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Metadata: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Die Ausstellung selber illustriert die Darlegungen 
Dr. Paquets aufs beste. Der Obergeschoß-Saal des Antiquariats 
birgt in seinen Vitrinen kostbare Frühdrucke von Sigismund 
Feyerabend, de Bry, Egenolff, Wechel, 
Merian usw.; auch das von Hauck gedruckte älteste Karten 
spiel liegt auf. Als Kuriosität mag man ein theologisches Werk 
aus der Bibliothek von I. W. Textor, des Großvaters 
Goethes, bewundern. Lokalhistorisches Interesse bietet die 
kleine Schau von Frankfurter Almanachen aus dem 
19. Jahrhundert, in denen sich u. a. auch der wohlbekannte Schul 
meister Gräff ? bunt koloriert präsentiert. Krönnungs- 
diarien reihen sich an, sowie wertvolle Frankfurter Erst 
ausgaben wichtiger Werke von Grabde, Rückert, 
Hölderlin, Moser usw. Die noch durch Altfrankfurter 
Stiche bereicherte Ausstellung gewährt eins gute Uebersicht über 
die mannigfachen aus Frankfurt stammenden Buch- und Druck 
Erzeugnisse. — Im Erdgeschoß wird man zur Gegenwart zurück 
geführt. Die hier ausgebreitenden Schätze der heute in Frankfurt 
blühenden Verlage erwecken ihrer Vielseitigkeit und ihrer ge 
diegenen Ausstattung wegen die begründete Hoffnung, daß Frank 
furt bald wieder zu einem Mittelpunkt des deutschen Buchhandels 
werden wird. Eine besondere Vitrine ist übrigens den schönen 
Büchern Schwerdtfegers eingeräumt. Die Ausstellung, die 
sicherlich viele Besucher anZieht, bleibt bis Ostern gegen freien 
Eintritt geöffnet. 
Tiedemänn L Uzielli und des Zinglerschen Kabi 
netts. Zum Schlüsse hob er noch die Bedeutung dreier Verlage 
hervor, deren Ruf über Deutschland histausgedrungen ist: des 
pädagogischen Verlags Moritz Diestexweg, der seit achtzig 
Jahren die Herausgabe einer Mehrzahl finstrer deutschen Schul 
bücher besorgt; des jüdischen Verlags I. Kauffmann, der 
Dank der GeLehriamLeit feiner Inhaber ari dem Gebiete der 
hebräischen Literatur und der Judaica aller Art eins führende 
Stellung einnimmt, und des weithin bekannten Antiquariats 
v. BaerLCo., das auch durch seine stattlichen Verlagswerke sich 
eines wohlbegründeten Ansehens erfreut. 
Gesellschaft der Arelmds der ArsMurker 
SkadibiblioLhek. 
— Gestern abend fand in der GeWechterstube des Rathauses 
- die Gründungsverfammlung der sellschaftder Freunde 
der Frankfurter S tadtbiblioth ek" statt. Geh.-Rat 
Ebrard dankte den Anwesenden für ihr Erscheinen und verband 
hiermit den Dank an den Magistrat, an Herrn Bankier Emden, den 
er als den eigentlichen Vater des Gedankens dieser Gesellschaft be 
zeichnete, sowie an die „FmnMMer Zeitung", die in ihrem „Stadt 
Blatt" der Notlage der SLMbrbliothek besondere - Aufmerksamkeit 
gewidmet Habs.. Für die aus ÄR Aufruf hin bereits im Betrag von 
655 000 Mk. eingegangenen Spenden sei man zum großen Teil 
einer Reihe von hiesigen Verlagsbuchhandlungen verpflichtet. Im 
Verlauf seiner folgenden Ausführungen legte Gch.-Rat Ebrard an 
Hand statistischen Materials die Schwierigkeiten dar, denen infolge 
der Geldentwertung die Stadtbibliothek bei der Literaturrbeschaffung 
und der Aufrechterhaltung des Bibliothekbetriebs begegnen. -- Nach 
Konstituierung der Gesellschaft trat die Versammlung in die Be 
ratung der Satzungen ein, deren endgültige Fassung von dem 
Verwaltungsausschuß ssstgelegt werden soll. Als jährlichen Min « 
destbeitrag setzte die Versammlung die Summe von 1000 Mk. 
fest; für die ewige Mitgliedschaft soll das sünfhundertfache dieser 
Summe entrichtet werden. Gewählt wurden zum Ehrenvorsitzenden 
Oberbürgermeister Dr. Voigt, Zum 1. Vorsitzenden Konsul Dr. 
Kotzenberg, zum 2. Vorsitzenden Geh.-Rat Ebrard, zum 
Schriftführer Dr. Lieb wann, zum Kassenführer Bankiev H. 
Emde n. Am Schlüsse der Sitzung meldeten sich bereits drei ewige 
Mitglieder an. 
Gesellschaft der Freunde der Skadkbibliokhek. 
.^ 3^. unserem gestrigen Bericht üker dir Gründungsvermmm- 
Gesellschaft der Freund; der Stsdtbibliolhek (veröl.. 
WM-Matt vom 27. März) mochten wir noch nachtragen, dak 
^'.E.das .M^rndek-munen der GMschost Dr. K. M e i iz i n g e r 
weienMMe Verdienste ermord«» hat. Er P der Verfasser des «Mn 
LE'Wi M mit der Lage der Stadtbibliothek beMMgenden 
AE E,Dtadt-Blatt", die jetzt von der „Frankfurter A-ituna" 
Ä'hR^nderdrück der Gesellschaft zu Propegandazwecken zur 
VechrWns gestellt worden sind. In dem betreffenden AE (verzl. 
StM-BlM vom 20. Januar L- I.) regte Dr. Meißinger nicht 
nur .-M Schaffung einer Organisation zur Erhaltung dä Stadt 
bwkoihck an, sondem. trat auch für die Heranziehung des Frank 
furter Buchhandels ein, und machte schließlich den jetzt angenom ¬ 
menen Vorschlag, daß die Namen der großen Stifter auf den s 
marmornen Ehrentafeln im Vestibül der Stadtbibliothek verewigt 
werden sollen. 
«-V Die Firma BaerLEo. hatte am Sonntag vormittag Zur 
Eröffnung einer in ihren schönen Räumen auf der Hochstraße stalt- 
sindenden Sonder-Ausstel lung geladen, die Frank 
furts Bedeutung als Bücher stadt in Vergangenheit und 
Gegenwart veranschaulichen soll. In einem sehr lehrreiche^ Vor- 
trag schilderte Dr. Alphous Paquet die Entwicklung, die Frank 
furt auf dem Gebiet des Buchwesens genommen hat. Schon 
lange vor Erfindung der Buchdruckerkunst wurde in seinen Mauern 
dks Buch als Handelsgegenstand vertrieben. Der eigentliche Auf 
schwung setzte aber erst ein, als sich die umstürzende neue Erfindung 
seit 1462 mit ungeheurer Schnelligkeit, vor allem im Nhemtal, 
verbreitete. Peter Schöffe r brächte seine Kunst aus dem un 
glücklichen Mainz nach Frankfurt mit und erwarb hier 1479 das 
Bürgerrecht, um sich den Zugriffen auf sein Vermögen zu entziehen. 
Mit unter seinem Einfluß tauchten die Bücher bald regelmäßig 
auf den Messen auf, wo sie in der Gegend der Leonhardskirche 
und in der Buchgasse, die noch ihren Namen von ihnen trägt, ver 
handelt wurden. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte siedelte 
sich eine ganze Reihe von Buchdruckern und Verlegern in Frank 
furt an, unter ihnen Egenolff, der zuerst den systematischen 
Nachdruck betrieb, und der zwar tüchtige, aber auch skrupellose 
Feyerabend. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
bereits stand Frankfurt an der Spitze der Bücherstädte, obgleich es 
nicht einmal eine Universität besaß, und teilte sein Ansehen nur 
noch mit Köln und Wien. Diese günstige Entwicklung zu einem 
Zentrum des innereuropäischen Buchhandels dankte die dicht 
bevölkerte, wohlbewahrte Stadt neben ihrer guten VerkehrZlage 
such dem juristischen Vorzug des kaiserlichen Privilegs, außerdem 
war sie Freistatt zahlreicher Emigranten und alles in allem einer 
der wichtigsten Treffpunkte im alten Reich. 
An Büchern nahmen in jenen Zeiten höchster geistiger Spannung - 
vor allem Werke derTheologie und Rechtswissenschaft 
von Frankfurt ihren Ausgang. Bekannt sind etwa Zehn Frank 
furter Bibelausgaben, daneben eine Menge von Postillen, Predigt- 
und Gesangbüchern. Die Verlagstätigkeit auf juristischem Gebiet 
genoß internattoualen Ruf, viel begehrt wurden Zumal die Neu 
drucke der italienischen und spanischen Conziliensammlungen. 
Desgleichen erschienen medizinische Werke: GesundheiLsbücher, 
DestMerbücher, Kräuterbücher usw. in stattlicher Zahl, und nicht 
zuletzt wird auch sür das Unterhaltungsbedürfnis durch die Heraus 
gabe von Ritterromanen, Heldensagen, Fabeln, Schnurren und 
Teufelsbüchern gesorgt. Von den vielen ebenfalls in Frankfurt 
aus den Markt gebrachten Kartenspielen, Zeitungsblättern usw. 
ist Leider nur noch wenig erhalten. 
Die politischen Wirren im 17. Jahrhundert wirkten zuf.M auch 
auf Frankfurt hemmend, außerdem vertrieben die durch dM Mser- 
Üchen Censor erfahrenen Belästigungen viele Verleger vKr Orw 
Pus jener Zeit ragt der in Frankfurt ansässige BasleMWMas 
Merlan hervor, der sich durch die Veranstaltung seiner^ 
Nren deutschen und ausländischen Topographien ein einZigmttiges 
bat. Seinem großzügigen Unternehmen laßt 
DA Wir Dr. Paquet hervorhob, an Umfang heute höchstens die 
„Frankfurter Zeitung" mit ihrem Stab von auswärtigen Korre- 
spondentett zur Seite setzen. Ihm folgten Zeiten des Niedergangs. 
Der Büchermarkt verzog sich allmählich mehr und mehr nach Leip 
zig, und um die Wende des 19. Jahrhunderts war Frankfurt Ledig 
lich noch eine Zweigstelle des süddeutschen Buchhandels. Ganz rrß 
freilich die Tradition nie ab. * Weiter gepflegt wurde sie vor allem 
durch den 1774 gegründeten Kunstverlag Prestel, der heute im 
alten Berhmannschen Palais seinen Sitz hat und die Herausgabe 
von Kupferstichen, Frankofurtensten und herrlicher Reproduktions 
werke betreibt. 
Erst in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kün 
digte stch em. Wiederaufstieg an. Es erstanden die großen 
weltbekannten Schriftgießereien und Kunstdrnckereien, und Anti 
quariate sowie rührige Verlage wuchsen empor, die Frankfurt von 
neuem zu einer Bücherstadt von wachsender Bedeutung machen. Kurz 
charakterisierend verweiltederRsdnerbei einzelnenUnternehmungen. 
Er gedachte der Druckereien von Englert L Schlosser, 
Na um ann, Osterri e th und Br ön n er, wies auf Buch- ' 
künstler wieSchwerdtfeger und Cissarz hin, und nannte 
auch etliche Frankfurter Buchbinder, die Meister ihrer Kunst 
sind Bei der Kennzeichnung der Verlage begann er mit dem 
1816 gegründeten Sauerländer's Verlag, der in der 
Literaturströmung des „Jungen Deutschland" stand, das 
„Rheinische Museum für Philologie" verlegte, an politischen 
Schriften die Erinnerungen des Fürsten Lichnows? i heraüs- 
gab und heute sich hauptsächlich der Handelswiffenschaft und 
Volkswirtschaft widmet. ' Der vornehmlich die Schöne Literatur 
pflegende Verlag RüttenLLoening druckte früher Gutzkow, 
Nolefchott u. s. w., unterhielt Beziehungen Zu den Demokraten der 
Paulskirche, verbreitete die Schriften des Dänen Georg Brandes, 
und hat sich gegenwärtig, vor allem durch bei ihm verlegten Werke 
von Lafcadis Heern, Romain Rolland, Buber, sowie durch seine 
exotischen Reisebücher und seine Kinderbücher (den „Struwelpeter", 
die „LiE Maja" u. s. w.) einen Namen gemacht. Die Frank 
furter Verlagsanstalt ist mit dem Strichl-Jahrbuch, 
einer schönen Brentanoausgabe, Diebolds „Anarchie im Drama" 
und neben guten Werken der Kunst und Literatur rühmlich her 
vorgetreten. Der rührige Verlag Englert L Schlosser 
glänzt mit den vortrefflich ausgestatteten Bänden der 
„Frankfurter Lebensbilder", in dereri Folge demnächst eine 
Biographie von Adickes und die Briefe der Lili Schöne 
mann erscheinen sollen, und der in den letzten Jährest 
stark ausgebaute Buch Verlag d-er Frankfurter 
Sozietätsdruckerei zeichnet sich durch seine Monographien 
aus dem Wirtschaftsleben, seine zeitkritischen und staats- 
männischen Bücher und seine Reiseschilderungen aus. Weiterhin 
erwähnte Dr. Paquet die Leistungen des Pathonos-Verlages und 
der Verlage von Keftler, Willi Ehrig, W. Gerstun^ 
Frankfurt als BücherfiadL. In den gestrigen Bericht über den 
Paquets (vgl. Stadt-Blatt vom 27. März), haben 
---A* sich versüß sinnstörende Druckfehler eingeschlichen. So ist die 
X) V e r la g san sta lt nicht mit dem „Strichl- 
Jahrbuch", sondern mit dem Staedel-Jahrbuch bervorge- 
tr^en, auch handelt es sich nicht um den „Pathonos-Verlag", 
- andern ümldcm P a t h m o s - V e rlaa des Bühn e n v ö l ks- 
Vu-A uns bekannte Kinderbuch von Bonsels den.Titelh 
Mam" Uägt, wird sich der Leser wohl schon selber Zurecht^
	        
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