seiner Bür^r (zumeist solche der jüngsten Vergangenheit, aber 
auch etliche Werke der Vorkriegszeit) in deutscher Übersetzung 
erschienen. In allen von ihnen ersteht, einem phantastischen 
Spukgebilde gleich, das große chaotische Amerika, Land ohne 
geistigen Mittelpunkt, Schauplatz niederster Gewalten und 
edelster Kräfteentsaltung, aus ihnen allen spricht der für die 
Sache der Unterdrückten werbende Dichter, der, hierin Tolstoi 
verwandt, sein Dichtertum oft beiseite setzt, um mehr Äs 
nur „Literatur" Zu geben, um der mit Leidenschaft ergriffenen 
Pflicht, Aufklärung, Hilfe. Erlösung Zu bringen, un 
mittelbar zu genügen. Die Kunst verwandelt sich ihm in eine 
Dienerin, der Künstler in den Anwalt der Gerechtigkeit; aber 
wenn man seine Bücher liest, so begreift man, warum dieser 
Dichter immer mehr zum sozialistischen Propagandisten wird, 
statt rein als Künstler sich Zu vollenden, ehrt das erschütterte 
Herz, das weiter zu dichten verchmäht, wo eine leere, schauer 
lich entsunkene Wirklichkeit rings umher Neugestaltung begehrt. 
! Unter den seit Kriegsende der deutschen OeffentlichkeiL vsr- 
gekegten Werken steht dichterisch der seinerzeit viel gewürdigt, 
Kriegsroman: „Iimmh Higgins" (Verlag Gusmv Kiepen- 
herrer, Potsdam) voran?) Man wäre versucht, ihn ein! 
negatives Epos Zu nennen, wenn nicht die außerkünsüerischs 
Absicht zuletzt doch allzu stark durchbräche. In der unvergeß 
lichen Gestalt des Jimmy Higgins selber hat der Dichter das! 
stumme Dulderschicksal ungezählter Massen Zustmnnengedrängt! 
Er führt den geknechteten, drrmpsen „Mann der Menge", denn 
seine Seele sich zuneigt, durch alle Andren des Kriegs — 
welche Bilder der Qual gleiten in endlosem Zug vorbei, welches 
Gewimmer der zum Wurm herabgewürdigten Kreatur inmitten 
Nebelschwaden der Lüge, Höllenlärms der Schlachten! — und 
läßt ihn zum Märtyrer der von Rußland her sich ausbreitenden 
bolschewistischen Ideen werden. Glorienschein umwebt den 
Bekenn er, der von der amerikanischen Militärjustiz zu Tode 
gefoltert wird und am Ende gigantisch zu heldenhaftem Vor 
bild heranwächst. — Auch der Roman: „Hundert Pro-! 
zent" (DtÄik-Verlag, Berlin, 1921; illustriert von George; 
Gr 0 sz) spielt während des Kriegs, auch er deckt, freilich mit 
einem nur selten durch dichterischen Glanz überhöhten Sarkasmus, 
ein Stück jener furchtbaren amerikanischen Wirklichkeit auf, die 
sehr mangelhaft durch die Phrasen von Gleichheit und Freiheit! 
verhüllt wird. Sinclair schildert in ihm, sein stets wiederkehren-. 
des Thema auf neue Weise ab wandelnd, die grausamen' 
Kampftnethoden, deren sich die KaMÄistenklaffe, d. h. aber die 
herrschende „Gesellschaft", die das hundertprozentige Ameri- 
kanertum gepachtet zu haben meint, gegen Pazifisten und So 
zialisten bedient. Man glaubt sich in das zaristische Rußland 
versetzt, so raffiniert ist, dem Dichter Zufolge, das amerikanische 
Spitzelwesen ausgebildet. Peter Gudge, schwacher mißleiteter 
Bruder des Jimmy Higgins, beginnt seine Laufbahn Äs 
„LMut provoeateur", schwingt sich von einem gefügigen 
Werkzeug der Gesellschaft zu einem Meister in allen Künsten der 
Korruption empor und gleicht sich schließlich, ein Günstling des 
Geschicks, nach so manchen überwundenen Gewissensregungen 
immer mehr dem Ideal des Vollamerikaners an. Das Buch 
ist zu sehr Protest und AEage, um den ironischen Ton rein 
durchhalten zu können, seine Verarbeitung mancher in Wirklich 
keit vorgekommener Ausschreitungen und Schandtaten empört 
zwar gegen den Terror amerikanischen Faseistentums, erweckt 
aber zugleich den Eindruck der Einseitigkeit, der zum min 
desten dem Roman seine unbedingte Ueberzeugungskraft raubt. 
— Wie kann dieser verrotteten Welt das Heil widerfahren? 
Der Dichter weiß, daß nur ein Sozialismus religiösen Geprä 
ges Keimzelle der neuen Gesellschaft zu werden vermag. Mt 
kühner Realistik läßt er in seinem letzten Roman: „Man 
nennt mich Zimmermann" (MÄik - Verlag, Berlin,, 
1922) den Herrn selber über die Szene schreiten. Die Leidens--^ 
VLs GLZ'MlrtM^LEKLI^H Ü6L« LL'kGrr».LMl8- 
t^^E-rdLO. Von vr. Lsrl Kann deim. (Kant- 
stnäien. iLr^ünLnnsssdekt ^lo. A7-) Vsriin^ Kentder n. 
ILeiedAr6. M Leiten. 
Die vorliegende ^ddanZinng steiit-'äen dtzLedtens^erten 
Versaed 6ar, 6ie krinLipien nnskinäig Ln mLÄrev, nZed 6enen 
zs'ed siie mggiieden Lrkenntnistdeorien konstituieren. Der 
Verfasser nntersedeiaet 6rei 6run6tz^)en von Lrkenntvis- 
Ldeorien, 1e nse^Zem sie idre» ^nsgAng von 6er iogiseden, 
6er MI-edoiogiseden o6er 6er ontologisoden „Ilrsvstematlsie- 
rnng" nedmen nn6 6smit sned 638 erkenntnistdeoretiseds 
Kernproblem: «las krodiem 6er VeLieinrnss L^viseden 6em Lr- 
kennenäen, 6em LnArksvnenäen nn6 6er Erkenntnis anders 
steliev nn6 Wsen. Nsnndeim sorgt einienedten6, 6a3 nur 
eine degrenste ^nL3di soieder ^ösungsversnede mvgHed ist, 
Erst Lder aned naed, sied 6iese a priori kesisteiidsren 
t^piseden Nanntkälle der idrem weiteren XuNdsu bis ins IIv- 
AdseddAre verästeln müssen. Der Verfasser gelängt rrr 6em 
Lrgednrs, 6s6 6Zs Msdrdsitskritermm einer Krkenntn'stdeorie 
6avon addänge, od sie in 6e? KoAK, 6er ks^edologie oäer 
6er Ontologie knnZiert sei. 8o krnedtdar sued NLnn- 
deims OeZanke e'ner LtrukturanAivse 6er verscdieäenen dir- 
kevntnistdeori^n ist, Ln seiner völligen vüredfüdrnng dätte 
es 6oed 6er Mertnvg 6er erkenntnistdeorptiseden 8anpt- 
tvpsn de6nrkt. ank 6is äer Verkassor de^vnM Verhiebt leistet. 
8tstt 6ie8y l'^en Lvm ^nkrreis idrer «trnktnrellen Le- 
sedAkkenkeiten einfaed vodeveinanäs? Lu stellen, gilt es, 
gleiedssm idrei^ Adsomten Ort Ln bestimmen^ ^odei es sied 
etE Leigen v^nräe, 6ä3 6ie ps^edologised geriedtete Erkennt- 
nistkeoris 6er logissd geriedteten ksinesvvegI koorämiert ist. 
Nrst naed erkolgter Ortdestimmnng mag 6snn 6ie mAterial- 
logiseds Unterredung 6er T'^pen Lu, idrsm Iteedte kommen, 
-^.us äer ^Atsaede, 626 6er Ver^s-ser öfters 6ie Mt^eväigkert 
einer ..Lrkenntnistdeorrs 6er ^rkenntnistdeorie^ (6. d° Also 
einer Ordnung 6er von idm dervorgedodenen t^piseden Naupt- 
fälle) betont, gebt dervor. 6a6 er sied selber 6er Vorläukig- 
keit seiner Arbeit de^nkt ist. In Hndetraedt 6er neuen 
Problemstellung, au? 6e? sie derudt, ^äre rdr Ausbau in 6em 
gemeinten Kinne sebr Ln vünseden. Kr. 
Vse Verlag „Vsr Lunä" in Nürnberg dringt in 
Dwtzm gut 6U8g68tati6t6N Länäeden eins ^U8^vadl 6or 
Fragments H 6 rak? it 8 derart f52 beitend Die klsiNE 
KamnAmg. Zis 6em I^eraklit-^Verlc I^rZ8l?ll68 entnom- 
Fnen i^t, tvirö Znred ein eitvsg prätentiösem Vorwort, 
Fr-^KSdiLMTZ' HMAALltSk» 
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