Die Ausstellung selber illustriert die Darlegungen
Dr. Paquets aufs beste. Der Obergeschoß-Saal des Antiquariats
birgt in seinen Vitrinen kostbare Frühdrucke von Sigismund
Feyerabend, de Bry, Egenolff, Wechel,
Merian usw.; auch das von Hauck gedruckte älteste Karten
spiel liegt auf. Als Kuriosität mag man ein theologisches Werk
aus der Bibliothek von I. W. Textor, des Großvaters
Goethes, bewundern. Lokalhistorisches Interesse bietet die
kleine Schau von Frankfurter Almanachen aus dem
19. Jahrhundert, in denen sich u. a. auch der wohlbekannte Schul
meister Gräff ? bunt koloriert präsentiert. Krönnungs-
diarien reihen sich an, sowie wertvolle Frankfurter Erst
ausgaben wichtiger Werke von Grabde, Rückert,
Hölderlin, Moser usw. Die noch durch Altfrankfurter
Stiche bereicherte Ausstellung gewährt eins gute Uebersicht über
die mannigfachen aus Frankfurt stammenden Buch- und Druck
Erzeugnisse. — Im Erdgeschoß wird man zur Gegenwart zurück
geführt. Die hier ausgebreitenden Schätze der heute in Frankfurt
blühenden Verlage erwecken ihrer Vielseitigkeit und ihrer ge
diegenen Ausstattung wegen die begründete Hoffnung, daß Frank
furt bald wieder zu einem Mittelpunkt des deutschen Buchhandels
werden wird. Eine besondere Vitrine ist übrigens den schönen
Büchern Schwerdtfegers eingeräumt. Die Ausstellung, die
sicherlich viele Besucher anZieht, bleibt bis Ostern gegen freien
Eintritt geöffnet.
Tiedemänn L Uzielli und des Zinglerschen Kabi
netts. Zum Schlüsse hob er noch die Bedeutung dreier Verlage
hervor, deren Ruf über Deutschland histausgedrungen ist: des
pädagogischen Verlags Moritz Diestexweg, der seit achtzig
Jahren die Herausgabe einer Mehrzahl finstrer deutschen Schul
bücher besorgt; des jüdischen Verlags I. Kauffmann, der
Dank der GeLehriamLeit feiner Inhaber ari dem Gebiete der
hebräischen Literatur und der Judaica aller Art eins führende
Stellung einnimmt, und des weithin bekannten Antiquariats
v. BaerLCo., das auch durch seine stattlichen Verlagswerke sich
eines wohlbegründeten Ansehens erfreut.
Gesellschaft der Arelmds der ArsMurker
SkadibiblioLhek.
— Gestern abend fand in der GeWechterstube des Rathauses
- die Gründungsverfammlung der sellschaftder Freunde
der Frankfurter S tadtbiblioth ek" statt. Geh.-Rat
Ebrard dankte den Anwesenden für ihr Erscheinen und verband
hiermit den Dank an den Magistrat, an Herrn Bankier Emden, den
er als den eigentlichen Vater des Gedankens dieser Gesellschaft be
zeichnete, sowie an die „FmnMMer Zeitung", die in ihrem „Stadt
Blatt" der Notlage der SLMbrbliothek besondere - Aufmerksamkeit
gewidmet Habs.. Für die aus ÄR Aufruf hin bereits im Betrag von
655 000 Mk. eingegangenen Spenden sei man zum großen Teil
einer Reihe von hiesigen Verlagsbuchhandlungen verpflichtet. Im
Verlauf seiner folgenden Ausführungen legte Gch.-Rat Ebrard an
Hand statistischen Materials die Schwierigkeiten dar, denen infolge
der Geldentwertung die Stadtbibliothek bei der Literaturrbeschaffung
und der Aufrechterhaltung des Bibliothekbetriebs begegnen. -- Nach
Konstituierung der Gesellschaft trat die Versammlung in die Be
ratung der Satzungen ein, deren endgültige Fassung von dem
Verwaltungsausschuß ssstgelegt werden soll. Als jährlichen Min «
destbeitrag setzte die Versammlung die Summe von 1000 Mk.
fest; für die ewige Mitgliedschaft soll das sünfhundertfache dieser
Summe entrichtet werden. Gewählt wurden zum Ehrenvorsitzenden
Oberbürgermeister Dr. Voigt, Zum 1. Vorsitzenden Konsul Dr.
Kotzenberg, zum 2. Vorsitzenden Geh.-Rat Ebrard, zum
Schriftführer Dr. Lieb wann, zum Kassenführer Bankiev H.
Emde n. Am Schlüsse der Sitzung meldeten sich bereits drei ewige
Mitglieder an.
Gesellschaft der Freunde der Skadkbibliokhek.
.^ 3^. unserem gestrigen Bericht üker dir Gründungsvermmm-
Gesellschaft der Freund; der Stsdtbibliolhek (veröl..
WM-Matt vom 27. März) mochten wir noch nachtragen, dak
^'.E.das .M^rndek-munen der GMschost Dr. K. M e i iz i n g e r
weienMMe Verdienste ermord«» hat. Er P der Verfasser des «Mn
LE'Wi M mit der Lage der Stadtbibliothek beMMgenden
AE E,Dtadt-Blatt", die jetzt von der „Frankfurter A-ituna"
Ä'hR^nderdrück der Gesellschaft zu Propegandazwecken zur
VechrWns gestellt worden sind. In dem betreffenden AE (verzl.
StM-BlM vom 20. Januar L- I.) regte Dr. Meißinger nicht
nur .-M Schaffung einer Organisation zur Erhaltung dä Stadt
bwkoihck an, sondem. trat auch für die Heranziehung des Frank
furter Buchhandels ein, und machte schließlich den jetzt angenom ¬
menen Vorschlag, daß die Namen der großen Stifter auf den s
marmornen Ehrentafeln im Vestibül der Stadtbibliothek verewigt
werden sollen.
«-V Die Firma BaerLEo. hatte am Sonntag vormittag Zur
Eröffnung einer in ihren schönen Räumen auf der Hochstraße stalt-
sindenden Sonder-Ausstel lung geladen, die Frank
furts Bedeutung als Bücher stadt in Vergangenheit und
Gegenwart veranschaulichen soll. In einem sehr lehrreiche^ Vor-
trag schilderte Dr. Alphous Paquet die Entwicklung, die Frank
furt auf dem Gebiet des Buchwesens genommen hat. Schon
lange vor Erfindung der Buchdruckerkunst wurde in seinen Mauern
dks Buch als Handelsgegenstand vertrieben. Der eigentliche Auf
schwung setzte aber erst ein, als sich die umstürzende neue Erfindung
seit 1462 mit ungeheurer Schnelligkeit, vor allem im Nhemtal,
verbreitete. Peter Schöffe r brächte seine Kunst aus dem un
glücklichen Mainz nach Frankfurt mit und erwarb hier 1479 das
Bürgerrecht, um sich den Zugriffen auf sein Vermögen zu entziehen.
Mit unter seinem Einfluß tauchten die Bücher bald regelmäßig
auf den Messen auf, wo sie in der Gegend der Leonhardskirche
und in der Buchgasse, die noch ihren Namen von ihnen trägt, ver
handelt wurden. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte siedelte
sich eine ganze Reihe von Buchdruckern und Verlegern in Frank
furt an, unter ihnen Egenolff, der zuerst den systematischen
Nachdruck betrieb, und der zwar tüchtige, aber auch skrupellose
Feyerabend. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
bereits stand Frankfurt an der Spitze der Bücherstädte, obgleich es
nicht einmal eine Universität besaß, und teilte sein Ansehen nur
noch mit Köln und Wien. Diese günstige Entwicklung zu einem
Zentrum des innereuropäischen Buchhandels dankte die dicht
bevölkerte, wohlbewahrte Stadt neben ihrer guten VerkehrZlage
such dem juristischen Vorzug des kaiserlichen Privilegs, außerdem
war sie Freistatt zahlreicher Emigranten und alles in allem einer
der wichtigsten Treffpunkte im alten Reich.
An Büchern nahmen in jenen Zeiten höchster geistiger Spannung -
vor allem Werke derTheologie und Rechtswissenschaft
von Frankfurt ihren Ausgang. Bekannt sind etwa Zehn Frank
furter Bibelausgaben, daneben eine Menge von Postillen, Predigt-
und Gesangbüchern. Die Verlagstätigkeit auf juristischem Gebiet
genoß internattoualen Ruf, viel begehrt wurden Zumal die Neu
drucke der italienischen und spanischen Conziliensammlungen.
Desgleichen erschienen medizinische Werke: GesundheiLsbücher,
DestMerbücher, Kräuterbücher usw. in stattlicher Zahl, und nicht
zuletzt wird auch sür das Unterhaltungsbedürfnis durch die Heraus
gabe von Ritterromanen, Heldensagen, Fabeln, Schnurren und
Teufelsbüchern gesorgt. Von den vielen ebenfalls in Frankfurt
aus den Markt gebrachten Kartenspielen, Zeitungsblättern usw.
ist Leider nur noch wenig erhalten.
Die politischen Wirren im 17. Jahrhundert wirkten zuf.M auch
auf Frankfurt hemmend, außerdem vertrieben die durch dM Mser-
Üchen Censor erfahrenen Belästigungen viele Verleger vKr Orw
Pus jener Zeit ragt der in Frankfurt ansässige BasleMWMas
Merlan hervor, der sich durch die Veranstaltung seiner^
Nren deutschen und ausländischen Topographien ein einZigmttiges
bat. Seinem großzügigen Unternehmen laßt
DA Wir Dr. Paquet hervorhob, an Umfang heute höchstens die
„Frankfurter Zeitung" mit ihrem Stab von auswärtigen Korre-
spondentett zur Seite setzen. Ihm folgten Zeiten des Niedergangs.
Der Büchermarkt verzog sich allmählich mehr und mehr nach Leip
zig, und um die Wende des 19. Jahrhunderts war Frankfurt Ledig
lich noch eine Zweigstelle des süddeutschen Buchhandels. Ganz rrß
freilich die Tradition nie ab. * Weiter gepflegt wurde sie vor allem
durch den 1774 gegründeten Kunstverlag Prestel, der heute im
alten Berhmannschen Palais seinen Sitz hat und die Herausgabe
von Kupferstichen, Frankofurtensten und herrlicher Reproduktions
werke betreibt.
Erst in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kün
digte stch em. Wiederaufstieg an. Es erstanden die großen
weltbekannten Schriftgießereien und Kunstdrnckereien, und Anti
quariate sowie rührige Verlage wuchsen empor, die Frankfurt von
neuem zu einer Bücherstadt von wachsender Bedeutung machen. Kurz
charakterisierend verweiltederRsdnerbei einzelnenUnternehmungen.
Er gedachte der Druckereien von Englert L Schlosser,
Na um ann, Osterri e th und Br ön n er, wies auf Buch- '
künstler wieSchwerdtfeger und Cissarz hin, und nannte
auch etliche Frankfurter Buchbinder, die Meister ihrer Kunst
sind Bei der Kennzeichnung der Verlage begann er mit dem
1816 gegründeten Sauerländer's Verlag, der in der
Literaturströmung des „Jungen Deutschland" stand, das
„Rheinische Museum für Philologie" verlegte, an politischen
Schriften die Erinnerungen des Fürsten Lichnows? i heraüs-
gab und heute sich hauptsächlich der Handelswiffenschaft und
Volkswirtschaft widmet. ' Der vornehmlich die Schöne Literatur
pflegende Verlag RüttenLLoening druckte früher Gutzkow,
Nolefchott u. s. w., unterhielt Beziehungen Zu den Demokraten der
Paulskirche, verbreitete die Schriften des Dänen Georg Brandes,
und hat sich gegenwärtig, vor allem durch bei ihm verlegten Werke
von Lafcadis Heern, Romain Rolland, Buber, sowie durch seine
exotischen Reisebücher und seine Kinderbücher (den „Struwelpeter",
die „LiE Maja" u. s. w.) einen Namen gemacht. Die Frank
furter Verlagsanstalt ist mit dem Strichl-Jahrbuch,
einer schönen Brentanoausgabe, Diebolds „Anarchie im Drama"
und neben guten Werken der Kunst und Literatur rühmlich her
vorgetreten. Der rührige Verlag Englert L Schlosser
glänzt mit den vortrefflich ausgestatteten Bänden der
„Frankfurter Lebensbilder", in dereri Folge demnächst eine
Biographie von Adickes und die Briefe der Lili Schöne
mann erscheinen sollen, und der in den letzten Jährest
stark ausgebaute Buch Verlag d-er Frankfurter
Sozietätsdruckerei zeichnet sich durch seine Monographien
aus dem Wirtschaftsleben, seine zeitkritischen und staats-
männischen Bücher und seine Reiseschilderungen aus. Weiterhin
erwähnte Dr. Paquet die Leistungen des Pathonos-Verlages und
der Verlage von Keftler, Willi Ehrig, W. Gerstun^
Frankfurt als BücherfiadL. In den gestrigen Bericht über den
Paquets (vgl. Stadt-Blatt vom 27. März), haben
---A* sich versüß sinnstörende Druckfehler eingeschlichen. So ist die
X) V e r la g san sta lt nicht mit dem „Strichl-
Jahrbuch", sondern mit dem Staedel-Jahrbuch bervorge-
tr^en, auch handelt es sich nicht um den „Pathonos-Verlag",
- andern ümldcm P a t h m o s - V e rlaa des Bühn e n v ö l ks-
Vu-A uns bekannte Kinderbuch von Bonsels den.Titelh
Mam" Uägt, wird sich der Leser wohl schon selber Zurecht^