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-Verantwortliche Für den redaktionellen Inhalt: .ü V. Dr. S.Kraeaner.
HinM gesellt sich der Sport, der in Bad Homburg von
jeher seine Stätte gefunden hat. Nahe beim Kurhaus sonnen
sich Tennis-, Golf- und Croguetplätze inmitten des Kurparks,
und dicht vor den Toren der Stadt liegt der Tontauben
Schießplatz. Die besten deutschen Spieler geben sich auf diesen
Plätzen ihr Stelldichein, und wer nicht selber mitspielt, kann
doch znm mindesten reichlich Zuschauerfreuden genießen. Auch
die Automobilturniere, die mit dem internationalen Gordon-
Bennett-Remnen im Jcchre 1904 von Homburg ihren Aus
gang genommen haben, werden sorgsam weiter gepflegt.
Manches andere ist noch in der Entwicklung begriffen. So
entsteht eine Sportanlage für Reit- und Fahrsport auf der
dem Tennisplatz benachbarten Siamwiese, und der nichts-
ohnende stille Kurparkweiher soll ein« Vergrößerung erfahren,
die es Freunden des Segelsports erlaubt, ihn an langen Nach
mittagen kreuz und quer zu befahren. Der tätige Müßiggang
des rege ausgeübten sportlichen Treibens verleiht dem Bilde
der Badestadt sein besonderes Gepräge. Wann und wohin
man auch schlendert, man steht schlanke Gestalten in farbigen
Jumpers, die sich mit Grazie durch die grünen Wandelgänge
des Parks von und zu ihren Spielplätzen bewegen. Wichtige
Cäfuren in diesem täglichen Sportleben sind die großen
Turniere, die eine Menge von Leuten nach Homburg wirbeln
und nicht nur die Spieler und Schiedsrichter in Atem halten.
Bis dann nach wenigen Tagen der Spuk verweht und alles
wieder, als sei nichts geschehen, in gewohntem Gleichmaß vor
sich geht. i
Der Be s uch hat mit dem schönen Wetter seit Anfang Juli
stark eingesetzt. Wie alle deutschen Badeplätze leidet natur
gemäß auch Homburg darunter, daß sich die Zahl der verfüg
baren Fremdenbetten nach Kriegsende verringert hat — eine
Tatsache, die ihre einfache Erklärung darin findet, daß Aus
ländsdeutsche, Bewohner der abgetrennten Gebiete, Flücht
linge und Verdrängte, die in den Städten keine Dauer
wohnung fanden, nach den Kurorten gezogen sind. Trotz
dieser Raumnot, der in den kommenden Jahren mit allen
Mitteln abgeholfen werden muß, ist indessen immer noch
Platz genug für Kurgäste vorhanden. Auch die Nachbarschaft
des besetzten Gebietes sollte niemanden verhindern, in Hom
burg Erholung zu suchen; der Ausflugsziele in die nähere und
weitere Umgebung find viele, und von einer spürbaren Ein
schränkung der Bewegungsfreiheit kann nirgends die Rede sein.
Die allgemeine ökonomische Umschichtung in Deutschland
ist begreiflicherweise nicht ohne Einfluß auf Art und Herkunft
der Besucher geblieben. Verzeichnet werden mag nur die Er
fahrung, daß, während der gute alte Mittelstand sich immer
spärlicher einstellt, die Zahl der aus der werktätigen Bevölke-
rnng stammenden Kurgäste stetig anwächst. Was den Aus
landerverkehr anbetrifft. so haben ihm die erst seit
kurzem aufgehobenen PaßverorAnmgen der Reichsregierung
Abbruch getan; zumal für den .Besuch aus Uebersee ist diese
Aufhebung zu spät erfolgt. Hauptsächlich find Besucher aus
dem Osten vertreten, auch Neutrale finden sich mehr und mehr
ein.
Ar einem Kurort gehört wesensnotwendig ein Pro
gramm der Veranstaltungen, und dieses Programm
wiederum setzt einen Mann mit wirtschaftlicher, gesellschaft
licher und künstlerischer Phantasie voraus, der es entwirft und
darum Kurdirektor genannt wird. Der Beruf eines solchen
Mannes ist merkwürdig, genug; sein Ernst beginnt gencu
Die Angst vor den Preisen, die gerade viele der früheren
! Besucher davon abhält, wieder in Homburg Aufenthalt zu
nehmen, ist nicht eigentlich begründet. Zwar find hier wie
anderswg den Kosten nach oben hin reine Grenzen gezogen,
aber sie setzen dafür auch in einer bescheidenen Höhe ein, die
selbst von weniger begünstigten Zeitgenossen stch noch er
schwingen Läßt. Die mit der jeweiligen Schlüsselzahl — gegen
wärtig beträgt dieser Multiplikator 2Z 000 — zu vervielfältigen
den Grundpreise für Pensionen heben, wie ran uns versichert,
schon bei rund 4 bis 4.50 Mark an, und die Grundzahlen Dr
den Gebrauch der Kurmittel bewegen stch von 0.80 Mark an
aufwärts. Statt rein mechanisch und allzu pauschal Aus
länder einfach mit dem üblichen Valutazuschlag zu bedenken,
zieht man es vor, die Preise nach dem Einkommen zu staffeln,
was ihre labilere und gerechtere Gestaltung ermöglicht. Kur
direktor und Hoteliers mit ihrem Blick für Gepäck und Auf
treten der Reisenden sind Menschenkenner genug, um in der
! Mehrzahl der Fälle di? Leistungsfähigkeit ihrer Gäste richtig
' einzuschätzen. Im übrigen wird auf individuelle Behandlung
großes Gewicht^ geregr. Minderbemittelte genießen weit
gehende Vergünstigungen.
dort, wo andere Leute sich von dem Ernst ihrer Geschäftigkeit
erholen, er ist der einzige, dem das Vergnügen kein Vergnü
gen bedeutet, der überhaupt inmitten der ihm Anvertrauten
eine Sonderexistenz führt, weil sein Alltag just auf ihren
Sonntag fällt. Gleichviel indessen, wie es sich damit verhalte:
der neue Hamburger Kurdirektor Anders, der früher den
gleichen Posten in Kreuznach bekleidete, hat jedenfalls die
Situation erfaßt. Er will Homburg, das vor dem Krieg
noch weithin als Luxusbad galt, zu einem wirklichen Heil
bad und Luftkurort machen, und derart eine Ent
wicklung fördern, die nicht auf Entfaltung von Reichtümern,
sondern auf Geschmack und Einfachheit der gesellschaftlichen
Zusammenkünfte abzielt. Dem entspricht denn auch das Pro
gramm, das bei aller Reichhaltigkeit — geplant ist z. B. in
nächster Ait außer Vorträgen und musikalischen Vorführungen
ein Fest in historischen Kostümen: „Tag aus dem Dreißig
jährigen Krieg", sowie ein „Rheinland-Tag" als Opsertag
für die Rhein- und Ruhrkinder — nirgends zu töricht-prunk-
haftem Aufwand herausfordert. Auch sollen Automobiltouren
nach schonen deutschen Städten (Heidelberg, Braunfels usw.)
unternommen und „B ä der - P ickn icks" verunstaltet wer
den, bei denen sich Homburger Kurgäste mit kleineren Gruppen
aus den benachbarten Bädern an einem dritten Ort zum Zweck
seiner Besichtigung und — wer weiß? — auch des Flirts ge
sellig vereinigen. Mehr' in d^e Ferne weist ein Projekt, das
auf die kalte Jahreszeit Beschlag legt und für den Winter
anstelle des obligaten Sportprogramms eine Folge künstlerisch
eigenartiger Veranstaltungen vorfieht. Warum auch in aller
Wüt im Dezember lassen, was im Juli durchaus erreichbar
ist? Homburg als Wintergesellschaftsplatz: so
lautet die Parole der Zukunft.
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Sehr im Irrtum befindet sich, wer nun etwa wähnt, daß
man stch dem GesellschaMrubel in Homburg nicht entziehen
könne. Im Gegenteil: gerade die Abseitigen, die Stillen
im Lande haben hier gute Tage. Niemand wird sie daran
hindern, sich irgendwo privat einzunisten und ein beschauliches
Leben nach eigenem Gutdünken zu führen. Parkgehetze und!
Landschaft^räum sind so weit, daß die Menschen bald darin
verschwind n, und nur eine Ahnung, noch von bewegtem Hin
tergrund zmückbleibt, die den Reiz der selbstgewollten Einsam
keit. beträchtlich erhöht. Sei es nun, daß man sich im Kurpark
und den angrenzenden Wäldern oder im abgeschiedenen Schloß
garten ergeht, sei es, daß man über Dornholzhausen ziM
Gothischen Haus pilgert: stets gibt es Pfade genug, dir zu
friedlicher Einkehr locken. Besonders schön für die der Ruhe
Bedürftrgen ist es, auf geglätteten Wegen in den Feierstunden
des'Spätnachmittags dahinzutrödeln. wenn Männer, Frauen
und Kinder, die ganz unwirklich geworden sind, auf den
Bänken pflanzenhaft die Zeit verträumen und ein unvergleich
lich mildes Licht Wiesenflächen und Vaumgruppen umglänzt.
i. - Dr. 8. Xraoau 6 r.
mag abends im Kasino verschwinden, um sich durch ein harm
loses Jeu in temperierte Aufregung zu versetzen. Zwischen
Ruhe, die nicht in Langeweile ausartet, und Abwechslung, die
nicht eben überanstrengt, wird gerade der hygienisch bekömm
liche Mittelzustand aufrechterhalten.
— I« der Renen Lichtbühne auf der Vilbelerstraße läuft diese'
Woche ein amerikanischer Lustspielfilm „F a tt h a l z Lebens
retter , der m den gesegneten Gefilden Merikos spielt. Fattv >
- em von einem winzigen Negerbübchen gefalzter unglaublich
großer Fettwanst, der sich in allerlei prekären Situationen nicht
nur mit einer sein Gemüt ehrenden Gutmütigkeit, sondern auch
mrt staunenswerter Gefchicklnhreit zu benehmen weiß. Wenn z B
rechts und. links Schurken nahen, biegt er einfach L la Karl May
dre bmden Laufe seines Gewehrs auseinander und erledigt die
i zwei Gesellen, daß es nur so eine Lust ist. Durch solche Künste i
§ gelingt es ihm hie bildhübsche Schurlehrerin des Orts von ibren
Verfolgern zu befreien, wofür ihm denn auch der gebührende Lohn
zuteil wird. Las große Gesellschaftsschauspiel: „DieFrauaus
er"* Orient , spielt anfänglich am Hofe eines Emirs, in den
folgenden Akten auf europäischem Boden. Das Stück behandelt
eine LiebeSgeschichw mit exotischem Einschlag; zum Glück passiert
As "'S Vade an der Klippe des Ehebruchs vorbei, sodaß
AusgnWNimmtE^" ^ahrnissen einen allseitig befriedigenden